o o lkg emeinsch ast
kjeidelberger
Derlag und HerauSgeber: Verlag Vollsgemeinschaft G. m. b. H., Hcidelberg, Hauptstr. 128/128
Eammelnunmier 3228. Schristleitung: Lutherstr. 89. Fernruf 3749. Di« .Bolksgemeinschaft'
erfcheint 7 mal wöchentlich und lostet monatlich 1,79 RM-i bei Trügerzustellung zuzügl. 39 Pf.,
Veobachter
dei Postzustellung zuzLgl. 42 Pf. Ist di- Zeitung am Erfcheinen (auch durch höh-r- «ewa»)
verhindert, besteht ketn «nfpruch auf Entfchädigung. Abbestellungen müsfen bir fpüt-st-n« 28.d.M.
für dcn folgendenMonat direkt beim Verlag eingereicht werden. Ausschl.GerichtSstand: Heidelberg
llonnerstag. den 1k. llpril 18Z8
Üimiic!i88 Vestiinl!ixung8li!stl lnr 8tsst8- nni! 6e«neinl!e-8e!tllsllen
Lreiverknuf ill pfg., 8. Zatirg. / Nr. 105
NGe min den Nalienern beseht
Unauftörlicher Uormarsch — weitere ibalienilche Iruppentransporte nach Ustafriba
Rom, 15. April. Das neueste Fronttelegramm
Morschall Badolglios wird als amtlicher ita-
ltenischer Heeresbericht Nr. 185 veröffemtlichr
und hat folgenden Wortlaut: Unfere Truppen
find Mittwoch früh in Deffie einmarschiert.
Als erste zogen öie Asbo Galla ein, d>ie die
Nachhut des Negusheeres in Eilmärschen ver-
folgt und bereits seit einigen Tagen vor den
Toren Dessies gelagert hatten. J>hnen folg-
ten die Askari-Truppen, denen sich das erste
Korps anschloß. Sofort nach dem Einzug wurde
anf dem Ghidbi und auf dem italienischen
Konsulat üie Trikolore gehißt.
Desste, die Hauptstadt der Wollo Galla, ist
in wirtschastlicher, politischer uno militärischer
Hinsicht einer der wichtigsten abessinischen
Punkte. Von dort führt eine verhältnismäßig
brauchbare Straße in einer Länge von 850 km
nach Addis Abeba. Dessie ist nicht eine typisch
abessinische Stadt, die nur aus Eingeborenen-
hütten besteht, sondern sie besttzt viele Bauten
nach europäischem Muster. Die Stadt hat in
der abossinischen Geschichte oft eine bedeutende
Rolle gefpiekt.
Der Vormarsch des linken italienischen Flü-
gels, der zur Besetzung von Defste führte,
vollzog sich wie folgt: Am 5. April befetzte das
erste Korps Koram. Am 6. nahm die zweite
Askari-Division Alomata Besitz von Koram.
Während die Luftwaffe die flüchtenden Abes-
sinier unaufhörlich beunruhigte, wurden am
7. neue Stellüngen ausgebaut. Währenddessen
hefteten sich die Galla-Stämme an die Fer-
sen der Abessinier. Am 9. April begann das
Askari-Korps dann den Vormarsch auf Dessie
und besetzte noch am Abend Kobbo. Die näch-
sten Tagen waren von Gilmärschen ausgefüllt,
und am 13. April wurde der Haik-See bei
Dessie erreicht.
Am 15. April vollzog sich dann der Ein-
marsch der vereinten italienischen Streitkräfte
in Defste.
*
Rom, 15. April. Nach den Ofterfeiertagen
find wieöer mehrere Truppentransporte nach
Ostafrika abgegangen. Auf öer „Lombardia"
wurden 2600 Soldaten, 1500 Arbeiter und
Munttion aller Art verschifft.
Trotz der italienischen Waffenerfolge wer-
den noch weitere Truppenentsendungen vor-
bereitet. Jn erster Linie werden jetzt Ar-
tillerieabteilungen nach Ostafrika geschtckt. So
steht in den beiden norditalienischen Städten
Alessandria und Piacenza je eine Artillerie-
batterie rur Ausfahrt bereit.
Jn Pola verabschiedete der Kronprinz eine
stärkere Artillerieabteilung, öie dieser Tage
öie Ausreise antritt.
kin protest der kniserin von Kbessinien
Addis Abeba, 15. April. Die Kaiserin von
Abesstnien richkete am Dienstagabend über
den Kurzwellensender Addis Abeba einen
flammen>den Protest gegen öen „italienifchen
Angrlffskrieg" an die ganze Welt. Die Kai-
serin, die in anharischer Sprache das Wort
ergriff, erklärte u. a., sie spreche nicht nnr als
Kaiserm deS abessinifchen Reiches, sonöern auch
alö Fvau und Mutter. Sie wies darauf hln,
daß Jtalien die internationalen Verträge nicht
einhalte und durch Bombenabwürfe und Gas-
krieg unschnldige Menschen töte, deren Leiden
Unermeßlich seten. Dte Rede, die anschließend
von der ältesten Tochter des Kaiferpaares
nbersetzt wuröe, schloß mtt der Aufforöerung
an die gefamte zivilisierte Welt und an den
Bölkerbund, Mittel und Wege zu fiuden, um
den graufamen Krieg nmgehend M beendigen,
öen Abefsinien nicht gewollt habe.
kondon beharrt auf seinem Standpunbt
Snnt-tionen lolten aufrechterdnlten werden - Vns knbinett liinter xden
London, 15. April. Vor der Abreise des
englischen Autzenministers Eden beschäfttgen
sich öie englischen Blätter noch einmal ein-
gehend mit den Ausfichten der Besprechungen
für eine Beilegung des abessinischen Streit-
falles.
Jn den offensichtlich beeinflußten Berichten
wird allgemein hervorgehoben, datz öie Wider-
standskraft Abessiniens noch keineswegs als
gebrochen angesehen weröen könnte. Auch
spiele die schwierige finanzielle unö wirt-
schaftliche Lage Jtaliens eine wichtige Rolle.
So schreibt der diplomatische Mitarbeiter
der „Times", öie Politik der britischen Re-
gierung sei unverändert. England wolle auch
jetzt nicht im Abessinienstreit auf eigene Faust
handeln. Die Negierung sei der Ueberzeugung,
daß der VölkerbuNd als ein Ganzes handeln
müsse. Bei der Erwägung wirtschaftlicher und
finanzieller Sühnemaßnahmen werde England
auch nicht über das hinausgehen, wozu die
übrigen Völkervundsmitglieder bereit stnd.
Der öiplomatische Mitarbeiter des „D a i l y
Telegraph" tritt der Auffassung italie-
nischer Blätter entgegen, daß Eden in dcn
letzten Genfer Verhanölungen eigenmächng
vorgegangen sei. Hinter seiner Stellungnahme
siehe vielmehr das Ge s a m t k a b i ne tt.
Solange ein wirklicher Friede in Abessinieu
nicht erzielt sei, komme nach Ansicht der eng-
lischen Regierung eine Milderung der Sühne-
maßnahmen nicht in Frage.
Jtaliens Finanzlage sei ernst. Seine Golb-
rücklagen seien monatlich um 9 Millionen
Pfund gefallen. Diese andauernde finanzielle
Unterhöhlung könne in wenigen Monaten
zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen.
Keichstreffen der kreisleiter der N5M1P
Nie erste Schulungstogung eroffnet - Nr. keg ;ur Lroge des Lülirernnchwuchses
Berlin, 15. April. Jn der Zeit vom 15. bis
24. April wirb in der Orüensburg C r ö s s i n-
See in Pommern, der neuen großen Schu-
lungsstätte der Partei, eine Tagung der
Kreisleiter der NSDAP aus dem
gesamten ReichSgebiet abgehalten. Zum ersten-
mal wird in dieser Form öie gesamte Führer-
schaft der nationalsozialistischen Vewegung zu
einer großen Schulungstagung zusammen-
Sefaßt. Das Treffen in der Ordensburg
Crössin-See hat für die gesamte zukünftige
Schulungs- unö Auslesearbeit der Partei
richtungweisende Bedeutung, stnö
hier doch zum erstenmal öiejenigen Männer
äu einer einheitlichen Ausrichtung, zu einer
Art politischen Akademie des deut-
schen Volkes zusammengerufen worden,
die die politische Verantwortung für die ört-
liche Arbeit öer nationalsozialistischen Bewe-
gung tragen.
Das Programm der Tagung sieht im ein-
delnen grunösätzliche Reden der füh-
renücn Männer der Partei unö öes Staates
vor, Mittwoch, den 15. April, erfolgte um
Uhr di« Eröffnung durch den stellvertreten-
den Organisationsleiter der NSDAP, Pg.
Schmeer.
Reichsleiter Dr. Ley gab in einer An-
sprache einen Ueberblick über seine Arbeit als
Reichsleiter der Doutschen Arbeitsfront. Er
schi'lderte die Schwierigkeiten, die zunächst bei
der Machtübernahme stch dem großen Werk
entgegengestellt hatten und zeigte die grund-
sätzlich neuen Wege auf, die die nationalsozia-
listische Bewegung bei der Heranbildung des
politischen Führernach-wuchses beschritt.
Jn Vertretung des Reichskriegsministers
spvach öann General Fromm zu den
versammelten Kreisleitern d-er Partei.
Dcr crste Tag der Schn-lungswo-che wurde
durch ein-en Vortrag d-es Leiters des R-assen-
politi-schen Amtes der NSDAP, Pg. Dr.
Groß, abg-eschlossen.
Den Geburtstag des Führers am
20. Aprtl werden die Kreisleiter in einer
gemeinsamen Feierstunde begehen.
Die Tagung findet ihren Abschlutz am
Freitag, öen 24. April, durch die Uebergabe
der Ordensburg in einem großen feterlicheu
Akt.
Die Kenntnis dieser Lage werde wahr-
scheinlich bei den bevorstehenden Genfer Ver-
handlungen zwischen öen. abessinischen und
italienischen Vertretern gegenüber der Tat-
sache der kürzlichen italienischen Siege be-
trächtlich ins Gewicht fallen. Man rechne da-
her nicht damit, daß der Negus sich mit ttef
erntedrigenden Bedingungen abfinden rverde.
Ferner sei klar, daß die ausgiebige Anwen-
öung von Giftgasen den italienischen Vor-
marsch erwöglicht habe. Weder der Völker-
buwd noch di« britische Regierung künnten an
der Tatsache vorbei, daß die-Jtaliener wie-
der ein internationales Abkom»
men gebrochen hätt-en. Man habe Grund,
anzunehmen, daß diese Aufsassung auch bei
der französtschen Regierung Platz gegriffen
habe.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Mor-
ning P o st" glaubt, daß England auf der
nächsten Genfer Sitzung eine Oelsperre vor-
schlagen werd-e, falls die Fri-ebensbesprechun-
gen sehlschlagen sollten. Das Unvermögen, den
Krieg durch Sühnemaßnahmen zu beenden,
und die Möglichkeit des Scheiterns der Frie-
densbemühungen haben die britische Regie-
rung wiederum in eine schwierige Lage ver-
setzt. Die Äüsstchten auf ein Kompromiß wür-
den als ungünstig betrachtet.
paris fur friedliche keilegung
Paris, 18. Aprtl. (Funkspruch.) Am Bor-
abenü öer Besprechung-en öes Dreize-Hneraus-
säiusses in Genf setzt sich di« Pari-s-er Presse
auch weiterhin für di-e Fortsetzung d-es Ver-
suches ein, erne friedliche Beiiegung des i-ta-
lienisch-abe-fstni'schs-n Konfliktes zu erreichen.
Ei-nige Blätter wei-s-en noch einmals a-uf die
Nutzlosigkeit der bisher ergriffe-
nen Sanktionenhin und erkl-ären, daß
ihre Vers-chärfnng, wenn sie den g-ewünschten
Erfolg zettige-n s-olle, militärischen Cha-
rakter anne-h-men müßte. Dies wüvd-e aber
unbebingt unübersehbar-e Folg-cn nach stch zie-
hen, für die Frankreich j-sde Verantwortung
abl-ohn-e.
Der Genfer Sond-erb-erichterstatter des „J n-
transigeant" spricht vo-n etner nenen,
drahen-den Krise d-es V ö l k e r b u n de s.
Zahlreiche Vertreter der mittel-e-uro-päi-schen
Staaten, die die ganze Hoffn-u-ng auf d-e-n Vök-
kerbund s-etzt-en. zeigten sich jeht z-i-emlich ent-
mutigt. Ein Zu-sam-menbruch des Völkerbun-
des, so erkläre man, be-deute den Zus-amm-en-
bruch jeder Ordnung. Di-ese Einstellung der
kleinen mittek-europäischen Staaten, so schreibt
der B-erichterstatter, verdien-e besondere Au-f-
merksamkeit. Frankreich müsse unbcdi-ngt eine
energische Handlung znm Aweck der Wi-edec-
herstellu-ng des internattonalen Rechtes unter-
nehmen, wenn es stch nicht der G-efahr «iner
J-sokierung ail-Ksehen wolle.
Der „Temps" glaubt, die Haktung
Frankreichs bei den Besprechungen des Dr-e-i-
zehnerausschusses dahingehewd auslegen zn
können, datz m-an cmch weiterhm versuchen
werbe, eine Verschärfung der italienisch-eng-
lischen Spannung zu vevmeiden.
Me Musterung 1338
UnmittelDar nach Ostern setzt im ganzen
Reich die zweite Musterung für -ie
Wehrmacht und den ReichsarbeitSdienst nach
der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
ein. Mit gleicher Wehrfreudigkeit und Begei-
sterung wie im Vorjahre, wird stch auch inr
April und Mai 1936 die Jungmannschaft der
Musterung, dieser wichtigen unö eindrucksvol-
len staatsbürgerlichen Verpflichtung, unter-
ziehen unö voll Spannung und Stolz die Er-
klärung als „taugl -i ch" und „wehrfähig"
erwarten.
Jn der Zeit vom 18. November 1935 biS
Februar 1936 haben bereits Zehntausende der
polizeilichen Meldebehörden und der Standes-
beamten im ganzen Reich die Erfassung
der Dienstpflichtigen durchgeführt. Sie hatten
sich dabsi persönlich bei öer polizeilichen
Meldebehörde vorzustellen und ihre Personal-
papiere mitzubringen. Auf Grunv öer hierbei
gewonnenen Unterlagen sinö dte Dienstpfkich-
tigen inöie Wehrstammrolle und außer-
dem jeder in sin W e h r st a m m b l a t t ein-
getragen worden, die die Unterlage für die
weitere wehrrechtliche Vehandlung des Dienst-
pflichtigen abgeben. Zur Musterung im Früh-
jahr 1936 stehen nunmehr die wehrpfkichtigen
Deukschen der Geburtsjahrgänge 1918
und 1916, autzerdem in Ostpreußen
auch des Geburtsjahrganges 1911,
bereit.
Die Durchführungöer Musterung
selbst bedingt ebenfallS eine sich über das ganze
Reich erstreckende, etwas über 2 Monate
dauernde vielfältige Arbeit zweier
Behördenapparate, der Wehrmacht und
der allgemeinen und inneren Verwaltung.
Ferner wirken die Meldedienststellcn des
Reichsarbei-tsdienstes mit.
Die Einzelheiten des MusterungSrechtS ent»
hält die jüngst vom Reichskriegsminister und
Reichsminister des Jnnern verkündete Ver-
ordnung über die Musterung unö
Aushebung vom 21. März 1W6. Jhr er-
ster Teil enthäkt in drei Abschnitten zahlreiche
Durchführungsbestimmungen über den Sinn
unö Jnhalt der Wehrpflicht. Aks Teil
der Wehrp'flicht tritt zuerst die D-ienst-
pflicht an den jungen Volksgenossen heran,
die in der Berpflichtung besteht, sich z»r Mu-
sterung und Aushebung zu stellen und jsdem
Einberufungsbefehl zum aktiven
Wehrdienst Folge zu leisten. Die neue Mu-
sterungsverordnung hat ferner die Vorschvif-
ten über die Re-serve und Ersatzreseve, Land-
wehr unö denLandsturm klargestellt und aus-
gebaut. Vom Beginn öer Wehrpslicht an ge-
hören alle Wehrpfkichtigen öer Ersatz-
reserve an. Nach der Musterung ist zwi-
schen Ersatzreserve I und II zu unterscheiden.
Während die wehrfähigen Dienstp-flichti-
gen bei der Musterung der Ersatzreservel
zugeteilt wevden, treten die beschränkt
tauglich und untauglich Vefunöenen sowie die
Dienstpflichtigen, die unter Wehrpflichtaus-
nahmen (völlig Untaugkiche und katholische
Priester) fallen oder zum aktiven Wehrdienst
nicht herangezogen stnd, zur Ersatz-
reserve II.
Die Angehörigen der Ersatzreserve I wer-
den in der Regel innerhalb der ersten 3 Jahre
nach öer Musterung zur Erfüllung der ein-
jährigen aktiven Dienstzeit oder
kurzfristigen Ersatzreserveausb il-
dung herangezogen. Die Wehrpflichtigen, die
nach einer kurzfristigen Ausbildung von min-
destens 9 Monaten ausscheiden, treten zur
Reserve I, die, die nach einer kurzsristigen
AuAbildung von minöestens 2 Monaten aus-
scherden, zur Reserve II über.
Schon das b-ishcr gültige Wehrrecht hatte
den Begrtff der W e h r u n f ä h i g k e i t für
Dienstpflichtige, die insbeson-öeve mit Zucht-
haus vorbestraft oder nicht im Besitz der
bürgerlichen Ehrenrechte sind, geprägt. Sie
sind von der Ersüllung der Wehrpflicht aus-
geschlossen. Dem fttgt die neue Musterungsver-
ordnung den weiteren Begriff der „Nicht-
heranziehung zur Ableistung der aktiven
Wehrpflicht" hinzu. Hierunter fallen Dienst»
pflichtige, die wegen einer vorsätzlich began-
genen Tat mit Gefängnis von längerer als
einjähriger Dauer oder aus N 175, 175s oder
175d oder wegen Diebstahls im wiederholte«
kjeidelberger
Derlag und HerauSgeber: Verlag Vollsgemeinschaft G. m. b. H., Hcidelberg, Hauptstr. 128/128
Eammelnunmier 3228. Schristleitung: Lutherstr. 89. Fernruf 3749. Di« .Bolksgemeinschaft'
erfcheint 7 mal wöchentlich und lostet monatlich 1,79 RM-i bei Trügerzustellung zuzügl. 39 Pf.,
Veobachter
dei Postzustellung zuzLgl. 42 Pf. Ist di- Zeitung am Erfcheinen (auch durch höh-r- «ewa»)
verhindert, besteht ketn «nfpruch auf Entfchädigung. Abbestellungen müsfen bir fpüt-st-n« 28.d.M.
für dcn folgendenMonat direkt beim Verlag eingereicht werden. Ausschl.GerichtSstand: Heidelberg
llonnerstag. den 1k. llpril 18Z8
Üimiic!i88 Vestiinl!ixung8li!stl lnr 8tsst8- nni! 6e«neinl!e-8e!tllsllen
Lreiverknuf ill pfg., 8. Zatirg. / Nr. 105
NGe min den Nalienern beseht
Unauftörlicher Uormarsch — weitere ibalienilche Iruppentransporte nach Ustafriba
Rom, 15. April. Das neueste Fronttelegramm
Morschall Badolglios wird als amtlicher ita-
ltenischer Heeresbericht Nr. 185 veröffemtlichr
und hat folgenden Wortlaut: Unfere Truppen
find Mittwoch früh in Deffie einmarschiert.
Als erste zogen öie Asbo Galla ein, d>ie die
Nachhut des Negusheeres in Eilmärschen ver-
folgt und bereits seit einigen Tagen vor den
Toren Dessies gelagert hatten. J>hnen folg-
ten die Askari-Truppen, denen sich das erste
Korps anschloß. Sofort nach dem Einzug wurde
anf dem Ghidbi und auf dem italienischen
Konsulat üie Trikolore gehißt.
Desste, die Hauptstadt der Wollo Galla, ist
in wirtschastlicher, politischer uno militärischer
Hinsicht einer der wichtigsten abessinischen
Punkte. Von dort führt eine verhältnismäßig
brauchbare Straße in einer Länge von 850 km
nach Addis Abeba. Dessie ist nicht eine typisch
abessinische Stadt, die nur aus Eingeborenen-
hütten besteht, sondern sie besttzt viele Bauten
nach europäischem Muster. Die Stadt hat in
der abossinischen Geschichte oft eine bedeutende
Rolle gefpiekt.
Der Vormarsch des linken italienischen Flü-
gels, der zur Besetzung von Defste führte,
vollzog sich wie folgt: Am 5. April befetzte das
erste Korps Koram. Am 6. nahm die zweite
Askari-Division Alomata Besitz von Koram.
Während die Luftwaffe die flüchtenden Abes-
sinier unaufhörlich beunruhigte, wurden am
7. neue Stellüngen ausgebaut. Währenddessen
hefteten sich die Galla-Stämme an die Fer-
sen der Abessinier. Am 9. April begann das
Askari-Korps dann den Vormarsch auf Dessie
und besetzte noch am Abend Kobbo. Die näch-
sten Tagen waren von Gilmärschen ausgefüllt,
und am 13. April wurde der Haik-See bei
Dessie erreicht.
Am 15. April vollzog sich dann der Ein-
marsch der vereinten italienischen Streitkräfte
in Defste.
*
Rom, 15. April. Nach den Ofterfeiertagen
find wieöer mehrere Truppentransporte nach
Ostafrika abgegangen. Auf öer „Lombardia"
wurden 2600 Soldaten, 1500 Arbeiter und
Munttion aller Art verschifft.
Trotz der italienischen Waffenerfolge wer-
den noch weitere Truppenentsendungen vor-
bereitet. Jn erster Linie werden jetzt Ar-
tillerieabteilungen nach Ostafrika geschtckt. So
steht in den beiden norditalienischen Städten
Alessandria und Piacenza je eine Artillerie-
batterie rur Ausfahrt bereit.
Jn Pola verabschiedete der Kronprinz eine
stärkere Artillerieabteilung, öie dieser Tage
öie Ausreise antritt.
kin protest der kniserin von Kbessinien
Addis Abeba, 15. April. Die Kaiserin von
Abesstnien richkete am Dienstagabend über
den Kurzwellensender Addis Abeba einen
flammen>den Protest gegen öen „italienifchen
Angrlffskrieg" an die ganze Welt. Die Kai-
serin, die in anharischer Sprache das Wort
ergriff, erklärte u. a., sie spreche nicht nnr als
Kaiserm deS abessinifchen Reiches, sonöern auch
alö Fvau und Mutter. Sie wies darauf hln,
daß Jtalien die internationalen Verträge nicht
einhalte und durch Bombenabwürfe und Gas-
krieg unschnldige Menschen töte, deren Leiden
Unermeßlich seten. Dte Rede, die anschließend
von der ältesten Tochter des Kaiferpaares
nbersetzt wuröe, schloß mtt der Aufforöerung
an die gefamte zivilisierte Welt und an den
Bölkerbund, Mittel und Wege zu fiuden, um
den graufamen Krieg nmgehend M beendigen,
öen Abefsinien nicht gewollt habe.
kondon beharrt auf seinem Standpunbt
Snnt-tionen lolten aufrechterdnlten werden - Vns knbinett liinter xden
London, 15. April. Vor der Abreise des
englischen Autzenministers Eden beschäfttgen
sich öie englischen Blätter noch einmal ein-
gehend mit den Ausfichten der Besprechungen
für eine Beilegung des abessinischen Streit-
falles.
Jn den offensichtlich beeinflußten Berichten
wird allgemein hervorgehoben, datz öie Wider-
standskraft Abessiniens noch keineswegs als
gebrochen angesehen weröen könnte. Auch
spiele die schwierige finanzielle unö wirt-
schaftliche Lage Jtaliens eine wichtige Rolle.
So schreibt der diplomatische Mitarbeiter
der „Times", öie Politik der britischen Re-
gierung sei unverändert. England wolle auch
jetzt nicht im Abessinienstreit auf eigene Faust
handeln. Die Negierung sei der Ueberzeugung,
daß der VölkerbuNd als ein Ganzes handeln
müsse. Bei der Erwägung wirtschaftlicher und
finanzieller Sühnemaßnahmen werde England
auch nicht über das hinausgehen, wozu die
übrigen Völkervundsmitglieder bereit stnd.
Der öiplomatische Mitarbeiter des „D a i l y
Telegraph" tritt der Auffassung italie-
nischer Blätter entgegen, daß Eden in dcn
letzten Genfer Verhanölungen eigenmächng
vorgegangen sei. Hinter seiner Stellungnahme
siehe vielmehr das Ge s a m t k a b i ne tt.
Solange ein wirklicher Friede in Abessinieu
nicht erzielt sei, komme nach Ansicht der eng-
lischen Regierung eine Milderung der Sühne-
maßnahmen nicht in Frage.
Jtaliens Finanzlage sei ernst. Seine Golb-
rücklagen seien monatlich um 9 Millionen
Pfund gefallen. Diese andauernde finanzielle
Unterhöhlung könne in wenigen Monaten
zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen.
Keichstreffen der kreisleiter der N5M1P
Nie erste Schulungstogung eroffnet - Nr. keg ;ur Lroge des Lülirernnchwuchses
Berlin, 15. April. Jn der Zeit vom 15. bis
24. April wirb in der Orüensburg C r ö s s i n-
See in Pommern, der neuen großen Schu-
lungsstätte der Partei, eine Tagung der
Kreisleiter der NSDAP aus dem
gesamten ReichSgebiet abgehalten. Zum ersten-
mal wird in dieser Form öie gesamte Führer-
schaft der nationalsozialistischen Vewegung zu
einer großen Schulungstagung zusammen-
Sefaßt. Das Treffen in der Ordensburg
Crössin-See hat für die gesamte zukünftige
Schulungs- unö Auslesearbeit der Partei
richtungweisende Bedeutung, stnö
hier doch zum erstenmal öiejenigen Männer
äu einer einheitlichen Ausrichtung, zu einer
Art politischen Akademie des deut-
schen Volkes zusammengerufen worden,
die die politische Verantwortung für die ört-
liche Arbeit öer nationalsozialistischen Bewe-
gung tragen.
Das Programm der Tagung sieht im ein-
delnen grunösätzliche Reden der füh-
renücn Männer der Partei unö öes Staates
vor, Mittwoch, den 15. April, erfolgte um
Uhr di« Eröffnung durch den stellvertreten-
den Organisationsleiter der NSDAP, Pg.
Schmeer.
Reichsleiter Dr. Ley gab in einer An-
sprache einen Ueberblick über seine Arbeit als
Reichsleiter der Doutschen Arbeitsfront. Er
schi'lderte die Schwierigkeiten, die zunächst bei
der Machtübernahme stch dem großen Werk
entgegengestellt hatten und zeigte die grund-
sätzlich neuen Wege auf, die die nationalsozia-
listische Bewegung bei der Heranbildung des
politischen Führernach-wuchses beschritt.
Jn Vertretung des Reichskriegsministers
spvach öann General Fromm zu den
versammelten Kreisleitern d-er Partei.
Dcr crste Tag der Schn-lungswo-che wurde
durch ein-en Vortrag d-es Leiters des R-assen-
politi-schen Amtes der NSDAP, Pg. Dr.
Groß, abg-eschlossen.
Den Geburtstag des Führers am
20. Aprtl werden die Kreisleiter in einer
gemeinsamen Feierstunde begehen.
Die Tagung findet ihren Abschlutz am
Freitag, öen 24. April, durch die Uebergabe
der Ordensburg in einem großen feterlicheu
Akt.
Die Kenntnis dieser Lage werde wahr-
scheinlich bei den bevorstehenden Genfer Ver-
handlungen zwischen öen. abessinischen und
italienischen Vertretern gegenüber der Tat-
sache der kürzlichen italienischen Siege be-
trächtlich ins Gewicht fallen. Man rechne da-
her nicht damit, daß der Negus sich mit ttef
erntedrigenden Bedingungen abfinden rverde.
Ferner sei klar, daß die ausgiebige Anwen-
öung von Giftgasen den italienischen Vor-
marsch erwöglicht habe. Weder der Völker-
buwd noch di« britische Regierung künnten an
der Tatsache vorbei, daß die-Jtaliener wie-
der ein internationales Abkom»
men gebrochen hätt-en. Man habe Grund,
anzunehmen, daß diese Aufsassung auch bei
der französtschen Regierung Platz gegriffen
habe.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Mor-
ning P o st" glaubt, daß England auf der
nächsten Genfer Sitzung eine Oelsperre vor-
schlagen werd-e, falls die Fri-ebensbesprechun-
gen sehlschlagen sollten. Das Unvermögen, den
Krieg durch Sühnemaßnahmen zu beenden,
und die Möglichkeit des Scheiterns der Frie-
densbemühungen haben die britische Regie-
rung wiederum in eine schwierige Lage ver-
setzt. Die Äüsstchten auf ein Kompromiß wür-
den als ungünstig betrachtet.
paris fur friedliche keilegung
Paris, 18. Aprtl. (Funkspruch.) Am Bor-
abenü öer Besprechung-en öes Dreize-Hneraus-
säiusses in Genf setzt sich di« Pari-s-er Presse
auch weiterhin für di-e Fortsetzung d-es Ver-
suches ein, erne friedliche Beiiegung des i-ta-
lienisch-abe-fstni'schs-n Konfliktes zu erreichen.
Ei-nige Blätter wei-s-en noch einmals a-uf die
Nutzlosigkeit der bisher ergriffe-
nen Sanktionenhin und erkl-ären, daß
ihre Vers-chärfnng, wenn sie den g-ewünschten
Erfolg zettige-n s-olle, militärischen Cha-
rakter anne-h-men müßte. Dies wüvd-e aber
unbebingt unübersehbar-e Folg-cn nach stch zie-
hen, für die Frankreich j-sde Verantwortung
abl-ohn-e.
Der Genfer Sond-erb-erichterstatter des „J n-
transigeant" spricht vo-n etner nenen,
drahen-den Krise d-es V ö l k e r b u n de s.
Zahlreiche Vertreter der mittel-e-uro-päi-schen
Staaten, die die ganze Hoffn-u-ng auf d-e-n Vök-
kerbund s-etzt-en. zeigten sich jeht z-i-emlich ent-
mutigt. Ein Zu-sam-menbruch des Völkerbun-
des, so erkläre man, be-deute den Zus-amm-en-
bruch jeder Ordnung. Di-ese Einstellung der
kleinen mittek-europäischen Staaten, so schreibt
der B-erichterstatter, verdien-e besondere Au-f-
merksamkeit. Frankreich müsse unbcdi-ngt eine
energische Handlung znm Aweck der Wi-edec-
herstellu-ng des internattonalen Rechtes unter-
nehmen, wenn es stch nicht der G-efahr «iner
J-sokierung ail-Ksehen wolle.
Der „Temps" glaubt, die Haktung
Frankreichs bei den Besprechungen des Dr-e-i-
zehnerausschusses dahingehewd auslegen zn
können, datz m-an cmch weiterhm versuchen
werbe, eine Verschärfung der italienisch-eng-
lischen Spannung zu vevmeiden.
Me Musterung 1338
UnmittelDar nach Ostern setzt im ganzen
Reich die zweite Musterung für -ie
Wehrmacht und den ReichsarbeitSdienst nach
der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
ein. Mit gleicher Wehrfreudigkeit und Begei-
sterung wie im Vorjahre, wird stch auch inr
April und Mai 1936 die Jungmannschaft der
Musterung, dieser wichtigen unö eindrucksvol-
len staatsbürgerlichen Verpflichtung, unter-
ziehen unö voll Spannung und Stolz die Er-
klärung als „taugl -i ch" und „wehrfähig"
erwarten.
Jn der Zeit vom 18. November 1935 biS
Februar 1936 haben bereits Zehntausende der
polizeilichen Meldebehörden und der Standes-
beamten im ganzen Reich die Erfassung
der Dienstpflichtigen durchgeführt. Sie hatten
sich dabsi persönlich bei öer polizeilichen
Meldebehörde vorzustellen und ihre Personal-
papiere mitzubringen. Auf Grunv öer hierbei
gewonnenen Unterlagen sinö dte Dienstpfkich-
tigen inöie Wehrstammrolle und außer-
dem jeder in sin W e h r st a m m b l a t t ein-
getragen worden, die die Unterlage für die
weitere wehrrechtliche Vehandlung des Dienst-
pflichtigen abgeben. Zur Musterung im Früh-
jahr 1936 stehen nunmehr die wehrpfkichtigen
Deukschen der Geburtsjahrgänge 1918
und 1916, autzerdem in Ostpreußen
auch des Geburtsjahrganges 1911,
bereit.
Die Durchführungöer Musterung
selbst bedingt ebenfallS eine sich über das ganze
Reich erstreckende, etwas über 2 Monate
dauernde vielfältige Arbeit zweier
Behördenapparate, der Wehrmacht und
der allgemeinen und inneren Verwaltung.
Ferner wirken die Meldedienststellcn des
Reichsarbei-tsdienstes mit.
Die Einzelheiten des MusterungSrechtS ent»
hält die jüngst vom Reichskriegsminister und
Reichsminister des Jnnern verkündete Ver-
ordnung über die Musterung unö
Aushebung vom 21. März 1W6. Jhr er-
ster Teil enthäkt in drei Abschnitten zahlreiche
Durchführungsbestimmungen über den Sinn
unö Jnhalt der Wehrpflicht. Aks Teil
der Wehrp'flicht tritt zuerst die D-ienst-
pflicht an den jungen Volksgenossen heran,
die in der Berpflichtung besteht, sich z»r Mu-
sterung und Aushebung zu stellen und jsdem
Einberufungsbefehl zum aktiven
Wehrdienst Folge zu leisten. Die neue Mu-
sterungsverordnung hat ferner die Vorschvif-
ten über die Re-serve und Ersatzreseve, Land-
wehr unö denLandsturm klargestellt und aus-
gebaut. Vom Beginn öer Wehrpslicht an ge-
hören alle Wehrpfkichtigen öer Ersatz-
reserve an. Nach der Musterung ist zwi-
schen Ersatzreserve I und II zu unterscheiden.
Während die wehrfähigen Dienstp-flichti-
gen bei der Musterung der Ersatzreservel
zugeteilt wevden, treten die beschränkt
tauglich und untauglich Vefunöenen sowie die
Dienstpflichtigen, die unter Wehrpflichtaus-
nahmen (völlig Untaugkiche und katholische
Priester) fallen oder zum aktiven Wehrdienst
nicht herangezogen stnd, zur Ersatz-
reserve II.
Die Angehörigen der Ersatzreserve I wer-
den in der Regel innerhalb der ersten 3 Jahre
nach öer Musterung zur Erfüllung der ein-
jährigen aktiven Dienstzeit oder
kurzfristigen Ersatzreserveausb il-
dung herangezogen. Die Wehrpflichtigen, die
nach einer kurzfristigen Ausbildung von min-
destens 9 Monaten ausscheiden, treten zur
Reserve I, die, die nach einer kurzsristigen
AuAbildung von minöestens 2 Monaten aus-
scherden, zur Reserve II über.
Schon das b-ishcr gültige Wehrrecht hatte
den Begrtff der W e h r u n f ä h i g k e i t für
Dienstpflichtige, die insbeson-öeve mit Zucht-
haus vorbestraft oder nicht im Besitz der
bürgerlichen Ehrenrechte sind, geprägt. Sie
sind von der Ersüllung der Wehrpflicht aus-
geschlossen. Dem fttgt die neue Musterungsver-
ordnung den weiteren Begriff der „Nicht-
heranziehung zur Ableistung der aktiven
Wehrpflicht" hinzu. Hierunter fallen Dienst»
pflichtige, die wegen einer vorsätzlich began-
genen Tat mit Gefängnis von längerer als
einjähriger Dauer oder aus N 175, 175s oder
175d oder wegen Diebstahls im wiederholte«