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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0789

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Berlag >md Herausgeber: Berlag BolkSgemeinIchaft <N. m. b. H„ Hetdewerg, Hauptstr. 12S/l2S
Sammelnummer S22S. Schriftleltung: Lutherstr. 8g. Fernrus 3740. Die „Vol!Sgemeinfchast'>
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Sllnntag, den 23. februnr iszk üiiNlicbez VerltijnlligiingzlilsN liir 8lssl8- nnil Kenieinlle-Keliijttlen Lreiverknuf 10 pfg., 8. Mrg. > Nr. 53

llnlkrblicher Solüat der lleutlchen Nevolntinn
Zum 8. lodestag ljorst westels

Am L3. Februar 1930 mußte das Sterbliche
an Horst Wessel dem von feiger kommuni-
stischer Hand geführten Todesstoß denTri-
but zollen. Unsterblich ist sein Eeist und
l«in Lied. Ein paar Tage nach dem Tode
schrieb Dr. Eoebbels imAngriff dennach-
stehenden Aufsatz. (Er ist dem Buch ent-
nommen: Angriff, in dem Aufsätze
von Dr. Eoebbels aus der Kampfzeit ge-
sammelt sind; Verlag Eher Na«hf.) Eine
erschütternde Darstellung dieses Heldenster-
bens. Es steht darin. geschrieben am
27. Februar 1930, folgender Satz: „Wenn
später einmal in einem deutschen Deutsch-
land Arbeiter und Studenten zusammen-
marschieren, dann werden sie sein Lied
singen, und er wird mitten unter ihnen
sein." Der Satz ist Wahrheit geworden.
An einem späten Abenö: öer seltene Ge°
nuß der ungestörten Lektüre eines guten
Buches. VoL Beseligung atmet man Frie-
den unö Entspanntheit in sich hinein. Da
klingelt mitten in öie Stille das Telephon.
Voll banger Ahnung nimmt man den Hörer
von der Gabel. Es ist furchtbarer als man er»
warten konnte: „Horst Wessel ist soeben nie-
dergeschossen woröen." Zitternö vor inne-
rem Grauen die bange Frage: „Tot?" —
„Nein, aber wohl hofsnungslos." Nun weröen
die Wänöe eng, unb öie Decke droht nieöer-
zustürzen. Aber öann bäumt sich alles auf
gegen öas Unfaßbare. Das kann nicht sein!
Ein paar Tage später. Jch trete in öieses
schmale Krankenzimmer zu ebener Erde und
schrecke zurück vor öiesem unerträglichen An-
blick. Wie hat öie Kugel in öem feinen Kopf
-ieses heldenhaften Jnngen gewütet. Sein
Gesicht ist entstellt. Jch kcnne ihn kaum
wieder. Er aber ist eitel Freuöe nnd Glück.
Seine hellen, klaren Augen leuchten auf; wir
können nicht viel reöen. Der Arzt hat ihm
jede Aufregung verboten. Er sagt nur immer
wieöer öie paar Worte: „Jch freue mich". Er
brauchte das gar nicht zu sagen. Denn man
sieht es ihm gleich an. Unter Vlut unö Wun-
öen ein junges, leuchtenöes Lächeln. Er
glaubte noch.
Jch saß dann einen Sonntagnachmittag an
seinem Bett, als der Schwarm der Besucher
sich verlaufen hatte und öie weiche Dämmerung
langsam durch die hohen Fenster kam. Man
durfte wieder hosfen. Es ging aufwärts, das
Fieber war gesunken, die Wunden heilten. Er
satz halb aufrecht und erzählte. Wovon? —
Dumme Frage! Von uns, von der Bewegung,
von seinen Kameraden. Sie waren am Nach-
mittag draußen vor öer Tür gestanden und
dann einer nach dem anderen vorbeigegangen,
mit erhobenem Arm, um ihren jungen Sturm-
führer einen Augenblick zu sehen und zu
grüßen. „OHne das wäre es nicht zu er-
tragen!"
Jch schaue auf seine Hände, die nun ganz
schmal und weiß geworden stnd. Mitten in
Liesem hageren Gesicht steht scharf und gebie-
terisch die Nase, darüber funkeln zwei helle
Augen. Schon im Fieber? Er kann nichts
essen: seine Kräfte nehmen zusehends ab,
aber der Geist ist frisch und regsam. Lesen
Sarf er nicht. Nur erzählen, erzählen. Es
fällt schwer, dem mahnenden Blick der Schwe-
ster Folge zu leisten. Werde ich ihn noch ein-
mal sehen? Wer weiß! Wenn keine Blutver-
giftung hinzukommt, wird alles gut gehen.
Drautzen im Garten steht eine einsame
Mutter. Jhr Blick ist eine einzige große
Frage. „Wirö er's schaffen?" Was soll man
anders sagen als ja. Man redet es stch selbst
und anderen ein.
Die Vlutvergiftung kam. Am Donners-
tag ist man sich klar, daß nur noch geringe
Hoffnung besteht. Er möchte mich sprechen.
Auf einen Augenblick erlaubt es der Arzt.
Wie schwer geht der Schritt über diese schmale
Schwelle, vor der schon ber Tod Wache hält!
Er weitz noch nichts von dem Ernst seines
Zustanöes. Aber als ahnte er dumpf, daß es
das letztemal sei: „Gehen Sie nicht weg!"
bettelt er dumpf. Uud die Schwester gibt nach.
Es beruhigt thn. „Sie dürfen nicht den Mut
oerlieren. Das Fieber geht auf unö ab. —
Auch die Bewegung lag zwei Jahre im Fie-

ver, und trotzdem ist sie heute stark und ge-
sunö!" Das tröstet ihn. „Wiederkommen",
flehen seine Augen, seine Hände, seine heihen,
trockenen Lippen, als ich schweren Herzens
gehen mutz. Eine öumpfe Mhnung sagt mir,
daß es ein Abschieö für immer ist.

Sonnabendfrüh. Sein Zustand ist hoff-


goto-Archin: „Vollsgemeinschast-.

nungslos. Der Arzt gestattet keinen Vesuch
mehr. Der Todwunde rast in Fieberphanta-
sten. Er erkennt schon seine eigene Mutter
nicht mehr.
Sonntagfrüh um halb sieben Uhr gibt er
nach schwerem Kampf seinen Geist auf. Als
ich nach zwei Stunden an seinem Totenbett
stehe, kann ich gar nicht glauben, daß das
Horst Wessel ist. Sein Gesicht ist wachsgelb,
die Wunöen sind noch veröeckt mit weitzem
Berbanö. Schwarz stehen auf dem schmalen
Kinn die Stoppeln. Die Augen sind halb
offen unö starren gläsern ins Leere: in öie

Unend'lichkeit, öie noch vor uns allen droht.
Mitten unter Blumen, weißen, roten Tul-
pen unö Veilchen, liegen schmal und kalt die
müden Hände.
Horst Wessel ist hinüvergegangen. Nach
Kampf und Streit liegt hier stumm und
regungslos das, was sterblich an thm war.
Aber, ich fühle es fast körperlich sicher, sein
Geist stieg auf, um mit uns allen weiter zu
leben. Er hat es selbst geglaubt und gewußt:
er gav öem hinreißenden Ausdruck: er „mar-
schiert im Geist in unsern Reihen mit!"
Wenn später einmal im öeutfchen Deutsch-
land Arbeiter und Studenten zusammenmar-
schieren, dann werden ste sein Lied stngen,
und er wird mitten unter ihnen sein. Er
schrieb es hin in einem Raufch, in einer Ein-
gebung, wie aus einem Guß, dieses Lied, das
aus dem Leben geboren ward und dazu, wie-
der Leben zu zeugen. Schon singen es land-
auf, landab die braunen Soldaten. Jn zehn
Jahren weröen es die Kinöer in öen Schulen,
die Arbeiter in den Fabriken, die Soldaten
auf den Landstratzen stngen. Sein Lied macht
ihn unsterblich! So hat er gelebt, so ist er da-
hingegangen. Ein Wanderer zwischen zwei
Welten: zwischen öem Gestern und Morgen,
dem Gewesenen und dem Kommenden. Ein
Soldat der deutschen Revolutionü Wie er so
manchmal, die Hand am Gurt, stolz und auf-
recht, mit dem Lachen der Jugend auf den
roten Lippen feinen Kameraden voranschritt,
immer bereit, sein Leben einzusetzen, so wird
er mitten unter nns bleiben.
Jch sehe im Geiste Kolonnen marschieren,
endlos, endlos. Ein gedemütigtes Volk steht
auf und setzt stch in Bewegung. Das erwa-
chende Deutschland fordert sein Recht: Frei-
heit und Brot!
Hinter den Stanöarten marschiert er mit,
in Schritt und Tritt. Vielleicht kennen ihn
dann die Kameraöen nicht mehr wieder. —
Viele gingen dahin, wo er jetzt ist. — Neue
kamen und kamen.
Er aber schreitet stumm und wissend mit.
Die Banner wehen, die Trommeln dröhnen,
die Pfeifen jubilieren: und aus Millionen
Kehlen klingt es auf, das Lieö der öeutschen
Revolution:
„Die Fahne hoch!"
27. Fevruar 1930.

Hochachtung vor deutschem Sportgeist
Verständnisvolle wnrte eines frnnjvsen

Paris, 22. Febr. (Funkspruch.) „Deutsch-
lanö wünscht den Krieg so wenig wie irgenö-
ein anderes Land", das ist die Schlußsolgc-
rung, öie Marquis de Polignac, fran-
zösisches Mitglied des Jnternationalen Olym-
piaausschusses, aus seinen Beobachtungen an-
lätzlich seines letzten Aufenthaltes in Deutsch-
land bei den Olympischen Winterspielen zieht.
Der Marquis erklärt im „Journal"
er habe öen Eindrnck, datz die deutsche Re-
gierung durch ihre Politik „Freude durch
Sport" ohne Hintergedanken kein anderes
Ziel verfolge, als zu einer starken, gesunden
und freudeersüllten Nation zu gelangen. Das
deutsche Volk sei sich bewußt, üaß ein moder-
ner Krieg dem Sieger nicht mehr Grwinn
bringen weröe als dem Besiegten. Oberster
Wunsch des deutschen Volkcs sei, sich gegen
die Verheerungen der zersetzenden Politik
der Sowjets zu richten. Jm übrigen wünjche
das deutsche Bolk ernsthaft eine Annäherung
an Frankreich. Diejenigen, die den spontanen
Begeisterungsausbruch der 100 000 Zuschauer
erlebt hätten, als dte französische Abordnung
und die französische Fahne begrüßt wurden,
seien öavon tief ergriffen gewesen.
Zu den Olympischen Winterspielen selbst
bemerkt Marquis de Polignac, daß alle Deut-
schen mit ganzer Kraft zusammengearbettet
und wahre Wunder vollbracht hätten, um aus
öem Fest Ler Muskeln einen Sieg des
sportlichen Geistes zu machen, einen

Sieg deutscher Organisation und einer guten
Aufnahme der Gäste. Niemals sei der olym-
ptsche Geist, der durch gegenseitiges Ver-
ständnis und durch gegenseitige Achtung die
Völker einander näher bringe, mit solcher
Leiöenschaft zum Ausdruck gebracht wovden.
In einem Zeitraum von vier Jahren
hätten die Deutschen mehr für die straffe
Organisierung des Sports in öer Jugend
und für die Verallgemeinerung der oiym-
pischen Jdee in ber Welt geleistet als irgend-
cin anderes Volk. Wie immer auch die An-
sicht über das nationalsozialistische Regime
sein möge, man könne sich nur vor einer der-
artigen Anstrengung verneigen, öie von emem
solchen Erfolg gekrönt sei.

koiilenlager in der lürhei enldeÄ
Ankara. 22. Febr. Aus der ostanatolischen
Stadt Musch wird gemeldet, daß in dem Dorfe
Karni, das etwa anderthalb Kilometer von
Musch entfernt liegt, eine Kohlengrube entdeckt
worden ist. Die vorgenommenen Untersuchungen
haben gute Ergebnisse gezeitigt, nachdem vor
kurzem die Lokalbehörden Kohlenmuster an das
Wirtschaftsministerium eingeschickt hatten. Man
hosft, daß die neuentdeckte Mine in absehbarer
Zeit voll ausgenutzt werden kann, wenn die wich-
tige Bahnlinie von Van über Altinova fertig-
gestsllt sein wird.

MIisiWkliliölilö»:
IlI8 17. ilLllI'. Von branr Lretr.
ÜNI stSINlk Üöl' Mllllgolel (Sctiluö). Von Kon-
rack Kutsckers.
ÜS8 UISI' Ilkl'üllll. vie erste dlsterlslscklsclit
cler VVeltkrieZes. Von britr tt. Lkelius.
lllö I.MUIM IM Mimi'ieg unü lieme.
Von Oberleutnsnt s. l). OZ. IV. beuckter.
8orisie itieNi'NsNinseiiung. Von Otto Wetrel.
kielckssmtslelter, dlckkr.
llie ökükulsng SK8 8gn!Nkli8kNkn IillININl8.
btsck 36 Zskren ckss 2iel erreickt.
Ilei' lislei' üe8 „k8 uisi' elninsl..
2um 150. Oedurtstsge Wilkelm Orlmm».
0S8 »SU8 llei' ISU8SNÜ UIIIN8eNS. Wle ckl,
OlympisIcSmpterinnen woknen ivercken.
IlNSSl'S kellegen: „oer KurptSIrer». „ver
Lormtsg", „Oie ckeutscke vrsu", „Wekr-
ksttes Volk".

Fns 17. Zahr
Von Franz Bretz.
Der 24. Februar rst etner öer großen Ge-
öenktage der nativnalsozialistischen Bewegung
nnü öes Dritten Reiches. Am 24. Febvuar
1920 legte der Führer tm Hofbräuhausfestsaal
tn MünHen in der ersten Massenversammlung
der jungen Bewe-Mng die Ketmzelle zn dem
Werk, das heute a>ls daS Reich aller Deutschen
vor uns steht. Hier verkündete unö begr-ün-
dete Adokf Hitler Lie2S Punkte bes na-
tionalsozialistischen Partetpro»
gramms, Sie auch heute noch unb für all«
Zeiten das Fundament des Staates stnd
unö bleiben wevden. Hier in ber Stadt ber
Bewegung begann die nene öentsche Entwick-
lung ihren Weg.
Bis zu öiesem 24. Febvuar 1920 waren eS
nur eine Hanövoll Männer, dte stch wm den
unbekannten Frontsoldaten Hitler gesawmrvlt
hatten. Er gab ihnen die Richtung, er formt«
ihr Wollen und ihre Sehnsucht zu einem Pro»
gramm und wies ihnen öen Weg, öer eine Aen-
öerung öer gevadezu trostlosen Lage schaffen
mußte. Er hungerte mit ihnen, öen Mittel-
losen, er richtete öie Zweifelnden auf, er eut-
zündete den Glauben an eine große heilig«
Sache. Aöolf Hitler riß sie mit durch seine
bezwingende Rednergabe, die einzig« Waffe,
-ie ihm gegen öie Novembervepbrecher zur
Verfügung stanö. Seine große programmati-
sche Rede am 24. Febvuar 1920 lietz ihm bi«
Herzen der ersten Kämpfer zufkiegen.
Ueber diesen historischen Tag schreibt Adols
Hitler in seinem Buch „Mein Kampf":
„Als Termin für öie Abhaltung ber erste«
großen Volksversammlung der noch unbekann-
ten Bewegung wuvde öer 24. Februar 1920
bestimmt . . .

Um 7.30 sollte die Eröffnung stattfinben.
7.18 Uhr betrat ich ben Saal nwd öas HerH
wollte mir fast vor Freuöe zerspringen. Der
gewaltige Raum, denn gewaltig kam er mir
damals noch vor, wär mit Menschen überfüllt.
Kopf an Kopf, eine fast 2000 zählende Maffe.
Und vor allem, es waren die gekommen, an
die wir uns wenden wollten. Weit üiber di«
Hälfte öes Saales schien von Kommunisten und
Unabhängigen besetzt. Unsere «rfte groß«
Kunögebung war von ihnen zn einem schnel-
len Ende bestimmt worden.
Alleines kam anders. Nachdem der
erste Redner geendet, ergrtff ich das Wort.
Wenige Minuten später hagelte es Zmffchen-
rufe, im Saal kam es zu heftigen Zusammen-
stößon, eine Handvoll treuester Kriegskainera-
den unö sonstige Anhänger schlugen stch nrit
den Störenfrieden und vevmochten erst nach
und nach einige Ruhe herzusiellen. Jch konnte
wieder weitersprechen. Nach einer havben
Stunde begann der Beifall das Schreien und
Vrüllen langsam zu übertönen.
Undnun ergriff ichdaSPro-
 
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