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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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Mkgemeinschast

kjeidelberger
Berlag und Herausgeber: Verlag Vollsgemelnschaft G. m. b. H„ Heldelberg, Hauptstr. 126/123
Sammelnummer 3225. Echriftlcitung: Lutherstr. 5S. Fernruf 3740. Die .VoüsgemeinfchaftE
rrfcheint 7 mal wöchentlich und lostet monatlich 1,70 RM.; bei Trstgerzustellung zuzügl. 30 Pf.,


Vevbachter
bei Postzustellung zuzügl. 42 Pf. Jst die Zeitung am Erscheinen (auch durch HSHere Selnaly
verhindert, besteht kein «nspruch aus Entfchädigung. Wbcstellungen müffen biS fpätesten« 28.d.«,
für den folgendenMonat direkt beim Berlag eingereicht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg

Lreitag, den 8. Mni 1SZK

Milicliez Veillüiillikungslilstl lür Assk- unll KsnieinllL-gLliijrllkn

Lreioerhnul 18 M., k. Zalirg. / Nr. 12?

knglanüs frogeliogen in verlin überreicht
NSHere Nusblarung ermünscht — Sorgsame prüfung der englischen Nückfragen

Berli«, 7 .Mai 1936
Ler britische Botschaster Sir Eric Phipps
snchte am Dounerstagvormittag de« Reichs-
mi«istex des Auswärtige« Freiherrn vo»
Neurath a»s und überbrachte ihm dio
Rückfrage« der euglische« Negieruug zu -e«
deutsche« Friedeusvorschlägeu.
Beincche 2 Monate nach der Ucberreichung
der FriedenAvorfchläge Adolf Hitlers hat die
brtttsche Regierung nach dreimaliger Ueber-
arbeitung Rückfragen in Berlin gestellt. Dcr
am 11. Mai z-usammentretende Völkerbunds-
rat wirb also aller Wahrscheinlichkeit nach
nicht mit einer Beantwortung bis zu diesem
Termin rechnen können, benn es kann der
Reichsregiernng nicht gut zugemutet weröen,
ein wichtiges diplomatisches Schriststück in 3
Tagen zu beantworten, während sich Lon-
«don 2 Monate Zeit ließ.
Nach bem es die Rest-Locarnomächte für
angebracht hielten, öen aussehenerregenden
Friedensappell bes Führers „anf. Eis zu le-
gen", wird sich die Reichsregierung, wenn sie
«s für notwendig hält, mit Fug und Recht
ebensoviel Aeit zur Prüfung akademisch-poli-
tischer Rückfragen gönnen können. Einer ani-
merksamen Unterfuchung und Beantwortung
Sürfen di« Londoner Anfragen gewiß sein.

tllndon erumrkt ttlllieniiüie Znitialkoe
London, 7. Mai.
Außenminister Eden wird am Samstag oder
Sonntag sich nach Genf begeben, um dort als
Bertreter Englands an den Veratungen über
den Abefsinienkonflikt und die übrigen auf der
Tagesordnung stehenden Fragen teilnehmen. Es
gilt als unwahrscheinlich, daß Eden auf dem
Wege nach Genf in Paris Halt machen wird.

Reuter meldet, datz ein« britische Vor-
siprache bei der italienischen Regierung wegen
Abesstnien anscheinend nicht geplant sei. Jn
englischen Regierungskreisen vertrete man den
Standpuwkt, datz der erste Schritt zur Lösung der
verschiedenen schwierigen Probleme, die durch
die Bssetzung von Addis Abeba entstanden feien,
von Jtwlien getan werden müsse.

§ranbreich wird Kanbtianen unterstühen
kine Unterredung mit ttllll vlum im „vailg herllld"

Londou, 7. Mai.
Unter der Ueberschrift „Frankreich wird
die Sanktionen in Genf unterstützen" verüf-
fentltcht der „Daily Herald" in großer
Aufmachung eine Unterredung seines Sonder-
berichterstatters mit öem Führer der franzö-
stschen Sozialisten Löon Vlum.
Blum erklärte in öieser Unterredung u. a.,
öaß vor allen Dingen ein Mbrüstungsabkom-
men zustande gebracht werden m-üffe. Man
müffe Deut'schlanb auffordern, an der Her-
stellung dieses Abkommens mitzuwirken. Wenn
Deutschland nicht teilnehmen wolle, dann müffe

Laketiurst erwllrtet „kjinLenburg
K88 Meilen vom kanal entkernt - lresten mit dem Vnmpker „kuropn^


Newyork, 7. Mai.
Die Marineluftstatio» in Lakehurst ift zur
Zeit der Mittelpuukt der regen Tätigkeit sür
de« Empfang des Lustschifses „Hindenburg".
Beamte bes Flughafens sehen i« dem Resnch
eine Möglichkeit, ernent das ossizielle Jnter-
effe für Flugschiffe, die leichter als die Lnst
sind, z« erwecken.
Dr. James Kimball, der allen Ozean-
fliegern bekannte Meteorologe der Newyorker
Wetterwarte, hat mit öer Aus'sendung der
Wetterberichte begonnen, öie minöestens zwei-
mal täglich öem Hindenburg" durch
Funkspruch übermittelt werden.
Die Verwaltung der American Air Lines
traf Anstalten für einen Flugzeugpen-
-elverkehr zwischen Newyork und
Lakehurst für die Fahrgäste, die Post und
die Eilgüter des „l-^ Hindenburg". Um einen
neuen Weltresord anf der Strecke Deutschland
— Küste des Stillen Ozeans aufzustellen, geht
sofort nach der Ankunft öes „Hindenvurg" für
die Fahrgäste ein Flugzeug des amerikani-
schen transkontinentalen Verkehrs von Lake-
hurst ab.
Die Luftbehörden rechnen damit, datz die
Flugzeit von Friedrichshasen bis Los Angeles
lKalisornieu aus dicse Weise höchstens -rci
Tage betragen wird.
Die Anknnft des Luftschiffes wird der ame-
rikanischen Oeffentlichkeit von dem berühmten
amerikanischen Kriegsflieger unö Rekordin-
haber Kapitän RickenHacker, öer dem „Hin-
denburg" eine Strecke weit entgegenfliegen
wird, durch Rundfnnkübertragung vom Flug
aus beschrieben.
knndungsvorberettungen
Kapitän Rosendahl erklärte: „Jch glaube
noch immer an Luftschiffe für Marine- und
Hanöelszwecke. Wir freuen uns, wiederum ^in
Luftschisf in aktivem Dienst hier zu sehen, unö
ich glaube, öatz der Besuch des Luftschiffes
nicht nur die Ausbilöung des Personals unter-
stützen, sondern auch Verbesserungen in Be-
zug auf die technifche Han-dhabung und anöere
wertvolle Ersahrungen für uns abgeben wird."
Kapitän Rosendahl gab bekannt, daß die Lan-
dungsmannschaft aus 33 Offizieren und 230
M-ann einschlicßlich 70 Marinesoldaten bestehe,
die durch weitere 100 Matrosen für Absperr-
zwecke verstärkt werde.

Die Deutsche Handelskammer in Newynrk
veranstaltete am Sonntagabend im Hotel
„Waldorf-Astoria" einen großen Empfang, zu
dem Botfchafter Luther sein Erscheinen zuge-
sagt hat.
Begegnnng aus hoher See.
Die Vertretung bes Norddeutschen Lloyö
in Newyork veröffentlicht einen Funkspruch
des Kapitäns öer „Europa". Danach hat der
Schnellöampfer „Europa" am Donnerstggmit-
tag bas Lnftschiff „Hin-denburg" in größerer
Entfernung passiert. Die „Europa" befand sich
um diese Zcit auf 49,18 nördlicher Breite und
15,22 westlicher Länge etwa 600 Meilen vom
Kanal entfernt.

kührertagung Ler NSVKP
Dr. Goebbels sprach aus der Gauleitertagung
in Münche«.
Münchcn, 7. Mai.
Die vom 6. bis 8. Mai «nter dem Vorsttz
des Stellvertreters des Führers stattfiudende
Fnhrertagnng der NSDAP began« am
Mittwoch vormittag im Sitzungssaal des
Münchener Rathanscs mit einer nnter Leitnng
vou Reichsorganisationsleiter Dr. Robert
Ley stehenden Gauleitertagung, a«
der der Stcllvcrtreter des Führers, Rudolf
Heß, «nd sast alle Reichsleitcr der NSDAP
teilnahmen. Die Tagung besaßte stch mit ak-
tuelle» innerpolitischen Fragen.
Jm Mittelpunkt stand ei« Referat bes
Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels über
Propaganda «nd Volksaufklärung im Dienste
von Volk nnd Staat. Am Nachmittag traten
die Reichsleiter der NSDAP zu einer Sit-
znng im Braunen Haus znsammeu.
Am Mittwochnachmitta-g traten die Reichs-
leiter der NSDAP unter Vorsitz des Stell-
vertreters des Führers, Rudolf Hetz, zu
einer Tagung im Braunen Hans zusammen.
Die Beratung galt organisatorischen un-d in-
ncrpolitischen Fragen. Jm Anschluß an ein
Referat des ReichNleiters Alfre-d Rosen-
berg wuoden insbesondcre grundsätzliche und
prakt-ische Fragen dcs Ständewesens bchan-
delt.

man ein Abkommen ohne Deutschlvnd ab-
schließen, das abcr so abgefaßt sein müsse, alS
ob Deutschlanid däbci wäre. London, Moskan
und Paris müßten mit den anderen Völker-
Üündsstaaten zu-sammenarbeiten und die Ber-
antwortung, die sich daraus ergeb«, au-f sich
nehmeu. Auf -öie Frage, was nunmehr im
italieni'sch-abessinischen Streitfall gescheheu
müsse, antwortete Blum, es sei wesentlich,
datz alles gerettet werde, was m-an vo-m in-
ternationalen Recht retten könne. Di« kol-
lektive Sicherheit und ihre Organisa-
tton hingen wesentlich von -der Zusammenar-
beit der beiden Demokratien Frankreich und
England ab.
Es würde «in Trauerspiel setn, wenn Groß-
britannien diese große Sache gerabe in bem
AugcnbKck au-sgeben würöe, in dem Foank-
reich bereit sei, Englanb mit aller Macht zu
unterstützen. s?) Grotzbritannien könne stch
nach den letzten Ercigniffen voll baranf ver-
laffen, daß Frankreich eine kollektive Aktion
des Dölkerbunds unterstützen wevd«.
Lranzgsischer Mimsterrnt nline flnndkn
Paxis, 7. Mai.
Am Donnerstagoormittag ist unter dem Vor-
sttz des Prästdenten der Republiik ein Ministei-
rat zusanMeNgetreten.
Nach dem -,,P aris Midi" stehen drei
wichtige Fragen auf der Tagesordnung: 1. die
jnnerpolitische Lage auf Erund der Kammer-
wahlen, 2. die außenpolitische Lage, wie ste fich
nach dem italienischen Sieg in Abe-fstnien un'L
angefichts der Genfer Krise darstellt, 3. die
Finanz-lage, die im Verlauf d«r letzten Tage
wiederum durch den starken Gol-dabfluh aus der
Vank von Frankreich beeinflußt ist.
Jwsolge einer Erkrankung konnte Außenmini-
ster Flandin an der Sitzung nicht teilnehmen.
Die außenpolitischen Fragen wurden daher auch
nicht angeschnitten. Am Wochenende, wahrschein-
lich am Samstag, auf jeden Fall aber noch vor
der Genfer Sitzung, foll ein neuer Ministerr^^
stattfinden.
Ilie Llucht nus Lem Lrnnhen
Paris, 7. Mai.
Mit bem Goldverlust vo« 1,16V Milliarde«
Frankeu, de« die Bank von Fraukreich allein
iu der Woche vom 24. April bis znm 1. Mai
aufzuweiseu hat, ist der Abzug des Goldes
noch keineswegs zum Stillstand gekomme«.
Die Wirtschaftszeitung „L'Jnforma-
tion" «rwartet sür die laufenide Woche einen
noch höheren Milliardenverlust, obwo-hl die
Diskonterhöhung di« Flucht aus bem Franken
fühlbar gehemmt hat. Dem Blatt zufolge ha-
ben die großen Transaktionen aufgehört,
während Sie klcinen Sparer ihre Franken-
scheine an schwarzen Börsen zu sehr ungün-
stigen Bedingungen gegen Goldstücke
und Devisen verkaufcn. Die im letz-
ten Ausweis der Bank von Frankreich be-
kanntgegebene Verminderung der Gol-dd-eckung
des Franken von 66,47 v. H. auf 64,85 v. H.
veranlatzt das Blatt zu der Bemerkung, daß
der Franken zwar noch immer stark geöeckt
sei, daß aber der Goldr-ückgang um 1,68 v. H.
innerhalb etner Woche bie volle Äusmerksam-
kett der Re-gierung verdiene.

Vas knde einer Sllullon
Vor einigen Tagen hat öer brttische Pre-
mierminister Balöwin gegenüber einer Ab-
orönung der englischen Völkerbundsliga, die
ihn zur Verschärfung der Sanktionen gegen
Jtalien bewegen wollte, erklärt, öaß er durch
den Verlaüf der Völkerbundspolitik ttn ita-
lientsch-abessinischen Konfltkt „tief gebe-
mütigt" sei. Der britische Außenminister
Eöen ergänzte öieses Bekenntnis in der
Mittwoch-Aussprache des Unterhauses, indem
er seiner Enttäuschung über das Scheitern des
Völkerbunöes Ausdruck gab, ohne dabei Grotz-
britanniens sührende Rolle bei der Genfer
Politik zu bestreiten.
Nimmt man zu diesen Erklärungen zweier
wefentlicher Männer öer englischen Regierung
die scharfe Kritik öer „getreuesten Oppo-
sition Seiner Majestät", so ist es be-
stimmt keine Unhöflichkeit, festzustellen, datz
dte engltsche Regierung, im Bertrauen auf di«
Völkerbundstreue ber Genfcr Mitglieöstaaten,
mit ihrer Politik in eine üble Sackgaffe ge-
raten ist.
Erinnern wir uns daran, daß Sir An-
thony Eden zu Vegtnn öes AbeffinienkriegeS
di« Genfer Sanktionsbeschlüffe gegen Jtalien
als Probe auf die Tauglichkeit der Völker-
bundssatzung bezeichnete. Die Praxis Hat be-
wiesen, öaß der Genfer Bund in seiner gegen-
wärtigen Form diese Probe nicht bestan-
den hat. Nicht eines ber Völkerbundsmit-
glieder, selbst Großbritannien nicht,
war bereit und in der Lage, der Genser
Satzung — und sei es notfalls mit Waffen-
gewalt — zu ihrem Recht zu verhelfen, öenn
ste befürchteten alle ein Ueberspringen deS
Kriegsfunkens nach Europa.
Die Londoner Politik war auf dem Trug»
schluß aüfgebaut, daß Genf bedingungslvS
bri t i sch e Jntereffen, wenngleich getarnt,
als Völkerbundsaufgaben vertreten
würöe. Dieser Versuch mußte mißlingen,
weil Paris, vertreten durch Laval, Muffo-
ltni im römrschen Abkommen 1935 freie Hand
in Abessinien zugesagt hatte. Wohl haben
Frankreich un-d seine Verbüirdeten die Sank-
tionspolitik mitgemacht, aber sie haben mit
Erfolg alles versucht, um zu verhindern, daß
dt« Genfer Beschlüffe für Jtalien wirklich
lebensgefährlich wurden.

dieser Schaukelpolitik

Paris glaubte mit
dreierlei zu erreichen:
1. Erhaltung der britischen Freundschaftt
2. Verhinöerung einer Spannung mit der
„lateintschen Schwester" in Rom,'
3. Nach Beilegung der italienisch - englifchen
Gegensätze in Sachen Abessinien Wieder-
aufrichtung der Front von Stresa
gegen Deutschland.
Es entzieht sich unserer Kenntnis, wel-
chen Ratgebern öie Londoner Regierung bei
ihren Entschlüffen folgte. Uns bleibt nur, fest-
zustellen, daß Paris am Völkerbund in dem
Augenblick kein Jnteresse mehr hatte,
als es offenkundig war, daß Treuc gegenüber
der Genfer Satzung keineswegs den franzö-
stschen Jntereffen öienen würöe. Als gar das
Reich durch Änordnung des Führers seine
volle Souveränität auchim Rhein-
land aufrichtete, rückten für Paris die „ge-
h e i l i g t e n" Satzungen Genfs in den Hinter-
grund. Ja, zahlreiche fraNzösische Pressesti-m-
men befürworteten sogar den Austritt
Frankreichs aus dem Völkerbund.
Wozn sollte Paris noch in Genf mitwirken,
seitdem öer Völkerbund durch die Politik
Adolf Hitlers aufgehört hatte, ein Jn-
strument französischer Vormachtstellung tn
Europa zu sein.
Die Annexion Abeffiniens durch Muffolint
bedeutet das bittere Enöe einer Jllussion, der
man stch in London offenbar hingegeben hat.
Und es spricht für öie Ehrlichkeit öer Leiter
der britischen Außenpolitik, daß sie diesen Jrr-
tum mit Anstanö zugeben. Ob sie auf diplo -
matischem Wege im Falle Äbessinien mehr
erreichen werden — und sei es unter Hin-
weis auf öen französisch - englisch - italienischcn
Vertrag über die Aufteilung dcs Negus-Rei-
ches von 1908 — erlauben wir uns angestchtS
der Entschlossenheit Mnssolinis zu bczwcifeln.
Wenn nun, gleichgültig wie öer Abeffinien-
 
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