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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0891

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ÜZerlog und HerauSgeber: Berlag BollSgemeinlchaft G.m. b. H„ Heidelberg, Hauptstr. l26/1A
Sammelnummer 3225. Schriftleitung: Lucherstr. Sg. F-rnruf 3740 Die „Bollsgemeinschaft"
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det Postzustellung zuzügl. 42 Ps. Jst die Zeitung am Erscheinen (auch durch höher« Gewalt)
derhindert, besteht kein Anspruch aus Entschädigung. Mbestellungen müssen bir spätesten» ÜS.d.M.
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Sonntllg. Len Miir; 18ZK Üm!!ick88 VerltWlügungZdlsIl M 8tS8t8- liml Kemeüillk-Kellijfllei! freivettauf m pfg., k. Zatirg. > Nr. ko

wieder Kulie in lotw
Ver MiUbarpNtsch unbiutig unterbrückt — Ministerprüsident llbada noch am Leben

Ei«e Erklärung des Kriegskommaudanten.
Tokio, 28. Febr. sOstasiendienst des DNB)
tleber die Lage i« der japanischc» Hanptstadt
veröfseutlicht die Nachrichtenagentnr Domei
eine Meldnug, datz der Militärputsch, ohne
einen Schuß abzugebeu, unterdrückt werden
konnte. Die vollständige Unterdrücknng des
Aufstandes wurde durch eineu amtlichen Funk-
spruch des Hauptqnartiers des Kriegskomman-
dauteu vou Tokio bekanutgegeben. Danach ha-
beu im Lause der Nacht zum Samstag und des
Samstagvormittags stch uahezu alle Ausstän-
-ischen einschließlich aller Osfiziere ergebe«.
Wie die Agentur Tomei weiter meldet, hat
d-er Kriegskommandant von Tokio in Anbe-
tracht des rnhigen Rückznges der ausständischen
Soidaten eine gedulöige Haltung an öenTag
gelegt.
Jn einer Verlantbarung bringt der Kriegs»
kommawöaut z-um Ausdruck, datz er nur des-
h>pb gezögert habe, gegen die Aufständischen
schars vorzugehen, um ein verhängnisvolles
Blutvergießen zu vermeiden. Jede Möglich-
keit habe erschöpft werden müffen, um eiwe der-
artige unglückliche Ewiwicklnwg zn verhindern.
Vie entfcheidenden StunLen
Nach der Niederschlagnng des Ansstawöes
tst eS möglich, sich einen Ueberblick Über den
Verlauf der Ereignisse zn bilden.
Nachdem stch die Aktivisten geweigert hat-
ten, in ihre Käsernen zurnckzukehren, erlietz
der Militärkommandant von Tokio, General-
leutnant Kaschii, eine Verlautbarung, in
ber «r seststellte, datz öie Puischisten durch ihre
Weligerung sich eines Verstoßes gegcn «inen
kaiserlichcn Besehl schuldig gemacht hätten.
Obwoh-l ein Kampf zwischen kaiserlichen Trup-
pen dem japanischen Gcist zuwiderlaufe, müffe
wnn die Lage dnrch den Einsatz militSrischer
Kräfte wicder in Ordwung gebracht werdcn.
Gleichze'it-ig wurden die Vewoffner des von dcn
Anfstäwd'ischcn besetzien Stadtteiles ausgefor-
dert, rwhig in shren Häwsern zu bleiben.
Am Sonnabcwd geg-en 9 Uhr morgcns ent»
schlossen sich etwa 160 Mann der Aktivisten, in
ihre Kas-erne znrückzukehren. 20 Minuten spä-
ter folgten ihnen weitere 120 Soldaten. Nach-
dem Geweral'leutnant Kaschii, der Kriegsmini-
ster un-d eiwige direkte Vorg-es-etzte der Auf-
stäwöischen durch Melöeballon und durch an-
dere Hilfsmittel noch einmal die Aktivisten
zur Uebergab« aufgefordert hatten,
begab sich Gen-eralleutnant Kaschi'i, als d-icser
letzt-e Versnch k-ein Ergebnis ze'itigte, znm Kii-
ser. Dieser erteilte die Genebmigung, Regie-
rnwgstrnppen gegen die Aufstäwdischen einzn»
setzen.
Um 11.30 Nhr Tokioier Zeit wnrde amtlich
bekanntgegeben, daß sich die me'isten Unteroffi-
ziere ergeben hätten uwd bald mit dem
Abschluß der Aktion zu rechnen sei. Jn «iner
gegen 14 Uhr Tokiotcr Zeit ers'chienen amt-
lichen Verlautbarunq wurde die Einnabm«
sämtlicher Stützvunkte der Anfitän-
dischen ge'me-ldet nnd sestgestellt, daß die Ak -
tion bamit vollkommen beendet sei.
llhnLa donnk enthommen
Tokio. 29. Febr. (Ostallendienst des DNB.j
Wie amUich mitgeteilt wird, «tt M>n'stervr->N-
dent Okada bei dcm Militärputsch nicht getötet
worden.
Vei dem Eindringen der Aufständfichen war
es ihm gelungen, zu 'entkommen und sich bis zum
27. Februar in seiner Amtswohnung zu ver-
stecken. Am Abend dieses Tagcs, gelang es ihm,
von den Aufständischen unbeobachtet, zu entflie-
hen. Sein Stellvertreter Eoto wird wieder das
Jnnenministerium übernehmen.
Jn der Stadt ist es vollkommen r u h i g. Alle
Sperren wurden aufgehoben. Das Militär rückt
wieder in die Kasernen ab und hat sämtliche
Barrikaden und Vefestigungen beseitigt. Die Ee-
schäfte, Restaurationen und Hotels sind wieder
geöfsnet.

llsfiriere begetzen knrattri

London, 28. Febr. (Funkspruch.) Wie aus
Tokio gemeldet wird, ist den 18 Offizieren, die
bei dem Putsch eine führende Rolle spielten, der
Rat erteilt worden, Harakiri zu begehen, ein
llmstand, aus dem entnommen wird, datz sie nichi
als gemeine Verbrecher angesehen werden. Nach
diesem Vericht haben die Osfiziere daraufhin
mit ihren Revolvern Selbstmord begangen.
Die Nachricht, datz Ministeipräsident Okada
noch am Leben ist, hat in London Aufsehen er-
regt Nach den vorliegenden Meldungen haben
die Putschisten den Schwager des Ministerpräsi-
denten, den im Ruhestand lebenden Obersten
Matsui, der dem Ministerpräsidenten ähnlich sah,

mit diesem verwechselt und deshalb ermordet.
Am Freitagnachmittag reichte Okada dem Kaiser
durch Vermittlung des geschäftsführenden Mini-
sterpräsidenten den Rücktritt ein. Der Kaiser
lehnte jedoch die Annahme des Rücktrittsgesuches
ab. sodatz Okada japanischer Ministerpräsident
bleibt.
2n der amtlichen Mitteilung über das Ende
des Putsches wird darauf hingewiesen, datz die
Hinauszögerung der Bekanntgabe des Schicksals
von Admiral Okada aus den Wunsch der Behör-
den zurückzuführen sei, um Vlutvergietzen -u
vermeiden.

Zünf kommuniskn zum lode oerurkilt
Vie Süline für feuer-Ueberfllll auf SU'Uerl-etirslol-nl

Berlin, 29. Febr. Jn d-em großen Movd-
und Landfrieöensüruch-Prozeß gegen die 25
Neuköllner Kommunisten wegen der Beteili-
gung an öem feigen Feuerüberfall auf das
SA-Verkehrslokal in der Richardstraße rn
Neukölln am 15. 10. 1931 verkündete Sams-
tag mittag öas Verliner Schwurg-ericht nach
fast sechsmonatiger Verhandlung das Urteil.
Für die Urteilsverküwdung war ein ver-
stärkter Polizeischutz durch uniformi-erte Schutz»
polizisten und Justizwachtmeister eingerichtet.
Dre Angeklagten Paul Zimmermann
(Neukölln), Bruno Schröter (Neukölln),
Helmuth Schweers (Köpenik), Bruno
Blank (Oberschöneweide) und Walter
Schulz (Neukölln) wurden wegen gemein-
schaftlichen versuchten und vollendeten Mor-
des in Tateinheit mit schwerem Landfriedens-
bruch zum Toöe und zum Verlust der
bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit ver-
urteilt.
Weg-en Beihilf-e zum versucht-en uwd vollen-
beten Movö wurden fünf weitere Angeklagte
zuje 14Jahren Znchthaus uwd 10
Jahren Ehrverlust uwd je einer zu 12 Jahren,
10 Jahren und 7 Jahren Zuchthaus un-d 10
bezw. 5 Jahren Ehrverlust verurtellt.
Wegen Beihilfe zum versuchten unö vollen»
deten Mord sowie weg-en Beihilfe zu schwerem
Landfrieöensbruch wuröen dret Angeklagte zu
6, 5 und 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. —
Ein Angeklagter erhielt wegcn Veihilfe zum

versuchten und vollewdeten Totschlag neun
Monate Gefängnis.
Ber sieben Angeklagten wuvde bas Der-
fahren auf Gruwd des StraffreiheitgesetzeS
vom 20. Dezember 1932 eingestellt. Eine An-
geklagte wuröe freigesprochen.
Mllrristifcher putfchverfuch in ttlile
Die Menterer verhastet.
Santlago be Chile, 29. Febr. Jn ber chile-
nischen Hauptstadt gelang es der Polizei,
einen offenbar marxistischen Putschversuch im
Keime zu ersticken. Ehemalige Offiziere des
Heeres uwd der Polizei, die, wie von unter-
richteter Seite verlautet, mit marxistischen
Parteigängern in enger Fühlung gestanden
haben sollen, versuchten, höchste Kommandie-
rende des Heeres gefangen zu nehmen und
auf diese Werse die Befehlsgewalt über das
Heer an sich zu reißen.
Dank dem entschlossenen Auftreten des
Oberkommandierenden der chilenischen Armee,
General Novoa, gelang es, alle etwaigen Wei-
terungen des Putschversuchs sofort zu besei-
tigen.
Die Lage in der chilenischen Hauptstabt ist
gespannt, aber ruhig. General Novoa ver-
sicherte die Regierung von der unbeöingten
Treue öes Heeres. Da auch die bewaffnete
republikanische Miliz auf Seiten der Regie-
rung steht, erscheint die öffentliche Ruhe und
Ordnung als nicht gefährdet. 22 Teilnehmer
des Putschversuches wnrden verhaftet.


Zum Zalirestllg Ler Küä-glieLerung Les Suurgebiets

Echerl Bilderoienst
Am 1. März jährt sich der geschichtliche Tag der endgültigen Rückgliederung des Saar-
gebiets in bas deutsche Mutterland. Adolf Hitler bei ber Durchfahrt durch St. Jngbert,
wo reicher Flaggenschmnck der Freude üver die Heimkehr Ausdruck gab.

Vie käden der kommtern
Von Franz Bretz
Die letzten aus Spanien kommenden Nach-
richten sind eine Bestätigung öessen, was wir
anläßlich des Wahlausganges unö der sich
anschließenö abspielewden Vorgänge bereits
vorausgesagt haben. Das Land steuert mit
vollen Segeln in das bolschewistische
Ehaos. Während öi-e Regierung kuwdtut,
daß sie nunm-ehr Herrin öer Lage sei, weröen
von Trägern der Staatsgewalt Reöen ge-
halten, in öenen offen zum Ausdruck gebracht
wird, daß die im Februar begonnen-e Revo-
lution „folgerichtig fortgesetzt werde".
Die Agitation der Komintern hat bereits
außer den Parteigängern weite Krcise des
Volkes erfaßt, überall loöert öer Au.fruhr
empor.
Der Zweck öer Komintern ist erreicht, di«
Welt unausgesetzt durch kommunistrsche Re-
volten in Atem zu haltem Die roten Volks-
betrüger im Kreml haben ja Gelö in Hülle
und Fülle. Denn man hat ein einfaches
System zur Beschaffnn-g d-esselben erfuwden.
Es heißt Ausbeutung öes Arbeiters unö
Bauern.
Jntereffant ist öas Zahlenmaterial, daS
der ehemalige Kommunist unö Sekretär üeS
Zentralkomitees der Jugewdgruppe öer Kom-
munistischen Partei Spaniens, Enrique Ma-
torras, in einem jetzt erschienenen Bnch
veröffentlicht. Danach hat die Komintern fü:
öie Kinanzierung öer in Frankreich und
Spanien aufzubauewden „Wahlkoalitionen"
Milltonenbeträge ausgeworfen. Die
Ueberbringung und Verteiluwg erfolgte durch
die „Note Hilfe'. Für „Sonüeraktionen"
wte z. B. Herausgabe kommunistischer Zei-
tungen uwd Zeitschriften, Bildung besonderer
Kampfverbäwde, wuvden weitere Millionen
gegeben.
Was aber öas äußerst Beöenkliche bei
öiesen Diwgen ist, ist di« Tatsach«, daß es
öen Vertretern Moskaus in fast allen west-
europäischen Staaten, insbesondere aber in
Frankreich und Spanien, gelang, weite Kreise
des Bürgertums für die Meen Lenins „retf
zu machen". Die beste Hilfestellung leistet hier
die liberale wie in besonderem Maße die
katholische Presse, die in den höchsten
Tönen die Sowjetunion als Bollwerk des
Frieöens und als Garant öer europäischen
Sicherheit preisen. Daß täglich Klöster und
Gotteshäuser in Schutt und Asche gelegt wer»
den, scheint öabei ihrer Aufmerksamkeit zn
entgehen.
Es ist, wre ein Schweizer Blatt in richtiger
Erkenntnis der Dinge schreibt, im Augenblick
so, daß sich die Menschen, mögen sie in der
Schweiz, in Frankreich oöer Spanien wohwen,
in einem Zustand der Psychose befinden, auS
der es einmal ein furchtbares Erwachen geben
wivd.
Die Greuel des BolschewismuS
und dcr grundsätzliche Landesverrat der Kom-
munistischen Partei sind in ihrer Alltäglichkeit
schon derart verblatzt, daß sie keinen
Schrecken mehr einzuflößen vermögen. Wenn
heute in Rußland jährlich nur noch um die
hundert Menfchcn hingerichtet wevden, statt
der Hunderttausende in den ersten
Jahren öer bolschewistischen Herrschaft, so
mutet das wie ein ungehenrer Fortschritt
zur Humanität an. Unö dem guten Christcn
muß es wie ein Wunder erscheinen, wenn
nicht mehr sämtliche Priester, deren die Sow-
jets habhaft weröen können, sofort hiuge'ich-
tet, sonöern in die Unenölichkeit SibirienS
verschickt und so zu langsamem Martertod
verurteilt werden.
Diese Dinge müssen immer und immer
wicder in die Erinnerung gebracht werden
und zwar besonders denen, die sie oft ver-
gesscn — aus allzugroßer „Sympathie" für
die nationalsozialistische Bewegung und daS
Dritte Reich. Diese Unbelehvbaren sollen
doch einmal sagen, tvo in den drei Jahren
seit der Machtergreifung durch den National-
sozialismns in Deutschland Kirchen und KlS-
ster in Flammen aufgegangen uwö Priester
ermordet worden sinö? Si-e werden öie Ant-
wort schnldig bleiben müssen!
Die Fäd-en der Komintern sinb fest ge-
knüpft und wer einmal sich in ihnen gefangen
 
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