Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9503#1237

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mkg enmnsch ast

Heidelberger
Lerlpg und Herausgeber: Derlag DollSgemelnIchaft G. m. b. H., Heldelberg, Hauptstr. 126/123
Sammelnummer S22S. Schriftleitung: Lutherftr. ög. Fernruf 3740. Die .BollSgemeinfchaft»
«rfcheint 7 mal wöchentlich und kostet monatlich 1,70 RM.; bei TrSgerzusteNung zuzügl.M Ps.,


8 e o b a ch t e r
»ei Postzustellung zuzügl. 42 Pf. Jst di- Zeitung am Erfcheinen (auch durch yöhere Wewalt)
verhindert, besteht lein Lnfpruch auf Lntfchädigung. Abbestellungen müffen bir spätesteni 25ch.M,
für den folgendenMonat direlt beim Derlag eingereicht werden. AuSIchl.Gerichtkstand: Heidelberg

Vienstag, den 24. Mör; MZK

ümiliedez Vesllünrliglingbblsll lür 8tssl8- liml Keineinüe-Keliüttleil

Lreiverl-llul m pfg., k. Zulirg. / Nr. 83

Ver Keichsbauemlüllrer in llstfriesland
Veutschlands Vauern von jüdischer Spebulation befreit

Aurich, 23. März. (Funkspruch.) Hatte
Reichsminister Darrö im ersten Teil seiner
Wahlretse öie öeutsche Ostmark aufgesucht, so
sahen ihn die ersten Wahlkundgebungen des
zweiten Teiles der Reise im Gebiete des nie-
dersächfischen Bauerntums.
Wie in Uelzen und in Elmshorn begün-
stigte auch in Aurich strahlender Sonnen-
schein den Ablauf der Kundgebung. Auch hier
waren weit über 10 lM Volksgenossen aus
Stadt unö Lanö Ostfrieslands und Olöenburgs
zusammengekommen, um den Reichsbauern-
führer zu hören und den Willen zum geschlos-
senen Einsatz für den Führer zu bekunden.
Die für öie Versammlung vorgesehene land-
wirtschaftliche Halle in Aurich, die 8000 Men-
schen fatzt, reichte bei meitem nicht aus, um das
herbeigeeilte Landvolk aufzunehm-en. Durch
eine vorbildliche Lautsprecherübertragung
wurde schnell die Möglichkeit geschaffen, öaß
einige weitere Tausend Volksgenossen die
Treuekundgebung öes ostfriesischen Landvol-
kes miterleben konnten. Der Reichsbauern-
sührer wurde bei seiner Ankunft mit brau-
senden Heilrufen begrüßt.
Seine Ausführungen fanden bei dem nicht
leicht in Bewegung geratenden Friesenvolk
ganz ungewöhnlichen Beifall, der seinen Hö-
hepunkt erreichte, als ihm von den Bäuerin-
uen aus der vor zwei Jahren neugegründeten
ersten nationalsozialistischen Dorfsiedlung aus
dem Meer abgerungenem Boden, Neuwe-
steel, ein Vild der seit der Einweihung des
Dorfes öort in stattlicher Zahl geborenen Kin-
der mit ihren Müttern überreicht wurde.
Nach der Begrüßung durch den Gauinspek-
teur ergriff üann, stürmisch begrüßt, Reichs-
leiter Darrö das Wort. Er ging aus von
der Not, die in der Systemzeit unter der
Herrschaft jüdischen Spekulanten-
tums alle landwirtschaftlichen Betrieb« in
threm Bestand bedroht habe. „Heute erschsint
es uns unfaßbar, wie damals auch in den
Gegenden, öie verhältnismäßig günstig zu den
großen Verbraucherbezirken lagen, öie Er-
zeugnisse deutscher Banernarbeit nicht mehr
abgesetzt werden konnten, währenü gleichzeitig
ungeheure Mengen von Lebensmitteln aus
dem Auslande Hereinkamen, ohne daß diese
Ausfuhrländer bereit gewesen wären, in ent-
sprechendem Umfange deutsche Fertigwaren
aufzunehmen. Die Wirkung öieser Entwick-
lung hat öer deutsche Arbeiter, öer Leschäfti-
gungslos vor feiernden Fabriken stanö, viel-
leicht noch stärker zu spüren bekommen als
der Bauer."
Der Reichsbauernführer ging eingehend
auf die Außenpolitik ein und erklürt« unter
anderem:
„Die auderen feilsche» jetzt au dem Ange-
bot des Führers herum und möchte« a» de«
Pnnkte« herunterhandelu uud vergessen voll-
kommen, daß i» Deutschland seit drei Jahren
keine „Ersüllungspolitiker" mehr a» ber Re-
gierung sttzen, sondern deutsche Männer.
(Stürmischer Beifall.) Für den Deutschen gilt
wieder das e'HKiche Wort, und er denkt nicht
daran, mit sich handeln zu lassen. So wenig
wie das dvutsche Volk den Krieg will, wollen
ibn auch öie anderen Völker. Die französischen
Bauern wollen genau so friedlich ihrer Avbeit
nachgehen wie öie deutschen Bauern und wol-
len von den juristischen Spitzfindigkeiten, mit
benen sich öie Staatsmänner am grünen Tisch
beschäftigen, nichts wisfen."
Anf Fragen öer ErnährungsPolitik über-
gehend, erklärte öer ReichIbauernfüHrer: „Man
kann esfen ohne zu arbeiten, aber kein Mensch
kann anf Sie Dauer Arbeit leisten ohne zu
esfen. Die Ernährung ist das Wichtigste
für ein Dolk, wenn es bei Kraft bleiben soll.
Deshlakb gehören die besten Volksgenvssen an
die verantwortlichen Stellen öer Löbensmittel-
verteilung, aber nicht die Vertreter öes „aus-
erwählten" Bolkes, von dem bis heute kein
Mensch weitz, wer es auserivählt hat." Der
Bolschewismus sei nichts anderes als der Ver-
such öer Juden, durch die Weltrevolution die

Herrschaft in der Welt
kommen.

in die Hand zu !be-

Der Minister fuhr unter stürmtschem Bet-
fall fort: „Hente kann mau Deutschland »icht
mehr wie im Weltkriege iu die Knie zwingeu.
Früher war es so, daß, wenn man die Lanö-
wirtschaft schützen wollte, man Zölle haben
mußte, öie' die Handelsverträge erschwerten
und den Warenexport der Jndustrie verhin-
derten. Durch die Marktordnung haben wir es
fertiggebracht, daß der Zoll überflüssig wird
und wir heute die besten Schrittmacher für
die Exportinöustrie Deutschlands geworden
sind. Heute ist die Marktordnung des Reichs-
nährstandes mit einer öer grötzten Teile des

ArbeitsbeschaffungsprogrammS für unsere Jn-
dustrie geworderi. Wir haben nicht nur Stadt
unb Land so zusammengeführt, son-
dern es auch ermöglicht, daß beide Wirtschaften
wieder zusammenarbeiten und erstarken. Da-
raus erwächst uns die Kraft, die wir für üie
Politik brauchen".
Zum Schluß forderte ber Reichsbauern-
führer unter stürmischen Beifallskundgebungen
der Massen öazu auf, dem Führer am 20. März
die Treue zu vergelten, die er dem öeutschen
Volk gehalten habe und öie Geöankenlosen im
Lanbe aufzurütteln, damit das deutsche Volk
in einmütiger Geschlossenheit hinter deu Füh-
rer tritt.

lllachlende Keichslteueremnndmen
Steunaukl-ommen im Lebruar gegenüber dem Norlatire um 85 Millionen gestiegen

Berli«, 23. März. (Fuukfpruch.) Die E:n-
nahmen des Reiches an Befitz- und Verkehrs-
steuer belaufen sich im Febvuar 1036 auf 447,1
Millionen Retchsmark gegenüber 379,7 Mill.
Reichsmark im gleichen Monat des Vorjahres.
An Zöllen unö Verbrauchssteuern kamen 248,8
gegen 231,4 Mill. RM auf. Jnsgesamt hat sich
für öen Berichtsmonat also das Steuerauf-
kommen auf 698,9 Mill. RM gegenüber 611,1
Mill. RM im Februar des Vorjahres «r-
höht.
Für öie abgelaufene Zeit öes Rechnungs-
jahres, das sinö öie ersten elf Monate, betru-
gen die Einnahmen an Besitz- und Ver-
kehrssteuern 5855,1 (4467,4) Mill. RM,
an Zöllen uud Verbrauchssteuern
3191,1 (2999,9) Mill. RM, insgesamt also 8746,2
(7457,3) Mill. RM.

Auch im Febr. 1936 haven stch von öenjenigen
Steuern, öi« für die Beurteilung öer Wirt-
schaftseniwicklung wichtig sind, die Lohnfteuer,
die veranlagte Einkommensteuer, öie Körper-
schaftssteuer und die Umsatzsteuer weiter gut
entwickelt. Das Aufkommen an Lohn-
steuer im Februar 1936 überstieg öasjenige
im gleichen Monat öes Borjahres um 12,9
Mill. RM. Das Aufkomrnen an veranlagter
E in ko mme nst e u e r war um 15,0 Mill.
RM höher. An Steuerabzwg vom Kapital-
ertrag sind 1,5 Mill. RM mehr aufgekommen.
Die Kürperfchaftssteuer hat im Febr.
1936 ein Mehr von 13,6 Mill. RM gegenüber
Februar 1935 gebracht. Die Vermögens-
steuer brachte ein Mehraufkommen von 2,1
Mill. RM, öie Umsatzsteuer «in solches
von 18,3 Mill. RM.

Neue rü'mische protobolle unterzeichnet
Um die militürilche Kleichberechtigung Nesterreichs und Ungurns

Rom, 23. März. (Fnnksprnch.) Die Drei-
mächtekonfereuz von Rom fanö am Montag
um 18 Uhr mit der Unterzeichnung von drei
Protokollen durch Mnssolini, den ungarischen
Ministerpräsidenten Gömbös und den öster-
reichischen Bundeskanzler Schuschnigg ihren
Abschlnß. Die Verösfentlichung des vollstän-
bigcn Wortlantes dieser drei Protokolle, von
dene« sich eines mit politischen «nd zwci mit
wirtschaftliche« Fragen beschäftigt, soll im
Laufe des Dienstag erfolgen.
Wie man von beteiligter Seite hört, be-
zwecken die Protokolle in erster Linie einc
Vertiefung der politischen unö wirtschaftlichsn
Zusammenarbeit Jtäliens, Ungarns unö
Oesterreichs. Jnsbesondere soll öie Konsul-
tation eine Erweiterung im Sinne einer noch
stärkeren Fühlungnahme der drei Länöer bei
allen sie interefsierenöen Fragen erfahren ha-
ben. Weiter heißt es, daß die örei Mächte
die voll« militärische Gleichberechtigung Oester-
reichs unö Ungarns möglicherweise auch mit
französischer Unterstntzung auf öie Tagesovd-
nung der SspteMbertagung öes Völkerbunöes
zu setzen beabsichtigen.
Es heißt, daß der Geöanke einer Ausöch-

nung der römischen Abmachungen auf andere
Länder nur in sehr allgemeiner Form ge-
stteift wovden sein soll. Anf wirtschaftlichem
Gebiet habe Ungärn erhebliche Vorteile zuge-
stanöen bekommen. Zusammenfassend wiöd
Sie Böfestigung t»r bereits bestehenöen Ab-
machungen als Kernpunkt der neuen Verein-
bavungcn bezeichnet.
Nalien und dos tondoner Memorondum
Rom, 23. MLrz. (Funkspruch.) Mit beson-
derem Nachdruck verzeichnet öie hiesig« Presse
öen steigenden Widerstand öes Parlaments
und der öffentlichen Meinung in England ge-
gen öi« im Memorandum der Locarnomächte
«nthaltenen Vorschläge.
Der „T e v e re" spricht von «iner w üten-
öen Opposition", während öas „Giornale
rVJtalia" die Verschiebung öer außenpoliti-
schen Aussprache im Unterhaus mit öer un-
günstigen Aufahme öes Planes in England be-
gründet. Ueber öi« mögliche weitere Haltung
Jtaliens und Deutschlands finöen sich in den
Londoner Berichten der römischen Blätter
einige Andeutungen. Die „Tribuna" hält
es für wahrscheinlich, datz Mussolini dcm


5K-Gberführer

FvamMorallev
spricht am Vonnerstag, den26. März, in einer
Gootz-Kaa-govung

Diererplan seine Znstimmung solang« ntyr
geben werde, bis er nicht öie Gewißheit habe,
daß öer Sanktionismus gegen Ftalien seinem
unrühmlichen Enöe entgegengehe.
Kibbentrop reist nach hindon ruras
Berli», 23. März^ (Funkspruch). Wic wir
erfahren, wird sich Botschafter von Ribben»
t rop im Laufe öes Dienstag nach Londou
zurückbegeben.
Snldwin: „Schluß mst dem Ilnsinn!"
Londo», 23. März. Oliver Baldwin, der
Sohn des englischen Ministerpräsidenten, wen-
det sich in einem Artikel in der „Daily Mail"
entschieden gegen das Wiederaufleben des Ver»
sailler Vertrages. Er tritt dafür ein, Versail-
les durch einen Friedensvertrag gleichberech-
tigter Nationon zu ersetzen. Großbritannien
habe dabei die entscheidende Rolle. Der Artikel
ist überschrieben „Schluß mit dem Unsinn!".
Voii-sabstimmung in knglnnd gefordert
Londo», 23. März. (Funkspruch). Jn dem
innerpölitischen Streit über öen Wert oder
Unwert öer in dem Memorandum enthaltenen
Vorschläge der Locarnomächte rst eine bemer-
kenswerte Entwicklung eingetreten. Das füh-
rende Mitglied der oppositionellen Avbeiter-
partei Tom Johnston, will in der be-
vorstehenden außenpolitischen Aussprache im
Unterhaus die Regierung um die Veranstal-
tung einer Volksabstimmung ersnchen,
bevor die Besprechungen zwischen den General-
stäben Englands, Frankreichs, Belgiens unö
Jtaliens, die für den Fall eines ScheitcrnS
der Berhandlungen mit Deutschland oorge-
sehen sind, stattfinden.
Auf eine Anfrage tm Unterhaus nach bem
Stand der internationalen Lage erklärte
Autzenminister Eden, daß der Jnhalt der Bot-
schafter von Ribbentrop übermittelten Doku»
mente den Eharakter von Vorschlägen habe.
Me Sihung des iZer'stnsschustes
Londo«, 23. März. Der 13er-Ausschuß de»
völkerbundsrates hat nach zweistündiger Be-
rqtung beschlossen, seinen Borsitzenden d«
Madariag-a unö ben Generalsekretär deS
Völkerbundes zu beauftragen, an die itali«-
nische Regierung heranzutreten, um festzu-
stellen. welche Möglichkeiten für die Herbeisüh»
rung eines Wasfenstillstandes und den Ab»
schluß eines Friedcns im Geiste des Völker-
bundspaktes bestehen. Autzerdem wurde über
die abessinische Beschwerde wegen der italie-
nischen Vombenabwürfe auf Lazarette und
offene Städte sowie öer Verwendung vo«
Giftgasen gesprochen.
Verschiebung der Knlstagung
London, 23. März. Die Ratsmitglieder
haben Montagvormittag Seschloffen, die auf
Nachmittag zur Eröfsnung der Aussprache über
die Vorschläge der Locarno-Mächte anberaumtc
Sitzung in Erwartung der deutschen
Antwort um 24 Stunden zu verschieben.

in der Ztadthalle heidelberg

Verliastungen und kjausluchungen
bei Kigner deutschen
Berli«, 23. März. Wie wir aus Riga er-
fahren, erschienen in der Nacht von DonirerS-
tag auf Freitag den 13. März unerwartet i«
einer deutschen Privatwohnung in Riga Be-
amte der lettischen politischen Polizei und ver-
hafteten alle 15 an einem geselligen Beisam-
mensein teilnehmenden Baltendeutschen. Un-
ter den Verhafteten befindet sich auch Erhard
Kroeger, führcnder Vertreter einer Gruppe
der jungen Generation des baltischen Deutsch-
tums. Sämtliche Verhafteten wurden noch in
der gleichen Nacht in das Hastlokal der poli-
tischen Polizei gebracht. Hier werden die Ver-
hafteten fortgesetzt Verhören unierworfen.
Gleich nach der Verhaftung hat die politische
Polizet eingehende Haussuchungen in den
Wohnungen der Verhafteten vorgenommcn,
wobei sie verschiedene Schriftftücke, Brieswech-
sel, Bücher u. a. beschlagnahmte. Welches Ver-
gehen den Verhafteten zur Last gelegt wird,
ist einstweilen mcht bekannt.
 
Annotationen