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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0175

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xzivipi-vi-zi-r oev »«^noK^i.sori^i.isiv^
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ov^osirssir ovos^on^sir
6?6frvstI0?I 1930
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kjeidelberg. Mittwoch. den iS.Zanunr isZk s ümilicbez VeriliinilWgzdiÄl!ür 81imk- llnl! Oemeliilie-gebürlien >_Lreiverhuuk m pfg. / k. Zuiirg. / Nr. ,4

londiiner klnUenIonleren; gespcengt
Zapan macht nicht mehr mit — Linlpruch gegen die kortsührung der verhandlungen
als Viermächtebonseren;

Lou bo n, 11. Jtl«. Wie au matzgebeuder
Stelle verlautet, hat die japanische Flotteuab-
ordnuug eudgültig beschlossen, die Loudoner
Flotteukouserenz zu verlassen. Ob die Fapa-
uer als Beobachter in Londou bleibe« werden,
lst noch »ngewitz.
Die japanische Abordnung wird ihre« Aus-
trittsbeschlntz wahrscheiulich aus der uächsten
Bollsttznng der sünf Flottenabordnnugeu amt-
lich mitteilen. Wie verlautet, habe« die Japa-
«er bereits gestern den Mitgliederu der br>-
tischeu Abordnung ihre Abstchten zur Kcnnt-
nis gegebe». . . - .
Am Dienstagvormittag wurde in einer ge-
meinsame» Besprechung der britischeu uud der
amerikanische» Konferenzteiluehmer die japa-
uische Entscheiduug «nd die Zukunst der Flot-
tenkonsereuz besproche». . . . ^
Wie Reuter meldet, ist ber Beschlutz der
japanischen Abovdnung der britischen Abord-
nung gestern Nacht übermittelt worden. Di«
Erklärung der Fapaner, die die Gründe über
-en Austritt enthält, wirb in der Mittwoch-
sttzung abgegeben werden. Nach ihrer Abgabe
wirb stch die Konferenz bis zum Freitag ver-
tagen.
kine krklSrung Kdmirul Nugunos

wirb das Ausscheiben Japans mit gemischten
Gefühlen aufgenommen.
krregung in paris
Paris, 14. Jan. Der Beschlutz der japani-
schen Abordnung hat in Parrser amtlichen und
biplomatischen Kreisen eine gewisse Erre-
gung hervorgerufen. Man bedauert den Ent-
schluß Japans, da Japan als eine der stärk-
sten Flottenmächte von etwaigen Abkommen
ausgeschlossen bleibe.
Vie engiischen Küstungen Äouern nn
Keine Entspannung der politische« Lage.
Kairo, 14. Jan. Wenn außerhalb Aegyptens
hie und da von einer Entspannung öer poli-
tischen Lage gesprochen wird, so ist dies hier
jeöenfalls nicht festzustellen. Die engli-
schen Rüstungen dauern an. Nach wie
vor bereitet man sich auf einen bewaffneten

Konflikt mit Jtalien vor. Der britische Ober-
kommissar soll gelegentlich in kleinerem Kreise
erklärt haben, selbstverständlich wolle England
keinen Krieg. Angesichts der Unberechenbarkeit
öer italienischen Politi'k müsse man aber auf
das Schlimmste gesaßt sein. Damit seien öie
britischen Vorbereitungen zu erklären.
Wie gefährlich die Lage in englischen Krei-
sen angesehen wird, verrät sich deutlich durch
alle möglichen kleinen Anzeichen. So sind di«
weiblichen Mitglteder der britischen Kolonie
aufgeforöert woröen, stch freiwillig zu Lehr-
gängen über Kranken- unö Verwunöetenpflege
zu melden. Kerner hat die britische Kolonie
Vorbereitungen getrosfen, d^e ihr angehören-
den Frauen und Kinder im Ernstfatle in
Luxor unterzubringen, da man Luftan-
griffe auf Alexandrten und Kairo erwartet.
Andererseits werden dte Aussichten der
Jtaltener in Abessinien s e hrskcptisch be-
wertet.

Sohota Lurch öranLbomben zerstort
folgenschwere Nuswirl-ungen Ler itnlienischen fliegerangriffe

Loudou, 14. Jan. Wie „Pretz Asiociatiou"
erklärt, hat die japantsche Aborduung gegen
die Fortsühruug der Verhandlunge» als Vier-
mächtekonfereuz Eiuspruch erhode». Die bri-
tischen und die amerikanischen Juristen erkann-
te« jedoch den Einwand wicht als stichhaltig
LU.
Der japanische Admiral Nagano erklärte
einem englischen Preffevertreter gegenüber,
Japan hab« den ernsten Wunsch, die Lage nicht
zu verschlechtern.
Nach japanischer Anfsasiung bedente ein
Ausscheiden Japans «icht ei» Rüstungswett-
rennen. Japan beabstchtige nicht, seine Flotte
bis zur Grötze dcr Flotte» Englands oder
Amerikas aufznrüften, obgleich das derzeitige
amerikauische Bauprogramm, das den gegen-
wärtige» Flottenvertrag voll ansnütze, i» Ja-
pa« Bennruhigung verursache.
Solange nicht die anderen ein Flottenren-
nen hervorrufen, weröe sich auch Japan zu-
rückhalten.
Gleichzeitig müsie bctont werden, datz sich
-ie Flottenverträge von Washington und Lon-
don für die Verteidigungsbedürfnisse Japans
als unbefrieöigend erwiesen hätten. Das
tn Washington gegründete Verhältnissystem
lasie Japan keine Gerechtigkeit widerfahren.
Jn Kretsen der amerikanischen Abordnung

Addis Abeva, 18. Jan. Nachrichten, die stch
im einzelnen selbstverständlich nicht nachprüfen,
lassen, besagen, öaß die südöstlich von Makalle
gelegene Stadt Sokota unö das umliegende
Gebiet seit öem italienischen Rückzug öurch
italienische Bombenflugzeuge heimgesucht wür-
den. Die Stadt Sokota soll bereits völlig von
Brandbomben vernichtet worden sein. Außer-
dem sollen dort drei große Gasbo m ben ab-
geworfen woröen sei, was für öie ahnungs-
lose Bevölkerung furchtbare Folgen gehabt
habe. 1l) Personen hätten durch das Gas das
Augenlicht verloren, während viele
andere schwere Brandmunden am Körper da-
vongetragen hätten. Auch die Kirche von So-
kota set von Bomben getroffen worden, ge-
rade als in ihr zahlreiche Betende geivellt
hätten. Bon ihnen sollen zehn in Stücke
gerissen worden sein, während acht schwer
verletzt wurden. Die italienische Fliegcrtätig-
keit an der Nordfront nimmt täglich zu. Öst-
lich von Dcssie wnrde wioder ein Flugzeug
gesichtet. Zwei andere überslogen das an der
Sudangrenze gelegene Gebiet.

„Me nationalsozialistischste 5tadl"
franzllfische Sllltter zu Len Snllrfeiern

Paris, 14. Jan. Ein Tetl öer französischen
Presse erhebt gegen öen Namen Saarlau-
tern Einspruch. Aber davon abgesehen wirö
an der Feier öer einjährigen Rückkehr des
Saargebietes zu Deutschlanö nicht g-ekrtttelt.
Der Berliner Bertchterstatter des „J o u r-
n a l" behauptet, anläßlich der Saarfeiern hät-
ten sich in der deutschen Presse leiöer zahl-
reiche für Frankreich ziemlich unangenehme
Artik»! befunden, in denen beteuert werde,
daß die Franzosen trotz aller Vemühungen
des Führers von öer Annäherung mit Deutsch-
land nichts wissen wollen.
Der Berichterstatter des „Excelsior"
batiert seinen Bericht aus Saarlautern, in
öem er zum erstenmal diese deutsche Bezeich-
nung auch im französischen Text beibehält und
schreibt, die überwältigende Stimmenmehrheit
füx Deutschlanö sei für die Saarländer sehr
ehrenwert und habe französtscherseits keiner-

lei Rachsucht heraufbeschworen. Außerdem
habe das Abstimmuugsverhültnis den Vorteil
öer Klarheit gehabt. Er schließt mit «inem
Hinweis auf den neuen deutschen Saarfunk-
sender und macht sich im Namen aller Fran-
zosen öen Wunsch zu eigen, den der Direktor
öes Saarbrücker Senders Raskin wte folgt
geäutzert habe: Der Saarsender soll zur Ver-
stänb -znng der Bölkcx bcitragen und westlich
der Grenze Vcrständnis sür die Absichtcn des
»euen Dcntschlands wecken.
Am freunölichstcn lautet der Bericht öes
Vertreters des „Jo u r". Saarbrücken sei, so
schreibt öiesex Augenzeuge, innerhalb von
Jahresfrist die nationalsozialistischste Stadt
geworden. Nie habe man in Deutschland so
viele Hakenkreuzbanner uwd so reichen Fah-
nenschmuck gesehey wie gestern im Saarlande.
Saarbrücken habe sich mit großer Tchnellig-
keit dem übrigen Deutschland angepaßt.

Ztlllkn l-ann wllrten
Eine amtliche Erklärnng znr Frage «euer
Vermittlungsversuche.
Nom, 14. Jan. Gegenüber den immer be-
stimmter auftretenöen Meldungen über nenc
Vermittlungsversuche oder Frieöenspläne zum
italienisch-abessinischen Streit wirtz von amt-
licher Seite erklärt, daß italienischerseits solchc
Pläne nicht bestehen und auch nicht bekannt
geworden seien. Desgleichen wird öie Dar-
stellung zurückgewiesen, wonach Jtalien mit
Ungedulö auf neue Vermittlungsvorschläge
warte. Jrgendcinc Aenderung der internatio-
nalen und militürischen Lage sei in den letzten
Wochsn nicht eingetreten und Jtalien nehme
auch nicht an, daß bei den benorsiehenden Gen-
ser Beratungen irgend etwas Tatsächliches zn
erwarten sei.
Was den Geöanken der Entsendung einss
Untersuchungsausschusses nach Abessinien be-
treffe, so wird von italienischcr Seite daran
erinncrt, daß der Negus vor einiger Zeit
einen äknlichen Antrag bcim Bölkcrbund
zweckS Aeststellung „der italienischen Grau-
samketten" gestellt habe. Die italienische Ne-
gierung habe sich zn diesem Antrag bis hcnte
noch nicht ausgcsprochen.
UnkWchllllgsllusfchutz uuermünfcht
London, 14. Jan. Die Zeitungsnachricht,
monach der italieni'che Staatssekretär Suvich
dem britischen Geschäftsträger in Rom mit-
geteilt haben soll, daß Mnssolini die Enr-
sendung eines linter>nch'»,ngsausschusses nach
Abeffinien Legrüßen würde. wuröe am Diens-
tag in London in Abrede gestellt. Eine
solche Mitteilung sei weder erfolgt, noch seien
Anzeichen für eine Willensänderung Muffo-
linis hinsichtlich der Fortführung des Feld-
zuges in Abessinien vorhanöen.
Die „Preß Association" bestreitet bei dieser
Gelegenheit gleichfalls, daß die Londoner amt-
lichen Stellcn trgend wclche amtliche Kennt-
nis hätten.
Der britische Botschafter in Rom, der znr
Zeit seinen Urlaub in England verbringt,
wird gcgen Enöe der Woche nach Rom zu-
rückkehren.
Anwesenheit Jtaliens in Genf fraglich.
London, 14. Jan. Reuter berichtet, daß Jta-
lien möglicherweise an der nächsten Sitzung
öes Bölkerbundsrates nicht tcilnehmen werde.

VLe lanfaren
Les ljerren Molotow
Jn Moskau wuröe wieder einmal die Pro-
paganda- unö Agitationstrommel Hefttg ge-
rührt, uwd Herr Molotow stieß seine poli-
tischen Fanfaren mit dem Brustton dex Ueber-
zengung in alle Welt hinaus. Jm Zentral-
exekutivkomitee hielt «r eine außenpolitische
Roöe, in öer er sich befleißigte, die frtedens-
politische Haltung des Bolschewismus in alleu
Nüancen zu öemonstrieren. Sein Thema war
weit genug gefaßt, um auch über öie Grenzen
Europas hinaus öie politischen Argumente
der Sowsetmachthaber einöringlich, aber auch
mit ö«r gewohnten Tarnung, dar-
zulegen.
Die Konstruktionen des Herrn Molotow
suchen öie friedenspolitische Veöeutung Mos-
kaus in einer Weise zu interpretieren, als ob
ohne den Kreml bereits ein Krieg aller ge-
gen alle den Erdball erschüttern ließe. Der
Sowjetkommiffar läßt fast alle mehr oöer
weniger beöeutenden Staaten Revue passieren
und teilt sie gewiffermaßen in frieöenssreunö-
liche und friedensfeindliche Machtgruppen ein,
wobei er alleröings öie Völkerbundsstaaten
als kapitalistische und imperialistische Gebilöe
bezeichnet, die entgegen ihrer scheinbaren Ab-
sicht letzten Endes doch auf kriegerische Ans-
einandersetzungen lossteuern. Die gefährlich-
sten Mächte sind jedoch sür ihn die „fäschiüi-
schen" Staaten und der östliche Nachbar Ja-
pan. Deutschlanö, Jtalien und dem
ostasiattschen Jnselreich schiebt er gewisser-
maßen die entschlossene Absicht unter, Sowset-
rußland angreisen und aufteilen zu wollen.
Der „deutsche Faschismus", wie Herr Mo»
lotow den Nationalsozialtsmus zu nennen be-
liebt, habe angeblich die Politik „territorialer
Eroberungen" auf sein Banner geschrieben
und drohe mit „unerwarteten Angriffen einer
lautlosen Kriegsluftslotte den Maffenmord"
verhängnisvoll zu inszenieren. Wie eine sehr
„schwarze Wolke" laste die Deutschland unter-
schobene Absicht bereits über öer Tschechoslo-
wakei und das Reich sei in cin „Kriegslager"
inmitten Europas verwandelt. So nnd mit
ähnlrchen Behauptungen sucht der Moskäuer
Kommissar gegen Deutschlanö Stimmung und
Front zu machen, ohne allevdings osfenbar
selbst zu merken, daß seine der Aufrüstung der
Noten Armee dienende Propaganda-Rede die
Kriegspsychose, statt einzudümmen, vergrö-
ßert und v e r s ch l i m m e r t, wenn er bei-
spielsweise erklärt: „Der italienisch-abessinischs
Krieg zeitzt, daß die Gefahr des Weltkrieges
immer mehr wächst unö Europa immer mehr
erfaßt. Dieser Krieg hat erst begonnen und
es ist jetzt unmöglich vorauszusehen, wann
unö womit cr enden wird "
Wenn der Bolschewismus von öen Seg-
nungen seiner sozialistischen Errungenschaften
und seiner friedenspolitischen Sendung sowie
Bedeu-tung im Konzert der in Genf vertrete-
nen Nationen überzeugt ist, dann dürften der-
artige Feststellungen eigcntlich überflüssig und
gegenstandslos sein. Vts jetzt haben sich un-
seres Wissens noch nirgends Dinge entwickelt,
die öen Bestanö öes sowjetruffischen Staates
von außen her irgenöwie gesährden. Es ist
keine kollektive Aktion und kein Militär-
Bündnis gegen Moskau abgeschlossen worden,
man hat sich im Gegenteil in Genf, Paris und
Prag um die Gunst Moskaus bemüht
und die roten Machthaber mit allen Ehren
und Würden auf das Parkett der Weltdiplo-
matie geführt, sie um ihre Unterschrift zwei-
seitiger Verträge gebeten und thnen das Recht
als Genfer Wortführer znerkannt. Warum
untcr solchen Voraussetzungen eine gigantische
Anfrüstnng der weltrevolutionären Machtzen-
trale erforderlich ist, vermögen wir nicht ein-
zusehen, wenn wir die offiziellen Reden der
roten Diplomaten ernst nehmen würden. Aller-
dings besteht nebcn öieser Moskauer Diplo-
matie bie Komintern, öie anläßlich ihres dies-
jährigen 7. Weltkongresses uns das andere
Gesicht des Bolschewismus zeigte.
Auf öem Generalstab öer Weltrevolution wur-
den öie Parolen znr Unterminierung öer Kul-
turstaaten gegeben.
Jn öiesem Sinne bekommt dann freilich
 
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