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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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^aw ^ Herausgeber: Berlag Dottsgerneurlchast G. m. b. H., HeidyLberg, Hauptstr. 126/123
rrs^^El.Nr. 3225. Schrrstleitung Brunuengafle 20/24, Fernrus 3740. Die.Dostsgemeinschaft''
^ 7 mctt wöchenUich und tostet monatlich 1,70 dei Lrägerzustellung 30 Ps.

a«n 11. WI1W
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^ Skovkcnrkir

bei Postzustellung «r Ps. mehr. Jst die Leituug am Erscheinen <auch durch höhere Sewalt)
verhtndert, b-steht kein Anspruch aus Eutschädigung. «hb-stellunge» müssen bi» sp-t.25.d. M.
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fk«!lIS?>I»»11» n»./«. 1S»k!!S»g^»k. 10»

Mottas Anklage gegen Moskau
bchweizer Bundesrai gegen Aufnahme -er -ipromaiischen Beziehungen mii -en Gowjeis
Bern, 10. 2um.
^ schweizerischen Nationalrat began« am Mitt.
^ ch die grohe Aussprache über die Wiederaufnahme
Beziehungen der Schweiz zu Sowjetruszland. Von
.j^uinistischer, sozialdemokratischer und unabhän.
E^.beite (Duttweiler.lSruppej liegen entsprechende
r "ijgg vor. Ferner sprach sich in einem Beschlusz
Eeschästsprüsungsausschuh, der in Montreux
«Us ' '"'t S:S Stimmen sür die Wiederaufnahme

Reden der Antmgsteller zur Degründung
erki - ^ der Sach.Referent Eraf (freisinnigj. Er
.?te, datz besonders wirtschaftlich mteressiert«
die Wiederaufnahme der Beziehungen an>
en, der Auffassung seien, datz einr Der.
^n^rung der Handelsbeziehungen von der polittschen
sej^ennung Sowjetrutzlands abhänge. Er persönlich
E8«n die Wiederaufnahme.
h ^ sozialdemokratische Parteiführer Rein.
^d, ebenso der Ingenieur Stäubli (unab.
erklärten sich sür die Wiederaufnahme.
dreirh der Abgeordnete Valloton in scharfer Form
' Ablshnung der Anträge verlangte.
^ -oundesrat Motta legt« in längerer Red« die
^ ^hnende Haltung des Bundesrates dar. Der
hi^^srat. so erklärte er, hat nie verhindert und ver.
nicht, datz Geschäftsleute mit Rutzland regel-
dz.°'8e Handelsbeziehungen unterhakten. Er wünscht
^. Tntwicklung dieser Beziehungen, mutz aber di«
d^Mtswelt vor Illustonen warnen. Er bestreitet,
tzzb oi« offizielle Anerkennüng imstand« wäre, das
"crk i ""d die Bedeutung des gegenseitigen Handels.
^hrs in wirklich fühlbarer Weise zu ändsrn.
Anteil Ruhlands am Weltanhenhandel ist
Ig.^windend klein. Die Schweiz hatt« im Jahre
y ^ als Neines Land von 4,5 Millionen Einwoh.
de.°'n°n Autzenhandel aufznweisen, der dedeuten.
!«in ^ nls derjenige des unermehlichen Nnhl«md mit
Vevölkerung von 18ü Millionen. Der russische
-^^Nhandel ist Lbrigens in einem Schrumpsnngs.
Legriffen. Er belief sich im Jahre 1SSS im
«ur auf 1850 Millionen Goldfranken. wäh.
8Uk>»^E schweizerische Autzenhandel noch ein« Zifser
^'st, die zwei Milliarden Lberschreitet.
«t^lgien hat di« Sowjetunion vergangenes Iahr
Die Eigebnisse sür den Handel waren
hr» .' auschend, Ministerpräsident van Zeeland
Lffentlich erklärt. Holland hat gleich der
"'Le ^ ^ Sowjetunion nicht anerkannt und hat
tzAdie Abstcht, den Sowjetstaat anzuerkennen. Sein
i>e-. mit Rutzland übersteigt dennoch beträchtlich
h^"'S«n Belgiens. Die Verelmgten Staaten
den Sowjetstaat 1933 anerkannt. Diese An.
war durch di« Banken und die anderen
p j A"ftskreise befürwortet worden. 2hr Ziel wurd«
Z t erreicht.
tzttz^"desrat Motta sprach dann daoon, datz jeder
^edij st^ dis Einrichtungen geben könne, die seinen
ste^ fl'nssen entsprechen, datz es ader zu den schwer.
t>ie r,/°atlichen Mitzbräuchen gehört, wenn in
try.^atzenpolitik die Parteileidenschaften hineinge.
"'urden. Von jeher habe sich deshalb der
"irh^ut gegen die Bestrebungen der sozialistischen
8i^ aininunistischen Parteien erhoben, ihre Ideolo.
ip, Basts dcr Autzenpolitik zu machen. Er habe
j e^ahre 1934 gegen den Eintritt Sow.
^ u n d s in den Völkerbun

d>t.

l d ge-

ie Diese Haltung sei durch das Parlament und
L^ve Mehrheit des Volkes gebilligt worden.
russische Regierung im gegenwärtigen
imstande, darauf zu verzichten, die kom.
»irterz/-^e Propaganda direkt oder indirekt zu
selbst ^^n? Die Sowjetregierung könnte dies nicht,
^tvva^un ste es verspräche. Die kommunistische
o ^ ^anda stellt nun aber in unseren Augen ein
bteH^lischeg Verbrechen dar, ein Der.
"ichj " -iwar, das unsere Gesetzgebung als solche noch
'ip ^"wichrieben und geahndet hat, aber dennoch
Uptr^^'^chen. Die Sowjetregierung ist heute noch
E« n * von der Dritten International«.
"°'E«ht zwischen der Sowjetrcgierung und der
^«."'"stilchcn Pattei ein« teilweise Jd-ntität der
^een " und eine verwirrende Solidarität der
i^eran^"^ Jnteressen. Der Einsluh Moslaus ist
Ichyiin Werke. Die Dritte Jnternationalc
die Brandsackel im Westen Europas und
«ipy.^art die Verbindnng von Kommunismus «nd
DZr M-M MMSW MtUet, «a «

kann, an der Bildung von Volksfronten. Er bringt
die französischen Kommunisten dazu, die Militär-
kredite anzunehmen, und die Schweizer Kommu-
nisten, sie abzulehnen. Die kommunistische Taktik
keunt alle Formen und alle Schattierungen. Sic sucht
Revolutionen in Brasilien, in Argentinicn, in Uru-
guaq und in anderen Staaten Siidamerikas zu ent-
sachcn.
Es ist nicht richtig, datz die Schweiz in ihrer
dauernden Weigerung, Sowjetrutzland offiziell anzu-
erkennen, allein dasteht. Holland, Portugal und
Jugoslawien betreiben die gleiche Politik wie wir.

Die 20 Republiken Süd. und Mittelamerikas han-
deln ebenso. Der Augenblick, unsere Politik abzu.
ändern, wäre darum schlecht gewählt. Di« politische
Weltlage verbietet uns zu dulden, dah unser Boden
unter dem Deckmantel von Privilegien und diplo.
matischen Jmmunitäten zu einem internationalen
Propagandazentrum wird. Unser Volk würde es
nicht verstehen, wenn der Nationalrat taub bliebe für
den Appell einer verantwortlichen und eimgen Re-
gierung und dazu käme, einer Geste das Wort zu
sprechen, die heute dem denkbar unerwünjchtesten
Abenteuer den Weg ebnen mützt»

Streik immer noch nicht beigelegt
Teileinigung mii -12"/o LohnerhShung — Belastung des Siaatshaushalis

Paris, 10. Jum.
Die rückläusige Bewegung in den Streiks in
Frankreich scheint fich allmählich stärker durchzusetzen.
2n der Nacht znm Mittwoch kam ein Adkommen
zustande, durch das der Streik der Bergarbeiter
in Nordsrankreich beigelegt werden konnte. Dieses
Adkommen sieht eine allgemein, Lohner.
H8hungvon12v. H. vor. Am Dounerstag soll
i» sämtlichen Bergwerken die Arbeit wieder aufg».
nommen werden. 2n Paris erfolgte eine Einigung
im Kleinhandel und im Bersicherungsgewerbe, die
dem Streik in diesen Wirtschaftszweigen ei« Ende
setzt. Hingegen find in Tonlouse jetzt auch die Ar.
beiter des Baugewerbes und verwandter Eewerve in
den Strekk getreten.
Wie zu erwarten war, werden mcht nur bei der
Opposttion, sondern auch auf dem rechten Flügel der
Volksfront, bei den Radikalsozialisten, Bedenken
gegen die Auswirkungen laut, die die einseitige Ein.
führung der 40-Stunden-Woche in Frankreich nach
sich ziehen würden. Mit einer Offenheit und Deut.
lichkeit, als ob ein Blatt der Opposition schriebe»
erklärt di« Herriot nahestehend« „Ere Nou.
vell e": „Achtung vor der 40-Stunden-Woche".
Jhr« Durchführung werde für die Ausgaben der
Armee eine Mehrbelastung von 880 Millionen Fran.
ken bedeuten, bei der Kriegsmarine noch mehr. Jm
ganzen würde sich unter Einrechnung der sonstigen
öffentlichen Betnebe, wie öffentliche Arbeiten und
Postverwaltung, eine Mehrbelastung von 2'/- Mil.
liarden Franken ergeben. Bei den Eisenbahnen
würde die Durchführung der 40-Stunden-Woche eine
Personalvermehrung erfordern, deren Kosten IV,
Milliarden jährlich betragen würden; das wären filr

den Anfang also schon 4 Milliarden Franken. KLnne
die Arbeitslosigkeit, die im Lbrigen die Gesamtheit
nur ein« Milliarde koste, durch diese Mahnahm« be-
seitigt werden oder werde ste nicht vielleicht noch
ansteigen? Die französische Ausfuhrindusttte werde
nämlich durch ein« Erhöhung der Gestehungspreise
gegenüber ihre« Wettbewerbern auf dem Weltmartt
in eine sehr ungünstig« Lag« geraten.
So würd« also die Emführung der 40.Stund«n.
Woche, ohne di« Arbeitslostgkeit zu deseitigen, schwer
auf den öffentlichen Finanzen lasten und eine Ver.
teuerung der Lebenshaltung herbeiführen. Welchen
Gewinn aber habe di« Arbeiterklass« davon? Die
40-Stunden-Woche bedeute daher ein gefährliches
Abenteuer, solange fie nicht von allen grotzen Er.
zeugerländern durchgefiihrt werde. Das Blatt erklärt
abschliehend, es sei nicht gegen den Grundsatz der
40-Stunden.Woche, aber ste dürfe nur internattonal
durchgeführt werden, wenn ste nicht verhserende
Wirkungen ausüben solle.
Iusammenstöße in Lille
Paris, 10. Juni.
Jn Lille ist es zu Zwischensälle» «nd Zusammen-
stötzen zwischen arbeitswilligen «nd streikenden Ar>
bettern gekommen.
Streikende Bergarbeiter versuchten, die Arbeiter
einer Zuckerfabrik zur Niederlegung der Arbeit zu
bestimmen. Diese weigerten sich aber, zu streiken,
und es kam zu einem Handgemenge. Ferner be-
mühten sich 80 Streikende, 30 Arbeiter einer Oel-
raffinerie zur Niederlegung der Arbeit zu veran-
lassen. Als auch diese vom Streik nichts horen woll-
ten^ kam es ebenfalls zu einer tätlichen Ausein-
andersetzung.

Oeuifchlan- rüstel zum Lugendfest
Groß« Leistungsschau -er deutschen Iugend — 7-S Mtllionen Teilnehmer

Berlin, 10. Juni.
Dor einigen Tagen haben der Reichsinnenmini-
ster, der Reichssportführer und der Reichsjugend-
sührer zum Deutschen Jugendfest aufgerufen, das
vom 20. bis 2S. Juni im ganzen Reich als Tag der
Sonnenwende mit sportlichen Wettkämpfen und
Sonnenwendfeiern begangen wird.
An dem Feft wird sich die ganze deutsche Jugend
beteiligen, soweit sie ourch die Hitler-Jugend und
ihre Formationen und die Schulen erfatzt wird.
Jm vergangenen Jahr hatte das Fest eine Gesamt-
beteiligung von etwa 8—6 Millionen Jugendlicher,
in diesem Jahre wird damit gerechnet, datz diese
Zahl auf 7—8 Millionen kommt.
Zweck und Ziel der sportlichen Wettkämpfe ist,
alljährlich eine grotze planmähige Leistungsprüfung
durchzuführen; sie gliedert sich in Einzelleistungs-
prüfungen, die in den Schulen vom 9. bis 18. Juni
durchgeführt werden, und in Mannschaftskämpfen,
die fur das deutsche Jungvolk am 20. Juni (Tag
des Deutschen Iungvolks) und für die Hitler-
Jugend am 21. Juni (Tag der Hitler-Jugendj
stattfindcn.
Vorläufer dieser yrotzen Veranstaltungen sind
die Reichsjugendwettkämpfe gewesen, die seinerzeit
vom Reichsausschutz für Leibesübungen durch-
geführt wurden. Während damals der Schwerpunkt
sür die sportlichen Wettkämpfe auf die Einzelwett-
kämpfe gelegt worden war — die auch heute noch
in den Leistungsprüsungen durchgeführt werden —,
W M dss SMxtüWtKt Mdtr WWvjchsits«

kämpfe der Hitler-Jugend verlagert, mit dem Ziel,
innerhalb der Mannschaftsmehrkämpfe die gesamte
deutsche Zugend zu erfassen, also auch diejenigen
Jugendlichen, die, da sie nicht besonders sportlich
veranlagt sind, sonst nicht die Möglichkeit hätten,
an sportlichen Kämpfen teilzunehmen.
Die siegenden Mannschaften in den Mehrkämp-
fen werden mit einer Ehrenurkunde mit der Ün-
terschrift des Führers ausgezeichnet. Diese hohe
Auszeichnung können also nur Jungenschaften, Ka-
meradschaften und Mädelschaften der Hitler-Jugend
erhalten. Dem Einzelsieger wird bei der Erreichung
einer Punktzahl von 189 eine Plakette und Sieger-
nadel überreicht. Es stnd drei Wettkampfübungen
vorgesehen: 60- bezw. 100-Meter-Laus. Weitsprung,
Schlagball bezw. Keulenweitwurf. Jede Wertung
geht bis zu 100 Punkten. Ilm Sieger zu werden,
müssen also in jeder Wettkampfart mindestens 63
Punkte «rreicht werden.
An der Sonnenwendfeier, die im Auftrage der
Partei von der Hitler-Iugend durchgeführt wird,
nehmen alle Schulpflichtigen teil; sie bedeutet den
Abschlutz des Deutschen Jugendfeste».
Schluß des Reichshandwerkel-taaes!
Frankfurt a. M., 10. Iuni.
Der Reichshandwerkertag 1936 erreichte am Mitt-
woch sein Ende. Auch der letzts Tag staich im Zei-

Empire-Gorgen
Nach der Erfahrung des letzten Weltkrieger
glaubte man annehmen zu müssen, datz in Zukunft
die Lokalisierung auch eines nur kleinen militäri-
schen Konfliktes infolge der weltweiten politischen
Verflechtungen unmöglich sei und jeder Krieg sich
zu einem neuen Weltkrieg entwickeln müsse. Der
abessinische Krieg hat das nicht getan, aber damit
ist noch lange nichts gegen die jener eben auf-
geführten Vermutung zugrunde liegende Wahrheit
gesagt, denn die Auswirkungen des abessinischen
Konsliktes, die im übrigen noch gar nicht ab-
geschlossen sind, sind von weltpolitischer Trag-
weite. Durch den abessinischen Konflikt und seine
Folgen ist die ganze Lage der politischen Fronten
völlig durcheinander gebracht worden,
und es findet allmählich heute an ihnen eine Neu-
orientierung statt, die für die künftigen Entschei«
dungen von matzgeblicher Vedeutung sein wird.
Vor dem abesstnischen Unternehmen schien es
eine feststehende, in alle weltpolitischen Rechnungen
einzusetzende Tatsache, datz so etwas wie eine
ewige Freundschaft zwischen England und Jtalien
beftünde. Heute ist es der Eegensatz dieser beiden
Mächte, der die neue Unruhe hervorgerufen hat
und die beginnenden neuen Eruppierungen be-
stimmt. ;,Die wirkliche Gefahr für den
europäischen Frieoen liegt in Zu-
kunft nicht mehr im Nordwesten, son-
dern im Südosten Europas, nicht am
Rhein, sondern im Mittelmee r." („Sun-
dap Times", 17. Mai 1936).
Erotzbritannien befindet sich heute an einem der
gewaltigsten Wendepunkte seines Lebens. Schon
der Weltkrieg hätte den Engländern Lehre genug
leln können, wohin die Entwickluna der Welt, dis
sie selbft mit eingeleitet hatten, fuhrte. Aber nur
wenige waren stch der Eefahren bewutzt, bis dis
Eroberung Abessiniens und die Eründung des
römischen Jmperiums mit seinen deutlichen Paralle-
len zum britischen Empire wie eine kalte Dusche
die Schläfer zur rauhen Wirklichkeit emporritz.
Heute geht es zum ersten Male in voller und un-
ausweichlicher Deutlichkeit England auf, datz es sich
in einer völlig veränderten Welt be-
findet, in der seine bisherigen Mittel nicht mehr
ausrerchen, den Bestand seines Jmperiums aus»
reichend zu schützen.
Vor dem Kriege war England das glücklichste
Land der Welt. Seine militärische und politisch«
Macht war so grotz, datz es von seinen etwaigen
Eegnern nichts zu fürchten hatte. Es beherrschte
die See, die lebenswichtigen Verbindungswege iu
den einzelnen Teilen des Empire, ohne datz irgend-
eine Macht auch nur den Versuch hätte unterneh-
men können, diese Wege zu sperren. Es beherrschte
vor allem als einen Teil dieser Wege das Mittel-
meer; und seine Herrschaft dort war so stark. datz
selbst eine auf der anderen Seite stehende Macht —
Jtalien — gezwungen war, die Mit-
telmächteimStich zu lassen und auf
die englische Seite einzuschwenken.
Weltmächte im eigentlichen Sinne gab es autzer
England nicht, und als Deutschland begann,
eine zu werden, sah man England rm Verein nttt
den Eeanern Deutschlands in vier Jahre langem
Kampf oies zunichte machen. Heute weitz mcm e»
auch in England — nicht nur Deutschland,
sondern sogar England hat den Weltkrieg ver«
loren. Äbgesehen davon, dah das niedergerüngene
Deutschland wieder zu seiner alten Macht zurück-
kehrt, sind inzwischen andere Mächte, mit denen
England früher gar nicht zu rechnen brauchte. auf
dem Plan erschienen: Amerika. Japan, Jtalien.
dazu die alten Mächte Frankreich und Rutzland,
von denen das letztere heute viel stärker erscheint
als das zaristische Rutzland vor dem Kriege. Die
Zahl der Mächte, die für England ebenbürtige
Gegner sein könnten, ist grötzer geworden, und die
englische Flotte beherrscht nicht mehr die See. Der
abessinische Streit hat gezeigt, datz es nötig war,
wegen der Möglichkeit eines Krieges allein gegen
Jtalien. Schiffe aus dem Fernen Osten und aus
den Heimatgewässern im Mittel- und Roten Meer
zusammenzuziehen, wodurch andere wichtige Punkte
wieder entblötzt wurden. Mit der Eründung des
italienischen Jmperiums ist die Gefahr noch grötzer
aeworden und die Srcherheit des Seeweges nach
Jndien ist iragwürdig geworden. Dazu erscheint
in der Ferne die Eefahr einer Vedrohung
des Suoans von zwei Seiten, vom italienischen
Abessinien und von Libyen aus, wodurch die wich-
tige Linie Kap—Kairo abgeschnitten und darüber
hinaus eine arotze Eefahr für Aegypten entsteben
würde. Jn Äegypten, wo die Nationalisten eine
scharfe, beinahe englandfeindliche Stellung ein-
nehmen, leben mehr Jtaliener als Engländer, und
diese Jtaliener stehen mit der eingevorenen Be«
völkerung in besten Beziehungen. Doch nicht nur
der Seeweg ist bedrobt, auch der Landweq. den üch
England nach dem Kriege in weiser Voraussicht
gestchert hat, ist zum Schauplatz ernster Derwick-
lungen geworden. Die Äraberunruhen in
Ls!8kts» tzt» EM. Mch tN
 
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