Sslts 2
„Dolk«gemi>nsckaß^
Dounerstag, de« 11. Juui^k
Bmder Alexander auf der Anklagebank
Geltsame Haltung des bischöflichen Ordinartats in Trier
Koblen,. 10. Juni.
Der Proze« gegen die 27k Franziskanervriider
nabm am Mittwoch seinen Fortgang. Aus der
Anklagebank sak der 25 Jahre alte Sans Brok
(Bruder Alexander). Er ist angeklagt. in min-
destens 16 FLllen mit Ordensbrüdern und auch
einmal mit einem Kranken in den Jahren 1928
bis 1934 in sehr grokem Umsange widernatür-
liche llnzucht getrieben zu haben. Der Angeklagte
will zunächst ein »Ovser" des Franziskanerpaters
Steinhosf (Leovigill) geworden sein. Er hat sicl,
sväter in zahlreichen Fällen sehr erheblich sittlich
vergangen. und zwar in den Klöstern Waldbreit-
bach, Bingen. Kreuznach und Waldniel (bei
Miinchen-Gladbach).
Der Angeklagte Vroß ist in Württemberg ge-
boren. Jn seiner Jugend hat er eine strenge Er-
ziehung genossen. Nach seiner Schulentlassung trat
er in das Kloster Waldbreilbach ein, wo er als
Lehrling in der Väckerei untergebracht wurde.
Ils Novize kam er zum erstenmal mit dem vor
einigen Wochen verurteilten Pater Leovigill In
Berübrung. Broß erklärte, datz er von Leovigill
verführt worden sei. Schon damals habe er sich
bei dem Oberen des Klosters beschwert. der jedoch
von seiner Beschwerde nichts wissen wollte und
gesagt habe: „Sie brauchen sich ja nicht verführen
zu lassen!"
Dann habe Vroß seinem Vater geschrieben. er
möge nach Waldbreitbach kommen. Der Vater
kam. ließ sich von seinem Sohn über die vor-
gefallenen Dinge unterrichten und svrach dann
mit dem Oberen und dem Novizenmeister. Diese
beiden beruhigten jedoch den Vater und stellten
die Dinge als harmlos dar. Jnzwischen kam Brotz
sittlich immer mehr aus die schiefe Bahn und lietz
sich neben Pater Leovigill auch mit verschiedenen
Ordensbrüdern ein. Schlietzlich bekam er Ekel vor
diesen Dingen und wollte das Kloster verlassen
Er wurde daraufhin nach Oberbuchenau verletzt.
Auch hier wurde der Wunsch, das Kloster zu ver-
lassen, immer stärker. Brotz hat dann noch ein-
mal seinem Vater alles geschildert. und daraus
kam dann der Stein ins Rollen. Der Vater
schrieb an den Vischos von Trier. Das
bischöfliche Eeneralvikariat antwortete nach einiger
Zeit, sür diese Angelegenheit sei nur die Or-
densgesellschast selber zuständig. Der
Vater möge die Sache nach Waldbreitbach oder
auch nach Rom melden. Als der Vater des Vrotz
auf mebrere Vriese keine Antwort erhielt. schrieb
er an den Vischof von Trier, der Bischof möge
dafür Sorge tragen. datz in den Klöstern mit
eisernem Besen ausgekehrt werde.
Unglaublicherweise wurde aber nichts in diefer
Sache unternommen. Brotz wurde zu diesem Zeit-
vunkt aus dem Kloster entlassen und kam dann
1985 in den Arbeitsdienst, wo er sich bis zu seiner
Verhastung am 18. November 1935 gut führte.
Es wird sodann in die Veweisaufnahme ein-
getreten. Als erster Zeuge wird ein Heinrich E.
vernommen. an dem sich der Bruder Alexander
im Dezember 1935 vergangen haben soll, als G.
krank war.
Der nächste Zeuge. der 28 Jahre alte Franzis-
kanerbruder Helmut Reitzing (Vruder Raimund).
ver aus der Untersuchungshaft vorgefllbrt wird,
gibt zu, mit dem Angeklagten in verschiedenen
Klöstern sich sittlich vergangen zu haben. Der
Zeuge bekundet, diefe Verfehlungen gebeichtet zu
haben. Der Beichtvater habe aber gesagt, wenn
man es nicht mehr lassen könne. wäre es keine
Sünde. Dieser Zeuge gibt zu. auch mit den Or-
densbrüdern Nikomedes und Emanuel widernatür-
lich verkehrt zu haben. Von Verführen, so bekun-
det dieser Zeuge, sei keine Rede gewesen. Er selbst
wie auch der Angeklagte seien bereits verdorben
gewesen.
Der dritte Zeuge. Ordensbruder Jakob Vöcken
(genannt Vruder Arkadius), der sich ebenfalls seit
Ende vvrigen Jabres in Untersuchungshaft befin-
det, gibt zu. mit dem Angeklagten sowio einem
anderen Ordensbruder und sechs Pfleglingen in
Waldbreitbach und Linz am Rhein in Beziehun-
gen gestanden zu haben.
paier Leovigitt verabreichi nichi konsekrierie Hostien
Dann wurde als Hauvtzeuge der bereits im
Mai zu acht Jahren Zuchtbaus verurteilte Fran-
ziskanervater Steinhoff (Leovigill) vernommen.
Er hat den Angeklagten bereits verführt. als
dieser mit 14 Jahren als Asvirant in das Kloster
eintrat. Als Brotz wegen der Beziehungen Be-
denken hatte, bei Pater Leovigill zu kommuni-
zieren. habe Leovigill diese Eewissensbedenken bsi
Brotz behoben und ibm gesagt, er werde ihm eine
Hostie verabreichen, die nicht konsekriert (geweiht)
kei. Leovigill habe im übrigen dem Brotz auch
ganze Serien von weiblichen Aktvbotogravbien
gezeigt. Aus dem weiteren Teil der Verhandlung
ergibt sich, datz der Angeklagte noch mit acht
Ordensbrüdern verkebrt hat. Zwei Ordensbrüder.
mit denen der Angeklagte ebenfalls verkehrt hat,
sind ins Ausland geslüchtet.
Damit wurde die Beweisaufnahme geschlosfen.
Nach etwa einhalbstündiger Beratung verkün-
dete der Vorsitzende. Landgerichtsdirektor van
Koolwijk, das Urteil. Unter Freisvrechung von
der Anklage eines Verbrechens getzen 8 174 Abs. 1
wurde der Angeklagte wegen fortgesetzter wider«
natürlicher Unzucht zu einer Eefängnisstrafe von
drei Jahren verurteilt. Sechs Monate der er-
littenen llntersuchungshast werden auf die Strafe
in Anrechnung gebracht. Soweit Freisprechung ec«
folgt, fallen die Kosten des Verfahrens der Staats-
kasse. im übrigen dem Angeklagten zur Last.
Jn der Vegründung führte der Vor-
sitzende aus, datz der Angeklagte Brotz. als er in
das Kloster eintrat, ein unschuldiger junger Mann
gewesen sei, der von all den Dingen. mit dene»
man sich bier in dem Prozetz beschäftigte. noch
nichts gewutzt habe. Brotz habe sich nach seinem
Austritt aus der Franziskanerbruderschaft tadellos
gesübrt, habe sich das Vertrauen seiner Vorgesetz-
ten erworben. Andererseits aber habe man berück-
sichtigen müssen. datz er schwer gefehlt hatte.
Don der Anklage des Verbrechens gegen 8 174.
1 habe das Eericht Brotz freigesvrochen. weil nicht
erwiesen sei, datz er ats Erzieher anzusehen 'sei.
Mit Rücksicht auf das Eeständnis des Angeklagten
sei die llntersuchungshaft von sechs Monaten auf
die Strafe in Anrechnung gebracht worden. Von
einer Äberkennung der bürgerlichen Ebrenrechte
babe die Strafkammer Abstand genommen. weil
sie dem Angeklagten Brotz den Weg für die Zu-
kunst nicht verlegen wolle.
Die nächste Verhandlung findet am Dienstag,
den 16. Juni. gegen den Franziskanerbruder Franz
Gielczy (genannt Bruder Angelus) statt.
sZur Aufklärung von Mißverständnissen sei
sestgestellt, datz es sich bei Franziskaner-P a t r e s
um geweihte Ordenspriester (Theologen) handelt,
während die Franziskaner-V r ü d e r die Hand-
werker (Echreiner, Bäcker usw.) in den Klöstern
sind. Die Schriftleitung).
brechen des öfteren Aufstände aus, und wenn sie
auch tvtgeschwiegen und von der englischen Luft«
waffe schnell erledigt werden, so mutz England sie
doch mit dem nötigen Ernst ins Auge fassen, wenn
es an die Möglichkeit denkt, datz sie einmal von
einer anderen Macht, sei es nun Jtalien oder sei
^ das immer stärker werdende Königreich Jbn
S a u d s. unterstützt werden könnten. Autzerdem
beginnt der Landweg in Haifa und ist nur eine
Fortsetzung des Seeweaes, dessen Ve-
drohuug man fühlt. Der eigentliche Landweg zum
Osten aeht über Deutschland, Oesterr'eich,
den Balkan, die Türkei und Persien,
und so kann Eroßbritannien heute auch nicht mehr
mit gleichgültigen Augen den Vorgängen im euro-
päischen Südosten zusehen. Auch dort trifst es auf
Jtalien.
Ein jahrhundertlang gültiges System der
Eicherung der britischen Herrschaft ist zusammen-
gebrochen. Hätte es noch Wirksamkeit, dann wäre
die Eroberung Abessiniens nicht erfolgt. Als vor
einem Jahr Deutschland die allgemeine Wehrpflicht
wieder einführte, gehörte England zu den Mächten,
die auf Grund des Versailler Vertrages Protest
einlegten. Die Abschaffuna der deutschen allgemei-
nen Wehrpflicht in Versailles geschah nicht so sehr
auf Wunsch der französischen Militärs, sondern, wie
bekannt ist, aus der Abneigung des Engländers
Lloyd George gegen dieses „undemokratische
System". Als eine Folge der aus Abesstnien ge-
wonnenen Erkenntnis erheven bereits heute in
England verantwortliche Kreise die Forderung
näch allgemeiner Wehrpflicht und stotzen
damit eine jahrhundertelange alte Tradition um.
Es hängt viel für den Frieden der Welt davon
ab, ob England sich in der neuen veränderten Welt
mit neuem Geiste zurechtfindet.
Wolf Schenke.
Hugo Kischer wird geehrt
Feierstunde der Reichspropaganda-Leitung
München, 10. Juni.
Di« Reichspropagandaleitung hat mit einer
kurzen Feier ihre neuen Diensträume im „Haus
derdeutschen Propaganda" in MLnchen,
Karlstratze 29, am Dienstagvormittag dem Betrieb
Ldergeben.
Jm Rahmen dieser Feier gab der Stabsleiter
der Reichspropagandaleitung, Pg. Hugo Fischer,
in einer kurzen Ansprache einen Ueberblick über die
von der Reichspropagandaleitung während der
Iahre des Kampfes und vor allem seit der Macht-
übernahme geleistete Arbeit.
Reichsamtsleiter Pg. Walter Schulze nahm
darauf das Wort, um im Namen aller Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen die Versicherung abzugeben,
datz auch in dew nun beginnenden neuen Kampf-
abschnitt alle, v.m alten Eeiste des Kampfes er-
füllt, ihre Pflicht tun würden. Eine besondere
Ehre und Freude sei es ihm, im Auftrage des
Reschüpropagandaltziters, Retchsminister Dr. Goeb-
bels,"d?m Stabsleiter Fischer eine besondere
Ehrung Lberbringen zu dürfen.
Der 29. März 1936 habe als ein Tag des Erotz-
kampfes der Propaganda nicht die Möglichkeit
gegeben,'besinnlich sich dem Leben des einzelnen zu-
zuivenden und Rückschau zu halten. Pg. Fischer
yabe qerade an diesem denkwürdigen Wahltage des
deutschen Volkes auf eine zehnjährige ununter-
brochene Zugehörigkeit zur Propaganda der Bewe-
gung zurückblicken können.
Pg. Schulze dankte Pg. Fischer im Nämen aller
Mitarbeiter der Reichspropaaandaleitung für seine
unermüdliche Fürsorae und seine Haltung, die in
all den Jahren den Mitarbeitern der Reichspropa-
gandaleitung immer wieder Vorbild und Ansporn
gewesen sei. Er überreichte ihm dann im Auf-
trage des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels
ein Bild, das von Dr. Goebbels mit eigenhändiger
Widmung versehen worden ist.
Anekdoten
Frledrich -Wilhelm IV.
Allzu wenig weitz die Geschichte vom schlagkräf-
tigen Witz dieser Königs zu berichten.
Bei Hofe sang einmal eine reizende, junge Sän-
gerjn, und hinterher zog der König ste in ein hei-
teres Eespräch, in dem er vergnügt und ritterlich
seinen Mann stand. Da kam ein dicker Offizier und
setzte sich mit einem erleichterten Schnaufen auf das
Notenblatt, das die Sängerin während des Ee-
sprächs auf einen Stuhl gelegt hatte.
„Nichts da", sagte der König und rettete mit
einem energischen Griff die bedrohten Noten. „Das
ist keine Musik für Blasinstrumente."
*
Weniger erfreulich war das Gespräch, das er
einmal aus Ritterpflicht mit einer dürren Dame
führen mutzte. Ein Artillerieoffizier, der auf der
anderen Seite des Saales einen Freund erspäht
hatte, drängte stch, um zu ihm zu gelangen, unge-
stüm zwischen dem beleibten König und der dürren
Dame hindurch -- um dann, als er das angerich-
tete Unheil erkannt hatte, umzukehren und sub-
misieste Entschuldigungen zu stammeln.
„Mächt nichts", sagte der König. „Jch bin es
ja gewohnt, dah meine Artillerie durch dick und
vünn geht."
Ariltnrnotizen
8969 Jahre alte llrsiedlung sreigelegt. Bei den
ausgedehnten wisienschaftlichen Erabungen, die das
Westfälische Landesmuseum im Paderborner Land
durchführen lätzt, stietz man in der Nähe von War-
bura auf Reste und Erundrisse altgermanischec
Häuser, die aus der Zeit um 6000 bis 5000 v. Ehr.
stammen.
Spätgotischer Altar in Berlin verbrannt. Ein
Schadenseuer in der Friedenskirche im Norden Ber-
lins vernichtete den in Eiche koitbar ausgeschnrtzten
Lllar. ein spätgotisches Werk mit einem schö» ge«
formten, von zwei Figuren gekrönten Aufbau.
Autzerdem fiel ein wertvolles Kruzifix den Flam-
men zum Opfer.
Wiedereröffnung des Wallraf-Richartz-Museums
in Köln. Am Sonntag, den 14. Juni, wird das
seit Dezember vorigen Zahres geschlossene Museum
wieder eröffnet. Die Gemäldegalerie hat pine
grundlegende Neugestaltung erfahren, wurde er«
gänzt und auch technisch vervollkommnet.
Das Fest der deutschen Chormusik 1938. Vom
3.-6. Juli findet in Äugsburg die diesjährige
Reichstagung des Reichsverbandes der gemischten
Ehöre Deutschlands E. V. statt. Ein äutzerst viel-
seitiges Programm gibt einen Ueberblick über die
praktische und theoretische Arbeit des Verbandes.
Schaffung eines Neandertalmuseums. Jm Rah-
men einer Feier, an der Vertreter der Partei, des
Staates, der Behörden sowie zahlreiche Mitglie-
der des Naturschutzvereins Neandertal teilnahmen.
wurde in der Nähe des eiszeitlichen Wildgeheges
im Neandertal der Erundstein zum Neandertal-
museum gelegt.
Dem Erbauer der ersten deutschen Lokomotiv».
Die Gemsinde Wernesgrün im Pogtland hat ein
Denkmal für ihren grohen Sohn Andreas Schu-
bert, den Erbauer der ersten deutschen Lokomo-
tive und Schöpfer der ersten Elbdampfschiffe, ein-
geweiht, das von der Reichsbahn errichtet wor-
den ist.
Arbeitsstätte für Nietzsche-Forschung. Am 6.
Juni wurde in Köln die Arbeitsstätte für Nietzsche-
Forschung eröffnet, die von der Fürstin Sulkowskr-
Stollwerk ins Leben gerufen wurde und die dem
grotzen Weimarer Nietzsche-Archiv verwandt ist.
Osiris-Preis fiir Professor Meillet. Die „Aca-
ddmie des Jnscriptions et Belles Lettres" hat den
Osiris-Preis in Höhe von 100 000 Franksn ihrem
Mitglied, dem Professor am Lolläge de France An-
toine Meillet, verliehen.
Borbereitungen aus die Sonnenfinstecnis. Aus
Letden wird gemeldet, datz eine Expedition von
Ästronomen der Leidener Reichssternwart« nach
dem nördlichen Kaukasus abgereist ist, um In dem
Dorf Beloretsjenskaja bei Armavir die Sonnen-
finsternis zu beobachten.
Der Deutsche Phystker- und Mathematikertag.
Vom 13. bis 20. September wird in Bad Salzbrunn
der Deutsche Physiker- und Mathematikertag abge-
halten werden. Die Hauptthemen der Tagung ftnd
Elektronenoptik und Akustik. Die Eröffnungs-
sitzung wird dem Eedächtnis Otto von Euerickes
und astrophysikalischen Fragen gewidmet sein.
Verlegerkongreh in London. Jn London wurde
der Jnternationale Verlegerkongretz eröffnet. Die
Ausschuhteilnehmer des Kongresies werden in den
nächsten Tagen vom König empfangen werden.
Hearst verfügt Lber acht Nundfunksender. Der
bekannte amerikanische Zeitungsverleger William
Randolph Hearst hat kürzlich zwei weitere Rund-
funksSnder erworben. Er ist nunmehr Eigentümer
von acht Rundfunksendern.
Fertigstellung des ersten Grotz-Tonfilm-Zuges.
Die Eaufilmstelle des Eaues Südhannover-Braun-
schweig hat gemeinsam mit der Reichsamtsleitung
Film der NSDAP. einen Grotz-Tonfilm-Zug ein-
gerichtet, der auf den wichtigsten Veranstaltungen
der Vewegung, wie Reichsparteitag, 1. Mai usw.,
als schöpferisches Propagandamittel eingesetzt wer-
den wird.
Schllnzel von der Tobis verpslichtet. Wie ver-
lautet, wurde der bekannte Regisi«ur Reinhold
Schünzel von der Tobip verpflichtet, in dem
Film „Die Hofloge", der in der Saison 1936/37
gedreht werden soll, Regie zu führen.
Ein französiscker Beethoven - Film. Wie aus
Paris gemeldet wird. will Abel Eance im Juni
einen Beethoven-Film drehen. in dem Harry Vaur
die Titelrolle spielen soll. Der Plan. den Film
„Kreutzersonate" zu dreben. den Gance für die
Franco - Austria - Filmgesellschast herstellen kollte,
wurde aufgegeben,
Mitternachtsoperetten-Theater i« Wien. Nach
einer Mitteilung des Wiener Bürgermeifter» Dr. j
Abwehr anonymer Angriffe
Koblenz. 10. 2uni- ^
Jm Prozetz gegen den Franziskanerbruder
Brotz (Bruder Alexander) beschäftigte sich
staatsanwalt Hattingen-Vonn mit der grotzen
von Zuschriften, die das Gericht, insb'esondere^"
Staatsanwaltschaft, über diesen Prozetz erhau^
haben, sowie mit einem Teil der Auslandspr/O..
stimmen. Der Beschlutz des Eerichtes, die. Oefu"
lichkeit wegen Eefährdung der Sittlichkeit au^a
schlietzen, habe sowohl in einzelnen ausländ>sa>°
Presseorganen wie auch in anonymen Zuschn^.^
zu den unglaublichsten Kombinationen gesührt-
Oberstaatsanwalt betonte demgegenüber, datz ° »
artige Anwürfe in Wirklichkeit wohl kaunr e>m
gemeint sein könnten. Die Oeffentlichkeit sei u .
geschlossen worden, weil man von der ZulapU'a
der gesamten Oeffentlichkeit eine schwere Hrsau
dung der Sittlichkeit zu besorgen hatte. Allen,
den Ausschlutz der Oeffentlichkeit bemängeln, fr> ? .
sagen, datz jeder zugelassen wird, der ein berechr'»
tes Jnteresse nachweisen kann. .
2m übrigen sei an Verhandlungen gegen Pt
ster in letzter Zeit durchaus kein Mangel. -Ä
brauche nur an die in voriger Woche erfoigu^
Sittlichkeitsprozesse gegen die Pfarrer Jakobs
Niederlahnstein und Ioannis in Süddeutschlano »
erinnern. .
Cs handele sich hier auch nicht uM Verfeh'^^
gen einzelner, sondern um Verbrechen, die u> , .
ihres Umfanges eine ganz besondere Eefähld"'«
bedeuteten und die Volksgemeinschaft zutiefst
rührten. . ..z.
Vemerkenswert sei auch, datz von den drei o ^
her verurteilten Ängeklagten zwei süsort
Strafe anerkannt haben uiid nur der dritte es 9 ^
überlegen wolle. Der verurteilte Pater BerE.L
Steinhoff (Bruder Leovigill) selbst habe sch>Us5„m
erklärt, datz er sich zu Recht verurteilt fühle. ,
Standpunkt der Religion betrachte er das ,
urteil als eine gerechte Sühne für seine
Aus dem ganzen Prozetzverlauf habe man .
Eindruck, datz es das Vestreben des Klosters uAf
Hilferufe nicht nach autzen dringen zu lassen. S"
vor Meineiden habe man nicht zurückgeschreckt, u
alles zu verdecken. Pater Leovigill habe die
geklagten Ordensbrllder aufgefo'rdert, alles avs^
leugnen, auch wenn sie schwören mützten.
Generalobere der Franziskaner sei wegen
eides flüchtig. Dieser Eeneralobere habe in u°
12 Fällen Untersuchungen angestellt und dann
ter Eid ausgesagt, er wisie von nichts. Leider >
dieser Mann flüchtig in Äfrika, sonst sätze er y
Kabinettssihung in London
London, 10. 2unh
Am Mittwochvormittag fand eine Kabine' ^
sitzung statt, an der zum ersten Male die be>»^
neuen Minister der Regierung, der Erste Lorv, p
Admiralität, Sir Samuel Hoare und der Kolon
minister Ormsby Eore teilnahmen.
Verrechnungsabfommen M der ^
Schweiz gekündigt
Berlin, 10. 2"«'-^
Der deutsche Eesandte in Bern hat am ,Msu^j^e
auftragsgemätz dem schweizerischen Bundesrgt ° ^
Note des Inhalts überreicht, datz die 'kürzlich ",,«
der Schweiz ausgearbeiteten Vorschläge über r
Abänderung des deutsch-schweizerischen Berr^,
nungsabkommens von Deutschland ntcht als ch
lage für die Weiterführung der Verhandlu' s
angenommen werden könne. <jch
Die deutsche Regierung hat daher vorsorg^z
das Verrechnungsabkommen vom 17. Aprn
und das am gleichen Tage abgeschlossene Aiar j.
zahlungsabkommen zum 30. Juni 1936 gekuur,^
Sie hat sich jedoch bereit erklärt, Verhandlunv
über eine Regelung wieder aufzunehmen.
jp
Kresie besteht der Plan, däs Ronachertheatek
Wien zu einem Operettentheater umzugestalteN' z,
dem von 23 Uhr ab, also nach Theaterschlutz, ^
rettenvorstellungen gegeben werden sollen.
Derlegung der „Deutschen PhotograPY''
Ausstellung". Man ist dahin LbereingekoE^«
die ursprünglich für das Jahr 1936 vorge>(.'^
„Deutsche Photographische Ausstellung" in
furt a. M- auf das Jahr 1937 zu verlegen.
Eröffnung der Franz-Liszt-Ausstellung
dapest. Jn Budapest wurde im NationalmUl
durch Kultus- und Unterrichtsminister Höinau^je
Franz Liszt-Erinnerungsausstellung eröffnet
Ausstellung enthält Originalbriefe, handge>at
bene Notenblätter von Franz Liszt, Kunstd^e.
Eemälde und viele andere Erinnerungsgegensi"
Hauvtsckiristleiter: Franz Vretz.
St-Nvertretcr: Ncrnbard Seeaer-Kelbe.
Cbes v»m Dicnst: Dr. Nriedrich Didicr.
Verantwortlich für Jnnenpolitik: Frauz
Aubenvolittk unb Wirtschaft: Bernhard Sceaer
für Stadt Heidelbera nnö Beweauna: Herma»" tzeks:.
f»r Badtsche Nachrichten nnd Svort: Hermami 'sr-ii>ih?,
für Fenilleton »nd Uiiterhaltiina: Dr. Friedr. ", >N>
ür slimtliche Betlaaen: H-rbcrt Wiedcmann:
>er: Hauvtschriftleitnna: fiir Nnzeiaen: Wllb-
lamtltch tn Hetdelberg
Schrtftlettung: Brunnengasfe 30-24.
Berliner Schriftleitung: <5^
HauS Graf R-ischach, Berlin SW. S» CSarlottensrr-
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Svrechltunden dcr Schriftleitnna: Tägl. von lk- ^
Fernruf 3740.
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Druck: Heidclberger Gntcnberg-Druckeret G M>
D.-A. V. 1936: 24 715. ^ggS
Davon: Beztrksausgabe Odenwald u. Raqla»d
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„Dolk«gemi>nsckaß^
Dounerstag, de« 11. Juui^k
Bmder Alexander auf der Anklagebank
Geltsame Haltung des bischöflichen Ordinartats in Trier
Koblen,. 10. Juni.
Der Proze« gegen die 27k Franziskanervriider
nabm am Mittwoch seinen Fortgang. Aus der
Anklagebank sak der 25 Jahre alte Sans Brok
(Bruder Alexander). Er ist angeklagt. in min-
destens 16 FLllen mit Ordensbrüdern und auch
einmal mit einem Kranken in den Jahren 1928
bis 1934 in sehr grokem Umsange widernatür-
liche llnzucht getrieben zu haben. Der Angeklagte
will zunächst ein »Ovser" des Franziskanerpaters
Steinhosf (Leovigill) geworden sein. Er hat sicl,
sväter in zahlreichen Fällen sehr erheblich sittlich
vergangen. und zwar in den Klöstern Waldbreit-
bach, Bingen. Kreuznach und Waldniel (bei
Miinchen-Gladbach).
Der Angeklagte Vroß ist in Württemberg ge-
boren. Jn seiner Jugend hat er eine strenge Er-
ziehung genossen. Nach seiner Schulentlassung trat
er in das Kloster Waldbreilbach ein, wo er als
Lehrling in der Väckerei untergebracht wurde.
Ils Novize kam er zum erstenmal mit dem vor
einigen Wochen verurteilten Pater Leovigill In
Berübrung. Broß erklärte, datz er von Leovigill
verführt worden sei. Schon damals habe er sich
bei dem Oberen des Klosters beschwert. der jedoch
von seiner Beschwerde nichts wissen wollte und
gesagt habe: „Sie brauchen sich ja nicht verführen
zu lassen!"
Dann habe Vroß seinem Vater geschrieben. er
möge nach Waldbreitbach kommen. Der Vater
kam. ließ sich von seinem Sohn über die vor-
gefallenen Dinge unterrichten und svrach dann
mit dem Oberen und dem Novizenmeister. Diese
beiden beruhigten jedoch den Vater und stellten
die Dinge als harmlos dar. Jnzwischen kam Brotz
sittlich immer mehr aus die schiefe Bahn und lietz
sich neben Pater Leovigill auch mit verschiedenen
Ordensbrüdern ein. Schlietzlich bekam er Ekel vor
diesen Dingen und wollte das Kloster verlassen
Er wurde daraufhin nach Oberbuchenau verletzt.
Auch hier wurde der Wunsch, das Kloster zu ver-
lassen, immer stärker. Brotz hat dann noch ein-
mal seinem Vater alles geschildert. und daraus
kam dann der Stein ins Rollen. Der Vater
schrieb an den Vischos von Trier. Das
bischöfliche Eeneralvikariat antwortete nach einiger
Zeit, sür diese Angelegenheit sei nur die Or-
densgesellschast selber zuständig. Der
Vater möge die Sache nach Waldbreitbach oder
auch nach Rom melden. Als der Vater des Vrotz
auf mebrere Vriese keine Antwort erhielt. schrieb
er an den Vischof von Trier, der Bischof möge
dafür Sorge tragen. datz in den Klöstern mit
eisernem Besen ausgekehrt werde.
Unglaublicherweise wurde aber nichts in diefer
Sache unternommen. Brotz wurde zu diesem Zeit-
vunkt aus dem Kloster entlassen und kam dann
1985 in den Arbeitsdienst, wo er sich bis zu seiner
Verhastung am 18. November 1935 gut führte.
Es wird sodann in die Veweisaufnahme ein-
getreten. Als erster Zeuge wird ein Heinrich E.
vernommen. an dem sich der Bruder Alexander
im Dezember 1935 vergangen haben soll, als G.
krank war.
Der nächste Zeuge. der 28 Jahre alte Franzis-
kanerbruder Helmut Reitzing (Vruder Raimund).
ver aus der Untersuchungshaft vorgefllbrt wird,
gibt zu, mit dem Angeklagten in verschiedenen
Klöstern sich sittlich vergangen zu haben. Der
Zeuge bekundet, diefe Verfehlungen gebeichtet zu
haben. Der Beichtvater habe aber gesagt, wenn
man es nicht mehr lassen könne. wäre es keine
Sünde. Dieser Zeuge gibt zu. auch mit den Or-
densbrüdern Nikomedes und Emanuel widernatür-
lich verkehrt zu haben. Von Verführen, so bekun-
det dieser Zeuge, sei keine Rede gewesen. Er selbst
wie auch der Angeklagte seien bereits verdorben
gewesen.
Der dritte Zeuge. Ordensbruder Jakob Vöcken
(genannt Vruder Arkadius), der sich ebenfalls seit
Ende vvrigen Jabres in Untersuchungshaft befin-
det, gibt zu. mit dem Angeklagten sowio einem
anderen Ordensbruder und sechs Pfleglingen in
Waldbreitbach und Linz am Rhein in Beziehun-
gen gestanden zu haben.
paier Leovigitt verabreichi nichi konsekrierie Hostien
Dann wurde als Hauvtzeuge der bereits im
Mai zu acht Jahren Zuchtbaus verurteilte Fran-
ziskanervater Steinhoff (Leovigill) vernommen.
Er hat den Angeklagten bereits verführt. als
dieser mit 14 Jahren als Asvirant in das Kloster
eintrat. Als Brotz wegen der Beziehungen Be-
denken hatte, bei Pater Leovigill zu kommuni-
zieren. habe Leovigill diese Eewissensbedenken bsi
Brotz behoben und ibm gesagt, er werde ihm eine
Hostie verabreichen, die nicht konsekriert (geweiht)
kei. Leovigill habe im übrigen dem Brotz auch
ganze Serien von weiblichen Aktvbotogravbien
gezeigt. Aus dem weiteren Teil der Verhandlung
ergibt sich, datz der Angeklagte noch mit acht
Ordensbrüdern verkebrt hat. Zwei Ordensbrüder.
mit denen der Angeklagte ebenfalls verkehrt hat,
sind ins Ausland geslüchtet.
Damit wurde die Beweisaufnahme geschlosfen.
Nach etwa einhalbstündiger Beratung verkün-
dete der Vorsitzende. Landgerichtsdirektor van
Koolwijk, das Urteil. Unter Freisvrechung von
der Anklage eines Verbrechens getzen 8 174 Abs. 1
wurde der Angeklagte wegen fortgesetzter wider«
natürlicher Unzucht zu einer Eefängnisstrafe von
drei Jahren verurteilt. Sechs Monate der er-
littenen llntersuchungshast werden auf die Strafe
in Anrechnung gebracht. Soweit Freisprechung ec«
folgt, fallen die Kosten des Verfahrens der Staats-
kasse. im übrigen dem Angeklagten zur Last.
Jn der Vegründung führte der Vor-
sitzende aus, datz der Angeklagte Brotz. als er in
das Kloster eintrat, ein unschuldiger junger Mann
gewesen sei, der von all den Dingen. mit dene»
man sich bier in dem Prozetz beschäftigte. noch
nichts gewutzt habe. Brotz habe sich nach seinem
Austritt aus der Franziskanerbruderschaft tadellos
gesübrt, habe sich das Vertrauen seiner Vorgesetz-
ten erworben. Andererseits aber habe man berück-
sichtigen müssen. datz er schwer gefehlt hatte.
Don der Anklage des Verbrechens gegen 8 174.
1 habe das Eericht Brotz freigesvrochen. weil nicht
erwiesen sei, datz er ats Erzieher anzusehen 'sei.
Mit Rücksicht auf das Eeständnis des Angeklagten
sei die llntersuchungshaft von sechs Monaten auf
die Strafe in Anrechnung gebracht worden. Von
einer Äberkennung der bürgerlichen Ebrenrechte
babe die Strafkammer Abstand genommen. weil
sie dem Angeklagten Brotz den Weg für die Zu-
kunst nicht verlegen wolle.
Die nächste Verhandlung findet am Dienstag,
den 16. Juni. gegen den Franziskanerbruder Franz
Gielczy (genannt Bruder Angelus) statt.
sZur Aufklärung von Mißverständnissen sei
sestgestellt, datz es sich bei Franziskaner-P a t r e s
um geweihte Ordenspriester (Theologen) handelt,
während die Franziskaner-V r ü d e r die Hand-
werker (Echreiner, Bäcker usw.) in den Klöstern
sind. Die Schriftleitung).
brechen des öfteren Aufstände aus, und wenn sie
auch tvtgeschwiegen und von der englischen Luft«
waffe schnell erledigt werden, so mutz England sie
doch mit dem nötigen Ernst ins Auge fassen, wenn
es an die Möglichkeit denkt, datz sie einmal von
einer anderen Macht, sei es nun Jtalien oder sei
^ das immer stärker werdende Königreich Jbn
S a u d s. unterstützt werden könnten. Autzerdem
beginnt der Landweg in Haifa und ist nur eine
Fortsetzung des Seeweaes, dessen Ve-
drohuug man fühlt. Der eigentliche Landweg zum
Osten aeht über Deutschland, Oesterr'eich,
den Balkan, die Türkei und Persien,
und so kann Eroßbritannien heute auch nicht mehr
mit gleichgültigen Augen den Vorgängen im euro-
päischen Südosten zusehen. Auch dort trifst es auf
Jtalien.
Ein jahrhundertlang gültiges System der
Eicherung der britischen Herrschaft ist zusammen-
gebrochen. Hätte es noch Wirksamkeit, dann wäre
die Eroberung Abessiniens nicht erfolgt. Als vor
einem Jahr Deutschland die allgemeine Wehrpflicht
wieder einführte, gehörte England zu den Mächten,
die auf Grund des Versailler Vertrages Protest
einlegten. Die Abschaffuna der deutschen allgemei-
nen Wehrpflicht in Versailles geschah nicht so sehr
auf Wunsch der französischen Militärs, sondern, wie
bekannt ist, aus der Abneigung des Engländers
Lloyd George gegen dieses „undemokratische
System". Als eine Folge der aus Abesstnien ge-
wonnenen Erkenntnis erheven bereits heute in
England verantwortliche Kreise die Forderung
näch allgemeiner Wehrpflicht und stotzen
damit eine jahrhundertelange alte Tradition um.
Es hängt viel für den Frieden der Welt davon
ab, ob England sich in der neuen veränderten Welt
mit neuem Geiste zurechtfindet.
Wolf Schenke.
Hugo Kischer wird geehrt
Feierstunde der Reichspropaganda-Leitung
München, 10. Juni.
Di« Reichspropagandaleitung hat mit einer
kurzen Feier ihre neuen Diensträume im „Haus
derdeutschen Propaganda" in MLnchen,
Karlstratze 29, am Dienstagvormittag dem Betrieb
Ldergeben.
Jm Rahmen dieser Feier gab der Stabsleiter
der Reichspropagandaleitung, Pg. Hugo Fischer,
in einer kurzen Ansprache einen Ueberblick über die
von der Reichspropagandaleitung während der
Iahre des Kampfes und vor allem seit der Macht-
übernahme geleistete Arbeit.
Reichsamtsleiter Pg. Walter Schulze nahm
darauf das Wort, um im Namen aller Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen die Versicherung abzugeben,
datz auch in dew nun beginnenden neuen Kampf-
abschnitt alle, v.m alten Eeiste des Kampfes er-
füllt, ihre Pflicht tun würden. Eine besondere
Ehre und Freude sei es ihm, im Auftrage des
Reschüpropagandaltziters, Retchsminister Dr. Goeb-
bels,"d?m Stabsleiter Fischer eine besondere
Ehrung Lberbringen zu dürfen.
Der 29. März 1936 habe als ein Tag des Erotz-
kampfes der Propaganda nicht die Möglichkeit
gegeben,'besinnlich sich dem Leben des einzelnen zu-
zuivenden und Rückschau zu halten. Pg. Fischer
yabe qerade an diesem denkwürdigen Wahltage des
deutschen Volkes auf eine zehnjährige ununter-
brochene Zugehörigkeit zur Propaganda der Bewe-
gung zurückblicken können.
Pg. Schulze dankte Pg. Fischer im Nämen aller
Mitarbeiter der Reichspropaaandaleitung für seine
unermüdliche Fürsorae und seine Haltung, die in
all den Jahren den Mitarbeitern der Reichspropa-
gandaleitung immer wieder Vorbild und Ansporn
gewesen sei. Er überreichte ihm dann im Auf-
trage des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels
ein Bild, das von Dr. Goebbels mit eigenhändiger
Widmung versehen worden ist.
Anekdoten
Frledrich -Wilhelm IV.
Allzu wenig weitz die Geschichte vom schlagkräf-
tigen Witz dieser Königs zu berichten.
Bei Hofe sang einmal eine reizende, junge Sän-
gerjn, und hinterher zog der König ste in ein hei-
teres Eespräch, in dem er vergnügt und ritterlich
seinen Mann stand. Da kam ein dicker Offizier und
setzte sich mit einem erleichterten Schnaufen auf das
Notenblatt, das die Sängerin während des Ee-
sprächs auf einen Stuhl gelegt hatte.
„Nichts da", sagte der König und rettete mit
einem energischen Griff die bedrohten Noten. „Das
ist keine Musik für Blasinstrumente."
*
Weniger erfreulich war das Gespräch, das er
einmal aus Ritterpflicht mit einer dürren Dame
führen mutzte. Ein Artillerieoffizier, der auf der
anderen Seite des Saales einen Freund erspäht
hatte, drängte stch, um zu ihm zu gelangen, unge-
stüm zwischen dem beleibten König und der dürren
Dame hindurch -- um dann, als er das angerich-
tete Unheil erkannt hatte, umzukehren und sub-
misieste Entschuldigungen zu stammeln.
„Mächt nichts", sagte der König. „Jch bin es
ja gewohnt, dah meine Artillerie durch dick und
vünn geht."
Ariltnrnotizen
8969 Jahre alte llrsiedlung sreigelegt. Bei den
ausgedehnten wisienschaftlichen Erabungen, die das
Westfälische Landesmuseum im Paderborner Land
durchführen lätzt, stietz man in der Nähe von War-
bura auf Reste und Erundrisse altgermanischec
Häuser, die aus der Zeit um 6000 bis 5000 v. Ehr.
stammen.
Spätgotischer Altar in Berlin verbrannt. Ein
Schadenseuer in der Friedenskirche im Norden Ber-
lins vernichtete den in Eiche koitbar ausgeschnrtzten
Lllar. ein spätgotisches Werk mit einem schö» ge«
formten, von zwei Figuren gekrönten Aufbau.
Autzerdem fiel ein wertvolles Kruzifix den Flam-
men zum Opfer.
Wiedereröffnung des Wallraf-Richartz-Museums
in Köln. Am Sonntag, den 14. Juni, wird das
seit Dezember vorigen Zahres geschlossene Museum
wieder eröffnet. Die Gemäldegalerie hat pine
grundlegende Neugestaltung erfahren, wurde er«
gänzt und auch technisch vervollkommnet.
Das Fest der deutschen Chormusik 1938. Vom
3.-6. Juli findet in Äugsburg die diesjährige
Reichstagung des Reichsverbandes der gemischten
Ehöre Deutschlands E. V. statt. Ein äutzerst viel-
seitiges Programm gibt einen Ueberblick über die
praktische und theoretische Arbeit des Verbandes.
Schaffung eines Neandertalmuseums. Jm Rah-
men einer Feier, an der Vertreter der Partei, des
Staates, der Behörden sowie zahlreiche Mitglie-
der des Naturschutzvereins Neandertal teilnahmen.
wurde in der Nähe des eiszeitlichen Wildgeheges
im Neandertal der Erundstein zum Neandertal-
museum gelegt.
Dem Erbauer der ersten deutschen Lokomotiv».
Die Gemsinde Wernesgrün im Pogtland hat ein
Denkmal für ihren grohen Sohn Andreas Schu-
bert, den Erbauer der ersten deutschen Lokomo-
tive und Schöpfer der ersten Elbdampfschiffe, ein-
geweiht, das von der Reichsbahn errichtet wor-
den ist.
Arbeitsstätte für Nietzsche-Forschung. Am 6.
Juni wurde in Köln die Arbeitsstätte für Nietzsche-
Forschung eröffnet, die von der Fürstin Sulkowskr-
Stollwerk ins Leben gerufen wurde und die dem
grotzen Weimarer Nietzsche-Archiv verwandt ist.
Osiris-Preis fiir Professor Meillet. Die „Aca-
ddmie des Jnscriptions et Belles Lettres" hat den
Osiris-Preis in Höhe von 100 000 Franksn ihrem
Mitglied, dem Professor am Lolläge de France An-
toine Meillet, verliehen.
Borbereitungen aus die Sonnenfinstecnis. Aus
Letden wird gemeldet, datz eine Expedition von
Ästronomen der Leidener Reichssternwart« nach
dem nördlichen Kaukasus abgereist ist, um In dem
Dorf Beloretsjenskaja bei Armavir die Sonnen-
finsternis zu beobachten.
Der Deutsche Phystker- und Mathematikertag.
Vom 13. bis 20. September wird in Bad Salzbrunn
der Deutsche Physiker- und Mathematikertag abge-
halten werden. Die Hauptthemen der Tagung ftnd
Elektronenoptik und Akustik. Die Eröffnungs-
sitzung wird dem Eedächtnis Otto von Euerickes
und astrophysikalischen Fragen gewidmet sein.
Verlegerkongreh in London. Jn London wurde
der Jnternationale Verlegerkongretz eröffnet. Die
Ausschuhteilnehmer des Kongresies werden in den
nächsten Tagen vom König empfangen werden.
Hearst verfügt Lber acht Nundfunksender. Der
bekannte amerikanische Zeitungsverleger William
Randolph Hearst hat kürzlich zwei weitere Rund-
funksSnder erworben. Er ist nunmehr Eigentümer
von acht Rundfunksendern.
Fertigstellung des ersten Grotz-Tonfilm-Zuges.
Die Eaufilmstelle des Eaues Südhannover-Braun-
schweig hat gemeinsam mit der Reichsamtsleitung
Film der NSDAP. einen Grotz-Tonfilm-Zug ein-
gerichtet, der auf den wichtigsten Veranstaltungen
der Vewegung, wie Reichsparteitag, 1. Mai usw.,
als schöpferisches Propagandamittel eingesetzt wer-
den wird.
Schllnzel von der Tobis verpslichtet. Wie ver-
lautet, wurde der bekannte Regisi«ur Reinhold
Schünzel von der Tobip verpflichtet, in dem
Film „Die Hofloge", der in der Saison 1936/37
gedreht werden soll, Regie zu führen.
Ein französiscker Beethoven - Film. Wie aus
Paris gemeldet wird. will Abel Eance im Juni
einen Beethoven-Film drehen. in dem Harry Vaur
die Titelrolle spielen soll. Der Plan. den Film
„Kreutzersonate" zu dreben. den Gance für die
Franco - Austria - Filmgesellschast herstellen kollte,
wurde aufgegeben,
Mitternachtsoperetten-Theater i« Wien. Nach
einer Mitteilung des Wiener Bürgermeifter» Dr. j
Abwehr anonymer Angriffe
Koblenz. 10. 2uni- ^
Jm Prozetz gegen den Franziskanerbruder
Brotz (Bruder Alexander) beschäftigte sich
staatsanwalt Hattingen-Vonn mit der grotzen
von Zuschriften, die das Gericht, insb'esondere^"
Staatsanwaltschaft, über diesen Prozetz erhau^
haben, sowie mit einem Teil der Auslandspr/O..
stimmen. Der Beschlutz des Eerichtes, die. Oefu"
lichkeit wegen Eefährdung der Sittlichkeit au^a
schlietzen, habe sowohl in einzelnen ausländ>sa>°
Presseorganen wie auch in anonymen Zuschn^.^
zu den unglaublichsten Kombinationen gesührt-
Oberstaatsanwalt betonte demgegenüber, datz ° »
artige Anwürfe in Wirklichkeit wohl kaunr e>m
gemeint sein könnten. Die Oeffentlichkeit sei u .
geschlossen worden, weil man von der ZulapU'a
der gesamten Oeffentlichkeit eine schwere Hrsau
dung der Sittlichkeit zu besorgen hatte. Allen,
den Ausschlutz der Oeffentlichkeit bemängeln, fr> ? .
sagen, datz jeder zugelassen wird, der ein berechr'»
tes Jnteresse nachweisen kann. .
2m übrigen sei an Verhandlungen gegen Pt
ster in letzter Zeit durchaus kein Mangel. -Ä
brauche nur an die in voriger Woche erfoigu^
Sittlichkeitsprozesse gegen die Pfarrer Jakobs
Niederlahnstein und Ioannis in Süddeutschlano »
erinnern. .
Cs handele sich hier auch nicht uM Verfeh'^^
gen einzelner, sondern um Verbrechen, die u> , .
ihres Umfanges eine ganz besondere Eefähld"'«
bedeuteten und die Volksgemeinschaft zutiefst
rührten. . ..z.
Vemerkenswert sei auch, datz von den drei o ^
her verurteilten Ängeklagten zwei süsort
Strafe anerkannt haben uiid nur der dritte es 9 ^
überlegen wolle. Der verurteilte Pater BerE.L
Steinhoff (Bruder Leovigill) selbst habe sch>Us5„m
erklärt, datz er sich zu Recht verurteilt fühle. ,
Standpunkt der Religion betrachte er das ,
urteil als eine gerechte Sühne für seine
Aus dem ganzen Prozetzverlauf habe man .
Eindruck, datz es das Vestreben des Klosters uAf
Hilferufe nicht nach autzen dringen zu lassen. S"
vor Meineiden habe man nicht zurückgeschreckt, u
alles zu verdecken. Pater Leovigill habe die
geklagten Ordensbrllder aufgefo'rdert, alles avs^
leugnen, auch wenn sie schwören mützten.
Generalobere der Franziskaner sei wegen
eides flüchtig. Dieser Eeneralobere habe in u°
12 Fällen Untersuchungen angestellt und dann
ter Eid ausgesagt, er wisie von nichts. Leider >
dieser Mann flüchtig in Äfrika, sonst sätze er y
Kabinettssihung in London
London, 10. 2unh
Am Mittwochvormittag fand eine Kabine' ^
sitzung statt, an der zum ersten Male die be>»^
neuen Minister der Regierung, der Erste Lorv, p
Admiralität, Sir Samuel Hoare und der Kolon
minister Ormsby Eore teilnahmen.
Verrechnungsabfommen M der ^
Schweiz gekündigt
Berlin, 10. 2"«'-^
Der deutsche Eesandte in Bern hat am ,Msu^j^e
auftragsgemätz dem schweizerischen Bundesrgt ° ^
Note des Inhalts überreicht, datz die 'kürzlich ",,«
der Schweiz ausgearbeiteten Vorschläge über r
Abänderung des deutsch-schweizerischen Berr^,
nungsabkommens von Deutschland ntcht als ch
lage für die Weiterführung der Verhandlu' s
angenommen werden könne. <jch
Die deutsche Regierung hat daher vorsorg^z
das Verrechnungsabkommen vom 17. Aprn
und das am gleichen Tage abgeschlossene Aiar j.
zahlungsabkommen zum 30. Juni 1936 gekuur,^
Sie hat sich jedoch bereit erklärt, Verhandlunv
über eine Regelung wieder aufzunehmen.
jp
Kresie besteht der Plan, däs Ronachertheatek
Wien zu einem Operettentheater umzugestalteN' z,
dem von 23 Uhr ab, also nach Theaterschlutz, ^
rettenvorstellungen gegeben werden sollen.
Derlegung der „Deutschen PhotograPY''
Ausstellung". Man ist dahin LbereingekoE^«
die ursprünglich für das Jahr 1936 vorge>(.'^
„Deutsche Photographische Ausstellung" in
furt a. M- auf das Jahr 1937 zu verlegen.
Eröffnung der Franz-Liszt-Ausstellung
dapest. Jn Budapest wurde im NationalmUl
durch Kultus- und Unterrichtsminister Höinau^je
Franz Liszt-Erinnerungsausstellung eröffnet
Ausstellung enthält Originalbriefe, handge>at
bene Notenblätter von Franz Liszt, Kunstd^e.
Eemälde und viele andere Erinnerungsgegensi"
Hauvtsckiristleiter: Franz Vretz.
St-Nvertretcr: Ncrnbard Seeaer-Kelbe.
Cbes v»m Dicnst: Dr. Nriedrich Didicr.
Verantwortlich für Jnnenpolitik: Frauz
Aubenvolittk unb Wirtschaft: Bernhard Sceaer
für Stadt Heidelbera nnö Beweauna: Herma»" tzeks:.
f»r Badtsche Nachrichten nnd Svort: Hermami 'sr-ii>ih?,
für Fenilleton »nd Uiiterhaltiina: Dr. Friedr. ", >N>
ür slimtliche Betlaaen: H-rbcrt Wiedcmann:
>er: Hauvtschriftleitnna: fiir Nnzeiaen: Wllb-
lamtltch tn Hetdelberg
Schrtftlettung: Brunnengasfe 30-24.
Berliner Schriftleitung: <5^
HauS Graf R-ischach, Berlin SW. S» CSarlottensrr-
Nachdruck sümtlicher Ortgtnalbcrichte ocrbote"^^
Svrechltunden dcr Schriftleitnna: Tägl. von lk- ^
Fernruf 3740.
Für unverlangt etngegangcnc Betträge wtrd
Verantwortnng überiiommen.
Berlas »Bolksgemclnlckaft" G. m. b H.. H"
ftrake 126,128 iUniversitätsplatz). A,
Druck: Heidclberger Gntcnberg-Druckeret G M>
D.-A. V. 1936: 24 715. ^ggS
Davon: Beztrksausgabe Odenwald u. Raqla»d
BezirköauSgabc Rnnü um Moebach
Bezirksausaabc Der Franke zo'
BsztrkSansaabe Der Kraichgau
Lur Leit ift Preisliste Nr. 6 gültt»