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^Vlllhsgemeinschast"
konnllbcnd, de» rs. J-nuar 1SZI
Oer ^apan-Iiol^Leknitt
Oie ^U88te11un§ irn Xun8tverein / Von LunstmLler ttok. I^rauL
vet den einführenden Worten, welche ich am
Sonntag, den 12. Januar znr Eröffnung der
Ausstellung „Der Japan»Holzschnitt in seiner
sarbigen Entwicklung" sprach, vermied ich es
«ach Möglichkeit, auf die Schönheit der aus«
befangenen Beschauer einwirken und ihn dadurch
beeinflussen.
Es gibt wohl ketnen Kenner de, Japan-
Kolzschnittes, der nicht restlo» gefangengehalten
wird von den Schönhetten dieser künstlerischen
Moronob«: Liebesfzen»
gestellten Blätter näher vinzugehen. Teil, war
Mangel an Zett schuld daran — muht« ich doch
vor allem eine Uebersicht über die histortsche
und farbltch« Entwicklung di«s«s Debietes ge-
Ven — teils wollte ich auch nicht aus den un-
KiHonoVee: 8 Schauspieler in ihren Rolle«
Aeußerungen, und zu ihren Verehrern zählen
por allem die bildenden Kllnstler. Ste, die täg-
lich Linte, Farbe und Komposition erwägen und
zum Btlde verarbeiten. haben den Blick geschult,
sehen durch den etwas fremdanmutenden Stil
des Ostastaten leicht die Schönheit des Kunst-
werkes hervorbrechen, die ste zu begeisterten
Verehrern erhebt. Die ganze moderne Plakat-
kunst entwickelte sich in den 80er und 90er
Jahren aus dem japanischen Farbholzschnitt.
Als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
diese Erzeugnisse zum- ersten Mal in größeren
Mengen von Europäern gesammelt und dann
kurz nachher in Äüsstellungen gezeigt wurden,
standen die vormaligen Maler wie Degas,
Whistler, später Habermann und Orlik — um
nur einige zu nennen — unter dem Einfluh die-
ser japanischen Kunstäutzerung. Wenn hier der
Versuch gemacht wird, in einigen Abbildungen
mit kurzen Erklärungen auf die eben im Kunst-
verein ausgestellte Schau hinzuweisen, kann es
sich nur darum handeln, Fernstehende zu interes-
steren für eine Ausstellung, die in Heidelberg
zum ersten Mal dsrartige Vlätter aus der
hiesigen Portheimstiftung zeigt.
*
Von Htshikawa Moronobn. der, 1638
geboren, zuerst in Pedo bei den Tosameistern
lernte und dann Ukyo-emcister wurde, ging die
große Verbreitung des Meisterholzschnittes aus,
dem er die Kraft seines Wesens mitgab. Rund-
liche, gedrungene Frauengestalten, klare Umritz-
linien, ornamentale Wirkungen der Eewänder,
znm Dekorativen hindrängende Vereinfachung
find Erundzüge des Stils Moronobus von dem
hier eine Liebesszene (Bild 1) festgehalten wor-
den ist. Moronobu beschloß sein Leben 1714 in
einem Kloster seiner Heimat Hota.
Das Blatt von Torii I Kiyonobee I ist
ein Schmalbild von der Hand des Meisters in
roten, gelben und blaugrauen Tönen bemalt
und stellt ein M u st e r b e i sp i e l seiner Kunst
dar, nämlich drei Schauspieler in ihren Rollen.
Kiyonobee wurde 1664 in Osaka gcboren, sein
Vater war Schauspieler und Plakatzeichner. Ln
Pedo, wohin die Familie bald übersiedelte, grün-
dete der talentoolle Junge die Toriisschule, die
den heraldischen Stil pflegte, der sich bis auf un-
sere Tage in vielerlei Wandlungen erhalten hat.
Katsukawa Shunsho gab mit Kitao
Shigemasa im Jahre 1776 gemeinsam ein Buch
heraus, betitelt: Seiro bijin awase Kagami,
„Spiegel einer Portraitauswahl schöner Frauen
der grünen Häuser". Das Werk, aus dem die
hier gezeigte Abbildung stammt, wird nach An-
sicht aller namhaften Japankenner und Holz-
schnittforscher als eines der schönsten Buntdruck-
bücher bezeichnet.
Aus dem großen Werk „Die HLbschen Frauen
des Poshiwara" von Suzuki Harunobu
befitzt die Portheimstaftung 40 Blatt. Zwölf
der schönsten zeigt die Ausstellung; eins ist wie-
derum hier abgebildet. Nachdem bisher hand-
bemalt« Blätter, dann zwei und drei Farben-
Harunobu: Aus „Die hübschen Fraue«
des Poshiwara"
Buche „Die 100 000 Vögel mit komischen Eedich-
ten", erschienen in 3. Auflage mit 1S Vlatt 1789.
Neun Jahre früher gab derselbe Künstler ein
Vuch Lber die Muscheln heraus und es be-
reitet dem Kunstverein eine besondere Freude,
seinen Besuchern beide kompletten Bücher zeigen
zu können.
Die Folge aus der das Blatt Katsushiga
Hokusai's stammt, betitelt sich: „100 Uta-
gedichte erläutert durch die Amme". Awabi-
Fischerinnen an der inselreichen Küste von Wa-
da-no«hara tauchen von Boot und Felsen nach
Awabimuscheln. Ein Segelschiff fährt hinau»
.....—
Utamaros: Ohreule uud Dompsafs
drucke in den Handel kamen, wurden Vielfarben-
drucke von Harunobu zum ersten Mal im Jahre
1786 gezeigt und errangen rasch die Eunst der
Käufer. Des Meisters Kunst bewegte sich vor
allem im Graziösen, Leichten, Eesälligen und er
wird daher gerne der Rokokomeister unter sei-
nen Kollegen genannt.
Ohreule und Dompfaff ist ein Blatt aus dem
reifsten Werk Kitagawa Utamaro's. dem
ins Meer. Auf ihm befindet sich der Dichter
Ono no Takamura, der in die Verbannung
zieht nach den Oki-Jnseln und beim Anblick der
Boote dichtet:
2hr Fischerboote,
Bringt Kund« doch den Leuten
(Der Hauptstadt), daß ich
Des weiten Meeres unzähltge»
2nseln entgegenfahr«.
. ...' ..... .....t..
SLnUltche ArLfnahmen: . Bergmayer.
Shigemasa: „Portraitauswahl schöner Fraueu der grüuen Häufer"
Hokusai: Tanchenb« Awavi-Fifcherinn««
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Oie ^U88te11un§ irn Xun8tverein / Von LunstmLler ttok. I^rauL
vet den einführenden Worten, welche ich am
Sonntag, den 12. Januar znr Eröffnung der
Ausstellung „Der Japan»Holzschnitt in seiner
sarbigen Entwicklung" sprach, vermied ich es
«ach Möglichkeit, auf die Schönheit der aus«
befangenen Beschauer einwirken und ihn dadurch
beeinflussen.
Es gibt wohl ketnen Kenner de, Japan-
Kolzschnittes, der nicht restlo» gefangengehalten
wird von den Schönhetten dieser künstlerischen
Moronob«: Liebesfzen»
gestellten Blätter näher vinzugehen. Teil, war
Mangel an Zett schuld daran — muht« ich doch
vor allem eine Uebersicht über die histortsche
und farbltch« Entwicklung di«s«s Debietes ge-
Ven — teils wollte ich auch nicht aus den un-
KiHonoVee: 8 Schauspieler in ihren Rolle«
Aeußerungen, und zu ihren Verehrern zählen
por allem die bildenden Kllnstler. Ste, die täg-
lich Linte, Farbe und Komposition erwägen und
zum Btlde verarbeiten. haben den Blick geschult,
sehen durch den etwas fremdanmutenden Stil
des Ostastaten leicht die Schönheit des Kunst-
werkes hervorbrechen, die ste zu begeisterten
Verehrern erhebt. Die ganze moderne Plakat-
kunst entwickelte sich in den 80er und 90er
Jahren aus dem japanischen Farbholzschnitt.
Als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
diese Erzeugnisse zum- ersten Mal in größeren
Mengen von Europäern gesammelt und dann
kurz nachher in Äüsstellungen gezeigt wurden,
standen die vormaligen Maler wie Degas,
Whistler, später Habermann und Orlik — um
nur einige zu nennen — unter dem Einfluh die-
ser japanischen Kunstäutzerung. Wenn hier der
Versuch gemacht wird, in einigen Abbildungen
mit kurzen Erklärungen auf die eben im Kunst-
verein ausgestellte Schau hinzuweisen, kann es
sich nur darum handeln, Fernstehende zu interes-
steren für eine Ausstellung, die in Heidelberg
zum ersten Mal dsrartige Vlätter aus der
hiesigen Portheimstiftung zeigt.
*
Von Htshikawa Moronobn. der, 1638
geboren, zuerst in Pedo bei den Tosameistern
lernte und dann Ukyo-emcister wurde, ging die
große Verbreitung des Meisterholzschnittes aus,
dem er die Kraft seines Wesens mitgab. Rund-
liche, gedrungene Frauengestalten, klare Umritz-
linien, ornamentale Wirkungen der Eewänder,
znm Dekorativen hindrängende Vereinfachung
find Erundzüge des Stils Moronobus von dem
hier eine Liebesszene (Bild 1) festgehalten wor-
den ist. Moronobu beschloß sein Leben 1714 in
einem Kloster seiner Heimat Hota.
Das Blatt von Torii I Kiyonobee I ist
ein Schmalbild von der Hand des Meisters in
roten, gelben und blaugrauen Tönen bemalt
und stellt ein M u st e r b e i sp i e l seiner Kunst
dar, nämlich drei Schauspieler in ihren Rollen.
Kiyonobee wurde 1664 in Osaka gcboren, sein
Vater war Schauspieler und Plakatzeichner. Ln
Pedo, wohin die Familie bald übersiedelte, grün-
dete der talentoolle Junge die Toriisschule, die
den heraldischen Stil pflegte, der sich bis auf un-
sere Tage in vielerlei Wandlungen erhalten hat.
Katsukawa Shunsho gab mit Kitao
Shigemasa im Jahre 1776 gemeinsam ein Buch
heraus, betitelt: Seiro bijin awase Kagami,
„Spiegel einer Portraitauswahl schöner Frauen
der grünen Häuser". Das Werk, aus dem die
hier gezeigte Abbildung stammt, wird nach An-
sicht aller namhaften Japankenner und Holz-
schnittforscher als eines der schönsten Buntdruck-
bücher bezeichnet.
Aus dem großen Werk „Die HLbschen Frauen
des Poshiwara" von Suzuki Harunobu
befitzt die Portheimstaftung 40 Blatt. Zwölf
der schönsten zeigt die Ausstellung; eins ist wie-
derum hier abgebildet. Nachdem bisher hand-
bemalt« Blätter, dann zwei und drei Farben-
Harunobu: Aus „Die hübschen Fraue«
des Poshiwara"
Buche „Die 100 000 Vögel mit komischen Eedich-
ten", erschienen in 3. Auflage mit 1S Vlatt 1789.
Neun Jahre früher gab derselbe Künstler ein
Vuch Lber die Muscheln heraus und es be-
reitet dem Kunstverein eine besondere Freude,
seinen Besuchern beide kompletten Bücher zeigen
zu können.
Die Folge aus der das Blatt Katsushiga
Hokusai's stammt, betitelt sich: „100 Uta-
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da-no«hara tauchen von Boot und Felsen nach
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Utamaros: Ohreule uud Dompsafs
drucke in den Handel kamen, wurden Vielfarben-
drucke von Harunobu zum ersten Mal im Jahre
1786 gezeigt und errangen rasch die Eunst der
Käufer. Des Meisters Kunst bewegte sich vor
allem im Graziösen, Leichten, Eesälligen und er
wird daher gerne der Rokokomeister unter sei-
nen Kollegen genannt.
Ohreule und Dompfaff ist ein Blatt aus dem
reifsten Werk Kitagawa Utamaro's. dem
ins Meer. Auf ihm befindet sich der Dichter
Ono no Takamura, der in die Verbannung
zieht nach den Oki-Jnseln und beim Anblick der
Boote dichtet:
2hr Fischerboote,
Bringt Kund« doch den Leuten
(Der Hauptstadt), daß ich
Des weiten Meeres unzähltge»
2nseln entgegenfahr«.
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Shigemasa: „Portraitauswahl schöner Fraueu der grüuen Häufer"
Hokusai: Tanchenb« Awavi-Fifcherinn««