Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0525

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lsits 11

k'ilmspieAel

.oolksgemeinsüiast"
Mittwoch, d-n S. Febrn», 1»«

Os§ X//10, c/s§ 6s§o/?/c?/>ks Mss/?/s:
„MM bki ÄdksM ikMk«!
Das erste nationaljoriaSAlsche Lichtspieliheaier Deuijchlanbs - Vom .Suppengrün" rum ,Kamps um Berlin



Berli«, < Kvbvuar 1SSS.
I» dtes», Ingen begin^» »t« -elt»»-
LichtIdt » l» i» Lerliu dt» F«t»r thre, sv-
jährig«» Lefteh»»». Ste lonntc» dabet uus »tn«
bewegte, schickjal-reiche V«rgangenh»tt zurück-
blicken^ sind st« doch nicht nur eines der älteste»
Kinos Deutschlands, sondern auch das »rste, das
schon vor d-r Machtübsrnahme nationalsoztali-
stische Filnr« aussührt«.
Bevlirr, Krie>drichstratze. Eine schnurgerab«
Kevbe schneiöet öieser Stratzenzng in öas
Hevz der ReichsHauptstaöt. Dort, wo er sich
rnit öem Bcchnhof gleichen Namens trifft, bil-
bet er öie Kulisse, in ö-er sich öer konzentrier»
teste WeltstadttrWbel abspiolt. Und am wuöe-
ren Eniöe, öom Zeitungsviertol nwhe, haust öie
Fitminö'Ustri«. Hier haben öie Proöuktions-
üesellschasten, öie Berleihe nnd dlie Filmans-
lioserungSlager ihren Sitz. Hier liegt aber
auch ein Llchtspieltheater, öas, wie öer Film
selbst, ein bewegtes Loben hinter sich hat. Es
rst koin Palast mit grellen Lenchtbuchstabon,
kein Uranfsührungstlhoater, auf öessen Bühne
sich nach einer Premiere öie Sterwe öer Lein-
wanö lächelnd nerbengon — eines jener
Kinos ist es nnr, in öas sich metst wach öom
Feierabenö ab'goarbei'tote Mensche« flüchten,
um ein wcnig En'tspannung von öen Mühon
bos Tages M finöen.
Fa, eiu kleines Kino ist es nur, öas kaum
800 Persowen Platz bietet, und feine K'lapp«
seffel wiffen nichts von roten, weichon P-olster-
bezügen, sondern sinö H-art. „Helios-
Lichtffpiele" steht über öem Eingang. —
Seit 80 J-ahren stcht es schon öa, öenn ge-
raö« in öiesen Tagen waven dvei Jahrz-chnt«
vevgangen, öatz öieses Dheater zum «rsten
Male einen Film über die Letnwanö lanfen
lietz. Es ist dadnrch eines ber ältestcn
Kinos Den>tfchlanös. Noch hente hat man die
Bviofe in Orönern, mit öonen man ö-i« er-
steu Fllme, öie in Deutschland überhaupt ge-
»etgt wniöen, zur Aufftthrung erwavb. „Für
k Pfennig Suppengrün", „Sufanne im Baöe",
„DaS Hnhn mit öen gvldenen Eiern", „ESme-
raböa", fv unö noch lusti'ger oöer kitschigor
lantvten Hve Titel. Aber das allein ist eS fa
nicht, was öie Helios-Ltchtspiele in so boson-
öerem Matze von den anöern „Kintöppen"
Deutlchlan'ds untevscheiöet, sonöern di« Tat-
sache, -atz hier, innerhalb öiefer alten Wänöe,
bte «rsten nationalsoztalistischen
Filme glefptott wuvöen, zn otner Zeit, wo
sich noch ketn awberes Lichtspiolthsator öazn be-
roit fanö.
Der Schretblisch -es „Doktors-
,^türo" nennt man don winztgen Ranm,
beffon Länge und Brotte alletn schon von
einom mtttolgrotzon Schreibtifch weggenommen
weröen. An öen Wänden hängen h-eute noch
wie v-or Jahren Ze-ttel mrt Telofonaöreffen,
öeren knappe Einträge ans öem mittlerweile
vevgtlbten Papier oft nicht mehr lesbar sinö.
„Doktor" heitzt es ö-a, oder „L-uhe", oöer
,Messel" unö hinter jeöom Namen stcht oine
Tolofonnummer. Hier, in d'iosom lust- unö
ttchtarmen Ranm, saß Dr. Goebbels ost, wenn
öi« Filnre aufgeführt wurdon, die stch die
Partei als nenesto Propaganöamittol goschaf-
sen hatte. Sie hatton nur Son Nachtell, datz
sie nicht gospielt worbon konnten, weil sich kein
Kinobesitzer so „expomeren" wollte. Bis, ja,
biS Karl Neumann seine Heltos-Lichtspiele
öazu hergab, Es war eine Dat, öie 1830 und
1881 noch unabschbare Folgen haben konnte.
Bom -der geschäftlichon Auswirku'ng gar nicht

bracht«, waron noch stumm. Dr. VoettbolS
«rkanmtr sofort, wolche Vortiofnng soiner Pro-
paganöa-Arbell eS böbouten würöe, wenn er
stch öen Tonfllm »tonstbar machen könnte.
So wuvde öer junge Erfinder gesörbert, wo
es nur ging,' nach einem J-ahr war öer «rste
nattonalsozialisttsch« Tonfilm
vollenöot. Man hatte «s «rre-icht, obwohl nie-
m-and eino Tonfllm-Apparatur dazu anslethen
wollte, hatte es mi-t eigenen Mittoln unb «ige-
wem Könnon erreicht.

„Betroten -öer HslioS-Ltchtspiol« bei TodeS-
straf« verbotenl" So warwten otno- Ta-geS
kolnmuntfttzsche Flngzottel öt« Leute vor dem
Bosuch öer nattonatsozialistdscheu Film«, alS
der kleine Kintopp in öor Frieörichstratze all-
mählich M einem Begrisf geworöen war. Mit
allon Mitteln wuröe um dioses Fort ge-kämpst.
Jn den Straßenschlachten wuvd« «s regelrecht
belagert u-nd ge-stürmt. llmsonst. Die Jöeen,
öi« -öioses atte Kino verkünidote, eroberten sich
DeullMa-nö. Larl Otto Hamann.

Fot« llsa
Ufa-Tonfilm:
mann

„Die letzten Bier von Santa Cruz", öeffen Uraufführung bevorsteht. Her-
GprelmanS sKapitän StreuvelS) gewinnt sich eincn neuen Freunö.

Foto Tobis-Europa-Filw
„Letzte Rose".
Am 7. Fobruar startet in ben Vereinigten Lichtspielthoatern »er Europa-Berleih der
Film „Letzte Rose", n-ach Flotows grotzcrOper „Martha". Der beka-nnte Denor Hel-ge
Noswaenge, Carl-a Spletter, Fritz Kampers u. a. sind Trüger der Hauptvollen.

-n roben, war man in dioser Gegend u-nö jener
Heit mit Gnmmiknüppeln unö Totschlägern
fchnell bei öer Hanö, wenn sich ein Geschäfts-
rrrann so offenfichtlich sür öie „Nazi" -einsetzte.
Nun konnte 1831 alfo erstmals tn Deutsch-
^and etn Film in einem Kino lanfen, öer die
Iöeen des Führers v-on ö-er Le-inwand pvc-
hrgte. „K a m p f um Berlin" Hreß fein
Titel und hranöenbnrgische SA-Männer waren
bie «rsten, öie ihn sahen. Währenö ein schwe-
res Ebsengitter öen Eingang v-erschloffen hielt,
urn vor nnlicbsamen Ueberraschnngcn gefchützt
iu sein, rollte öer Film ab. Aber man wollte
h»rch ihn sa vor allem jene gowinnen, ö-ie noch
^bseits stanöen. Unö so setzte, ganz heimlich
uersteht sich, oin Werböfeldzng ein, wi-e ih-n
Uoch nie der Preffechef irgenöeiner Filmgcs-ell-
Ichaft unterno-mmen hat. Von Tür zu Tttr
8in-gen in all-en Stadtteilen Berlins SA-
Männer in Zivil und foröerten dte Leute
Utün-dlich auf, in öen nächsten Tagen d-och
kinmal in -öie Helios-Lichtspiole zu gehen. An
deu Nachmittageu unö Abenden stanöen öa-nu
ust lange Re-ihen von Mo-torräöern unö Autos
vor öern klcinen Kino, -ie aus g-anz entgegcn-
Kesetzten Richtungcn Bosuchcr herangcführt
«a-tten.
Kinobesnch, anf öem Todesstrafe stcht.
Da war in öen Reihen öor SA oi-n junger,
^iähriger Mann, öer sich öurchaus in öen
Kopf h-atte, «ine neue Tonfll-mapparatur
Ar ersinöen. Jeöe frete Minute, -öte ihm der
Dienft lteß, bastslte er an setnen Appavaten.
Dte Werbefllme, bte öie Partei bishor hevaus-

ArMm... mtt BersMMg
Technlk. Kunsi. Kausmann - Wer ..machs- esgenUich den Forljchrill?

Wir wiffen: technisch ist das Farbfilm-Pro-
blem gelöst, — mit dem Fünf-Schichten-Ver-
fahren, das mehrere, verschiedenartig sarbcmp-
fin-dliche Emulsionen übercinanöergelegt unö
gleichzeitig belichtet . . . Wir hörten öi« ersten
Erörterungen über die künstlerischen Gesetzlich-
keiten der neuen Filmgattung unö hatten auch
schon verschieöentltch Geleg-cnheit, farbige Kurz-
filme oder Einzelszenen zu sehen . . . Wann
weröen wir nun regelmäßig in öie Farbton-
film-Borstellnng gehen? An welchen Umstän-
öen oder Menschen liegt es, wann für das
ganze Filmwesen der enkscheiöcnöe Schritt ge-
tan wird? —
Um es gleich zu sagen: am Unternehmer,
an öer Organisation. Farbfilme kosten vorlän-
fig noch gewaltige Summen Gelöes: der erste
nach dem neuen Verfahren ganz farbig her-
gestellte Spielfilm „Becky Sharp" verschlang
etne Million Dollar. — Trotzdem wäre es
falsch anzunehmen, daß finanzrelle Erwägun-
gen öte Berbreitnng einer öerartigen techni-
schcn Neuernng aufhalten oöer anch nnr merk-
lich verzögern könnten. Es gibt immer Fiuanz-
kräfte, die mit «iner Neuerung gewinnbringenö
arbeiten zn können hoffcn, mögen auch anöere
Kreise sich öerzeit eine ruhige, schonungsvolle
Entwicklung wünschen. lDie Filminöustrien

aller Länder haben mtt ben Nachwehen der
letzten Umstellung vom stummen zum Tonfilm
noch reölich zu tun!) Es gibt also immer den
einen Unternehmer, der sich tatendurstig Mit
dem Neuen als Bnndesgcnossen in den Kampf
stürzt, — und es gibt erfahrnngsgemätz sast
nie die anöeren, die sich, gestützt auf das Alte,
jenem entgegenstellen möchten. Eine große
Werbeschlacht ctwa mit neuen Stummfilmen,
als öie tönenden erst einmal einigermaßen be-
kannt waren-öas gab es nicht.
Unö -die Zuschaner? — Zuerst sehen wir
uns natürlich alle öas Neue an, schon auS
Neugier. Und bann, — ja, bis wir uns dann
besinnen, ist uns das Neue schon zur Gewohn-
heit in öen Kopf hineinorganisiert wovden.
Demvnstrationszttge fttr öen stummen Film,
als man uns nnr noch tönenöe anbot--?
Das gab es auch nicht. Und nicht etwa des
Fortschrittes wegen, weil „öas Beffere der
Feinö des Guten" wäre. . . DaS Neue braucht
gar nicht Sesser zu sein. Es genügt, wenn es
nicht schlechter ist. Dann sorgt das Trägheits-
gesetz schon sür Zustimmung zu der technischen
Entwtcklung. Die ersten Farbfilme brauchen
gar nicht künstlerische Wunöerwerke zu wer-
den, ja sie dürften «ine ganze Zeiklang «rnst-
lich Bedenken erwecken, ob mit der techntschen
Umstelluna im tiesercn Stnne ein Gewinn er-

»ielt sei, — wenn sie nicht gera-de ganz ab-
schenlich unö unnatürlich wirken, wird daS
Publikum nicht protestieren. Es ist eine Ge-
etzlichkeit, öie für das ganze technische Ge-
schehen gilt: die Macht der Organisation ist so
stark unö der Mensch öurch viele Dinge so in
Anspruch genommen, öaß er sich nur in kras-
sen Fällen gegen eine technische Entwicklung
auflehnen würöe.
Nun, -teser kraffe Fall wivd beim Farbsilm
nicht eintreten,- so weit ist die Arbett schon ge-
diehen. Wtr brauchen demnach nur di« nächsten
Entschlüffe zur Herstellung einiger Färbton-
silme, ein paar Verträge, Zusammenschlüffe,
Filialgrünöungen abzuwarten, um dann öie
allgemeine Umstcllung ähnlich rasch wie seiner-
zeit zum Tonfilm vor sich gehen zu sehen. Unö
wenn das technisch Neue doch in so gewaltiger
Uebermacht daherzieht, dann können wir unS
nur wünschen. daß alle Neuerungen möglichst
gefunden nnö eingeführt werden möchten, —
was die Lichtspielkunst betrifft: jetzt recht
schnell noch der plastische unö unserthalben der
riechende Film . . . damit dann zum guten
Enöe einmal zehn Fahre technischon FrieöenS
folgen. Denn der Künstler kann ohne eine ge-
wiffe St-etigkeit nicht zu Meisterwerken kom-
men: er darf nicht, wcnn er sich kaum mit
-en Stilgesetzen der einen Kunstgattnng vec-
traut machte, von öer Technik gleich öie nächste
aufgezwungen erhalten.
Bon K. H. Rückert.
.Bslk i« G«k"
Der Gau Groß-Berlin öes Reichsluft-
schutzbunöes hat letzten Sonntag den
Ftlm „Bolk in Gefahr" uraiifgeführt.
Das Prästdium des Reichsliifkschutz'hunöes hat
sich öalbei von der Ue'berzengnng leiten laffen,
daß -er Lu'ftschutzgeöanke immer weiter all«
Volksschichten önrchdringen muß. Der Film,
der anf eine Bertonnn-g verzichtet hat, soll
diirch öie Ortsgruppen jedem Bolksgenoffen
zugäng-lich gem-achj werden. In knappen Bil-
bern unö treffenöen Zwischentexten hat der
Neichslnstschnhbnnö hier vorbilölichen prakti-
schen Anschanung-siinterricht erteitt. Der Film
zei-gt Luftschutzmannschasten bei öer Arbett,
gestattet un-s Einb-l'icke in öie Luftschutz-
schule, gibt Ansschni'tte über Berun-
glücktenbeha n ö lung und dergleichen
mehr. Dorgsatt ist auch der Entrümpe-
l un g s aktion Mge-wandt. „Volk i-n Gefahr"
vermittett uns öie Fülle öer Kleinatzbei-t ö«S
ReiKNlii'ftschntzbunöes, öie ans jeöen Auschaner
einen starken Einöruck hinkerlaffen muß.

Nener Weitz-Ferdl-Film. Wetß Feröl
hat mtt öen Anfnahmen sür seine-n n-suen Gvn-
dikat-Film „Eine toll« Nacht" begonnen. Di«
Negi« führt Veit .Harlan ngch leinem Dreh-
buch von Reinholö Meißner. , *
Das Leben aus dem Mars. Die Paramonnt-
Fittngefellschaft beabsichttgt, -en Abenteurer-
ronian „Die Reise nach öem Mars", öeffen
Hanöliin'g sich nm eine Enitöeckungssahrt von
Eröbewohnern nach dem Planeten dreht, zu
versllmen, und zivar soll ein Farbenfilm her-
gestellt werden.
Ein Beethoven-Film. Die FUm-gesellischast
„Warner Brothers" wirö in die-sem Jabre
mit einem Film hevauskommen, der öas
LebenBeethovens behanöett. Die Tikel-
roll« wivd von Göw. G. Robinson übernom-
men, öer in diesem Film die beste Lei-stung
der diesjährigen Warnerproduktion sieht.
Eiu euglischer Gordon-Film. Nachdem das
engltsche Püblikum in der letzten Zett offen-
sichllich mehr unö mehr öi-e Ahenteurer-Pro-
düktion bevorzugt hat, begtnnt sich nnn auch
die Filmtnöüstrie ötesem Gebiet züzinoenöen.
Wte öte Gaumon-t-British-Corporation ankün-
ö-i-gt, sieht das Programm sür 1886 einem Fllm
vov, der das absnteuerliche Leben -es General
Goröon zum Vorwuvf genommen hat. Dieser
Fllm s-oll den Titel führen „Der chinesische
Govbon".


Foto Lloyd-Ierrn

Jng« Schmidt wuvd« in ..Künstlerliebe"
(Terra-Film) für die Hauptrolle verpflichtet.
Ab 7. Februar in den Kammer-Lichtspielen.
 
Annotationen