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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0545

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8siis 3

Stsllt tleiäelberA

^Holl-sgemein'chllft-
Freitag, d-, 7. Feiruar 1«ZI

Zn der kjlichburg des Kesundheitswesens
kin Kundgnng durch das kjeidelberger Kesundbeitsamt

Um heutigsn Frettagvoimittag wird der Minister
i>«s Jnnern im hiestgen Eesundheitramt die Amts-
einführung vornehmen. Wir veröfsentlichsn nach-
stehend einen Ueberblick übsr das Aufgabengebiet
und die Einrichtung diefes Amtes.
Das Reichsgesetz über die Bereinheitlichung
des Gesundheitswesens vom Juli 1934 hatte
ouch in DaLen eine umfassende Neugestaltung
des Gefuitdheitswesens zur Folge. Die Einrich-
tistng von Gesundheitsämtern, die in Baden
durchweg staatlich sind, nach dem Gesetz aber
auch Kommunalämter sein können, ist in unse-
rem Lande im Verhältnis zu anderen Teilen
des Reiches weit vorgeschritten. Die Gesundheits-
ämter umfassen gebietsmätzig meist mehr als nur
einen Amtsbezirk — es gibt in Baden 22 Ge-
sundheitsämter — un!d unterstehen verwaltungs-
mäßig unmittelbar dem Ministerium des Jn-
nern. Das Gesundheitsamt in Heidelberg ist für
die Amtsbezirke Hetdelberg und Wiesloch zu-
ständi'g, hat also eine Bevölkerung von rund
189 900 Menschen amtsärztlich zu betreuen. Vor
der Neuregelung waren in diesem Bereich zwei
Bezirksärzte mit den ihnen unterstellten Per-
sonen tätig. Heute nimmt das Eesundheitsamt
einen, insbesondere auch durch Uebernahme frü-
herer stadtärztlicher Pflichten, wesentlich erwei-
terten Aufgabenkreis mit ö Aerzten, 3 Gosund-
heitspflegerinnen, 1 Verwaltungsbeamten und
7 Verwaltungs- u. Schreibkrästen wahr. In einem
Gebäude der Orthopädischen Klinik in der Berg-
heimerstratze eingemietet, erstreckt sich das Amt
über drei Stockiverke. Die Arzt- und Verwal-
tungsräume sind einsach und zweckentsprechend
«ingerichtet. Die Aerzte haben den Arbeitsstoff
nach vorwiegend sachlichen, z. T. aber auch räum-
lichen Gesichtspunkten aufgeteilt.
Welches siwd nun die Aufgaben dieser
Eesundheitsbehörde? Zunächst mutz man das
Amt für VolksgesuNdheit der NSDAP, eine
Parteidienststelle, von der staatlichen Behörde
des Eesundheitsamtes unterscheiden. 2hre Ar-
beit ist z. T. verwandt. Sie berühren und ergän-
zen sich eng in den Vestrebungen der Erb- und
Rassenpflege. Zunächst haben die Aerzte des Ee-
sundheitsa'mtes all die Pflichten wahrzunehmen,
welche bisher den Bezirksärzten zukamen. Sie
sind vielseitiger, als man gemeinhin annimmt.
Der Volkswitz hat nicht umsonst jenes Wort ge-
prägt, das immer da zur Anwendung kam, wo in
gesundheitlicher oder hygienischer Hinsicht etwas zu
bemängeln war: Da mutz sich Ler Bezirksarzt
hineinlegen! Der Bezirksarzt nahm die Impfung
vor, veranlatzte beim Auftreten übertragbarer
Krankheiten das Ersorderliche, besichtigte Klär-
anlagen, Quellen, Krankenhäuser, Schulen, gs-
werbliche Betriebe und dergl. aus ihre hpgieni-
schen Bedingungen, ihm lag das Irrenwesen, die
hygienische Volksaufklärung, die amtsärztliche
Vetreuung der standesamtlichen Kasualien, der
gerichtsärztliche Dienst und oieles ander« ob.
Die amtsärztliche Untersuchung von Renten-
«mpfängein auf ihr« llnterstiitzüngswüidigkeit,
di« Matznahmen zur Bekämpfung übertragbarer
Krankh«it«n und zuletzt auch noch di« Durchfüh-
rung des Desetzes zur Verhütung «rbkranken
Nachwuchses waren dazu angetan, ihm di« per»
sönliche Feindschaft von Volksgenossen mit man-
aelnder Einsicht zu verschaffen. Die Vielfältig-
reit sriner Arbeit und ihre verwaltungsmätzig«
Erledigung nahmen jedenfalls in grötzeren
Amtsbezirken die letzte Kraft des Bezirksarztes
in Anspruch.
Ueb«r dies« und andere hi«r nicht genannten
Tufgaben hinaus haben di« Gesundheitsämter
noch die Erb- und Rassenpflege und die Schul-
hygiene Lbertragen bekommen. So ist z. B. die
schulärztliche Tätigkeit in der Stadt Heidelberg
restlos auf das Gesundheitsamt übergegangen
und ihre Organisation für die Landgemeinden
ist im Gange. Auch die ärztliche Seiie des Luft-
schutzes gehört zum Tätigkeitsbereich des Amtes.
Fassen wir hier besonders einmal die Erb -
«nd Ra ss e n pf l e ge ins Auge. Die Amts-
Lrzte des Gesundheitsamtes gehören zu dem
Personenireis, aus dem sich die im Amtsbereich
konstituierten Erbgesundheitsgerichte zusammen-
setzen. Viele Hunderte von Anträgen sind bei die-
sen schon gestellt worden. Die Abwicklung eines
Versahrens vor dem Erbgesundheitsgencht ist
schon formulartechnisch so geregelt, datz irgend-
welche UngrUndlichkeit vollkommen ausgeschlosscn
ist. Die Untersuchung der Voraussetzungen für
di« Notwendigkeit der Vornahme eines Eingrif-
fes ersolgt so gewissenhaft, Latz man sich frägt,
wie das Amt verwaltungsmätzig überhaupt im-
stande ist, die Fülle dieser Vorarbeiten zu lei-
sten. Für Ehestandsdarlehen wurden 193S über
990 Anträge ärztlich verbeschieden. lleber 1090
Anträg« auf Gewährung von Kinderbeihilfe
wurden schon grotzenteils bearbeitet; etwa 150
Personen wurden auf die gesundheitlichen Vor-
bedingungen für die Siedlung hin untersucht.
Diese Zahlen verraten noch nicht, welche Un-
Mengen von Daten Lber die Erbgesundheit
der Antragsteller und ihrer Familien durch
das Gesundheitsamt mittels Rückfrage bei den
züständigen Behörden beigeschafft werden mutz-
ten. Daneben ist schon die Anlage von Sippen-
akten im Gange, eine Arbeit, von deren Umfang
vran sich als Autzenstehender schwerlich einen Bs-
Lliff machen kann.
Dies nur aus dem Gebiet der Rassen- und
Erbpflege. Wie grotz die gerichtsärztliche, die
schulärztliche und Lie sozialärztliche Tätigkeit ist,
die von den 8 Fachkräften des Amtes ausgeführt
wird lätzt sich daneben kaum andeuten. Das Ge-
sundheitsamt arbeitet natürlich eng mit dem
Vezirksamt und Amtsgericht, dem Iugend- und
Fürsorgeamt, den Bürgermeisterämtern, Partei-
stellen und sämtlichen Medizinalpersonen in sei-
Nem Arbeitsbereich zusammen. Die verwaltungs-
mätzige Durchführung seiner Arbeiten wird durch
einen sehr ins einzelne gehenden Bericht kon-
trolliert, der tährlich an die vorgesetzte Landes-

behörde, das Ministerium des Jnnern, zu «r-
statten ist.
Als wir zu unserer Jnformation im GesuNd-
heitsamt weilten, sprach gerade eine Mutter von
10 Kiwdern vor, um zü erfahren, warum ihr
Antrag auf Gewährung von Kinderbeihilfe ab-
schlägig beschieden worden sei. Die Antwort war
klar: Der Ehemann ist verschiedentlich vorbe-
straft, zudem starier Alkoholist, und die Kinder
sind von diesen häuslichen und gesundheitlichen
Verhältnissen auch nicht unberührt geblieben. —
Jn einem Antrag auf Ehestandsdarlehen war die
Braut nebst Mutter zur llntersuchung erschie-
ncn. Man kam bei der Ermittlung der näheren
Einzelheiten auf den Umstand, datz ein Schwa-
ger der Vraut ein asoziales Element sei, gegen
das in gesundheitspolizeilicher Hinsicht unbe-
dingt Schritte unternommen werden mützten. —
I« einem dritten Falle wurde von einer weib-
lichen Persor. sch- zmeiselbaiten Rufes der An-

triw auf Gewährung von Ehestandsdarlehen g«-
stellt. Es stellten srch bei der Untersuchung der
Voraussetzungen äutzerst unerquickliche Einzel-
heiten heraus. Auch der in Ausficht genommene
Gatt« d«r Antragsstellerin ist eine sozial nicht
unbedenkliche Persönlichkeit, so datz die Eheschlie-
tzung als durchaus nicht erwünscht bezeichnet
werden' mutztc. Ganz selbstverständlich ist, datz
dererlei für den einzelnen ost schwerwiegende
Entscheidungen keineswegs oberflächlich ' und
nur „nach dem Gefühl" gesällt werden, sondern
nach sehr gewissenhafter Prüfung aller Um-
stände und unter strengster Beachtung der ärzt-
lichen Schweigepflicht.
Wir wollen nicht daran zweifeln, datz mit
der Zeit das Gesundheitsamt bei der Durch-
fllhrung seiner wichtigen Aufgaben auch allge-
mein dem Verständnis begegnen wird, das zu-
mal bei Naiionalsozialisten vorausgesetzt werden
kann.

kjeiterste Stimmung bei Noni
kin origineller Nbend in der Stodtlilllie

Es ist vielle>icht kein Zufail, daß die grötz-
ten Clowns ihre Lach-Sonfonien um musi-
kalifche Einfälle kreifen lassen, wie
Grock oder Noni. Sie sind zwei Gipfel, aber
zwischen beiden liegt doch eine Welt. Noni ist
Engländer,- er entwickelte seinen Humor an
den Riesensälen Londons und weiß die Tau-
sende, die von ihm im Lachen geschüttelt sein
wollen, zu packen. Als Solist „Heifetz i" mit
Geige, Glahe und Knnstlermähne hielt er
den ausgicbig gefüllten großen Saal tn an-
dauernder Lachmassage, wenn auch dabci eine
Geige draufging. Zum Brüllen war fchon öer
Konzertanzug, iv dem er auftrat: Ein rie-
siger Kragen hing ihm herab, geziert von
einem winzigen Krawättchen. Eine besondere
Zicrde waren bie Gummiplattfüße: eine
großartige Heifetz-Karikatur!
Ueber die Akimik Ses breiten Mundes, der
überaus duimn, dann wieder verfchlagen oder
gar gutmütig grinsenden Aeuglein, der Knol-
lennase, könnte man allerlei ve^raten. Doch
wir wollen nicht zn viel aus der Schule plau-
dern, denn Hente ist noch ein Tag, zu >em
uns bi« NS. ,Z1raft 'durch Freude" einlädl in
die Stadthalle, denn von Noni ivgend etwas
gehört zu haben, genü-gt nicht: man muß den
Kerl gesehen haben in seiner ganze« Pracht,
muß dabet gewefen sein, wenn die Tansende
der Zuschauer sich auflösen in ein Gelächter
ohne Ende.
Als Conferencter, zu deutfch Dazwischen-
quaßler, Randbemerkler (oder wer wüßle eine
bessere Uebevsetzung? — heraus damit!) belä-
teretätigte sich Oscar Albrecht, etn ziemltch

geradege'wachfener Frankfurter, der feHr stolz
awf setnen Landsmann Goethe ist.
Chung-Ching und seine chinesische
Donna zaubern mit thren unglaublich ge-
schicktcn Händen die überraschendsten Schatten-
bilder auf die hell erleuchtete Leinwand und
hatten ebenfalls großen Erfolg, besonders mit
der Schattenszene: „Die Schwiegermutter beim
Kaffee" oder „Liebesszene".
Die sechs Nachtigallkehlen, den
meisten wohl vom Rundfunk her bekannt, san-
gen sogenannte Volkslieder sehr nett.
Vielleicht öas beste und schönste des Abends
aber war dvch die kleine Anita Noni,
das 7jährige Töchterlein, das ihrem Vater und
Lehrmeister in allen Künsten schon ganz schwere
Konkurreuz macht. Sie spielt bezaubernd und
sehr fertig Harfe mit eincm seligen Ausdruck
in den Kinderaugen, tanzt wie eine Anna
Pawlowna, schlägt mit ihrem kindischen Schlan-
genleib die geschmeidigsten Räder und dirigiert
ihre Jazzband, spielt dazwischen Xylophon und
Vibraphon: kurz, sie war der grotze Erfolg
öes Abends. Auch ihre 7 Jazz-Solisten
zeigten ihr großes Können, einzeln und zu-
sammen mit ihrex kleinen, entzückenden Lei-
terin.
Der heutige Abend bringt ein ganz neues
Programm, zu dem, entgegen anderen Gerüch-
ten, noch Karten zu haben sind, für Mitglie-
der der DAF im „Haus der Arbeit", Zimmer
Nr. 0. Auch allen anderen Bolksgenoffen ist
der Besuch «rmögltcht durch Karten zwischen
70 Pfg. und 2,20 Mk.

Neue §unde uuf der Keichsautobaiin
Seschichte unter der krde

Schon einmal im vorigen Jahr wurden
ganz in unserer Nähe bei dem Bau der Reichs-
autobahn wertvolle Funde, Zeugcn einer längst
vergangenen Zeit, ans Tageslicht gehoben.
Drautzen bei der Entnähmestelle bei Sand-
hansen war es gewesen, wo die Brandgräber
aus der Hallstattzeit ausgedeckt worden waren.
Gestern stieß man dort, wo sich die Land-
straße Kirchheim—Schwetzingen mit der Auto-
bahn kr-euzt, plötzlich auf Knochen. Als es
anfing zu tagen, machten die Arbeiter schon
dte Fcststcllung. Sie wußten jetzt, daß sie vor-
sichtig ans Werk gehcn mutzten, um ja nichts
zu zerstören, denn nun erinnerten sie sich anch,
daß sie bei der Arbeit zur Nachtzeit vermut-
lich schon auf Knochen gvstoßen waren, daß sic
es aber durch das manchmal allerlei Schatten
zaüüernde Licht nicht klar hatten erkennen
können. Jn aller Frühe erstatteten sie ihrem
Vaustreckenleiter Rindfützer Meldung, der
sich sofort an Or-t und Stelle be-gab. Jhm ist
es vor allem zu danken, daß die weiteren Gra-
bungen so vorsichtig und dadurch so «rfolg-
reich öurchgeführt wurden, und Wertvolles für
unsere Vorgefchichtsforschung erhalten blieb.
„Auf der Retchsautobahn haben sie wieder
allerhand Sachen aus'gegraben." J-a, da hört
man gleich die unglaublichsten Dinge önrch
die Lüft fchwirren. So haben wir uns ganz
einfach mit dem Baustreckenleiter selbst in Ver-
bindung setzt und uns von ihm erzählen las-
fen, was nun gestern wirklich auf sciner
Strecke gefunden worden ist. Als es Tag
wurde, bemerkte« die Arbeiter gerade noch,
daß ste den Oberkörper und den Schädcl eines
Skeletts aufgedeckt hatten. Und zwar muß es
sich bei diesem Skelett, das leider öadurch, daß
man ja nichts von seinem Vorhandensein
ahnen konnte, zum Teil zerstört ist, um ein«
Frau handeln. Der ganze Knochenbau und
der zierliche Schädel lätzt darauf schlietzen.
Nah-e dem Schädel lag ein Ohrring
Kaum war eine dreiviertel Stunde nach
diefer ersten Meldung vergangen, erhielt der
Strecke'nbaume'ister schon wieder Mel'dnng, daß
man auf ein weiteres Skelett gestoßen sei. Da
die Arbett auf ke-inen Fall hinansgezögert

wcrden dnrfte, Prof. W-ahle mit seinen gan-
zen Mitarbeitern auswärts ist, übernahm es
der Streckenleiter Riwdfützer se-lbst, das Ske-
lett freizulegem Ganz vorsichtig mit einer
Spachtel und mit Handbesen mußte die'-e
schwierige Avbeit aus'geführt werden. Ganz
langsam wurde so die Erde von dem Skelett
entfernt. Etwa 1,40 Meter unter Oberfläche
lag das Gerippe in die Erde eingebettet, das
Gesicht uach Osten. Eine kunstvoll gearbeitete
Fibel aus Bronze, die stark patiniert war, «in
Armreif, aus eiNem Metall, das noch nicht
gauz fcstgestellt werden konntc, lagcn als Bei-
gabe daneben. Jnteressant ist weiter, daß
zwifchcn den Beinen dieses Skcletts ein Mef-
ser lag, etwa 12 em lang, 1 cm breit, doch
stark verroftet. Trotz -der Schmuckstücke ist an-
zunehmen, daß es sich hier um ein männliches
Skelett hande>lt. Ssltsamerweise h-at sich ein
weiterer Gegewstand nach der Reinigung alS
ein Stück Naturbernstein herauAgestellt, das
nach oben gewölbt ist.
Gechs Meter südlich dieser Fundstelle wurde
bereits wieder ein Skelett fe st g e st e l l t,
das heute freigelegt werden wirö. Da Prof.
Wahle nicht da ist, wird Dr. Schroff aus
Schwetzinge-n, der stch schon gestevn zu den
Fundstellen begab, die Freilegung vornehmen.
Natürlich lätzt sich Genaues heute noch nicht
über die Funde und die Zeit, auf -i« ste zu-
rückznführen stnd, sagen. Das müssen erst die
näheren Untersnchungcn ergeben. Soweit Dr.
Schroff glaubt schon jeht seststellen zu können,
darf man wohl annchmen, daß dte Gräber gut
1000 Jahre alt sind. Auf dieses Mlter läßt
auch ein ungefähr 80 cm unter dem Terrain
gefundener Krug fchlietzen, wohl aus uuge-
branntem Ton, der eine Höh« von ungefähr
18 cm hat und einen Durchmesser von «twa
12 cm h-aben mag. Er ist noch sehr gnt er-
halten.
Ob noch weitere wertvolle Fnude aus der
taufend'jährigen und Vergangenheit auf die-
ser Strecke der Reichsautobahn i« die Gegen-
wart heraufgehoben werden, und was ste uns
aus jener Zeit erzählen, das werden di« näch-
sten Tage ergeben.


keine jastnachk ohne küchle
Nun schwingt Perkeo llber die Heidelberger
Fastnacht das Szepter und sorgt schon von selbst
dafür, daß das nötige edle Natz nicht ermangelt.
Aber es kann nicht nur immer gebechert werden,
es mutz auch dem Fastcngebäck die nötige Ehre'
angetan werden. Gar lecker sehen die schönen
Verliner Pfannkuchen in den Auslagen der
Väckerei aus und üie Muzemandeln (ein Ge-
bäck aus Eierteig in Fett gesotten) duften gar
verführerisch. Aber das eigentliche Fastengebäck
sind doch die Fastenküchle, und auf die rcchnen
befonders die Heidelberger Kinder zur Fastenzeit.
So sehr in der Heidelberger Gegend die Fast-
nacht verschieden gefeiert wird, so sehr sind aber
die Bräuche gleich im Erheifchen der Iasten-
küchle. 2n Heidelberg singen die Kinder:
Fasenacht, die Pann kracht,
Küchle raus, Küchle rei,
Küchle müsse gebacke sei.
Wenn mei Mutter ke Küchle backt
Dann pseif ich uf die Fafenacht.
Denn die Küchle, die geschenkt werden, schmeckeir
ganz besonders gut.
Jm Frankenland wird dieser Vers in einer
kleinen Abwandlung gefungen:
Faschlnacht, die Panne kracht,
die Kichle sind gebacke.
Hockt e alti Heksch im Haus,
lang mer mol e Kichle raus.
Aber nicht nur Küchle, sondern auch andere etz-
bare Sachen werden von der Jugend angenom-
men. Es ist interessant, datz gerade stch auch im
Backwerk der Wanöel der Jahreszeiten so sehr
ausprägt und sich die Volksfitte von llrväter-
zeit her in diefen Bräuchen erhält. Do.
Vereinigung
im lirundstürksoermittlungswesen
Während dre Beziehungen zwtschen Haus»
eigentümern unö Mietern durch den Einherts»
mietvertrag auf eine den nationalsozialisttschen
Grundsätzen entsprechende Grundlage gestellt
worden sind, hestehen in dem Verhältnis zwi-
schen Hausbesitzer unö Hypothekengläubiger
noch immer Vertragsbestimmun'gen, die den
Auffassüngen der heutigen Zeit nicht mehr
entsprechen und zwar insofern, als die Rechte
der Gläubiger einseitig in vielfocher Weise ge»
sichert worden'siwd, wKhrend Ser Schul-dner
gewiffen Lwgen gegenüber stark benachtetligt
ist. Maßgebende Stellen arbeiten deshalb heut«
daran, auch diese Verhältniffe etner Gefun»
dung entgegenzuführen.
Aehnlich liegt «s übrigens auch auf bem
Gebicte des Vcrmittlungswesens für Grund-
stückskäufe und -verkäufe, Hypotheken- und
Baugeldbeschaffung. Jm letztcn Jahr« ist für
-erartige Vermittlungsgeschäfte ein Etnheits-
auftragsschein herausgegeben wovden, deffen
einzelne Klauseln nicht als ein Ausdruck d«S
geläuterten Rechtsempfindens unserer Aeit an-
geschen werden köniicn: denn es geht nicht an,
daß bestimmte Rechte der Gläubiger durch die
Bertragsbestimmungen einseitig in mehrfacher
Form gesichert werden, sodaß der furisttsch
nicht vorgebildete Volksgenossc diese'Vertrags-
hestimmungen überhaupt erst bann begreift
und ihre Auswirkungen erst dann kennenlernt,
wenn er zu Schaden gekommen ist. Es dürfte
deshalb an öer Zeit sein, auch auf diesem Gs»
biete klare, verständliche und dem Gemein-
schaftsintereffe entsprechende Vertragsgruüd»
sätze durchzuführen.
Von der Universttät. Die Vorlesung vo»
Prof. Dr. Schmitthenner am Freita-g,
den 7. Februar von 18 bis 19 Uhr muß auf
14 bis 18 Uhr verlegt werden.
Geh. Rat Prof. Dr. Wagemann wurd«
zum Ehrenmitglied der „Englischen Ophtalmo-
logischen Gesellfchaft" ernannt. / Dcr Lehrstuhl
sür alte Geschichte wurde dem Professor Dr.
Fritz Schachermeyr in Jena zum 1. Aprtl
1986 angeboten.


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