Ssits 2
„DolksgemeinschaAg«
Aretlag, oe» lb.
sich eilfertig mit der Front gegen Deutfch-
land ausrichteten und sich nicht entblödeten den
FLHrer als den personifizierten Antichrist hinzu-
stellen. So arbeitet der Kreml geschickt nach dem
Grundsatz, man sagt Eott und meint zwar nicht
Kattun, aber die Weltrevolution, wobei man nach
dem, zynischen Rezept des Herrn Radek versiihrt,
der meint, datz die menschliche Sprache uns dazu
gegeben wäre, unsere Eedanken in entsprechender
Form zu kaschieren.
Der 6. Februar 1934 mit seiner revolutions-
schwangeren Atmosphäre gab natürlich auch den
Moskauer Sendboten ergiebigen Agitationsstoff,
um den eigentlich antirevolutionären Russen die
Seanungen der französischen grotzen Revolution
näherzubringen und so auch unmerklich jene Kluft
zum Sowjetreich zu verwischen.
Dem vornehmen Erafen gibt man eine Stelle
in der Autzenhandelsmission, — den Bankier lätzt
man an Exporttratten verdienen, die Generäle
verzankt man untereinander und die Eläubigen
überzeugt mrn vom Weltuntergang, so quirlt und
rumort man herum, bis man schlietzlich alle wie-
der vor den schweren Karren der russischen Politik
gespannt hat, auf dem zwar nicht der zarisch?
Eendarm, aber der Tschekist Stalin seine Knute
schwingt L. N.
Heinnch Lersch gesiorben
Remagen (Rhein), 18. Juni.
Der Arbeiterdichter Heinrich Lersch ist heute um
V.89 llhr nach kurzem schweren Krankenlager an
einer Lungen- und Rippefellentzündung im Kran-
kenhaus Remagen verstorben. Heinrich Lersch war
am 12. September 1889 in München-Eladbach ge-
boren, stand also im 47. Lebensjahr.
Warnung vor übertriebenen Hoffnungen
London, 18. Juni.
Jm „News Chronicle" befatzt sich Vernon Bart-
lett im Zusammenhang mit dem Beschlutz, die
Sühnematznahmen gegen Jtalien aufzuheben, mit
den augenblicklichen politischen Strömungen in
England. Wenn Eden sich entschlossen habe, nicht
zurückzutreten, so sei das auf seine Ueberzeugung
zurückzuführen, datz der Völkerbund dem Zusam-
menbruch nicht so nahe sei, wie die meisten seiner
Kollegen glaubten, vielleicht sogar wünschten.
Das bedeute vielleicht, datz Eden der Forde-
rung, Jtalien wieder als alten Freund zu begrü-
hen, Widerstand leisten werde. Diese Forderung
würde zum Teil von Leuten gestellt, die glaubten,
datz Jtalien bereit sei, sich an der neuen Ein-
kreisungspolitik zu beteiligen und datz ein
solches Versprechen grötzeren Wert haben würde
als die früheren Versprechen Jtaliens, die Unab-
hängigkeit Jtaliens zu bewahren. Jn den gleichen
Kreisen der englischen Politik arbeite man aber
äuch mit dem hatztichen Argument. datz Jtalien den
Engländern mehrere Millionen Pfund schulde, zu
deren Rückzahlung es bewogen werden müsse. Eden
sei daher einem sehr starken Druck ausgesetzt, um
ihn zu einer Politik zu bewegen, die eine noch
Mimmere Niederlage der Völkerbundsgrundsätze
dedeuten würde. Auch für eine Revision der Völ-
lerbundssatzungen werde man vielleicht weniger
»ringend eintreten, als viele Leute erwartet hät-
ten, was damit begründet werde, datz man Bedenk-
zeit brauche
Boxkamvf Schmeltng-Louis
um 24 Stunden vertagt
Neuyork, 18. Iuni.
Der Ausscheidungskamps um die Weltmeister-
schast im Schwergewichtsboxen zwischen Max
Schmeling und Joe Louis ist auf den heu-
tigen Freitagabend verlegt worden, da es zur
Stunde in Neuyork wollenbruchartig regnet.
Barnkaden in Kowno
Gchwere Streikausschreitungen unter kommunistischer Kührung
Kowno, 18. Juni.
Die Arbeiter sämtlicher privaten Betriebe ein-
schliehlich der Zeitungsdruckereien haben am Don-
nerstagmittag die Arbeit für 24 Stunden niederge.
legt. Damit soll ihrem Protest gegen das Verhalten
der Polizei bei dem Begräbnis eines Arbeiters am
Mittwoch, bei dem es, wie gemeldet, zu blutigen
Zusammenstötzen gekommen war, Ausdruck gegeben
werden.
2n der Kownoer Jnnenstadt kam es zu erheb-
lichen Zusammenrottungen der Streikenden, die mit
Gartenbänken und Mllllkästen Barrikaden errichteten
und den gesamten Verkehr unterbanden. Der Omni-
busverkehr, der zunächst in die Nebenstratzen umge-
leitet wurde, mutzte später eingestellt werden. Die
Polizei ging mit Miischinengewehren, Karabinern
und Eummiknüppeln vor.
Am Neubau des Offizierskasinos bewarfen die
Streikenden die Polizei mit Steinen. Die Polizei
nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Eegen Mittag
war es ihr gelungen, die Hauptstratzen zu räumen,
doch hörte man gegen 14 Uhr noch immer Schie-
tzereien. Die Menge rottete sich immer in den Ne-
benstratzen zusammen.
Bei den Ausschreitungen handelt es sich offen-
sichtlich um kommunistische Einflüsse. Sowjetrussische
Zeitungen sind in den letzten Tagen in Kowno sehr
stark vertrieben worden. Die überwiegende Mehr-
zahl der Beoölkerung scheint auf Seiten der Regie-
rung zu stehen.
409 Verhaftungen in Kowno.
Die Kownoer Arbeiterausschreitungen dauerten
Donnerstag gegen 19 llhr an. Jn den ersten Nach-
mittagsstunden drohten sie den Charakter ciner Re.
volte anzunehmen. Die meisten Eefchäfte hatten ge-
schlossen, weil Ueberfälle zu befürchten waren. Trotz-
dem durch Schreckschüsse und den Gebrauch von Trä-
nengasbomben immer wieder Ansammlungen in den
einzelnen Stratzen zerstreut wurden, rottcte sich die
Menge sofort wieder an anderen St-ellen zusammen.
Die Polizei verhaftete 400 Psrsonen. Die Arbeiter-
schaft der meisten Betriebe ist in den Streik getreten,
sodatz es auch keine Zeitungen gibt. Die Stadtver-
waltung versuchte, nachmittags einige Wagen für den
Verkehr einzusetzen, mutzte dies aber aufgeben, da die
Streikenden die Wagen mit Steinen bewarfen. Um
18 Uhr ruhte der Autobusverkehr vollständig. Die
grötzte Eefahr sür ernstliche Ausschreitungen scheint
jedoch im Augenblick behoben zu sein, da es der Poli-
zei gelungen ist, das Zentrum der Stadt abzuriegeln.
Das Stadtviertel, in dem sich der Palast des Staats.
präsidenten befindct, ist ebenfalls abgeriegelt.
Auch in Belgien wird geschoffen
V-Vrüssel, 18. Juni.
Die Lage in Belgien hat im Berlause des gestri-
gen Tages eine neue gefährliche Zuspitzung ersahren.
Es ist unoerkennbar, datz der belgische Marxismus,
ermuntert, durch das sranzösische Vorbild, zu einem
entscheidendcn Schlage ausgeholt. Trotz „dringender"
Rundfunk-Appelle der sozialistischen Mttglieder des
Kabinettes van Zeeland ist es gestern in Belgien zu
schweren Ausschreitungen gekommen, die zum Teil zu
Gedächtm'sfeier für Max Zmmelmann
partei und Staat ehren den Fliegerhelden
Drcsden, 18. Juni.
Am 20. Todestage des am 18. Juni 1916 auf
dem westlichen Kriegsschauplatz gefallenen sächsi-
schen Kampfsliegers Max Jmmelmann, ves
„Adlers von Lille", fand auf dem Tolkewitzer
Friedhof am Erabe des Fliegerhelden eine Ec-
dächtnisfeier statt. Dahei nahmen die Angehöcigen
des Fliegerhelden, Staatsminister Dr. Fritsh,
Bertreter der städtischen Behörden, zahlreiche Ofsi-
ziere der Wehrmacht, höhere Offiziere des alten
Heeres sowie Vertreter oer Behörden, der Partei
und ihrer Gnederungen teil. Vor dem Gedenkste'n
hatte ein Unterosfizier-Doppelposten Aufstellurg
genommen.
Der Kommandant von Dresden, Eeneralmajor
von Kaiser, erinnerte daran, datz Jmmelmann
während seiner ganzen Dienstzeit die llniform der
ruhmreichen sächsischen Armee getragen habc, in
der er auch gefallen sei. Namen's der Osfiziere des
IV. Armeekorps legte er einen Kranz nieder.
Dann hielt Staatsminister des Jnnern Dr.
Fritsch die Eedächtnisrede, in der u. a. aus-
führte: Der Kampf Jmmelmanns war der Eeist
jeines sächsischen Stammesbruders Johann Eottlieä
Fichte, der 100 Jahre zuvor aus ftarkem Deutfch-
gefühl heraus seine Reden an die oeutsche Nation
mitten unter französischen Bajonetten hielt. Es
war derselbe bergeverjetzende Elaube, der einst die
Sachsen Ferdinand von Schill und Theodor
Körner im Elauben an Deutschland sterben lietz.
Es war der Elaube, der nach keiner Üeberlegung
fragt, der einen Menschen ganz für die Sqche seines
Herzens leben, aber auch freudig sein Leben dafür
hingeben lätzt. Mit dem Schwunge solchen stolzen
Erlebens konnte Jmmelmann seme Luftsiege er-
ringen und sich zu Lebzeiten an die Spitze des un-
vergeßlichen Dreigestirns Jmmelmann — Bölcke —
Richthofen stellen.
Minister Dr. Fritsch legte im Auftrage des
Reichsstatthalters in Sachsen einen Kranz nieder.
Oeutschlandfahrt des »Hindenburg"
Frankfurt a. M.. 18. Juni.
Das Luftschiff „Hindenburg", das im Anschlutz
an seine Fahrt von Friedrickshafen um 8.10 Ubr
im Flughafen Rhein-Main zu einer Deutschland-
fahrt gestartet war, ist um 19.08 Uhr wieder m
Frankfurt am Main gelandet. Auf leiner Fahrt
besuchte der Luftriese unter anderem Köln, Essen,
Oldenburg, Hamburg, Hannover, Kassel, überall
begeistert begrützt. Am Freitagabend wird LZ „Hin-
denburg" seine dritte Nordamerikafahrt antreten.
»Graf Zeppelm" in Krankfurt gelandet
Frankfurt a. M., 18. Juni.
Das Luftschiff „Eraf Zeppelin" landete am
Donnerstag um 17.40 Uhr auf dem Flughafen
Rhein-Main, nachdem es vorher längere Zeit über
der Stadt des deutschen Handwerks und seiner
Umgebung gekreuzt hatte. Nach kurzem Aufenthalt
auf dem Flughafen Rhein-Main startete das Luft-
schiff „Eraf Zeppelin" bereits um 18.00 Uhr zu
jeiner Werkstättenfahrt nach Friedrichshafen.
blutigen Zusammenstöhen mit den Polize»k
'ührten. . «H
Die kommunistische Streikhetze überschläg . ^
örmlich und es unterliegt keinem Zweifeh ^zsse
die Verantwortung sür die tumultuarischen Cre s
trägt. So kam es gestern in La Louvisre u
Lüttich wiederholt zu Zusammenstötzen zwische" ^.^i
kenden und Gendarmeriekräften, wobei
festgestellt werden konnte, datz hinter den -g
ziehern der Tumulte kommunistisch e H e tz
uchen sind. Starke Fahrradkolonnen streisen
mer von Fabrik zu Fabrik, um etwaige Arbei
lige mit Gewalt zu entfernen. Jmmer wleder
versucht, den Verkehr stillzulegen. Jm Lütftch" ^
vier und im Hennegau gelang es zeitwesie >
den Straßenoerkehr zu unterbrechen. Von rnsg > ^
125 000 Bergarbeitern befinden sich jetzt (2100 ^
Ausstand. 2n der Metallindustrie streiken ru
Prozent der Velegschaft.
Vei einem Versuch, eine Truppe von
Streikenden in Lüttich, die einen Stratzenbahnwas^.
umstllrzen wollten, zu zerstreuen, mutzte die P f
von der Schutzwaffe Eebrauch machen. — .
kenden antworteten mit einem Steinhagel aw
die
Polizeibeamten, von denen drei verletzt wurden-
Versuch, die Beamten des Postamtes zur
Lerlegung zu zwingen, konnte durch die Eendarw ^
verhindert werden. Jnzwischen sah sich auch dw
waltung der Stratzenbahn gezwungen, infolge de ^
gemeinen Verschärfung der Lage von sich aus
Einstellung des Stratzenverkehrs anzuordnur- ,
Jn Lüttich versuchten Demonstranten, . „dft
mittelgeschäfte zu plündern. Die Gendarmerie oruv^
beim Vorgehen gegen die Unruhestifter von ^
Schutzwaffe Eebrauch machen. 30 Personen nw' ^
verhaftet. Man erwartet, datz auch die Hnfenn
ter in Ostende, Zeebrügge und anderen belgo^,
Küstenhäsen sich dem Vorgehen der Eenter
arbeiter anschlietzen und die Arbeit einstellen „
hen. — Man besürchtet, datz in Lüttich ab heute
die Gasversorgung unterbrochen wird.
Elückwunsch des Führers. Der Führer und ReE,
kanzler hat dem ungarischen Reichsverweser Aon ,
ral v o n H o r t h y zu dessen Eeburtstag am
nerstag die herzlichsten Etückwünsche übermitteu-
Der Vesuch Dr. Schachts in Ungarn.
bankpräsident Dr. Schacht weilte am Donner»'^
auf Einladung des Reichsverwesers Admiryl ^ t
Horthy auf dessen Landsitz Kenderes. Dr, .Swo §
wurde bei dieser Gelegenheit die Jnsignien " ,
Ungarischen Verdienstordens Erster Klasse uo
199 999 und 39 999-Mark-Eewinn. In der PrA
tzisch-Süddeutschen Klassenlotterie fiel ein KE'd
von 100 000.— Mark auf die Nummer 258 309 u'
ein Eewinn von 50 000.— Mark auf die Nuni"
301 383.
Neuer polnischer Botschafter in Moskau.
De<
lln'
polnische Staatspräsident hat den bisherigen i,
terstaatssekretär Dr. W. Erzybowski zum Botsw
ter in Moskau ernannt.
Hoare Lber den Flottenstützpunkt Malta.
Erste Lord der Admiralität, Sir Samuel
erklärt im englischen Unterhaus, datz nfcht
sichtigt sei, Malta als Flottenstützpunkt auszugev
Maxim Eorki gestorben. Am Donnerstag
der sowjetrussische Schriftsteller Maxim Eorft
Alter von 68 Iahren.
DLe Tonkunstlerversammlung Ln weimar
Lhorwerke — Nammermusik — Gemeinschastssingen
Das erste Chorkonzert in der herrlichen Wei-
marhalle leitete Dr. F. Oberborbeck, der Direktor
der staatlichen Hochschule in Weimar. Zwischen
zwei Chorwerke grötzeren Ausmatzes war d:e
„Symphonische Phantasie für Orchester über ein
Thema von G. Frescobaldi" von Karl Höller
gestellt. Unter den ganz Jungen ist dieser Kom-
ponist heute schon der am wenigsten Umstrittene.
Er ist seit 1931 auf den Versammlungen des
ADMV zu finden und jedesmal hat er den Glau-
be» bestärkt, datz man in ihm eine der stärkstcn
Begabungen des jungen Deutschland besitzt. Was
man von ihm aber für die nächste Zeit erwarter,
das mützte ein Werk kammermusikalischer
Struktur sein. Der vorausgehende „Hymnus des
Elaubens", nach Worten von Steguweit frir
Sopransolo, gem. Chor und Orchester von Carl
Thieme (geb. 1909) zwingt die vier Strophen
seiner dichterischen Vorlage in alte Formen, ge-
staltet sie aber in freier symphonischer Art. Das
Werk wirkt allerdings mehr durch die aufgewanv-
ten Mittel, also nur äutzerlich. Das polyphone
kräftespiel ift sür den einfachen und klaren Text
ju reich, stark ist die Fuge. Der Wille zu gestal-
ten, ist in diesem Grabner-Schüler stark ausge-
prägt, man wird für die Zukunft auch auf ihn
achten müssen.
Reifer, blutvoller wirkt Heinz Schubert
(geb. 1908). Seine „Verkündigung" nimmt ungc-
fähr dieselben Mittel in Anspruch, wie es Thieme
tut, aber er ist zumindest schon routinierter. Er
hatte 1932 in Zürich mit einem anderen Chor-
werk den srärksten Erfolg des damaligen Festes.
Wie damals, griff er wieder zu einem alten in-
dischen Tsxt, dessen musikalische Eestaltung stch.-r
nicht leicht ist. So wie die Vilder wechseln, so
wschselt er auch seine Form. Weitgeschwungene
Melodiebögen, die romantisch anmuten, stehen
neben Bachischem, er begleitet die Solostimme mit
einem Streichquartett gelegentlich und bringt
gleichsam als überleitende Kadenz ein Concer-
tion für zwei Eeigen. Aber als Eanzes hat das
Werk einen Zug ins Oratorienmätzige, seine Mu-
sik wirkt durch die inneren Spannungen, ste ist
kaum mehr problematisch, sondern zum grotzen Teil
schon technisch und geistig ausgeleift; Chor und
Orchester wetteifern, die Werke zu deuken. Den
Erfolg dcr Thorwerke bestimmte zu einem Teile
die einzigartige Kunst der grotzen Sängerin
Amalie Merz-Tunner.
Entscheidendes bot das erste Kammer-Kon-
zert nicht. Aber es gab da etwas, was heitrr
und froh stimmte. Da kam der erst dreiundzwar-
zigjährige Cesar Bresgen daher mit einem
Konzert für zwei Klaviere und „händelte", datz cs
eine wahre Kreude war, wurde dann im langsa-
men Satz ein ganz anderer und schlug im letzten
Satz seinem Vorbild wieder ein Schnippchea.
Sagte da einer neben mir, diese Mustk lebe von
ihren Vorbildern, datz ste Lber das künstlerische
Wollen der Eegenwart nichts aussage. Richtig.
Aber ein Dreiundzwanzigjähriger hat das Recht,
es noch zu machen, besonders, wenn es mit so viel
Humor geschieht, und was schadet es, wenn man
einmyl ein Thema so frisch an die Ohren geschleu-
dert bekommt, datz man es am liebsten gleich nach-
singt und pfeift. Der Junge soll sein musikantisches
Temperament behalten, und je mehr Ohrfeigen
er seinen jetzigen und kiinftigen Gegnern gibt, umso
ehrlicher wird er bleiben. Er allein hatte bis jetzt
den Erfolg, datz ein Satz wiederholt werden
mutzte. Valeska Burgstaller und Johannes Strauh
an den beiden Flügeln tqten es mit grötztem
Vergnügen.
Mitglieder des Reitz-Quartetts spielten ein
Trio von Friedrich H o ff, das im Problematischen
stecken bleibt. Der erste Satz grenzt an atonale
Linienführung, im dritten versucht er bescheiden
zu sein und im letzten wird er bizarr. Die Sona-
tine für Horn, Trompete und Klavier von Lud-
wig Gebhard (geb. 1907) blieb ejn Versuch.
Eine naivere Darstellung hätte dem anspruchslo-
sen Werk, in dem ein gesunder Humor steckt, zu
stijrkerem Erfolge verholfen.
Am Römischen Haus im herrlichen Weimarer
Park gab es Serenadenmusik. Chor und
Orchester der Weimarer Staatlichen Hochschule bo-
ten Volksliederbearbeitungen von Othegraven
und Thiele. Mittenhinein stellten sie die in d?n
letzten Jahren vielgespielten „Variationen und
Fuge Lber ein deutsches Volkslied" (Morgenrot)
von Gottfried Müller.
Ueber die neue Oper „Doktor Johannes Faust"
von H. Reutter, oeren Uraufführung vor kur-
zem in Frankfurt stattfand, die an diesem Abend,
trotz anständiger Wiedergabe, nicht unwiderspro-
chen blieb, ist in der Schlutzbetrachtung zum Feste
zu reden.
Auch die Stadt Jena wollte ihren Teil haben
an der festlichen Gestaltuna der Tonkünstlerver-
sammlung. llnd alle die hier mitwirkten, taten
ihr Bestes. Das vormittägige Konzert wurde
fälschlicherweise als Kammermustk-Konzert anzo-
sprochen, denn njcht das in seiner Haltung grund-
ynständige, vornehm geformte Streichquartett von
Kurt von Wolfurt, das vom Fehse-Quartert
herrlich gespielt wurde, war das Wesentliche die-
ser ersten Jenaer Veranstaltung vielmehr standen
zur Diskussion die Eemeinschaftsmusiken von Lud-
wig Weber. Jm Mittelpunkt bleibt bei diesen
Eemeinschaftsmusiken immer wieder das Volkslied
als cantus firmus. Diesen Leitchor syngen zu-
exst nur die avf den beiden Emporen aufgestellren
Knaben und Mädchen, das „Volk" im Saale tat
zuerst nur zögernd mit. Aber dann, als die Ve-
fangenheit weg war, ergab sich am Schlusie ein
Singen, dqs von mächftgster Eindringlichkeit war.
Die Form ist ja nicht ganz neu, aber man wird
sich merken müsien, denn für HJ-Feiern und ge-
meiyschaftliche Festmusiken ist hier eine Erundlage
gebotqn, die für die Zukunft ausschlagge-
bend sein kann.
Ein zweites Chorkonzert im Jenaer Volkshaus-
saal begann mit dem „Hymnus der Liebe" sÜr ge-
mischten Chor und Orchester von Hand Wehig
desien Werke durch den Rundfunk bekannt gewor-
den sind. Dem herrlichen Hölderlin'schen Texte
wurde der Komponist nicht vollauf gerecht. D'as
Ekstatische blieb prunkhyft, das Dramatische zu
wenig uyirisien. Hier kann nur ein reifer Mei-
ster die Form prägen. Es war gefährlich, in
diesen Rahmen das „Requiem" von Max Reger
zu stellen; es geschah ja nur zur Ennneru»L an
seinen Todestag. Aber — wie steht dieser
da! Wie ein Eigant, wie ein Meister, der es V,
nen Gesellen unübertreffbar vormacht. Man ^sf
ergriffen im Tiefinnersten; Professor
Volkmann, der Solistin Eertrude
und all den Eetreuen sei herzlich gedankt.
festlichen Ausgang nahm der Abend
„Hymne" fur vier- bis achtstimmigen gem.
Knabenchor und Orchester nach Worten vwi
Körner von dem Nürnberger Max Eebha'-q
Das Werk leitete den Reichsparteitag 193«
und stellt eine Festmusik dar, die in ihrer
kaum zu überbieten ist. Die meisterhafte KoN' §
punktierung des Deutschlandliedes als
sirmus, die instrumentale Ueberleitung zur
Strophe mit der Wiederaufnahme des einft>' ^
den Themas bedeuten nicht äutzere Höhepunkte, .
zeigen einen Musiker von ausgeprägtem Forw
Sauvtkckriftleiter: Fran» Bretz.
Stelloertrcter: Bcrnbard Seegcr-Kelbe.
Cbck vom Dtcnkt: Dr. Frtedrick Didier.
Berantwortlick für^Annenpoltltk: Franz^ Bres^^^ä
ttir
sür
der
sämtlick in Heidelbera
Sckriftlettung: Brnnnengaüe Sv—24.
Berliner Sckriftlettung:
HauS Graf Reilckack. Berlin SW. «8 LbarlottenM- '
Nachdruck siimllicker Origtnalbertchte perbpten-
Svreckstunden -er Schriftlettung: Täsl. von
Fernruk 8740. ^
Für unverlangt etnaegangcne RettrSge wtrd ke>n
Berantwgrtuna Ubernommen. ,
Verlag -NolkSgcmciuichast" G. m. b H.. H«»B
llrabe I2k<<r8 tUnivrrtitätsvlatzf. K.
Drucki Hetdelbergcr Gulcnberg-Druckerel G. m-
D.-A. V. 1936: 24 715,
Davon: Bezirksausgabe Odenwald m. Bauland
Bszirksausgabe Rund um Mosbach
Bezirksausggbe Der Franke
Bezirksausgabe Der Kraichgau
Lur Zeit lü Prctsltste Nr. ö gülttr.
zSl°
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Aretlag, oe» lb.
sich eilfertig mit der Front gegen Deutfch-
land ausrichteten und sich nicht entblödeten den
FLHrer als den personifizierten Antichrist hinzu-
stellen. So arbeitet der Kreml geschickt nach dem
Grundsatz, man sagt Eott und meint zwar nicht
Kattun, aber die Weltrevolution, wobei man nach
dem, zynischen Rezept des Herrn Radek versiihrt,
der meint, datz die menschliche Sprache uns dazu
gegeben wäre, unsere Eedanken in entsprechender
Form zu kaschieren.
Der 6. Februar 1934 mit seiner revolutions-
schwangeren Atmosphäre gab natürlich auch den
Moskauer Sendboten ergiebigen Agitationsstoff,
um den eigentlich antirevolutionären Russen die
Seanungen der französischen grotzen Revolution
näherzubringen und so auch unmerklich jene Kluft
zum Sowjetreich zu verwischen.
Dem vornehmen Erafen gibt man eine Stelle
in der Autzenhandelsmission, — den Bankier lätzt
man an Exporttratten verdienen, die Generäle
verzankt man untereinander und die Eläubigen
überzeugt mrn vom Weltuntergang, so quirlt und
rumort man herum, bis man schlietzlich alle wie-
der vor den schweren Karren der russischen Politik
gespannt hat, auf dem zwar nicht der zarisch?
Eendarm, aber der Tschekist Stalin seine Knute
schwingt L. N.
Heinnch Lersch gesiorben
Remagen (Rhein), 18. Juni.
Der Arbeiterdichter Heinrich Lersch ist heute um
V.89 llhr nach kurzem schweren Krankenlager an
einer Lungen- und Rippefellentzündung im Kran-
kenhaus Remagen verstorben. Heinrich Lersch war
am 12. September 1889 in München-Eladbach ge-
boren, stand also im 47. Lebensjahr.
Warnung vor übertriebenen Hoffnungen
London, 18. Juni.
Jm „News Chronicle" befatzt sich Vernon Bart-
lett im Zusammenhang mit dem Beschlutz, die
Sühnematznahmen gegen Jtalien aufzuheben, mit
den augenblicklichen politischen Strömungen in
England. Wenn Eden sich entschlossen habe, nicht
zurückzutreten, so sei das auf seine Ueberzeugung
zurückzuführen, datz der Völkerbund dem Zusam-
menbruch nicht so nahe sei, wie die meisten seiner
Kollegen glaubten, vielleicht sogar wünschten.
Das bedeute vielleicht, datz Eden der Forde-
rung, Jtalien wieder als alten Freund zu begrü-
hen, Widerstand leisten werde. Diese Forderung
würde zum Teil von Leuten gestellt, die glaubten,
datz Jtalien bereit sei, sich an der neuen Ein-
kreisungspolitik zu beteiligen und datz ein
solches Versprechen grötzeren Wert haben würde
als die früheren Versprechen Jtaliens, die Unab-
hängigkeit Jtaliens zu bewahren. Jn den gleichen
Kreisen der englischen Politik arbeite man aber
äuch mit dem hatztichen Argument. datz Jtalien den
Engländern mehrere Millionen Pfund schulde, zu
deren Rückzahlung es bewogen werden müsse. Eden
sei daher einem sehr starken Druck ausgesetzt, um
ihn zu einer Politik zu bewegen, die eine noch
Mimmere Niederlage der Völkerbundsgrundsätze
dedeuten würde. Auch für eine Revision der Völ-
lerbundssatzungen werde man vielleicht weniger
»ringend eintreten, als viele Leute erwartet hät-
ten, was damit begründet werde, datz man Bedenk-
zeit brauche
Boxkamvf Schmeltng-Louis
um 24 Stunden vertagt
Neuyork, 18. Iuni.
Der Ausscheidungskamps um die Weltmeister-
schast im Schwergewichtsboxen zwischen Max
Schmeling und Joe Louis ist auf den heu-
tigen Freitagabend verlegt worden, da es zur
Stunde in Neuyork wollenbruchartig regnet.
Barnkaden in Kowno
Gchwere Streikausschreitungen unter kommunistischer Kührung
Kowno, 18. Juni.
Die Arbeiter sämtlicher privaten Betriebe ein-
schliehlich der Zeitungsdruckereien haben am Don-
nerstagmittag die Arbeit für 24 Stunden niederge.
legt. Damit soll ihrem Protest gegen das Verhalten
der Polizei bei dem Begräbnis eines Arbeiters am
Mittwoch, bei dem es, wie gemeldet, zu blutigen
Zusammenstötzen gekommen war, Ausdruck gegeben
werden.
2n der Kownoer Jnnenstadt kam es zu erheb-
lichen Zusammenrottungen der Streikenden, die mit
Gartenbänken und Mllllkästen Barrikaden errichteten
und den gesamten Verkehr unterbanden. Der Omni-
busverkehr, der zunächst in die Nebenstratzen umge-
leitet wurde, mutzte später eingestellt werden. Die
Polizei ging mit Miischinengewehren, Karabinern
und Eummiknüppeln vor.
Am Neubau des Offizierskasinos bewarfen die
Streikenden die Polizei mit Steinen. Die Polizei
nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Eegen Mittag
war es ihr gelungen, die Hauptstratzen zu räumen,
doch hörte man gegen 14 Uhr noch immer Schie-
tzereien. Die Menge rottete sich immer in den Ne-
benstratzen zusammen.
Bei den Ausschreitungen handelt es sich offen-
sichtlich um kommunistische Einflüsse. Sowjetrussische
Zeitungen sind in den letzten Tagen in Kowno sehr
stark vertrieben worden. Die überwiegende Mehr-
zahl der Beoölkerung scheint auf Seiten der Regie-
rung zu stehen.
409 Verhaftungen in Kowno.
Die Kownoer Arbeiterausschreitungen dauerten
Donnerstag gegen 19 llhr an. Jn den ersten Nach-
mittagsstunden drohten sie den Charakter ciner Re.
volte anzunehmen. Die meisten Eefchäfte hatten ge-
schlossen, weil Ueberfälle zu befürchten waren. Trotz-
dem durch Schreckschüsse und den Gebrauch von Trä-
nengasbomben immer wieder Ansammlungen in den
einzelnen Stratzen zerstreut wurden, rottcte sich die
Menge sofort wieder an anderen St-ellen zusammen.
Die Polizei verhaftete 400 Psrsonen. Die Arbeiter-
schaft der meisten Betriebe ist in den Streik getreten,
sodatz es auch keine Zeitungen gibt. Die Stadtver-
waltung versuchte, nachmittags einige Wagen für den
Verkehr einzusetzen, mutzte dies aber aufgeben, da die
Streikenden die Wagen mit Steinen bewarfen. Um
18 Uhr ruhte der Autobusverkehr vollständig. Die
grötzte Eefahr sür ernstliche Ausschreitungen scheint
jedoch im Augenblick behoben zu sein, da es der Poli-
zei gelungen ist, das Zentrum der Stadt abzuriegeln.
Das Stadtviertel, in dem sich der Palast des Staats.
präsidenten befindct, ist ebenfalls abgeriegelt.
Auch in Belgien wird geschoffen
V-Vrüssel, 18. Juni.
Die Lage in Belgien hat im Berlause des gestri-
gen Tages eine neue gefährliche Zuspitzung ersahren.
Es ist unoerkennbar, datz der belgische Marxismus,
ermuntert, durch das sranzösische Vorbild, zu einem
entscheidendcn Schlage ausgeholt. Trotz „dringender"
Rundfunk-Appelle der sozialistischen Mttglieder des
Kabinettes van Zeeland ist es gestern in Belgien zu
schweren Ausschreitungen gekommen, die zum Teil zu
Gedächtm'sfeier für Max Zmmelmann
partei und Staat ehren den Fliegerhelden
Drcsden, 18. Juni.
Am 20. Todestage des am 18. Juni 1916 auf
dem westlichen Kriegsschauplatz gefallenen sächsi-
schen Kampfsliegers Max Jmmelmann, ves
„Adlers von Lille", fand auf dem Tolkewitzer
Friedhof am Erabe des Fliegerhelden eine Ec-
dächtnisfeier statt. Dahei nahmen die Angehöcigen
des Fliegerhelden, Staatsminister Dr. Fritsh,
Bertreter der städtischen Behörden, zahlreiche Ofsi-
ziere der Wehrmacht, höhere Offiziere des alten
Heeres sowie Vertreter oer Behörden, der Partei
und ihrer Gnederungen teil. Vor dem Gedenkste'n
hatte ein Unterosfizier-Doppelposten Aufstellurg
genommen.
Der Kommandant von Dresden, Eeneralmajor
von Kaiser, erinnerte daran, datz Jmmelmann
während seiner ganzen Dienstzeit die llniform der
ruhmreichen sächsischen Armee getragen habc, in
der er auch gefallen sei. Namen's der Osfiziere des
IV. Armeekorps legte er einen Kranz nieder.
Dann hielt Staatsminister des Jnnern Dr.
Fritsch die Eedächtnisrede, in der u. a. aus-
führte: Der Kampf Jmmelmanns war der Eeist
jeines sächsischen Stammesbruders Johann Eottlieä
Fichte, der 100 Jahre zuvor aus ftarkem Deutfch-
gefühl heraus seine Reden an die oeutsche Nation
mitten unter französischen Bajonetten hielt. Es
war derselbe bergeverjetzende Elaube, der einst die
Sachsen Ferdinand von Schill und Theodor
Körner im Elauben an Deutschland sterben lietz.
Es war der Elaube, der nach keiner Üeberlegung
fragt, der einen Menschen ganz für die Sqche seines
Herzens leben, aber auch freudig sein Leben dafür
hingeben lätzt. Mit dem Schwunge solchen stolzen
Erlebens konnte Jmmelmann seme Luftsiege er-
ringen und sich zu Lebzeiten an die Spitze des un-
vergeßlichen Dreigestirns Jmmelmann — Bölcke —
Richthofen stellen.
Minister Dr. Fritsch legte im Auftrage des
Reichsstatthalters in Sachsen einen Kranz nieder.
Oeutschlandfahrt des »Hindenburg"
Frankfurt a. M.. 18. Juni.
Das Luftschiff „Hindenburg", das im Anschlutz
an seine Fahrt von Friedrickshafen um 8.10 Ubr
im Flughafen Rhein-Main zu einer Deutschland-
fahrt gestartet war, ist um 19.08 Uhr wieder m
Frankfurt am Main gelandet. Auf leiner Fahrt
besuchte der Luftriese unter anderem Köln, Essen,
Oldenburg, Hamburg, Hannover, Kassel, überall
begeistert begrützt. Am Freitagabend wird LZ „Hin-
denburg" seine dritte Nordamerikafahrt antreten.
»Graf Zeppelm" in Krankfurt gelandet
Frankfurt a. M., 18. Juni.
Das Luftschiff „Eraf Zeppelin" landete am
Donnerstag um 17.40 Uhr auf dem Flughafen
Rhein-Main, nachdem es vorher längere Zeit über
der Stadt des deutschen Handwerks und seiner
Umgebung gekreuzt hatte. Nach kurzem Aufenthalt
auf dem Flughafen Rhein-Main startete das Luft-
schiff „Eraf Zeppelin" bereits um 18.00 Uhr zu
jeiner Werkstättenfahrt nach Friedrichshafen.
blutigen Zusammenstöhen mit den Polize»k
'ührten. . «H
Die kommunistische Streikhetze überschläg . ^
örmlich und es unterliegt keinem Zweifeh ^zsse
die Verantwortung sür die tumultuarischen Cre s
trägt. So kam es gestern in La Louvisre u
Lüttich wiederholt zu Zusammenstötzen zwische" ^.^i
kenden und Gendarmeriekräften, wobei
festgestellt werden konnte, datz hinter den -g
ziehern der Tumulte kommunistisch e H e tz
uchen sind. Starke Fahrradkolonnen streisen
mer von Fabrik zu Fabrik, um etwaige Arbei
lige mit Gewalt zu entfernen. Jmmer wleder
versucht, den Verkehr stillzulegen. Jm Lütftch" ^
vier und im Hennegau gelang es zeitwesie >
den Straßenoerkehr zu unterbrechen. Von rnsg > ^
125 000 Bergarbeitern befinden sich jetzt (2100 ^
Ausstand. 2n der Metallindustrie streiken ru
Prozent der Velegschaft.
Vei einem Versuch, eine Truppe von
Streikenden in Lüttich, die einen Stratzenbahnwas^.
umstllrzen wollten, zu zerstreuen, mutzte die P f
von der Schutzwaffe Eebrauch machen. — .
kenden antworteten mit einem Steinhagel aw
die
Polizeibeamten, von denen drei verletzt wurden-
Versuch, die Beamten des Postamtes zur
Lerlegung zu zwingen, konnte durch die Eendarw ^
verhindert werden. Jnzwischen sah sich auch dw
waltung der Stratzenbahn gezwungen, infolge de ^
gemeinen Verschärfung der Lage von sich aus
Einstellung des Stratzenverkehrs anzuordnur- ,
Jn Lüttich versuchten Demonstranten, . „dft
mittelgeschäfte zu plündern. Die Gendarmerie oruv^
beim Vorgehen gegen die Unruhestifter von ^
Schutzwaffe Eebrauch machen. 30 Personen nw' ^
verhaftet. Man erwartet, datz auch die Hnfenn
ter in Ostende, Zeebrügge und anderen belgo^,
Küstenhäsen sich dem Vorgehen der Eenter
arbeiter anschlietzen und die Arbeit einstellen „
hen. — Man besürchtet, datz in Lüttich ab heute
die Gasversorgung unterbrochen wird.
Elückwunsch des Führers. Der Führer und ReE,
kanzler hat dem ungarischen Reichsverweser Aon ,
ral v o n H o r t h y zu dessen Eeburtstag am
nerstag die herzlichsten Etückwünsche übermitteu-
Der Vesuch Dr. Schachts in Ungarn.
bankpräsident Dr. Schacht weilte am Donner»'^
auf Einladung des Reichsverwesers Admiryl ^ t
Horthy auf dessen Landsitz Kenderes. Dr, .Swo §
wurde bei dieser Gelegenheit die Jnsignien " ,
Ungarischen Verdienstordens Erster Klasse uo
199 999 und 39 999-Mark-Eewinn. In der PrA
tzisch-Süddeutschen Klassenlotterie fiel ein KE'd
von 100 000.— Mark auf die Nummer 258 309 u'
ein Eewinn von 50 000.— Mark auf die Nuni"
301 383.
Neuer polnischer Botschafter in Moskau.
De<
lln'
polnische Staatspräsident hat den bisherigen i,
terstaatssekretär Dr. W. Erzybowski zum Botsw
ter in Moskau ernannt.
Hoare Lber den Flottenstützpunkt Malta.
Erste Lord der Admiralität, Sir Samuel
erklärt im englischen Unterhaus, datz nfcht
sichtigt sei, Malta als Flottenstützpunkt auszugev
Maxim Eorki gestorben. Am Donnerstag
der sowjetrussische Schriftsteller Maxim Eorft
Alter von 68 Iahren.
DLe Tonkunstlerversammlung Ln weimar
Lhorwerke — Nammermusik — Gemeinschastssingen
Das erste Chorkonzert in der herrlichen Wei-
marhalle leitete Dr. F. Oberborbeck, der Direktor
der staatlichen Hochschule in Weimar. Zwischen
zwei Chorwerke grötzeren Ausmatzes war d:e
„Symphonische Phantasie für Orchester über ein
Thema von G. Frescobaldi" von Karl Höller
gestellt. Unter den ganz Jungen ist dieser Kom-
ponist heute schon der am wenigsten Umstrittene.
Er ist seit 1931 auf den Versammlungen des
ADMV zu finden und jedesmal hat er den Glau-
be» bestärkt, datz man in ihm eine der stärkstcn
Begabungen des jungen Deutschland besitzt. Was
man von ihm aber für die nächste Zeit erwarter,
das mützte ein Werk kammermusikalischer
Struktur sein. Der vorausgehende „Hymnus des
Elaubens", nach Worten von Steguweit frir
Sopransolo, gem. Chor und Orchester von Carl
Thieme (geb. 1909) zwingt die vier Strophen
seiner dichterischen Vorlage in alte Formen, ge-
staltet sie aber in freier symphonischer Art. Das
Werk wirkt allerdings mehr durch die aufgewanv-
ten Mittel, also nur äutzerlich. Das polyphone
kräftespiel ift sür den einfachen und klaren Text
ju reich, stark ist die Fuge. Der Wille zu gestal-
ten, ist in diesem Grabner-Schüler stark ausge-
prägt, man wird für die Zukunft auch auf ihn
achten müssen.
Reifer, blutvoller wirkt Heinz Schubert
(geb. 1908). Seine „Verkündigung" nimmt ungc-
fähr dieselben Mittel in Anspruch, wie es Thieme
tut, aber er ist zumindest schon routinierter. Er
hatte 1932 in Zürich mit einem anderen Chor-
werk den srärksten Erfolg des damaligen Festes.
Wie damals, griff er wieder zu einem alten in-
dischen Tsxt, dessen musikalische Eestaltung stch.-r
nicht leicht ist. So wie die Vilder wechseln, so
wschselt er auch seine Form. Weitgeschwungene
Melodiebögen, die romantisch anmuten, stehen
neben Bachischem, er begleitet die Solostimme mit
einem Streichquartett gelegentlich und bringt
gleichsam als überleitende Kadenz ein Concer-
tion für zwei Eeigen. Aber als Eanzes hat das
Werk einen Zug ins Oratorienmätzige, seine Mu-
sik wirkt durch die inneren Spannungen, ste ist
kaum mehr problematisch, sondern zum grotzen Teil
schon technisch und geistig ausgeleift; Chor und
Orchester wetteifern, die Werke zu deuken. Den
Erfolg dcr Thorwerke bestimmte zu einem Teile
die einzigartige Kunst der grotzen Sängerin
Amalie Merz-Tunner.
Entscheidendes bot das erste Kammer-Kon-
zert nicht. Aber es gab da etwas, was heitrr
und froh stimmte. Da kam der erst dreiundzwar-
zigjährige Cesar Bresgen daher mit einem
Konzert für zwei Klaviere und „händelte", datz cs
eine wahre Kreude war, wurde dann im langsa-
men Satz ein ganz anderer und schlug im letzten
Satz seinem Vorbild wieder ein Schnippchea.
Sagte da einer neben mir, diese Mustk lebe von
ihren Vorbildern, datz ste Lber das künstlerische
Wollen der Eegenwart nichts aussage. Richtig.
Aber ein Dreiundzwanzigjähriger hat das Recht,
es noch zu machen, besonders, wenn es mit so viel
Humor geschieht, und was schadet es, wenn man
einmyl ein Thema so frisch an die Ohren geschleu-
dert bekommt, datz man es am liebsten gleich nach-
singt und pfeift. Der Junge soll sein musikantisches
Temperament behalten, und je mehr Ohrfeigen
er seinen jetzigen und kiinftigen Gegnern gibt, umso
ehrlicher wird er bleiben. Er allein hatte bis jetzt
den Erfolg, datz ein Satz wiederholt werden
mutzte. Valeska Burgstaller und Johannes Strauh
an den beiden Flügeln tqten es mit grötztem
Vergnügen.
Mitglieder des Reitz-Quartetts spielten ein
Trio von Friedrich H o ff, das im Problematischen
stecken bleibt. Der erste Satz grenzt an atonale
Linienführung, im dritten versucht er bescheiden
zu sein und im letzten wird er bizarr. Die Sona-
tine für Horn, Trompete und Klavier von Lud-
wig Gebhard (geb. 1907) blieb ejn Versuch.
Eine naivere Darstellung hätte dem anspruchslo-
sen Werk, in dem ein gesunder Humor steckt, zu
stijrkerem Erfolge verholfen.
Am Römischen Haus im herrlichen Weimarer
Park gab es Serenadenmusik. Chor und
Orchester der Weimarer Staatlichen Hochschule bo-
ten Volksliederbearbeitungen von Othegraven
und Thiele. Mittenhinein stellten sie die in d?n
letzten Jahren vielgespielten „Variationen und
Fuge Lber ein deutsches Volkslied" (Morgenrot)
von Gottfried Müller.
Ueber die neue Oper „Doktor Johannes Faust"
von H. Reutter, oeren Uraufführung vor kur-
zem in Frankfurt stattfand, die an diesem Abend,
trotz anständiger Wiedergabe, nicht unwiderspro-
chen blieb, ist in der Schlutzbetrachtung zum Feste
zu reden.
Auch die Stadt Jena wollte ihren Teil haben
an der festlichen Gestaltuna der Tonkünstlerver-
sammlung. llnd alle die hier mitwirkten, taten
ihr Bestes. Das vormittägige Konzert wurde
fälschlicherweise als Kammermustk-Konzert anzo-
sprochen, denn njcht das in seiner Haltung grund-
ynständige, vornehm geformte Streichquartett von
Kurt von Wolfurt, das vom Fehse-Quartert
herrlich gespielt wurde, war das Wesentliche die-
ser ersten Jenaer Veranstaltung vielmehr standen
zur Diskussion die Eemeinschaftsmusiken von Lud-
wig Weber. Jm Mittelpunkt bleibt bei diesen
Eemeinschaftsmusiken immer wieder das Volkslied
als cantus firmus. Diesen Leitchor syngen zu-
exst nur die avf den beiden Emporen aufgestellren
Knaben und Mädchen, das „Volk" im Saale tat
zuerst nur zögernd mit. Aber dann, als die Ve-
fangenheit weg war, ergab sich am Schlusie ein
Singen, dqs von mächftgster Eindringlichkeit war.
Die Form ist ja nicht ganz neu, aber man wird
sich merken müsien, denn für HJ-Feiern und ge-
meiyschaftliche Festmusiken ist hier eine Erundlage
gebotqn, die für die Zukunft ausschlagge-
bend sein kann.
Ein zweites Chorkonzert im Jenaer Volkshaus-
saal begann mit dem „Hymnus der Liebe" sÜr ge-
mischten Chor und Orchester von Hand Wehig
desien Werke durch den Rundfunk bekannt gewor-
den sind. Dem herrlichen Hölderlin'schen Texte
wurde der Komponist nicht vollauf gerecht. D'as
Ekstatische blieb prunkhyft, das Dramatische zu
wenig uyirisien. Hier kann nur ein reifer Mei-
ster die Form prägen. Es war gefährlich, in
diesen Rahmen das „Requiem" von Max Reger
zu stellen; es geschah ja nur zur Ennneru»L an
seinen Todestag. Aber — wie steht dieser
da! Wie ein Eigant, wie ein Meister, der es V,
nen Gesellen unübertreffbar vormacht. Man ^sf
ergriffen im Tiefinnersten; Professor
Volkmann, der Solistin Eertrude
und all den Eetreuen sei herzlich gedankt.
festlichen Ausgang nahm der Abend
„Hymne" fur vier- bis achtstimmigen gem.
Knabenchor und Orchester nach Worten vwi
Körner von dem Nürnberger Max Eebha'-q
Das Werk leitete den Reichsparteitag 193«
und stellt eine Festmusik dar, die in ihrer
kaum zu überbieten ist. Die meisterhafte KoN' §
punktierung des Deutschlandliedes als
sirmus, die instrumentale Ueberleitung zur
Strophe mit der Wiederaufnahme des einft>' ^
den Themas bedeuten nicht äutzere Höhepunkte, .
zeigen einen Musiker von ausgeprägtem Forw
Sauvtkckriftleiter: Fran» Bretz.
Stelloertrcter: Bcrnbard Seegcr-Kelbe.
Cbck vom Dtcnkt: Dr. Frtedrick Didier.
Berantwortlick für^Annenpoltltk: Franz^ Bres^^^ä
ttir
sür
der
sämtlick in Heidelbera
Sckriftlettung: Brnnnengaüe Sv—24.
Berliner Sckriftlettung:
HauS Graf Reilckack. Berlin SW. «8 LbarlottenM- '
Nachdruck siimllicker Origtnalbertchte perbpten-
Svreckstunden -er Schriftlettung: Täsl. von
Fernruk 8740. ^
Für unverlangt etnaegangcne RettrSge wtrd ke>n
Berantwgrtuna Ubernommen. ,
Verlag -NolkSgcmciuichast" G. m. b H.. H«»B
llrabe I2k<<r8 tUnivrrtitätsvlatzf. K.
Drucki Hetdelbergcr Gulcnberg-Druckerel G. m-
D.-A. V. 1936: 24 715,
Davon: Bezirksausgabe Odenwald m. Bauland
Bszirksausgabe Rund um Mosbach
Bezirksausggbe Der Franke
Bezirksausgabe Der Kraichgau
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