Ssits 2
„Dollsgemeinschasl^
DienStag. de« L».
den Zeiten mohammedanischer Macht finden wir
auch im Wahabismus eine Vereinigung von politi-
schen und religiösen Zielen, die der Bewegung eine
ungeheure Stoßkraft verleihen. Jbn Saud, der
Beherrscher des grötzten Teils von Arabien, ist,
nachdem er Herr der heiligen Stadt Mekka gewor-
den war, die geehrteste und geachtetste Persönlich-
keit in der ganzen islamischen Welt. Sein Ruf
reicht von Marokko bis nach Afghanistan und Jn-
dien, und der Einflutz, den er auf die mohammeda-
nischen Bewegungen in Vorderasien ausübt, ist un-
geheuer. Die Pilgerfahrten nach Mekka, de-m Le-
bensziel jedes Moslems, sind die beste Eelegenheit
zur Vorbereitung panislamischer Jdeen.
Jn Mekka trifft der Mohammedaner aus Tunis
seine Glaubensgenossen aus Jndien, der Afghane
die aus dem Sudan. Dort tauschen sie ihre Ee-
danken aus und erkennen gemeinsame Ziele, berei-
ten sich auf gemeinsame Handlungen vor. Wenn
von allen Panideen in Asien eine gewisse Zukunft
hat, dann ist es die der panislamischen Völkerge-
meinschaft.
Jbn Sauds Nückkehr zu den ältesten Wurzeln
des Mohammedanismus, zu den asketischen Lebens-
formen der Wüstenaraber, seine Ablehnung west-
licher Zivilisation und Verweichlichung, hindern
ihn nicht daran, die technischen Mittel, die ihm der
Westen bietet, sich anzueignen, um sie eines Tages
seinerseits wieder als Waffe geaen den Westen an-
zuwenden. Er kauft Autos uno Flugzeuge, Ma-
schinengewehre und Kanonen, richtet in seinem
Staate drahtlose Telegraphie ein und moderni-
siert ihn soweit wie möglich. Er weitz, datz er mit
dem Eifer des Elaubens allein nichts gegen einen
modernen Eegner ausrichten kann.
England ist fich klar, datz aus dem jetzt noch un-
gefährlichen Reich Jbn Sauds und besonders aus
den panislamischen Jdeen einmal eine grotze Ge-
fahr entstehen kann. Vorläufig wird ihr begegnet
durch einen Frenndschaftspakt mit Ibn Saud.
Die Aaraber in Palästina, die jetzt gegen die
Einwanderung der Juden protestieren, haben aus-
drücklich betont, datz fie nicht gegen England, son-
dern nur gegen die Juden kämpfen. England be-
findet sich damit in einem schweren Dilemma: Tritt
es für die Juden ein, so geht jede Möglich-
keiteinerVerständigungmitdenAra-
bern verloren. Jhre Feindschaft aber könnte zu
einer Bedrohung des englischen Welt-
reiches überhaupt werden, wenn eines Ta-
ges einmal — sei es Ibn Saud oder irgendeine
englandfeindliche Macht — den arabischen Natio-
nalismus bewutzt zum Kampfe gegen England ent-
facht. Wolf Schenke.
Gden besucht den Neaus
London, 22. Iuni.
We halbamtlich mitgeteilt wird, wird der Negus
am Dienstagvormittag d«n Autzenminister Anthony
Eden in der abessinischen Eesandtschaft empfangen. Der
Kaiser wird stch Ende der Woche nach Genf begeben,
um .während der Tagung des Völkerbündsrats in
Gen^ anwesend zu sein.
Nach einer Reuter-Meldung aus Kairo traf dort
am Montag der abessinische Eeneral Makonnen ein.
Wie Reuter behauptet, heabsichtigt er, sich nach der
westabefsinischen Provinz Eor>e zu begeben, um dort
die Lage zu überprüfen.
Acht Tote bei einem Autobusunglück
Paris, 22. Juni.
Zn der Nacht zum Montag ereignete sich auf der
Bahnstrecke Paris—Cherbourg in der Nähe des Or-
tes Boucheville ein schweres Unglück, vei dem acht
Personen den Tod fanden. Ein Autobus mit Sonn-
tagsausflüglern wurde auf einer Ueberführung von
einem Zug erfaht, wobei der vordere Teil des Wa-
gens in Trümmer ging. Von den 28 Fahrgästen
fanden acht den Tod. Zwölf andere erlitten schwere
Verletzungen.
Gonnwendseier auf -er Zugspitze
Oer flbschluß -es deutschen Zugendfestes
Zum Abschlutz des Deutschen Iugendfestes veran-
staltete die Hitler-Jugend in der Nacht zum Mon-
tag in ganz Deutschland ihre Sommersonnen-
wendfeiern.
Jm Mittelpunkt dieser Feiern stand die gemein-
same Sonnenwendfeier der Hitler-Jugend und der
Schutzstaffeln auf de> Z u g s p i tz e. Diese Stunse
auf der höchsten Stelle Deutschlands in der Hoch-
gebirgsnacht auf 3000 Meter Höhe gestaltete sich zu
einem unvergetzlichen Erlebnis für alle Teilneh-
mer. Vrennende Fackeln der SS und H^>, Fanfaren
des Jungvolks, Keuersprüche und Lieder der H2-
Spielscharen gaben dieser Feier das Gepräge.
Während das alte Flammenlied „Flamme empor"
über dte deutschen <rlpenberge erklang, wurde der
Holzstotz angezündet, dessen glühende Flammen
weithin leuchteten üher die deutschen Lande als ein
Zeichen der brennenden Flamme heitzer Liebe in
den Herzen der deutschen Jugend zum Führer.
Valdur von Schirach hielt die Weiherede.
Er nannte die Sonnenwendfeuer, in denen sich im-
mer wieder die gesunde Kraft des deutsKen Brauch-
tums stärker als die Lrauchtumsfeindlichen Kräfte
gezeigt habe, einen schönen Veweis für die Selbst-
besinnung der Jugend. „Heute flammen die Son-
nenwendfeuer wieder auf, soweit die dcutsche Zunge
klingt, und verkünden die seelische Berhundenheit
aller Deutschen in Elück und Leid. Möge uns diese
Stunde läutern, datz wir die letzte Reinheit des
Wollens gewinnen und die höchste Kraft, das zu
vollbringen, was zum Wohl unseres Volkes und
seiner Zukunft vollbracht werden mutz. Wir seben
unsere Aufgabe — das bekenne ich im Namen der
deutschen Jugend — in der restlosen Hingabe der
ganzen Juaend an das Werk des Fllhrers und an
die Lehre, die er dem deutschen Volke predigt. Von
dieser Stelle senden wir durch den Aether unseren
Schwur:
„lleber uns nichts als die ewigen Sterne, vor
uns das Feuer, das weit hineingreist „ach unten
in unser deutsches Land, hier, wo Deutschland dem
Himmel am nächften ist, öfsnen wir unsere Herzen
de,n Allmächtigen. Erfüllt von ihm und hingegehen
dem Mannc. den er uns schenkte als Führer zu
Ehre und Freiheit, geloben wir Adols Hitler, die
Treuesten der Treuen zu sein. So soll dieses Feuer,
getreu dem Wahlspruch der Schutzstaffeln, mit de-
nen mir diese Feier gemeinsam gestalten, ein Feuer
der Treue sein zu FLHrer, Bolk und Fahne."
Der alte Kampfruf der Bewegung „Es lebe
der Führer — Adon Hitler Sieg-Heil!" fand 'n
dieser weihevollen Stunde ein vieltausendfaches
Echo, das wcithin über die Bergwelt klang und
hinüberklang in das ganze deutsche Reich, das auf-
genommen wurde von Hunderttausenden deutscher
Iugend, die zur selben Stunde am Feuer vereint
waren
EmheitticheHaushalisführuns -erLä'n-er
Neues Reichsgesetz verkün-ei — Am ll April in Krast geireien
(Drahtbericht unserer VerlinerSchriftleitung.)
Berlin, den 22. Iuni 1936.
Im Reichsgesetzblatt vom 20. Juni 1936 wird
ein Gesetz der Ländcr verkllndet. Darnach gelten
für die Aufstellung des Haushaltsplanes und seine
Durchführung, die Bewirtschaftung der Mittel und
die Ueberwachung der Haushalts- und Wirtschafts-
führung der Länder, die Vorschriften der Reichs-
haushaltsordnung, soweit das neue Eesetz nicht
etwas anderes bestimmt. Die Rechnungsprüfung
wird vom Rechnungshof des Deutschen Reiches aus-
geübt. Dieser beginnt seine Tätigkeit mit der Prü-
fung der Rechnungen des Rechnungsjahres 1936.
Der Rechnungshof übermittelt seine Bemerkun-
gen zu den Haushaltsrechunngen mit der Denkschrift
des Präsidenten des Rechnungshofs der obersten Fi-
nanzbehörde des Landes und dem Reichsfinanz-
minister. Dieser kann binnen eines Monats nach
ihrem Eingang der Landesregierung erklären, datz
er die Entscheidung über die Entlastung für das
Reich in Ansprüch nimmt. In diesem Fall entlchci-
det die Reichsregierung, andernfalls die Landesre-
gierung über die Erteilung der Entlastung.
Zur Durchführung der bisherigen Aufgaben des
Rechnungshofes und der ihm durch dieses Eesetz zu-
gewiesenen Aufgaben werden Autzenabteilungen des
Rechnungshofes in München, Karlsruhe, Kob-
lenz, Hamburg und Leipzig gebildet. Der Präsident
des Rechnungshofes bestimmt die örtliche und sach-
liche Zuständigkeit der einzelnen Autzenabteilungen
und regelt ihren Eeschäftsgang. Zur Zuteilung der
Rechnungsprüfung einer Landesverwaltung zu
einer Autzenabteilung des Rechnungshofs ist vie
Zustimmung des Reichsinnenministers und des
Reichsfinanzministers erforderlich. Jn den Ländern
werden die Haushaltsrechnungen fllr die Rech-
nungsjahre bis einschlietzlich 193S nach den bishe-
rigen Vorschristen gelegt und geprüft. Die Ent-
lastung erteilt für diese Rechnungsjahre die Lan-
desregierung. Die Prüfung der Haushaltsrechnun-
gen bis 1938 mutz bis 31. MSrz 1937 abgeschlossen
sein.
Die Beamten bei den obersten Rechnungs-
prüfungsbehörden der Länder. die am 1. Ianuar
1936 bei diesen Behörden planmätzig angestellt wa-
ren, werden, soweit sie nicht überwiegend mit an-
deren, dem Lande verbleibenden Aufgaben beschäf-
tigt gewesen stnd oder im Landesdienst Verwendung
finden, am 1. April 1937 indenReichsdienst
übernommen.
Die Vorschriften dieses Eesetzes finden auf das
Land Preutzen keine Anwendung, solange die Ver-
bindung zwischen dem Rechnungshof und der Preu-
tzischen Oberrechnungskammer nach der Reichshaus-
haltungsordnung und der zweiten Verordnung zur
Vereinheitlichung und Verbilligung der Verwal-
tung vom 28. Oktober 1934 besteht. Die weiteren
Rechts- und Verwaltungsvorschriften, soweit sie die
Rechnungslegung und Rechnungsprllfungen betref-
fen, werden vom Reichsfinanzministerium im Ein-
vernehmen mit dem Präsidenten des Rechnungshofs
erlassen.
Dieses Eesetz tritt mit Wirkung vom 1. April
1936 in Kraft.
Bluttat in der Wiener ttniversität
Wien, 22. Juni.
Am Montag vormittag wurde aus der Wiener
Universttät Prof. Moritz Schlick von einem seiner
Schüler namens Nellböck erfchossen. Nellböck, der
bereits sein Studium oollendet hatte, stellte Prof.
Schlick im Treppenhaus und gab vier Schüsse auf
ihn ab. Der Erund fllr diese Mordtat dürfte ver-
sönliche Nache sein, da Schlick es verhindert haben
soll, datz Nellböck eine in Aussicht stehende Stel-
lung bekam.
Gnglischer Bomber abgestürzt
Paris, 22. Juni-
Auf der Höhe der Jnsel Wight ' stürzte
Montag ein englisches Bombenflugzeug am
sranzösischen Personendamvser „Normandie a -
Das Flugzeug versing sich in der Takelung. hreo
sich um sich selbst und landete dann verhältn
mätzig glimvslich auf dem Vorderdeck. Der Osiy
zeugführer, ein Leutnant. blieb unverletzt und
sofort an Land. Die „Normandie" setzte ihre 1ie>^
nach Le Havre fort. Das Flugzeug, das ziem>
beschädigt wurde, blieb an Bord.
Militärflugzeug flürzt aus ein Saus
Vuenos-Aires. 22. 2uni.
Ein Militärflugzeug, das über der Stadt Eo,
doba kreiste, stürzte aus geringer Höhe ab und » i
auf ein Saus. Der Flugzeugmechaniker wurde a
der Stelle getötet, während der Pilot und e>
Hausbewohnerin schwer verletzt wurden.
Zum Tode Staatssekretärs von BLlow. Reich^
autzenminister Freiherr von Neurath widmete de>
verstorbenen Staatssekretär von Bülow eii>e
ehrenden Nachruf, in dem er am Schlutz sagt, d d
von Bülow in der Eeschichte des Auswärtigen A> ,
tes als einer seiner besten Vertreter fortleve
werde. — Montagvormittag fand im Auswärtig^
Amt eine kurze Trauerfeier statt. — Rcichskrieg^
minister oon Blomberg hat der Mutter des Vee
storbenen und dem Reichsautzenminister telegra
phisch das aufrichtige Beileid ausgesprochen.
Drei fchwache Nahbeben. Von den württembei
gischen Erdbebenwarten wurden am Sonntagabev
und am Montüafrüh drei schwache Nahbeben aM
gezeichnet. Die Herdentfernung von Stuttgact v'
trägt etwa 400 bis 480 Kilometer; die Richtuv»
war nicht festzustellen.
Sonnenwendnacht im Verliner Luftgarten.
Abschlutz des Kreisparteitages des Kreises V de
NSDAP fand am Sonntag im Lustgarten eiu
Sonnenwendfeier statt, die im Zeichen der Juge"
stand.
Dr. h. c. Bumcke 40 Jahre im Dienst. Am MoU'
tag war der Präsident des Reichsgerichts Dr. Y- l
Bumcke 40 Jahre ini Dienste der Iustizverwaltuns
tätig.
Tagung der deutsch-polnischen Wirtschastsaus
fchüsie beendet. Die auf Erund des deutsch-polnn
schen Wirtschaftsvertrages vom 4. 11. 38 eingeftm
ten deutschen und polnischen Rcgierungsausschu!!^
haben ihre sechste gemeinsame Tagung in der Z^'
vom 18. bis 21. Juni in Krakau abgehalten.
1.2 „Hindenburg" in Lakehurst. Das Luftsch.Ü
„Hindenburg" ist am Montag'um 11.12 Uhr MEo
in Lakehurst glatt gelandet.
* ..
Deutfch-ungarische Wirtfchaftsverhandlungen. Ds,
am 10. Juni in Budapest begonnenen Perhandlu^
gen llber die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbezl°
hungen haben ihren Abschlutz gefunden.
Suvich Botschafter in Washington. Präsid^
Roosevelt erteilte am Montag das Agrement su^
den neuernannten italienischen Botschafter in W"
shington, Suvich, den früheren Staatssekretär i>u
italienischen Autzenministerium.
*
Der französische Votfchaster vei Edcn. Autzes!'
minister Eden empfing am Montag den franzöu'
schen Botschafter, der ihm Beschlutz des französisäl^
Kabinetts über die Aufhebung der Sanktion-U
übermitteli"
Dre Tonkünstlerversammluna Ln weimar
vom Nemst-Bechsteiti
Elektromusik. Die Bezeichnung soll beffer
sein als die bisher übliche „elektrische Mustk". Auch
dieses Problem, an dem schon seit langem gear-
beitet wird, wurde auf der Tagung vorgeführt. Ich
mutz Namen nennen. Da gibt es haldelektrische
Instrumente von Nernst-Bechstein und von Vier-
ling und die neueren, weiter fortgeschrittenen, so
das Aetherwelleninstrument Theremins, das
Sphärophon Jörg Magers, das Polyrhythmikon
von Cowell, das Hellertion von Hellberger und
Lertes, das Trautonium von Trautwein. Jörg Ma-
ger nannte diesmal sein Jnstrument Partituro-
phon. Vor Jahren hietz es anders. Es ist entzük-
kend, was der gute Mann da alles veripricht; er
nennt sein Jnstrument das „achte Weltwunder",
spricht von einem Weltwendepunkt, von dem unge-
heuren Farbenreichtum ieiner Musik, er sagt das
alles so nett, so ansprechend, daß man — es ihm
sast glauben möchte, dann sagt er es wieder so an-
matzend und überheblich, oatz man stutzig wurde.
Und wie man das Werk hörte, da wutzte man nun
nicht, ob man es mit einem armen Jrren oder m>t
einem Menschen zu tun hat, der so ein wenig in
Hochstapelei macht. Es war genau wre in Darm-
stadt: er hat viel versprochen und nichts gehalten.
Wie damals: als man ihn oarauf ansprach, er
möge doch alles genau vorsühren — nicht blotz re-
den — da vertröstete er die Jnteressenten, er
werde das in den nächsten Tagen tun; er wptzte
aber doch genau, datz die Tagung mit dem nächsten
Tage zu Ende ging. Es roch also etwas nach
Pleite.-
Das „Trautonium" wurde erst am Abend prak-
tisch vorgeführt, und nach dem Konzert den nicht
allzuvielen Jnteresienten erläutert. Der Weimarec
Eeneralmusikdirektor Dr. Nobbe begleitete mtt
seinem Orchester ein „Konzert für Trautonium-
von Harald Erenzmer. Hier konnte man schon
klarer sehen und erkennen, welche Werkc sich fllr
dieses Instrument am besten eignen. Der Ton
ähnelt zumeift dem einer Eeige, doch lätzt sich diese
Klangfarbe in weitem Umfang ändern. Der Ton
ist im besonderen verwendbar für ein intensives
bis;um Trautonium
„espressivo", die dynamischen Möglichkeiten scheinen
sehr vielseitig zu sein. Nur eines wurde nicht klac.
Man ist erstäunt über die „temperierte" Reinheit
der Töne. Sind nun diese Tüne auf rein natür-
lich akustischem Weae erzeugt, dann mützten hier
auch die natürlich akustischen Derhältnisse der Töne
zueinander in erster Linie vorhanden sein. Jst da
nun ein Hilfsinstrument vorhanden, oder wird das
wirklich alles elektrisch gemacht? Es wäre falsch,
die Wirkung dieser Erfindung abzulehnen. Soll die
Orgel ersetzt werden? Vorlaufig kaum Aber oa
hier Techniker und Musiker am Werke stnd, ist es
immerhin möglich, datz da etwas entsteht, das viel-
leicht für den Film einmal industriell verwertet
werden kann. Das ionzert von Erenzmer ist eine
sehr brauchbare Musik. Vor dieser Trautonium-
musik spielten Dr. Nobbe und seine Mannen eine
„Mustk für Streichorchester und obligates Cemba-
lo von Hugo Distler": am Cembalo spielte der
Komponist. Eine ausgezeichnete und dach wieder
zwiespältige Angelegenheit. Der erst 28jährize
Organist an St. Jakobi (ein geborener Nürnber-
ger)) ist eine unserer starken Hoffnungen. Aber
dieser erstmalige Versuch mit einem Orchesterwerk
ist nicht so restlos geglückt. Während oie drei er-
sten Sätze in Form und Jnhalt etwas problemr-
tisch stnd und fast zuviel des Euten enthalten,
schreibt er im letzten Satz (Thema und Variatio-
nen über das Volkslied „Ach du feiner Reiter"!
eine so fein gefügte und klare Musik, datz man fast
wünschen würde, er mützte das Werk kürzen ooer
die ersten Sätze anders gestalten.
Der Ausklang
Fahrt nach Eisenach. Ein herrlich schöner
Tag. Wir besuchen das Bach-Haus und fahren
dann auf die Wartburg. 2n Andacht stehen wir in
der Kemenate der hl. Elisabeth, vom Rittersaal
schauen wir weit hinaus ins Thüringerland, Ee-
Ichichte wird lebendig im Lutherzimmer, eine Ge-
schichte des Kämpfens um unsere deutsche Sache.
Nur schade, datz dieses letzte Konzert im Rittersaal
sich abspielte, ber gegebene Platz wäre der Hof
der Vurg gewesen. „Unterhaltungsmusik der Ee-
genwart" hietz der llntertitel dieses Chor-Orchester-
Konzertes. Hans Eebhard bot eine „Ländliche
Suite sür kleines Orchester", fein gefügt, in den
lebhaften Sätzen mehr ansprechend als in dem
„ruhig flietzenüen" Zwischenspiel. Unü wenn üann
dieser „Marjch" oder der „Kirchweihtanz" jo rich-
tig bayerisch gespielt worden wären, dann wäre dcr
Humor, der in diesem Werke steckt, noch viel mehr
zur Eeltuug gekommen. Wir alle warten auf die-
sen Hans Gebhard, er nimmt eine Entwick-
lung, die bis zum letzten kerngesund ist. Und dann
kam eine „Wahrhaftige Bejchreibung etwelcher
Stände, Verufe, Handwerke und Künste, in Ret-
men gesetzt von sans Sachs, fürtresftichem Poete.r
und Schuster zur Nürnberg, mit Mustk oersehen, zu
singen mit vier Stimmen — einiges Chorweis, zu
spielen auf unterschiedlichen Instrumenten, und
der ehrengeachten Fräulein Maria Steenaerts
gewidmet von Felix Raabe, Doktor der Philosophie
und Kapellmeister autzer Amtes Anno Donttni
1938". Eine ganz entzückende Angelegenheit, die
wert ist, weit verbreitet zu werden. Schon die ein-
leitende „Sinfonia" ift kein Nachgeklapper barocker
Form, sondern eine höchst persönliche Angelegen-
heit des Autors, die Formung der einzelncn
(Papst, Fürst, Apotheker, Doktor, Buchdrucker,
Eoldschmid, Krämer, Schmidt, Krämer, Schneider)
ist so prächtig gelungen datz man aus dem Stau-
nen nicht herauskam. Und wie er dann am Schlutz
die„Singer" so ganz ins Monumentale steigert. da
war man wohl zuerst etwas erstaunt man er-
kannte aber bald das Folgerichtige in der Entwick-
lung und Steigerung. Das Werk wurde stark be-
jubelt wegen seiner selbst: datz der Schöpfer des
Werkes der Sohn des Präsidenten ist, das ei ipfand
man lediglich als angenehme Veigabe. Damit wil
ich schlietzen, denn was noch tam, das wurde nur
störend empfunden. Solche Musik bekamen wir in
Donaueschingen und Baden-Vaoen in raffinierte-
rer Art vorgesetzt. Die Zeit für einen solchen Jm-
preffionismus ist endgültig dahin, solches darf nicht
mehr aufgeführt werden.
Es bleibt mir nur noch übrig, über die Haupt-
versammlung des ADMV zu berichten. Diese Stt-
zung, dieeine notwendige Klärung brachte, bringen
mutzte, war aber fo wichtig, datz man sie nicht mtt
kurzen Worten abtun kann. Das soll geschehen
einem Sonderbericht, der zugleich ahschlietze»
Rückblick und Ausbuck enthalten soll.
Ulrich Herzog-
Ein echter Rembrandt gesunden. Aus Schweh^
läuft die Nachricht ein, datz A. Vredius ein
Besitze des Stockholmer Kunsthändlers bofindlich^
Eemälde als echten Rembrandt feststellen konN^
Das Eemälde stellt einen lesenden Apostel dar »n
ist von autzerordentlicher Schönheit und Wirkunö'
Stenmann hat das Bild auf einer Londoner Au->'
stellungsaktion erworben und zwar als Eeniä^
„eines unbekannten Meisters des 17. Jahrhn'''
derts" zum Preise von 263 Pfund Sterling.
Hauvtschriftleiter: Franz Bretz.
Stcllvertrctcr: Ncrnhard Secacr-Kclbe.
Cbcs vom Dienlt: Dr. Fricdrich Didier.
Berantwortlich für Jnnciivvlittk: Fran, Brcö:
Auhenvolitik und Wtrilchaft: Bcrnhard Scegcr-Kels'.
für Stadt Heidelbera und Bemeguna: Hcrmann
siir Badische Nachrichtcn und Svort: Hermann Ucbc-!,,
fiir Fcuilleton »nd Unterhaltuna: Dr. Frledr.
filr sämtliche Nellaaen: Hcrbcrt Wicdcmann: snr
der: Hanvtschriftlcituna: fiir An,ciaen- Wilh. Bcsb-
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Lerlag .Volksgcmcluschast" G. m b H.. Hanvt-
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Druck: Hctöelberaer Gutenberg-Druckeret G. m. b
D.-A. V. 1936: 24 713
Davvn: Beztrksansgabe Odenwald u. Rauland
Bezirksansgabe Nund um Mvsbach
Bezirksausgabc Dcr Franke
Bezirksausgabe Der Kratchgau
Lur Seit ikt Preisliste Nr. S gültta.
ztz
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„Dollsgemeinschasl^
DienStag. de« L».
den Zeiten mohammedanischer Macht finden wir
auch im Wahabismus eine Vereinigung von politi-
schen und religiösen Zielen, die der Bewegung eine
ungeheure Stoßkraft verleihen. Jbn Saud, der
Beherrscher des grötzten Teils von Arabien, ist,
nachdem er Herr der heiligen Stadt Mekka gewor-
den war, die geehrteste und geachtetste Persönlich-
keit in der ganzen islamischen Welt. Sein Ruf
reicht von Marokko bis nach Afghanistan und Jn-
dien, und der Einflutz, den er auf die mohammeda-
nischen Bewegungen in Vorderasien ausübt, ist un-
geheuer. Die Pilgerfahrten nach Mekka, de-m Le-
bensziel jedes Moslems, sind die beste Eelegenheit
zur Vorbereitung panislamischer Jdeen.
Jn Mekka trifft der Mohammedaner aus Tunis
seine Glaubensgenossen aus Jndien, der Afghane
die aus dem Sudan. Dort tauschen sie ihre Ee-
danken aus und erkennen gemeinsame Ziele, berei-
ten sich auf gemeinsame Handlungen vor. Wenn
von allen Panideen in Asien eine gewisse Zukunft
hat, dann ist es die der panislamischen Völkerge-
meinschaft.
Jbn Sauds Nückkehr zu den ältesten Wurzeln
des Mohammedanismus, zu den asketischen Lebens-
formen der Wüstenaraber, seine Ablehnung west-
licher Zivilisation und Verweichlichung, hindern
ihn nicht daran, die technischen Mittel, die ihm der
Westen bietet, sich anzueignen, um sie eines Tages
seinerseits wieder als Waffe geaen den Westen an-
zuwenden. Er kauft Autos uno Flugzeuge, Ma-
schinengewehre und Kanonen, richtet in seinem
Staate drahtlose Telegraphie ein und moderni-
siert ihn soweit wie möglich. Er weitz, datz er mit
dem Eifer des Elaubens allein nichts gegen einen
modernen Eegner ausrichten kann.
England ist fich klar, datz aus dem jetzt noch un-
gefährlichen Reich Jbn Sauds und besonders aus
den panislamischen Jdeen einmal eine grotze Ge-
fahr entstehen kann. Vorläufig wird ihr begegnet
durch einen Frenndschaftspakt mit Ibn Saud.
Die Aaraber in Palästina, die jetzt gegen die
Einwanderung der Juden protestieren, haben aus-
drücklich betont, datz fie nicht gegen England, son-
dern nur gegen die Juden kämpfen. England be-
findet sich damit in einem schweren Dilemma: Tritt
es für die Juden ein, so geht jede Möglich-
keiteinerVerständigungmitdenAra-
bern verloren. Jhre Feindschaft aber könnte zu
einer Bedrohung des englischen Welt-
reiches überhaupt werden, wenn eines Ta-
ges einmal — sei es Ibn Saud oder irgendeine
englandfeindliche Macht — den arabischen Natio-
nalismus bewutzt zum Kampfe gegen England ent-
facht. Wolf Schenke.
Gden besucht den Neaus
London, 22. Iuni.
We halbamtlich mitgeteilt wird, wird der Negus
am Dienstagvormittag d«n Autzenminister Anthony
Eden in der abessinischen Eesandtschaft empfangen. Der
Kaiser wird stch Ende der Woche nach Genf begeben,
um .während der Tagung des Völkerbündsrats in
Gen^ anwesend zu sein.
Nach einer Reuter-Meldung aus Kairo traf dort
am Montag der abessinische Eeneral Makonnen ein.
Wie Reuter behauptet, heabsichtigt er, sich nach der
westabefsinischen Provinz Eor>e zu begeben, um dort
die Lage zu überprüfen.
Acht Tote bei einem Autobusunglück
Paris, 22. Juni.
Zn der Nacht zum Montag ereignete sich auf der
Bahnstrecke Paris—Cherbourg in der Nähe des Or-
tes Boucheville ein schweres Unglück, vei dem acht
Personen den Tod fanden. Ein Autobus mit Sonn-
tagsausflüglern wurde auf einer Ueberführung von
einem Zug erfaht, wobei der vordere Teil des Wa-
gens in Trümmer ging. Von den 28 Fahrgästen
fanden acht den Tod. Zwölf andere erlitten schwere
Verletzungen.
Gonnwendseier auf -er Zugspitze
Oer flbschluß -es deutschen Zugendfestes
Zum Abschlutz des Deutschen Iugendfestes veran-
staltete die Hitler-Jugend in der Nacht zum Mon-
tag in ganz Deutschland ihre Sommersonnen-
wendfeiern.
Jm Mittelpunkt dieser Feiern stand die gemein-
same Sonnenwendfeier der Hitler-Jugend und der
Schutzstaffeln auf de> Z u g s p i tz e. Diese Stunse
auf der höchsten Stelle Deutschlands in der Hoch-
gebirgsnacht auf 3000 Meter Höhe gestaltete sich zu
einem unvergetzlichen Erlebnis für alle Teilneh-
mer. Vrennende Fackeln der SS und H^>, Fanfaren
des Jungvolks, Keuersprüche und Lieder der H2-
Spielscharen gaben dieser Feier das Gepräge.
Während das alte Flammenlied „Flamme empor"
über dte deutschen <rlpenberge erklang, wurde der
Holzstotz angezündet, dessen glühende Flammen
weithin leuchteten üher die deutschen Lande als ein
Zeichen der brennenden Flamme heitzer Liebe in
den Herzen der deutschen Jugend zum Führer.
Valdur von Schirach hielt die Weiherede.
Er nannte die Sonnenwendfeuer, in denen sich im-
mer wieder die gesunde Kraft des deutsKen Brauch-
tums stärker als die Lrauchtumsfeindlichen Kräfte
gezeigt habe, einen schönen Veweis für die Selbst-
besinnung der Jugend. „Heute flammen die Son-
nenwendfeuer wieder auf, soweit die dcutsche Zunge
klingt, und verkünden die seelische Berhundenheit
aller Deutschen in Elück und Leid. Möge uns diese
Stunde läutern, datz wir die letzte Reinheit des
Wollens gewinnen und die höchste Kraft, das zu
vollbringen, was zum Wohl unseres Volkes und
seiner Zukunft vollbracht werden mutz. Wir seben
unsere Aufgabe — das bekenne ich im Namen der
deutschen Jugend — in der restlosen Hingabe der
ganzen Juaend an das Werk des Fllhrers und an
die Lehre, die er dem deutschen Volke predigt. Von
dieser Stelle senden wir durch den Aether unseren
Schwur:
„lleber uns nichts als die ewigen Sterne, vor
uns das Feuer, das weit hineingreist „ach unten
in unser deutsches Land, hier, wo Deutschland dem
Himmel am nächften ist, öfsnen wir unsere Herzen
de,n Allmächtigen. Erfüllt von ihm und hingegehen
dem Mannc. den er uns schenkte als Führer zu
Ehre und Freiheit, geloben wir Adols Hitler, die
Treuesten der Treuen zu sein. So soll dieses Feuer,
getreu dem Wahlspruch der Schutzstaffeln, mit de-
nen mir diese Feier gemeinsam gestalten, ein Feuer
der Treue sein zu FLHrer, Bolk und Fahne."
Der alte Kampfruf der Bewegung „Es lebe
der Führer — Adon Hitler Sieg-Heil!" fand 'n
dieser weihevollen Stunde ein vieltausendfaches
Echo, das wcithin über die Bergwelt klang und
hinüberklang in das ganze deutsche Reich, das auf-
genommen wurde von Hunderttausenden deutscher
Iugend, die zur selben Stunde am Feuer vereint
waren
EmheitticheHaushalisführuns -erLä'n-er
Neues Reichsgesetz verkün-ei — Am ll April in Krast geireien
(Drahtbericht unserer VerlinerSchriftleitung.)
Berlin, den 22. Iuni 1936.
Im Reichsgesetzblatt vom 20. Juni 1936 wird
ein Gesetz der Ländcr verkllndet. Darnach gelten
für die Aufstellung des Haushaltsplanes und seine
Durchführung, die Bewirtschaftung der Mittel und
die Ueberwachung der Haushalts- und Wirtschafts-
führung der Länder, die Vorschriften der Reichs-
haushaltsordnung, soweit das neue Eesetz nicht
etwas anderes bestimmt. Die Rechnungsprüfung
wird vom Rechnungshof des Deutschen Reiches aus-
geübt. Dieser beginnt seine Tätigkeit mit der Prü-
fung der Rechnungen des Rechnungsjahres 1936.
Der Rechnungshof übermittelt seine Bemerkun-
gen zu den Haushaltsrechunngen mit der Denkschrift
des Präsidenten des Rechnungshofs der obersten Fi-
nanzbehörde des Landes und dem Reichsfinanz-
minister. Dieser kann binnen eines Monats nach
ihrem Eingang der Landesregierung erklären, datz
er die Entscheidung über die Entlastung für das
Reich in Ansprüch nimmt. In diesem Fall entlchci-
det die Reichsregierung, andernfalls die Landesre-
gierung über die Erteilung der Entlastung.
Zur Durchführung der bisherigen Aufgaben des
Rechnungshofes und der ihm durch dieses Eesetz zu-
gewiesenen Aufgaben werden Autzenabteilungen des
Rechnungshofes in München, Karlsruhe, Kob-
lenz, Hamburg und Leipzig gebildet. Der Präsident
des Rechnungshofes bestimmt die örtliche und sach-
liche Zuständigkeit der einzelnen Autzenabteilungen
und regelt ihren Eeschäftsgang. Zur Zuteilung der
Rechnungsprüfung einer Landesverwaltung zu
einer Autzenabteilung des Rechnungshofs ist vie
Zustimmung des Reichsinnenministers und des
Reichsfinanzministers erforderlich. Jn den Ländern
werden die Haushaltsrechnungen fllr die Rech-
nungsjahre bis einschlietzlich 193S nach den bishe-
rigen Vorschristen gelegt und geprüft. Die Ent-
lastung erteilt für diese Rechnungsjahre die Lan-
desregierung. Die Prüfung der Haushaltsrechnun-
gen bis 1938 mutz bis 31. MSrz 1937 abgeschlossen
sein.
Die Beamten bei den obersten Rechnungs-
prüfungsbehörden der Länder. die am 1. Ianuar
1936 bei diesen Behörden planmätzig angestellt wa-
ren, werden, soweit sie nicht überwiegend mit an-
deren, dem Lande verbleibenden Aufgaben beschäf-
tigt gewesen stnd oder im Landesdienst Verwendung
finden, am 1. April 1937 indenReichsdienst
übernommen.
Die Vorschriften dieses Eesetzes finden auf das
Land Preutzen keine Anwendung, solange die Ver-
bindung zwischen dem Rechnungshof und der Preu-
tzischen Oberrechnungskammer nach der Reichshaus-
haltungsordnung und der zweiten Verordnung zur
Vereinheitlichung und Verbilligung der Verwal-
tung vom 28. Oktober 1934 besteht. Die weiteren
Rechts- und Verwaltungsvorschriften, soweit sie die
Rechnungslegung und Rechnungsprllfungen betref-
fen, werden vom Reichsfinanzministerium im Ein-
vernehmen mit dem Präsidenten des Rechnungshofs
erlassen.
Dieses Eesetz tritt mit Wirkung vom 1. April
1936 in Kraft.
Bluttat in der Wiener ttniversität
Wien, 22. Juni.
Am Montag vormittag wurde aus der Wiener
Universttät Prof. Moritz Schlick von einem seiner
Schüler namens Nellböck erfchossen. Nellböck, der
bereits sein Studium oollendet hatte, stellte Prof.
Schlick im Treppenhaus und gab vier Schüsse auf
ihn ab. Der Erund fllr diese Mordtat dürfte ver-
sönliche Nache sein, da Schlick es verhindert haben
soll, datz Nellböck eine in Aussicht stehende Stel-
lung bekam.
Gnglischer Bomber abgestürzt
Paris, 22. Juni-
Auf der Höhe der Jnsel Wight ' stürzte
Montag ein englisches Bombenflugzeug am
sranzösischen Personendamvser „Normandie a -
Das Flugzeug versing sich in der Takelung. hreo
sich um sich selbst und landete dann verhältn
mätzig glimvslich auf dem Vorderdeck. Der Osiy
zeugführer, ein Leutnant. blieb unverletzt und
sofort an Land. Die „Normandie" setzte ihre 1ie>^
nach Le Havre fort. Das Flugzeug, das ziem>
beschädigt wurde, blieb an Bord.
Militärflugzeug flürzt aus ein Saus
Vuenos-Aires. 22. 2uni.
Ein Militärflugzeug, das über der Stadt Eo,
doba kreiste, stürzte aus geringer Höhe ab und » i
auf ein Saus. Der Flugzeugmechaniker wurde a
der Stelle getötet, während der Pilot und e>
Hausbewohnerin schwer verletzt wurden.
Zum Tode Staatssekretärs von BLlow. Reich^
autzenminister Freiherr von Neurath widmete de>
verstorbenen Staatssekretär von Bülow eii>e
ehrenden Nachruf, in dem er am Schlutz sagt, d d
von Bülow in der Eeschichte des Auswärtigen A> ,
tes als einer seiner besten Vertreter fortleve
werde. — Montagvormittag fand im Auswärtig^
Amt eine kurze Trauerfeier statt. — Rcichskrieg^
minister oon Blomberg hat der Mutter des Vee
storbenen und dem Reichsautzenminister telegra
phisch das aufrichtige Beileid ausgesprochen.
Drei fchwache Nahbeben. Von den württembei
gischen Erdbebenwarten wurden am Sonntagabev
und am Montüafrüh drei schwache Nahbeben aM
gezeichnet. Die Herdentfernung von Stuttgact v'
trägt etwa 400 bis 480 Kilometer; die Richtuv»
war nicht festzustellen.
Sonnenwendnacht im Verliner Luftgarten.
Abschlutz des Kreisparteitages des Kreises V de
NSDAP fand am Sonntag im Lustgarten eiu
Sonnenwendfeier statt, die im Zeichen der Juge"
stand.
Dr. h. c. Bumcke 40 Jahre im Dienst. Am MoU'
tag war der Präsident des Reichsgerichts Dr. Y- l
Bumcke 40 Jahre ini Dienste der Iustizverwaltuns
tätig.
Tagung der deutsch-polnischen Wirtschastsaus
fchüsie beendet. Die auf Erund des deutsch-polnn
schen Wirtschaftsvertrages vom 4. 11. 38 eingeftm
ten deutschen und polnischen Rcgierungsausschu!!^
haben ihre sechste gemeinsame Tagung in der Z^'
vom 18. bis 21. Juni in Krakau abgehalten.
1.2 „Hindenburg" in Lakehurst. Das Luftsch.Ü
„Hindenburg" ist am Montag'um 11.12 Uhr MEo
in Lakehurst glatt gelandet.
* ..
Deutfch-ungarische Wirtfchaftsverhandlungen. Ds,
am 10. Juni in Budapest begonnenen Perhandlu^
gen llber die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbezl°
hungen haben ihren Abschlutz gefunden.
Suvich Botschafter in Washington. Präsid^
Roosevelt erteilte am Montag das Agrement su^
den neuernannten italienischen Botschafter in W"
shington, Suvich, den früheren Staatssekretär i>u
italienischen Autzenministerium.
*
Der französische Votfchaster vei Edcn. Autzes!'
minister Eden empfing am Montag den franzöu'
schen Botschafter, der ihm Beschlutz des französisäl^
Kabinetts über die Aufhebung der Sanktion-U
übermitteli"
Dre Tonkünstlerversammluna Ln weimar
vom Nemst-Bechsteiti
Elektromusik. Die Bezeichnung soll beffer
sein als die bisher übliche „elektrische Mustk". Auch
dieses Problem, an dem schon seit langem gear-
beitet wird, wurde auf der Tagung vorgeführt. Ich
mutz Namen nennen. Da gibt es haldelektrische
Instrumente von Nernst-Bechstein und von Vier-
ling und die neueren, weiter fortgeschrittenen, so
das Aetherwelleninstrument Theremins, das
Sphärophon Jörg Magers, das Polyrhythmikon
von Cowell, das Hellertion von Hellberger und
Lertes, das Trautonium von Trautwein. Jörg Ma-
ger nannte diesmal sein Jnstrument Partituro-
phon. Vor Jahren hietz es anders. Es ist entzük-
kend, was der gute Mann da alles veripricht; er
nennt sein Jnstrument das „achte Weltwunder",
spricht von einem Weltwendepunkt, von dem unge-
heuren Farbenreichtum ieiner Musik, er sagt das
alles so nett, so ansprechend, daß man — es ihm
sast glauben möchte, dann sagt er es wieder so an-
matzend und überheblich, oatz man stutzig wurde.
Und wie man das Werk hörte, da wutzte man nun
nicht, ob man es mit einem armen Jrren oder m>t
einem Menschen zu tun hat, der so ein wenig in
Hochstapelei macht. Es war genau wre in Darm-
stadt: er hat viel versprochen und nichts gehalten.
Wie damals: als man ihn oarauf ansprach, er
möge doch alles genau vorsühren — nicht blotz re-
den — da vertröstete er die Jnteressenten, er
werde das in den nächsten Tagen tun; er wptzte
aber doch genau, datz die Tagung mit dem nächsten
Tage zu Ende ging. Es roch also etwas nach
Pleite.-
Das „Trautonium" wurde erst am Abend prak-
tisch vorgeführt, und nach dem Konzert den nicht
allzuvielen Jnteresienten erläutert. Der Weimarec
Eeneralmusikdirektor Dr. Nobbe begleitete mtt
seinem Orchester ein „Konzert für Trautonium-
von Harald Erenzmer. Hier konnte man schon
klarer sehen und erkennen, welche Werkc sich fllr
dieses Instrument am besten eignen. Der Ton
ähnelt zumeift dem einer Eeige, doch lätzt sich diese
Klangfarbe in weitem Umfang ändern. Der Ton
ist im besonderen verwendbar für ein intensives
bis;um Trautonium
„espressivo", die dynamischen Möglichkeiten scheinen
sehr vielseitig zu sein. Nur eines wurde nicht klac.
Man ist erstäunt über die „temperierte" Reinheit
der Töne. Sind nun diese Tüne auf rein natür-
lich akustischem Weae erzeugt, dann mützten hier
auch die natürlich akustischen Derhältnisse der Töne
zueinander in erster Linie vorhanden sein. Jst da
nun ein Hilfsinstrument vorhanden, oder wird das
wirklich alles elektrisch gemacht? Es wäre falsch,
die Wirkung dieser Erfindung abzulehnen. Soll die
Orgel ersetzt werden? Vorlaufig kaum Aber oa
hier Techniker und Musiker am Werke stnd, ist es
immerhin möglich, datz da etwas entsteht, das viel-
leicht für den Film einmal industriell verwertet
werden kann. Das ionzert von Erenzmer ist eine
sehr brauchbare Musik. Vor dieser Trautonium-
musik spielten Dr. Nobbe und seine Mannen eine
„Mustk für Streichorchester und obligates Cemba-
lo von Hugo Distler": am Cembalo spielte der
Komponist. Eine ausgezeichnete und dach wieder
zwiespältige Angelegenheit. Der erst 28jährize
Organist an St. Jakobi (ein geborener Nürnber-
ger)) ist eine unserer starken Hoffnungen. Aber
dieser erstmalige Versuch mit einem Orchesterwerk
ist nicht so restlos geglückt. Während oie drei er-
sten Sätze in Form und Jnhalt etwas problemr-
tisch stnd und fast zuviel des Euten enthalten,
schreibt er im letzten Satz (Thema und Variatio-
nen über das Volkslied „Ach du feiner Reiter"!
eine so fein gefügte und klare Musik, datz man fast
wünschen würde, er mützte das Werk kürzen ooer
die ersten Sätze anders gestalten.
Der Ausklang
Fahrt nach Eisenach. Ein herrlich schöner
Tag. Wir besuchen das Bach-Haus und fahren
dann auf die Wartburg. 2n Andacht stehen wir in
der Kemenate der hl. Elisabeth, vom Rittersaal
schauen wir weit hinaus ins Thüringerland, Ee-
Ichichte wird lebendig im Lutherzimmer, eine Ge-
schichte des Kämpfens um unsere deutsche Sache.
Nur schade, datz dieses letzte Konzert im Rittersaal
sich abspielte, ber gegebene Platz wäre der Hof
der Vurg gewesen. „Unterhaltungsmusik der Ee-
genwart" hietz der llntertitel dieses Chor-Orchester-
Konzertes. Hans Eebhard bot eine „Ländliche
Suite sür kleines Orchester", fein gefügt, in den
lebhaften Sätzen mehr ansprechend als in dem
„ruhig flietzenüen" Zwischenspiel. Unü wenn üann
dieser „Marjch" oder der „Kirchweihtanz" jo rich-
tig bayerisch gespielt worden wären, dann wäre dcr
Humor, der in diesem Werke steckt, noch viel mehr
zur Eeltuug gekommen. Wir alle warten auf die-
sen Hans Gebhard, er nimmt eine Entwick-
lung, die bis zum letzten kerngesund ist. Und dann
kam eine „Wahrhaftige Bejchreibung etwelcher
Stände, Verufe, Handwerke und Künste, in Ret-
men gesetzt von sans Sachs, fürtresftichem Poete.r
und Schuster zur Nürnberg, mit Mustk oersehen, zu
singen mit vier Stimmen — einiges Chorweis, zu
spielen auf unterschiedlichen Instrumenten, und
der ehrengeachten Fräulein Maria Steenaerts
gewidmet von Felix Raabe, Doktor der Philosophie
und Kapellmeister autzer Amtes Anno Donttni
1938". Eine ganz entzückende Angelegenheit, die
wert ist, weit verbreitet zu werden. Schon die ein-
leitende „Sinfonia" ift kein Nachgeklapper barocker
Form, sondern eine höchst persönliche Angelegen-
heit des Autors, die Formung der einzelncn
(Papst, Fürst, Apotheker, Doktor, Buchdrucker,
Eoldschmid, Krämer, Schmidt, Krämer, Schneider)
ist so prächtig gelungen datz man aus dem Stau-
nen nicht herauskam. Und wie er dann am Schlutz
die„Singer" so ganz ins Monumentale steigert. da
war man wohl zuerst etwas erstaunt man er-
kannte aber bald das Folgerichtige in der Entwick-
lung und Steigerung. Das Werk wurde stark be-
jubelt wegen seiner selbst: datz der Schöpfer des
Werkes der Sohn des Präsidenten ist, das ei ipfand
man lediglich als angenehme Veigabe. Damit wil
ich schlietzen, denn was noch tam, das wurde nur
störend empfunden. Solche Musik bekamen wir in
Donaueschingen und Baden-Vaoen in raffinierte-
rer Art vorgesetzt. Die Zeit für einen solchen Jm-
preffionismus ist endgültig dahin, solches darf nicht
mehr aufgeführt werden.
Es bleibt mir nur noch übrig, über die Haupt-
versammlung des ADMV zu berichten. Diese Stt-
zung, dieeine notwendige Klärung brachte, bringen
mutzte, war aber fo wichtig, datz man sie nicht mtt
kurzen Worten abtun kann. Das soll geschehen
einem Sonderbericht, der zugleich ahschlietze»
Rückblick und Ausbuck enthalten soll.
Ulrich Herzog-
Ein echter Rembrandt gesunden. Aus Schweh^
läuft die Nachricht ein, datz A. Vredius ein
Besitze des Stockholmer Kunsthändlers bofindlich^
Eemälde als echten Rembrandt feststellen konN^
Das Eemälde stellt einen lesenden Apostel dar »n
ist von autzerordentlicher Schönheit und Wirkunö'
Stenmann hat das Bild auf einer Londoner Au->'
stellungsaktion erworben und zwar als Eeniä^
„eines unbekannten Meisters des 17. Jahrhn'''
derts" zum Preise von 263 Pfund Sterling.
Hauvtschriftleiter: Franz Bretz.
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