8sits 3
8ts6t Hei6elber§
kjelvelver-er
veobaehrer
MWM
M - '' E-
Nchtung: kndspurU
Si« stnd geradezu zu Asketen geworden, un-
t«re Abiturienten! Abends sitzen sie bis in die
tief« Nacht iiber ihren Büchern, ihren Heften,
ihren Ausarbeitungen und ihren Logarithmen-
tafelm Jedes auch noch so bescheidene Sonntag-
nachmittagstänzchen ist abgemeldet und die sonst
bei den Herren Primanern so beliebten Stadt-
parkpromenaden mit den schönen Bänken, auf
denen man hin und wieder bei dem warwen
Wetter schon mal „Probesitzen" kann, stnd ,,ad
calendas Eraecas" vertagt.
Wann lehte Karl der Erotze? Welche ursäch-
lichen Zusammenhänge bestehen zwischen Len
Räubern von Schiller — wann sind sie ge-
schrieben worden? Himmel, wo ist meine Lite-
raturgeschichte! — und der Erfindung des Front-
antriebes? Liegt die Vekenntnisfront in Absssi-
nien? Fragen, Fragen. Probleme. Lösungen.
Alles schwirrt in wildem Durcheinander durch
bi« Hirne. Jetzt heitzt es, Ordnung schaffen. Es
stnd nur noch wenige Tage bis zu dem verhäng-
Nisvollen Datum im Kalender. Tage, bie e» sich
zum Lebenszwecke gemacht haben scheinen, den
«rmen Herrn der Oberprima bis auf das Blut
-u peinigen.
Di« ganze Fainilie mutz ran. Alles muh mit-
«rbeiten. Vater hat die schön« und abwechslungs-
reiche Arbeit bekoinmen, lateinische Vokabeln, di«
Hm sein hoffnungsvoller Sohn herausgeschrieben
hat, in dem- dickbauchigen Lexikon nachzuschlagen.
Wenn die Mutter auch wenig praktische Mathe-
matik beitragen kann zu dem Examensglück bes
angstgepeinigten Sprötzlings, so steht sie doch
zum mindesten mit guten Ermahnungen und den
unfehlbaren Beruhigungs- oder auch Anregnngs-
Mitteln der Apotheke von nebenan zur Seits.
Die jüngeren Geschwister sehen ehrfurchtsvoll in
baz wissensverklärte Antlitz des grotzen Vru-
ders, und bie älteren Geschwister sagen: „Ja,
das haben wir auch mal alles durchmachen müs«
!«n. Da hilst eben nichts."
Vis in di« Träum« hinein verfolgen dis
bchreckgespenster die Armen. Die Schlacht von
Eannae wird lebendig, nur datz der Siegerplötz-
lich die Züge Wallensteins trägt. Der Hut des
Korsen beginnt eine angeregte Ünterhaltung mit
dem Krückstock Friedrichs, und die Zahlen derLog-
arithmentafeln laufen durcheinanber und trei-
den ein wildes Spiel.
Bald aher kymmt auch für ste alle, di« so
sleihig über ihrer Arbeit sttzen, der Tag, an dem
man ihnen gratulieren kann, und an dem sie sich
«hrlich «ine Spanne ber Erholung und der Mutze
verdient haben. Das Kalenderblatt mit dem
roten Strich gehört dann dem Gestern an.
kreidurstiftung für studtische Mitarbeiter
Wte tm Vorjahr haben Stadtverwaltung
sowie Beamten- und Angestelltenschaft anch
beuer die Mittel aufgebracht, um 19 erho-
lungKheöürftigen städtischen Angestellten und
Arbeitern einen kostenlosen zehntägigen Kur-
«tufenhalt in Schönwald zu ermöglichen. Die
ln hen Genuß öer Vergünstigung gelangten
Mitarbeiter der Stadt haben am gestrigea
Mittwoch thve Reise in öen Schwarzwald an-
getreten. Neben Vertretern der Beamten-,
Angestellten- und Arbeitcrschaft war auch
Bürgermeister Genthe' auf öem Bahnsteig er-
schienen, pm öie Arbeitskameraden mit besten
Erholungswünschen zu v-erabschieöen. Der
Bürgermeister erwähnte in seiner kurzen An-
spvache, öatz öie gewährte Vergünstigung eine
l8«lohnung für die öer Stadt geleisteten treuen
Dienste darstelle: sie solle aber auch Fahrt-
letlnehmer wie Daheimgebliebene zu weiterer
Pslichterfüllung anspornen.
Die Heldengebenkfeier. Es sei darauf hin-
Sewiesen, baß die Heidelberger Heldengedenk-
b«ter um 10 Uhr auf dem Ehrenfrieöhof ihren
Anfang nimmt.
Heibelberger im Nunbfnnk. Am 7. März
llest nachmittags um 3 Uhr Helene Wie-
^lfch über den Reichssenöer Stuttgart vor
^DM-Mädeln aus ihrem Kriegstagebuch
»Kamerad Schwester".
Die schwebischc» Maler. Heute nachmittag
k°mmen die fchweöischen Maler in Heidelberg
unö werden abends im Haus öer Arbeit
"egrüßt werden.
Englisch«. Puppentheaterfreunde komme«
^ach Heidelberg. Verleger Geralb Morice,
onöon, teilt mit, daß öie Vereinigung Engl.
1-uppentheaterfreunöe (20 Personen) am
^benö öes 12. April im Autobus hier ein-
rifft. Die Führung durch öie Sammlungen
Staötbibliothekars Zink geschieht am
öweiten Osterfeiertag in der Zeit von 9—12
Nach Ttsch fahren die Englänöer ü-ber
luttgart nach München weiter.
^ Erwischte Motorraddiebe. Zwet junge Män-
die vor einigen Tagen in Neuenheim ein
a 2 orraö gestohlen und damit einige Fahrten
»geführt hatten. wurden gestern festgenom-
«n unö ins Gefängnis eingeliefert.
Aufnahme: Bergmayer
Er ist jetzt die Zeik, wo di« Tanzknöpfe über
die Gehsteige rasen, Jung-Heidelberg munter
dahinter her. Di« Erwachsenen mögen nichtver-
gesten: es ist eine Kunst, den hölzernen Krei-
ftl kommentmätzig zu behandeln. Fritz hat seine
Technik und Hans wieder eine andre. Und weil
all« Kunst mit Loidenschaft betrieben wirb, s»
mögen die Männer mit den lange-n Hosen ver-
zeihen, wenn so ein Tantzknopf mal der Knie-
scheibe entlang in di« Höhe tänzelt. Nicht gleich
schimpfen! Das Tanzknopsspiel ist uns allen ja
mal jehr wichtig gewesen!
„dolksgemelnschast^
r»u»er»t<lg, deu !>. Miiez tSZI
t««. Dt« «r-etten »ogen stch in die Länge.
»Bakd fehlt« eS an Arbeitern, bald an Kohlen
oder an Bohrmaterialien." Nachöem zeitwei-
lig die Tätigkeit ganz ruhte, wurde im August
1918 mit großer Freude die „Fündigkeit" der
Oeffentlichkeit angezeigt. Daß in jenen Tagen
die Mitteilung nicht sehr beachtet wurde, ver-
stcht sich leicht genug. Jn Heiöelberg selbst
schenkte man der Nachricht nicht annähernö
dte Bedeutung, die ihr zukam. Denn für-
wahr, es bestand aller Grund, des Gefunde-
nen sich zu erfreuen. Hatte man doch „das
Glück, eine Ouelle erbohrt zu haben, die in
ihrer chemischen Zusammenfetzung eine bis
öahtn nicht bekannte Beschaffenheit hatte und
ein Unikum darstellte." Jmmerhin fing öie
Fachwelt an, sich mit der Radium-Sol-Therme
— um eine solche nämlich hanöelte es sich —
eingehenöer zu beschäftigen. Man ermittelte,
datz die „Ouelle rund 8,2 Prozent Salze ent-
hielt, 5,2 Prozent Chlornatrium fKochsalzi,
1,9 Prozent Chlorcalcium, 0,7 Prozent Chlor-
kalium, aber keine Schwefelsäure, die fast alle
anderen Solen führen: Darauf beruht eS
nun, daß das Wasser imstanbe ift, merkbare
Mengen von Radium gelöst zu enthalten."
Deun Schwefelsäure würöe das Radium auS
ber Lösung ausfällen.
Di« Heiöelbevger Radium-Sol-Therm«
kommt aus bödeuteuder Tiefe. 989 m unter der
Erdoberfläche wurde öie heute in einem schö-
nen Ba>de- unö Kurhaus idas auf öem Ge-
ILnöe öer ehsma-ligen „Bevgheimer Mühle"
entstanö) zu den verschieöensten Heilzwecke»
bewützte O-uelle gefaßt. Was das Nadium an-
geht, das öie Hetöelberger Therme i>n Gub-
sianz, nicht nur als Emanation besitzt, unö um
defsentwillen sie besonders geschätzt wtvö, so
meint Prof. Dr. Salomon-Calvi, «s rühre von
dem in den Tiefen verborgenen, „dicht an da»
Bohrloch heranreichenden Granit" her.
Man da-rf es als wirklichen nnö nngewöhn»
ltchen Glücksfall bezeichwen, daß die raöinm-
haltige Heidelberger Dherme evbohvt wuvö«.
Professor Dr. Salomon-Calvi meint zwar, eS
ließen sich anch an anöeren Stellen öes Staöt»
gebietes von Heiöe-lberg warme Onellen er-
bohren, vermntet aber, öaß ste östlich vom der»
zettigen Bohrloch salzärmer, weiter westlich
rädiumärmer wären. So besteht berechingter
Anlaß, stch öes Umstandes zu freuen, öaß man
am richtigen Fleck öie „Heiöelberger Unter»
welt" anzapfte. Neben öer weltbekann-teu
Reise- unö Fremdensia-bt unö neben dem Gitz
der ältesten reichsdeutschen Untversität gewinnt
mehr unö mchr auch „Bad Heiöelberg" an Be»
bentung und Gunst. Gerabe im vergangenen
Sommer bemerkte man nuter öen „Trinkern"
dt« sich glasweise im Stadtgarten daS Heidel»
berger Heilwasser zu Gemüt« führten, auch
zahlreiche Gäste aus öeutschen Gauen, wi« anS
dem Aus-laNö. Ott-o Ern-st Sutt« r.
Vor dem kmzelrichter
Durst macht Diebrl
Dem Einzelrichter stellten sich gestern zwel
nette Früchtchen vor: der erst 22 Jahre alte Panl
Richter und der 23jährige Arthur Fischer.
Veide sind rvegen Diebstahls voibestraft und
diesmal wegen Diebstahls im Rückfall angeklagt.
Nachdem ste vor einiger Zeit ihr Eeld in einer
Wirtschaft in Vier umgesetzt hatten, ihr Durst
aber noch keineswegs gestillt war, besorgten si«
sich eben das Nötige durch einen Diebstahl au»
einem Keller in der Neuenheimer Landstratze,
und zwar zwei Flaschen Wein und eine Flasch«
Sekt. Als dies getrunken war, gingen sie noch
viermal (!) in „ihren" Keller, die beiden letzten
Male von eincm Kameraden begleitet, der auch
angeklagt war, aber mangcls Beweises freiqe-
sprochen werden muhte.
Veim fiinften Transport ereilte ste ihr Schick-
sal. Ein Wachtmeister wurde auf ihr Treiben
aufmerksam und nahm Richter fest, das heiht
wollte ihn festnehmen, denn dieser ergriff di«
Flucht. Später gelang es aber doch, seiner hab-
haft zu werden. Auf der Wache leugnete er zu-
nächst, gab aber dann zu, insgesamt zehn Fla«
schen Wein und vier Flaschen Sekt aus dem
Keller entwendet zu haben. Der Staatsanwalt
beantragte für Fischer und Richter, auf die ihrr
Vorstrafen keinen Eindruck gemacht haben, je ein
Jahr und sechs Monate Eefängnis und drei
Jahre Ehrverlust. Das Eericht erkannte bei
Richter auf zehn Monate, bei Fischer auf acht
Monate Eefängnis. Hinter den eisernen Ear-
dinen können die beiden nun ihre auf billig«
Weise durchzechte Nacht genügend überdenken!
Ungetreue Dienstboten.
Eine 21 Jahre alte Hausangestellte, die vier«
mal schon wegen ähnlicher Diebereien vorb«-
straft ist, hatte bei ihrer Herrschaft nach drei
Wochen heimlich die Stelle verlassen und dabei
einen Regenschirm, ein paar Handtücher und eiu
Paar Handschuhe mitgenommen. Dies hat sie an-
geblich nur getan, um ein Pfand für ihren rest«
lichen Lohn zu besitzen. Das Eericht schenkte die-
sen Ausreden aber wenig Elauben und ver«
urteilte dje Angeklagte zu vier Monaten Ge-
fängnis abziiglich einem Monat Untersuchungs-
haft.
Berhütung von Waldvränden. Zur Verhü«
tung von Waldbränden ergeht heute rin« Be-
kanntmachung der Bez-irksamter un-seres Ber«
breitungsgebietes, die wir ber besonderen Ve-
achtung unserer Leser rmpfehlen.
NöchstenSonntogkintopf!
jriedrich kjebbels ljeidelberger Semester
Vem Vichter des „bMS und sein King'
Heute abend geht im Städt. Theater
„Eqges und sein Ring" von Friedrich
Hebbel über die Bretter. Es ist viel zu
wenig bekannt, datz der Dichter in un-
serer Stadt Heidelberg ein erlebnisreiches
Semester verbrachte.
Mit zwei Hamburger Fre-unden traf der
Dichter zu Ostern 1836 tn Heidelberg ein,en-t-
zückt von der wundervollen Natur, die öen
Norööen-tsHen h'ier umg-ab. Jns J-euster seines
Wirthauses ra-gte öunkel unö «rnsihaft der
Heilrge Bevg hin-über, dem sein Gruß g-alt.
Am anö-eren Morg-en irrte er mit s-ein-er spär-
lichen Vavfchaft durch die Nebeug-assen der Alt-
staöt, üm «ine billi-ge Stuöen-tenbude ausfin-
öig zu machen. Ju der Nnteren Straß-e, an
öer Buffemerg-affe, fiel ihm d-er s-eltsmne Pa-
last auf, den sich oin Banm-eisier Rischer auf-
gerichte-t hatte. u-nd ihm ge-genüber fanö er „ein
grohes, geränmiges Zi-mmer, welches mit einer
Kommöd-e, e>in-em Tisch, «in-em Schrei-bpult, zwei
Stühlen, ein-em Kleiderfchran-k nnd — einem
Svfa möbli-ert ist: autzevdem h-abe -ich ein
freu-nöliches Schlafkämmerlein mit Znbehör.
Aufwartnng, Hausschlüss-el nsw. uwd alles für
21 Gnlden per halbes Jahr (nicht über 40 RM
nach Hamburger Gelö), was für «ine so fre-
gu-ent-e Universitätsstadt wie Heid-elberg g-ewiß
billig ist",wie er s-ein-er Hamburg-er Freundin
Elis-e Lansin-g schr-eibt.
Seine eig-enstnnig hart« Trennung von ihr
geht ihm noch lang-e nnch uwd wir-d nur all-
mählich dnrch w-enige Heidelberger Studien-
frennöe gemild-et, die stch d-em Reif-eren, dem
schaffenöen Dicht-er begeisiert anschließen^wie
öie beiöen jung-en Bayern Roussean und Schu-
mann. Jhnen und seiner treuen Elis-e Lensing
widmet er seinen „Nächtlichen Gruß an meine
Fr-ounde" unö so manche andere in und um
Heiöelberg entstanöene Ge-bichte, tnsgefamit 82.
Sie be-schäftigten thn wett mehr, als setn
juristtsches Studium b-ei Thrbaut, öer bald ihm
selbst riet, es aufzugöben.
J-m Mai «rlebt« er auf öem Heidelberger
Schloß «in G-ewitter: „J-ch saß au-f öer Terraffe
und las Goethes Achilleis: «in Ge-witter zog
herauf unö künöigte sich wi« eiwa eine begin-
nende Schlacht,, öurch abgemessene, «inzelns
Donnerfchläge an: öer Winö evhob sich unb
rauschte vor mir in den Bäumen: Ne-genwol-
ken ergoffen in längeren und kürzeren Pansen
kalt-e dicke Tropf-en: von unten auf s-chäumte
der Neckar zn mir heran-t: vor mir sah ich auf
einer Bank einen schlasenden Knaben, den
Donner, Regen nnd Winö nicht zn «rwecken
vermochten, und in der Fern«, ries-enhaft auf-
dämmernö, di« Rheingeöirge."
Etndrucksvoll schi-ldert er auch eine Fron-
leichnamsprozession tn -der Jes-uitenkirche und
ein stndentisches Lag-erfener am Turm öeS
Königsstnhles, von -dem aus er- den Sonnen-
anfgang genieß-t. Vom Zimm-er seines Com-
militonen Renötorf aus genießt er das „Rau-
schen öes Neckars, finstere Nacht, Laternen auf
der Brücke, mchr blinzelnö, als lenchtenö, ser-
nen Donner nnö znwetlen «in schwef-elblaues
Wetterl-euchten, ibelches die sonst verhüllten
Bergmassen mit wnnöerbarer Helle überg-oß".
S-ein-e 32 herrlichen G-odichte, die der 23Jäh-
rige hi-er dichtet-e, bezeugen, daß ihn «rst der
Heidel-b-erger Ansenthalt znm sPrachgew-altigen
Dichter reift-e. Jm Sept-ember 1836 zog es ihn
dann nach München. Unterwegs bog er nach
Tübinaen ab, wo er Lnöwig Uhland bes-nchte.
F. B.
wie man die Kadium-Solquelle fand
vor 25 Zotlren begann die „krgriindung"
Vtele der deutschen und fremdländischen
Heilqnellen sind seit langem bekannt, ja. seit
Jahrhunüerten im Gebrauch. Doch gibt es
Bäder, deren Sprndel und Brunnen ersi in
jüngerer Zeit zu fließen begannen. Häufig
stietz man zusällig auf sie. Man bohrte nach
Petroleum, wie in Bad Krozingen, und plötz-
lich sprang ein Strahl warmen Waffers aus
der Erde, der stch als wertvolle Therme er-
wies. Oder bei Forschungen nach anöeren
Bodenschätzen geriet man auf Onellen, die als
heilkräftig erkannt wurden. Bei der Radtum-
Sol-Therme von Heiöelberg handelt es sich
um die Erschließntzng einer Quelle, die auf
Grnnd planmäßiger Bohrungen gesncht und
dann auch gefunden wurde. Un-d da es in die-
sem Jahre 28 Jahre her sind, seit man fich
mit der „Ergründung" einer Quelle in Hei-
delberg, von der man vermutete, sie sei eine
heilkräftige Therme, gründlicher zu beschäfti-
gen anfing, sei kurz auf die Geschichte der
Therme der Musenstadt am Neckar eingegan-
gen, die Anlaß zu der Entstehung des „Bades
Heidelberg" gab.
Jm Frühwinter 1911 war in Heffen und
Nordbaden ein Eröbeben wahrgenommen
worden. Usber diese Naturerscheinung hielt
öer Geologe der Heidel-berger Universität,
Professor Dr. Wilhelm Salomon-Calvi, einen
Vortrag, in dem er auch von möglichen Fol-
gen der Eröevschütterungen aus Quellen usw.
sprach. Nun hatte Medizinalrat Dr. Mitter-
maier bereits früher sestgestellt, daß einer
von drei Brunnen der sogenannten „Verg-
heimer Mühle", einer von de» Heidelbergern
gerne besuchten Kaffeegartenwirtschaft nnweit
des Neckars, nach Erdstößen, dte tn Noröbaden
registriert worden waren, wärmer zn fließen
begonnen hatte. Daran wurde der Arzt er-
innert durch den Vortrag von Pros. Dr.
Salomon-Calvi. Mitteilungen, die dieser so
erhielt und eigene Studten bestärkten den Ge-
olvgen in der Bermutung, es lohne sich, im
Gebiet der „Bergheimer Mühle" eine Boh-
rung nach Tbermalwasser vorzunehmen. Dem
erwähnten Vortrag im Frtthwinter 1911
folgte bereits im nächsten Frühling ber Vor-
schlag von Pros. Dr. Wilhelm Salomon-Ealvi
an den Oberbürgermeister von Heidelberg,
nach einer warmen Quelle systematisch zü
suchen. Jm Hevbst 1912 nahm der Vttrger-
ausschuß der Stadt Heidelberg eine entspre-
chende Vorlage an. Ungesäumt wurden jetzt
Versuchsbohrungen eingeleitet. Sie führten
znm Ergebnis, mit dem man übrigens im
voraus gerechnet hatte, öatz wohl erst in be-
trächtlicher Tiefe die erhoffte Ouelle würde
gefunden werden.
Die dann eingeleitete Hauptbohrung, »u
der man voller Erwartyng schritt, mußte alle
Schwierigketten überwinben, mit denen jegliche
Unternshmungen während bes mittlerweile
auSgebrochenen WeltkriegeS zu rechnen hat-
8ts6t Hei6elber§
kjelvelver-er
veobaehrer
MWM
M - '' E-
Nchtung: kndspurU
Si« stnd geradezu zu Asketen geworden, un-
t«re Abiturienten! Abends sitzen sie bis in die
tief« Nacht iiber ihren Büchern, ihren Heften,
ihren Ausarbeitungen und ihren Logarithmen-
tafelm Jedes auch noch so bescheidene Sonntag-
nachmittagstänzchen ist abgemeldet und die sonst
bei den Herren Primanern so beliebten Stadt-
parkpromenaden mit den schönen Bänken, auf
denen man hin und wieder bei dem warwen
Wetter schon mal „Probesitzen" kann, stnd ,,ad
calendas Eraecas" vertagt.
Wann lehte Karl der Erotze? Welche ursäch-
lichen Zusammenhänge bestehen zwischen Len
Räubern von Schiller — wann sind sie ge-
schrieben worden? Himmel, wo ist meine Lite-
raturgeschichte! — und der Erfindung des Front-
antriebes? Liegt die Vekenntnisfront in Absssi-
nien? Fragen, Fragen. Probleme. Lösungen.
Alles schwirrt in wildem Durcheinander durch
bi« Hirne. Jetzt heitzt es, Ordnung schaffen. Es
stnd nur noch wenige Tage bis zu dem verhäng-
Nisvollen Datum im Kalender. Tage, bie e» sich
zum Lebenszwecke gemacht haben scheinen, den
«rmen Herrn der Oberprima bis auf das Blut
-u peinigen.
Di« ganze Fainilie mutz ran. Alles muh mit-
«rbeiten. Vater hat die schön« und abwechslungs-
reiche Arbeit bekoinmen, lateinische Vokabeln, di«
Hm sein hoffnungsvoller Sohn herausgeschrieben
hat, in dem- dickbauchigen Lexikon nachzuschlagen.
Wenn die Mutter auch wenig praktische Mathe-
matik beitragen kann zu dem Examensglück bes
angstgepeinigten Sprötzlings, so steht sie doch
zum mindesten mit guten Ermahnungen und den
unfehlbaren Beruhigungs- oder auch Anregnngs-
Mitteln der Apotheke von nebenan zur Seits.
Die jüngeren Geschwister sehen ehrfurchtsvoll in
baz wissensverklärte Antlitz des grotzen Vru-
ders, und bie älteren Geschwister sagen: „Ja,
das haben wir auch mal alles durchmachen müs«
!«n. Da hilst eben nichts."
Vis in di« Träum« hinein verfolgen dis
bchreckgespenster die Armen. Die Schlacht von
Eannae wird lebendig, nur datz der Siegerplötz-
lich die Züge Wallensteins trägt. Der Hut des
Korsen beginnt eine angeregte Ünterhaltung mit
dem Krückstock Friedrichs, und die Zahlen derLog-
arithmentafeln laufen durcheinanber und trei-
den ein wildes Spiel.
Bald aher kymmt auch für ste alle, di« so
sleihig über ihrer Arbeit sttzen, der Tag, an dem
man ihnen gratulieren kann, und an dem sie sich
«hrlich «ine Spanne ber Erholung und der Mutze
verdient haben. Das Kalenderblatt mit dem
roten Strich gehört dann dem Gestern an.
kreidurstiftung für studtische Mitarbeiter
Wte tm Vorjahr haben Stadtverwaltung
sowie Beamten- und Angestelltenschaft anch
beuer die Mittel aufgebracht, um 19 erho-
lungKheöürftigen städtischen Angestellten und
Arbeitern einen kostenlosen zehntägigen Kur-
«tufenhalt in Schönwald zu ermöglichen. Die
ln hen Genuß öer Vergünstigung gelangten
Mitarbeiter der Stadt haben am gestrigea
Mittwoch thve Reise in öen Schwarzwald an-
getreten. Neben Vertretern der Beamten-,
Angestellten- und Arbeitcrschaft war auch
Bürgermeister Genthe' auf öem Bahnsteig er-
schienen, pm öie Arbeitskameraden mit besten
Erholungswünschen zu v-erabschieöen. Der
Bürgermeister erwähnte in seiner kurzen An-
spvache, öatz öie gewährte Vergünstigung eine
l8«lohnung für die öer Stadt geleisteten treuen
Dienste darstelle: sie solle aber auch Fahrt-
letlnehmer wie Daheimgebliebene zu weiterer
Pslichterfüllung anspornen.
Die Heldengebenkfeier. Es sei darauf hin-
Sewiesen, baß die Heidelberger Heldengedenk-
b«ter um 10 Uhr auf dem Ehrenfrieöhof ihren
Anfang nimmt.
Heibelberger im Nunbfnnk. Am 7. März
llest nachmittags um 3 Uhr Helene Wie-
^lfch über den Reichssenöer Stuttgart vor
^DM-Mädeln aus ihrem Kriegstagebuch
»Kamerad Schwester".
Die schwebischc» Maler. Heute nachmittag
k°mmen die fchweöischen Maler in Heidelberg
unö werden abends im Haus öer Arbeit
"egrüßt werden.
Englisch«. Puppentheaterfreunde komme«
^ach Heidelberg. Verleger Geralb Morice,
onöon, teilt mit, daß öie Vereinigung Engl.
1-uppentheaterfreunöe (20 Personen) am
^benö öes 12. April im Autobus hier ein-
rifft. Die Führung durch öie Sammlungen
Staötbibliothekars Zink geschieht am
öweiten Osterfeiertag in der Zeit von 9—12
Nach Ttsch fahren die Englänöer ü-ber
luttgart nach München weiter.
^ Erwischte Motorraddiebe. Zwet junge Män-
die vor einigen Tagen in Neuenheim ein
a 2 orraö gestohlen und damit einige Fahrten
»geführt hatten. wurden gestern festgenom-
«n unö ins Gefängnis eingeliefert.
Aufnahme: Bergmayer
Er ist jetzt die Zeik, wo di« Tanzknöpfe über
die Gehsteige rasen, Jung-Heidelberg munter
dahinter her. Di« Erwachsenen mögen nichtver-
gesten: es ist eine Kunst, den hölzernen Krei-
ftl kommentmätzig zu behandeln. Fritz hat seine
Technik und Hans wieder eine andre. Und weil
all« Kunst mit Loidenschaft betrieben wirb, s»
mögen die Männer mit den lange-n Hosen ver-
zeihen, wenn so ein Tantzknopf mal der Knie-
scheibe entlang in di« Höhe tänzelt. Nicht gleich
schimpfen! Das Tanzknopsspiel ist uns allen ja
mal jehr wichtig gewesen!
„dolksgemelnschast^
r»u»er»t<lg, deu !>. Miiez tSZI
t««. Dt« «r-etten »ogen stch in die Länge.
»Bakd fehlt« eS an Arbeitern, bald an Kohlen
oder an Bohrmaterialien." Nachöem zeitwei-
lig die Tätigkeit ganz ruhte, wurde im August
1918 mit großer Freude die „Fündigkeit" der
Oeffentlichkeit angezeigt. Daß in jenen Tagen
die Mitteilung nicht sehr beachtet wurde, ver-
stcht sich leicht genug. Jn Heiöelberg selbst
schenkte man der Nachricht nicht annähernö
dte Bedeutung, die ihr zukam. Denn für-
wahr, es bestand aller Grund, des Gefunde-
nen sich zu erfreuen. Hatte man doch „das
Glück, eine Ouelle erbohrt zu haben, die in
ihrer chemischen Zusammenfetzung eine bis
öahtn nicht bekannte Beschaffenheit hatte und
ein Unikum darstellte." Jmmerhin fing öie
Fachwelt an, sich mit der Radium-Sol-Therme
— um eine solche nämlich hanöelte es sich —
eingehenöer zu beschäftigen. Man ermittelte,
datz die „Ouelle rund 8,2 Prozent Salze ent-
hielt, 5,2 Prozent Chlornatrium fKochsalzi,
1,9 Prozent Chlorcalcium, 0,7 Prozent Chlor-
kalium, aber keine Schwefelsäure, die fast alle
anderen Solen führen: Darauf beruht eS
nun, daß das Wasser imstanbe ift, merkbare
Mengen von Radium gelöst zu enthalten."
Deun Schwefelsäure würöe das Radium auS
ber Lösung ausfällen.
Di« Heiöelbevger Radium-Sol-Therm«
kommt aus bödeuteuder Tiefe. 989 m unter der
Erdoberfläche wurde öie heute in einem schö-
nen Ba>de- unö Kurhaus idas auf öem Ge-
ILnöe öer ehsma-ligen „Bevgheimer Mühle"
entstanö) zu den verschieöensten Heilzwecke»
bewützte O-uelle gefaßt. Was das Nadium an-
geht, das öie Hetöelberger Therme i>n Gub-
sianz, nicht nur als Emanation besitzt, unö um
defsentwillen sie besonders geschätzt wtvö, so
meint Prof. Dr. Salomon-Calvi, «s rühre von
dem in den Tiefen verborgenen, „dicht an da»
Bohrloch heranreichenden Granit" her.
Man da-rf es als wirklichen nnö nngewöhn»
ltchen Glücksfall bezeichwen, daß die raöinm-
haltige Heidelberger Dherme evbohvt wuvö«.
Professor Dr. Salomon-Calvi meint zwar, eS
ließen sich anch an anöeren Stellen öes Staöt»
gebietes von Heiöe-lberg warme Onellen er-
bohren, vermntet aber, öaß ste östlich vom der»
zettigen Bohrloch salzärmer, weiter westlich
rädiumärmer wären. So besteht berechingter
Anlaß, stch öes Umstandes zu freuen, öaß man
am richtigen Fleck öie „Heiöelberger Unter»
welt" anzapfte. Neben öer weltbekann-teu
Reise- unö Fremdensia-bt unö neben dem Gitz
der ältesten reichsdeutschen Untversität gewinnt
mehr unö mchr auch „Bad Heiöelberg" an Be»
bentung und Gunst. Gerabe im vergangenen
Sommer bemerkte man nuter öen „Trinkern"
dt« sich glasweise im Stadtgarten daS Heidel»
berger Heilwasser zu Gemüt« führten, auch
zahlreiche Gäste aus öeutschen Gauen, wi« anS
dem Aus-laNö. Ott-o Ern-st Sutt« r.
Vor dem kmzelrichter
Durst macht Diebrl
Dem Einzelrichter stellten sich gestern zwel
nette Früchtchen vor: der erst 22 Jahre alte Panl
Richter und der 23jährige Arthur Fischer.
Veide sind rvegen Diebstahls voibestraft und
diesmal wegen Diebstahls im Rückfall angeklagt.
Nachdem ste vor einiger Zeit ihr Eeld in einer
Wirtschaft in Vier umgesetzt hatten, ihr Durst
aber noch keineswegs gestillt war, besorgten si«
sich eben das Nötige durch einen Diebstahl au»
einem Keller in der Neuenheimer Landstratze,
und zwar zwei Flaschen Wein und eine Flasch«
Sekt. Als dies getrunken war, gingen sie noch
viermal (!) in „ihren" Keller, die beiden letzten
Male von eincm Kameraden begleitet, der auch
angeklagt war, aber mangcls Beweises freiqe-
sprochen werden muhte.
Veim fiinften Transport ereilte ste ihr Schick-
sal. Ein Wachtmeister wurde auf ihr Treiben
aufmerksam und nahm Richter fest, das heiht
wollte ihn festnehmen, denn dieser ergriff di«
Flucht. Später gelang es aber doch, seiner hab-
haft zu werden. Auf der Wache leugnete er zu-
nächst, gab aber dann zu, insgesamt zehn Fla«
schen Wein und vier Flaschen Sekt aus dem
Keller entwendet zu haben. Der Staatsanwalt
beantragte für Fischer und Richter, auf die ihrr
Vorstrafen keinen Eindruck gemacht haben, je ein
Jahr und sechs Monate Eefängnis und drei
Jahre Ehrverlust. Das Eericht erkannte bei
Richter auf zehn Monate, bei Fischer auf acht
Monate Eefängnis. Hinter den eisernen Ear-
dinen können die beiden nun ihre auf billig«
Weise durchzechte Nacht genügend überdenken!
Ungetreue Dienstboten.
Eine 21 Jahre alte Hausangestellte, die vier«
mal schon wegen ähnlicher Diebereien vorb«-
straft ist, hatte bei ihrer Herrschaft nach drei
Wochen heimlich die Stelle verlassen und dabei
einen Regenschirm, ein paar Handtücher und eiu
Paar Handschuhe mitgenommen. Dies hat sie an-
geblich nur getan, um ein Pfand für ihren rest«
lichen Lohn zu besitzen. Das Eericht schenkte die-
sen Ausreden aber wenig Elauben und ver«
urteilte dje Angeklagte zu vier Monaten Ge-
fängnis abziiglich einem Monat Untersuchungs-
haft.
Berhütung von Waldvränden. Zur Verhü«
tung von Waldbränden ergeht heute rin« Be-
kanntmachung der Bez-irksamter un-seres Ber«
breitungsgebietes, die wir ber besonderen Ve-
achtung unserer Leser rmpfehlen.
NöchstenSonntogkintopf!
jriedrich kjebbels ljeidelberger Semester
Vem Vichter des „bMS und sein King'
Heute abend geht im Städt. Theater
„Eqges und sein Ring" von Friedrich
Hebbel über die Bretter. Es ist viel zu
wenig bekannt, datz der Dichter in un-
serer Stadt Heidelberg ein erlebnisreiches
Semester verbrachte.
Mit zwei Hamburger Fre-unden traf der
Dichter zu Ostern 1836 tn Heidelberg ein,en-t-
zückt von der wundervollen Natur, die öen
Norööen-tsHen h'ier umg-ab. Jns J-euster seines
Wirthauses ra-gte öunkel unö «rnsihaft der
Heilrge Bevg hin-über, dem sein Gruß g-alt.
Am anö-eren Morg-en irrte er mit s-ein-er spär-
lichen Vavfchaft durch die Nebeug-assen der Alt-
staöt, üm «ine billi-ge Stuöen-tenbude ausfin-
öig zu machen. Ju der Nnteren Straß-e, an
öer Buffemerg-affe, fiel ihm d-er s-eltsmne Pa-
last auf, den sich oin Banm-eisier Rischer auf-
gerichte-t hatte. u-nd ihm ge-genüber fanö er „ein
grohes, geränmiges Zi-mmer, welches mit einer
Kommöd-e, e>in-em Tisch, «in-em Schrei-bpult, zwei
Stühlen, ein-em Kleiderfchran-k nnd — einem
Svfa möbli-ert ist: autzevdem h-abe -ich ein
freu-nöliches Schlafkämmerlein mit Znbehör.
Aufwartnng, Hausschlüss-el nsw. uwd alles für
21 Gnlden per halbes Jahr (nicht über 40 RM
nach Hamburger Gelö), was für «ine so fre-
gu-ent-e Universitätsstadt wie Heid-elberg g-ewiß
billig ist",wie er s-ein-er Hamburg-er Freundin
Elis-e Lansin-g schr-eibt.
Seine eig-enstnnig hart« Trennung von ihr
geht ihm noch lang-e nnch uwd wir-d nur all-
mählich dnrch w-enige Heidelberger Studien-
frennöe gemild-et, die stch d-em Reif-eren, dem
schaffenöen Dicht-er begeisiert anschließen^wie
öie beiöen jung-en Bayern Roussean und Schu-
mann. Jhnen und seiner treuen Elis-e Lensing
widmet er seinen „Nächtlichen Gruß an meine
Fr-ounde" unö so manche andere in und um
Heiöelberg entstanöene Ge-bichte, tnsgefamit 82.
Sie be-schäftigten thn wett mehr, als setn
juristtsches Studium b-ei Thrbaut, öer bald ihm
selbst riet, es aufzugöben.
J-m Mai «rlebt« er auf öem Heidelberger
Schloß «in G-ewitter: „J-ch saß au-f öer Terraffe
und las Goethes Achilleis: «in Ge-witter zog
herauf unö künöigte sich wi« eiwa eine begin-
nende Schlacht,, öurch abgemessene, «inzelns
Donnerfchläge an: öer Winö evhob sich unb
rauschte vor mir in den Bäumen: Ne-genwol-
ken ergoffen in längeren und kürzeren Pansen
kalt-e dicke Tropf-en: von unten auf s-chäumte
der Neckar zn mir heran-t: vor mir sah ich auf
einer Bank einen schlasenden Knaben, den
Donner, Regen nnd Winö nicht zn «rwecken
vermochten, und in der Fern«, ries-enhaft auf-
dämmernö, di« Rheingeöirge."
Etndrucksvoll schi-ldert er auch eine Fron-
leichnamsprozession tn -der Jes-uitenkirche und
ein stndentisches Lag-erfener am Turm öeS
Königsstnhles, von -dem aus er- den Sonnen-
anfgang genieß-t. Vom Zimm-er seines Com-
militonen Renötorf aus genießt er das „Rau-
schen öes Neckars, finstere Nacht, Laternen auf
der Brücke, mchr blinzelnö, als lenchtenö, ser-
nen Donner nnö znwetlen «in schwef-elblaues
Wetterl-euchten, ibelches die sonst verhüllten
Bergmassen mit wnnöerbarer Helle überg-oß".
S-ein-e 32 herrlichen G-odichte, die der 23Jäh-
rige hi-er dichtet-e, bezeugen, daß ihn «rst der
Heidel-b-erger Ansenthalt znm sPrachgew-altigen
Dichter reift-e. Jm Sept-ember 1836 zog es ihn
dann nach München. Unterwegs bog er nach
Tübinaen ab, wo er Lnöwig Uhland bes-nchte.
F. B.
wie man die Kadium-Solquelle fand
vor 25 Zotlren begann die „krgriindung"
Vtele der deutschen und fremdländischen
Heilqnellen sind seit langem bekannt, ja. seit
Jahrhunüerten im Gebrauch. Doch gibt es
Bäder, deren Sprndel und Brunnen ersi in
jüngerer Zeit zu fließen begannen. Häufig
stietz man zusällig auf sie. Man bohrte nach
Petroleum, wie in Bad Krozingen, und plötz-
lich sprang ein Strahl warmen Waffers aus
der Erde, der stch als wertvolle Therme er-
wies. Oder bei Forschungen nach anöeren
Bodenschätzen geriet man auf Onellen, die als
heilkräftig erkannt wurden. Bei der Radtum-
Sol-Therme von Heiöelberg handelt es sich
um die Erschließntzng einer Quelle, die auf
Grnnd planmäßiger Bohrungen gesncht und
dann auch gefunden wurde. Un-d da es in die-
sem Jahre 28 Jahre her sind, seit man fich
mit der „Ergründung" einer Quelle in Hei-
delberg, von der man vermutete, sie sei eine
heilkräftige Therme, gründlicher zu beschäfti-
gen anfing, sei kurz auf die Geschichte der
Therme der Musenstadt am Neckar eingegan-
gen, die Anlaß zu der Entstehung des „Bades
Heidelberg" gab.
Jm Frühwinter 1911 war in Heffen und
Nordbaden ein Eröbeben wahrgenommen
worden. Usber diese Naturerscheinung hielt
öer Geologe der Heidel-berger Universität,
Professor Dr. Wilhelm Salomon-Calvi, einen
Vortrag, in dem er auch von möglichen Fol-
gen der Eröevschütterungen aus Quellen usw.
sprach. Nun hatte Medizinalrat Dr. Mitter-
maier bereits früher sestgestellt, daß einer
von drei Brunnen der sogenannten „Verg-
heimer Mühle", einer von de» Heidelbergern
gerne besuchten Kaffeegartenwirtschaft nnweit
des Neckars, nach Erdstößen, dte tn Noröbaden
registriert worden waren, wärmer zn fließen
begonnen hatte. Daran wurde der Arzt er-
innert durch den Vortrag von Pros. Dr.
Salomon-Calvi. Mitteilungen, die dieser so
erhielt und eigene Studten bestärkten den Ge-
olvgen in der Bermutung, es lohne sich, im
Gebiet der „Bergheimer Mühle" eine Boh-
rung nach Tbermalwasser vorzunehmen. Dem
erwähnten Vortrag im Frtthwinter 1911
folgte bereits im nächsten Frühling ber Vor-
schlag von Pros. Dr. Wilhelm Salomon-Ealvi
an den Oberbürgermeister von Heidelberg,
nach einer warmen Quelle systematisch zü
suchen. Jm Hevbst 1912 nahm der Vttrger-
ausschuß der Stadt Heidelberg eine entspre-
chende Vorlage an. Ungesäumt wurden jetzt
Versuchsbohrungen eingeleitet. Sie führten
znm Ergebnis, mit dem man übrigens im
voraus gerechnet hatte, öatz wohl erst in be-
trächtlicher Tiefe die erhoffte Ouelle würde
gefunden werden.
Die dann eingeleitete Hauptbohrung, »u
der man voller Erwartyng schritt, mußte alle
Schwierigketten überwinben, mit denen jegliche
Unternshmungen während bes mittlerweile
auSgebrochenen WeltkriegeS zu rechnen hat-