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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Neurath, Otto: Das Sachbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0052

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nen nur dann wirken, wenn sie solchen Ein- schaftsmuseum in Wien hat ein Archiv für
drücken Gleichwertiges gegenüberzusetzen b i I d h a ft e P ä d a g o g i k angelegt, aus dessen
vermögen. Die bildhafte Pädagogik Beständen in der hiermit beginnenden Aufsatz-
Victor ial education), wie man dieses reihe Beispiele und Gegenbeispiele veröffent-
neue Gebiet nennen mag, ist bisher noch nicht licht werden sollen.

ausreichend als geschlossenes System behan- Gemeinsam mit dem Palais Mondial in Brüssel
delt worden. Die Aufgabe ist nicht einfach. Die hat das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
auf Sprechen und Lesen aufgebaute Pädagogik in Wien das InternationaleOrbis-lnsti-
hatte gewaltigste Vorbilder in mustergültigen t u t ins Leben gerufen, das bildhafte Pädagogik
Darstellungen großer Gelehrter, während die bild- international organisiert und den ganzen Um-
hatte Pädagogik nicht die Werke der führen- fang moderner Zivilisation planmäßig und ein-
den Maler und Bildhauer für ihre Zwecke ver- heitlich darstellt. Reklame muß von Ort zu Ort,
wenden kann. Die meisten naturalistischen Dar- von Tag zu Tag wechseln, sie schreit nach
Stellungen von Fabriken, Maschinen, Straßen. Mannigfaltigkeit, damit aber die einzelnen Werke
Menschentypen, die von bedeutenden Maiern ent- bildhafter Pädagogik einander stützen, müssen
worfen wurden, sind zur Aufklärung wenig ge- Vereinbarungen über die sachlichen und formalen
eignet. Technische Schnitte und Modelle, wie Grundsätze getroffen werden. Will man z. B.
wir sie in Schulsammlungen und auf Ausstellun- Landkarten herstellen, die auch der Ungebildete
gen antreffen, sind meist kleinlich aufgefaßt und versteht, dann wird man vieles weglassen müs-
bedienen sich trockener Methoden. Stößt man sen. Aber: wer am besten wegzulassen
in Ausstellungen auf moderne Gestaltung, so weiß, ist der beste Lehrer. Warum muß
wird die Aufklärung meist durch reklameartige man die Größe der Städte durch Kreise wieder-
Schöpfungen versucht, durch witzige Einfälle, geben, — kann man nicht eine Stadt, die doppelt
aber nicht durch Gebilde, die auf langwährender so viel Einwohner hat als eine andere, dadurch
Zusammenarbeit von Grafikern, Modellverferti- kennzeichnen, daß man ihr doppelt so viel Fi-
gern und Wissenschaftlern beruhen. guren zuweist als der kleineren. Kann man nicht
Das wird erst besser werden, wenn man die überhaupt dort, wo eine größere Anzahl von Ge-
besten Kräfte sammelt und solcher Aufgabe genständen wiedergegeben werden soll, ein für
dienstbar macht. Das Gesellschafts- und Wirt- allemal eine größere Anzahl von Zeichen hin-

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Figurenhäufung als Signatur für Einwohnerzahl von Städten Geseilschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien

(Ausschnitt). Städte um 1500

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