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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Wege des Films
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0043

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WEGE DES FILMS

In der Frankfurter Zeitung, deren Filmberichter-
stattung und Filmnotizen besonders sorgfältig redi-
giert werden, liest man, daß in Amerika am Times
Square das erste Nachrichtenkino errichtet worden
ist. Man plant, diese Art Kinos hauptsächlich in den
Geschäftszentren zu eröffnen. Man sieht und hört
im Tonfilm die neuesten Tagesereignisse, die man
sich innerhalb einer halben Stunde vorführen läßt.
Der Eintrittspreis beträgt nur 25 cts. Eigenartig.
Wenn man sich vergegenwärtigt, welchen histori-
schen Weg die Verbreitung von Ereignissen gegan-
gen ist: Vom Jahrmarktssänger, der in primitiven
Bildern und Versen von den Ereignissen berichtet,
über die gedruckte Zeitung zur illustrierten Zeitung
und nunmehr zum Tonfilm. Auch auf anderen Ge-
bieten verhilft uns die Vervollkommnung der tech-
nischen Mittel wieder zur Anwendung ähnlicher Me-
thoden wie in primitivsten Zeiten. Die Bekannt-
machungen durch den Ausrufer der Behörde in der
kleinen Stadt und im kleinen Ort ähnelt der Ver-

breitung von neuen Nachrichten und Bekannt-
machungen durch das Radio.

In der Frankfurter Zeitung lesen wir auch, daß das
Observatorium in Princeton mit starken Vergrößerun-
gen den Sonnenaufgang in der Mondgebirgsland-
schaft des ..Copernikus" aufgenommen hat. Alle
sechs Sekunden wurde ein Filmbild belichtet, so
daß drei Stunden der tatsächlichen Zeit in zwei
Minuten Vorführungszeit zusammengezogen wurden.
Der Film zeigt in vollkommenster Klarheit, wie sich
das Sonnenlicht nach der vierzehntägigen Mond-
nacht in die 3000-m-Tiefe des Kraters ergießt
und langsam den 100 km breiten Kraterboden
ausfüllt.

Die Vorführung eines solchen Films muß doch eine
Bereicherung der Anschaulichkeit des „Weltbildes"
in einer künstlerischen und großartigen Form bewir-
ken. Das ist ein eindrucksvolles Darstellungsmit-
tel, dessen sich in ähnlicher Form die Ausstellung
..Die Neue Zeit"' unbedingt bedienen muß. L.
 
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