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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Rückert, Otto: Raum und Farbe
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Riezler, Walter: Die Tragödie der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0695

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gerade unverständlich. Wenn die Anschauung zu-
tage gekommen wäre, daß alle Versuche, den Raum
als Tummelplatz der souveränen Künste eines
Malers, als ein Gefüge, das nur dazu geschaffen
wurde, um irgendein Ornament oder eine Figur auf
zunehmen, im Grunde untauglich sind, so wäre die
Hoffnung auf die Selbstbesinnung des Handwerks
eine berechtigte Sache.

Den Schulen fallen, wenn sie im positiven Sinne
dem Handwerk und nicht einer Durchschnittskunst
dienen wollen, eine Reihe wichtiger Aufgaben zu.
Hierher gehört die Pflege der technischen Wert-
arbeit, weiterhin alle Versuche, die darauf gerich-
tet sind, den rationellen Aufbau der Arbeit zu ver-
bessern, und nicht zuletzt die Weckung und Vertie-
fung des Verständnisses des jungen Handwerkers
für die Zusammenhänge zwischen Bau. Raum und
Farbe, Dinge, die aber häufig genau so nebensäch-
lich behandelt werden wie die kaufmännische und
gesunde wirtschaftspolitische Schulung des Ler-
nenden.

Das Augenmerk der Schule sei weniger auf die
Heranbildung besonders wertvoller Individuen (die
sich zumeist auch ohne Schule zur Erkenntnis durch-
ringen) als auf die Hebung des allgemeinen Niveaus

DIE TRAGÖDIE DER BERLINER

WALTE R RIEZLER

1.

Auch bei dieser Tragödie hat es nicht viel Sinn,
nach der „Schuld" und den „Schuldigen" zu fragen:
auf den Grund kommt man damit der Sache nicht.
Es ist ein Verhängnis gewesen, die Verkettung einer
ganzen Reihe von unglücklichen Ereignissen, die zu
dem beklagenswerten Ende geführt hat.

Uber zwanzig Jahre hat es gedauert, bis das
für die Ausführung bestimmte Projekt wirklich durch-
geführt werden konnte. Dazwischen liegt eine Um-
wälzung unserer Anschauungen von dem Wesen der
Baukunst, wie sie ähnlich radikal noch niemals in
annähernd ebenso kurzer Zeit sich ereignet hatte.
Man sage nicht, daß ein Entwurf, der damals ..qua-
litätvoll" war — und das ist von dem Messeischen
bestimmt zu sagen —, diese Qualität durch die Ver-
änderung unserer Anschauungen nicht eingebüßt
haben könne: wohl bleibt ein ..gut" gedachter und
gestalteter Bau immer „gut", — aber die endgültige
Gestaltung muß von der gleichen Gesinnung getra-
gen sein wie der Entwurf. Und diese Gesinnung war
eben leider zur Zeit der Ausführung des Messeischen
Projekts nicht mehr vorhanden. Hätte Messel die
Ausführung des Entwurfs erlebt und selbst gelei-
tet, so wäre bestimmt etwas anderes daraus ge-
worden. Seinem lebendigen künstlerischen Sinn
hätte sich das Geplante von selbst während der
Ausführung verändert. Man weiß ja. wie kritisch
und nie zufrieden sein Auge war, wie er immer wie-
der prüfte und rücksichtslos eigene Pläne verwarf.
Wahrscheinlich wäre auch von diesem Projekte
nicht allzuviel bei der schließlichen Ausführung

eines handwerklichen Berufsstandes gerichtet. Die
Heranzucht der individuellen Spitzenleistung, ein
Steckenpferd vergangener Jahrzehnte, nützt dem
Handwerk an sich recht wenig. Positiver Nutzen für
den Bestand desselben kann nur durch die Herauf-
setzung der allgemeinen Leistungsnorm erreicht
werden. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die
Führer der Spitzenorganisation des Deutschen
Malerhandwerks, des Reichsbundes des Deutschen
Maler- und Lackiererhandwerks in einem Sinne an
die Erziehung des Nachwuchses herangehen, der
mit den Absichten des Werkbundes durchaus gleich-
gerichtet ist. Durch die Abhaltung von Fachschul-
ausstellungen und Fachlehrerkonferenzen, durch die
Umgestaltung der z. T. veralteten Meister- und Ge-
sellenprüfungsordnungen will die Spitzenorganisa-
tion versuchen, die dem Körper des Handwerks an-
haftenden Schlacken der Verirrung zu beseitigen.
Der Weg zum Erfolg ist aber auch in diesem Fall
ein langwieriger und beschwerlicher. Die noch be-
stehenden Vorurteile gegen die Arbeit der Verant-
wortlichen stützen sich zumeist auf wirtschaftliche
Bedenken. Aber auch diese können überwunden
werden, besonders dann, wenn der Begriff Quali-
tät im positiven (nicht im kunstgewerblichen) Sinne
Gemeingut des Handwerks geworden ist.

MUSEEN

übriggeblieben, und das endgültige Ergebnis hätte
deutliche Spuren der Erschütterung getragen, die
inzwischen durch die Zeit und durch die Baukunst
gegangen ist. Statt dessen hat ein mächtiger Bau-
organisator das Ganze in die Hand genommen und
hat zwar manches verändert, aber so ganz ohne
echtes Gefühl, daß der Bau heute dasteht, als hätte
man absichtlich und künstlich im Sinne von 1910
bauen wollen, — was heute schlechterdings nicht
mehr geht.

Das zweite Verhängnis war, daß dieser Entwurf,
der aus der Zeit materiellen Reichtums stammt,
in einer Zeit der Armut vollendet werden mußte,
und daß man sich nicht entschließen konnte, da zu
sparen, wo es für die Sache nichts bedeutet hätte:
frühere Zeiten hätten in einer solchen Lage auf
den ganzen Fassadenzauber verzichtet, hätten die
Bauten nach außen im Rohbau stehen lassen, um
wenigstens im Innern alles für den Zweck Notwen-
dige zu retten. So aber stehen die Bauten nach
außen da als ein fast unheimlich wirkendes nachge-
borenes Kind Wilhelminischen Geistes — und im
Innern mußte man an Wichtigstem, vor allem an der
Wandbespannung im Deutschen Museum kläglich
sparen, was dem Besucher doppelt peinlich auf-
fällt, weil ihn die Fassade mit der Erwartung größ-
ten Reichtums erfüllt hat.

Und schließlich haben sich in diesen zwanzig
Jahren auch unsere Anschauungen über die Auf-
gabe und Form von Museen so gründlich geändert,
daß wahrscheinlich heute keiner der für die endgül-
tige Form Verantwortlichen das ganz vertreten kann,

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