maßen stilbildende. Gegenüber diesen Aufgaben
und Möglichkeiten treten die handwerklichen For-
men augenblicklich aus tiefliegenden Gründen zu-
rück. Neue Möglichkeiten für freie handwerkliche
Gestaltung unabhängig von der technoiden Serien-
form können aber wieder erscheinen. Es wird dann
Aufgabe des Deutschen Werkbundes sein, für die
Qualität solcher Erzeugnisse zu werben.
Albrecht L. Merz, Stuttgart, weist auf
die Bedeutung dessen hin. was er als Gegenpol
der Rationalisierung und Normung bezeichnet, auf
das Schöpferische und auf das Arbeitsethos.
Rudolf Albrecht, Düsseldorf, berich-
tet über die Forderungen der Arbeitsgemeinschaft
Düsseldorf, die am Vormittag in der Vorstands-
sitzung behandelt wurden.
Arthur Wachsberger, Köln: Nicht Radi-
kalität der Richtung kann Maß für Werkbundwesen
sein, sondern Qualität der Leistung. Höchste Zweck-
mäßigkeit und beste Konstruktion sind nur Voraus-
setzungen für das Werk, dessen Ziel Erfüllung aller
menschlichen Bedürfnisse in edelster Form sein
muß.
Wilhelm Schmelzer, Saarbrücken:
Alle Kunstgewerbe- oder Handwerkerschulen bilden
jetzt noch Kräfte aus, für die in der Bauweise der
„neuen Sachlichkeit" kaum noch eine Beschäfti-
gungsmöglichkeit zu finden ist. Wird diese Art des
Bauens, wie sie auch der Werkbund durch seine
Zeitschrift propagiert, für Gegenwart und Zukunft
als richtig angesehen, dann muß eine solche Aus-
bildung unterdrückt werden. Die Schulen dürfen
keine Zuwendungen mehr aus öffentlichen Mitteln
erhalten. Ihre Direktoren und Lehrer sollen sich
entweder am Kampfe gegen den „Puritanismus" des
neuen Bauens beteiligen oder sie sollen auf ihre
Einkünfte verzichten aus einer Lehrtätigkeit, deren
Endziel nach ihrer Meinung überflüssig und
sinnlos ist.
Dr. Riezler, Stettin: Leider hat sich die
Diskussion zu sehr in Einzelheiten verloren, als daß
es möglich wäre, ganz grundsätzliche Folgerungen
daraus zu ziehen. Immerhin möchte ich einiges dazu
sagen, nicht im Namen des Vorstandes, wohl aber
ungefähr vom Standpunkt der Werkbund-Zeitschrift.
Wenn von seifen des Handwerks geklagt wird, daß
das Bedürfnis nach hochwertiger handwerklicher
Arbeit zurückgeht, so kann der Werkbund dabei
nichts machen. Er kann dieses Bedürfnis nicht
künstlich schaffen. Auch bedeutet diese Hinneigung
zu einfachsten Formen, die Abkehr vom Schmuck
nicht etwa eine Verneinung geistiger und seelischer
Werte, sondern nur eine neue geistige Einstellung.
Nur in ihr liegt die Rechtfertigung für das Neue,
das entsteht. Auch im Reich der Maschine, nicht
nur beim Handwerk, gibt es ein „Arbeitsethos". Die
geistige Einstellung ist heute eine andere wie zur
Zeit der Gründung des Werkbundes, deshalb reicht
auch heute das alte Programm nicht mehr ganz:
..Qualität" ist nicht mehr das alleinige Ziel, so
wichtig diese Frage immer noch ist. Unter Umstän-
den darf der Werkbund heute einmal über die Quali-
tät der Ausführung hinwegsehen, um eine neue Idee,
wie die des neuen Bauens, zu fördern. Freilich
bleibt immer noch die Forderung der „geistigen Qua-
lität" (nach dem Wort von Mies van der Rohe).
Der Vorsitzende erklärte zum Schluß der Dis-
kussion, daß der Vorstand die Anregungen weiter
verarbeiten werde und der geschäftsführende Vor-
stand hat inzwischen, wie auch in den Mitteilungen
bekanntgegeben, eine Aussprache mit Vertretern
des Handwerks und der Industrie vorbereitet.
VERKÄUFERSCHULUNG
Die rührige Württembergische Arbeitsgemein-
schaft ist an die Ministerialabteilung für die Fach-
schulen Württembergs mit einem Plan herangetre-
ten, dessen Ausführung im Rahmen der Erziehung
zur Qualität eine besondere Bedeutung beigemes-
sen werden muß. Es wird damit eine alte Idee des
Werkbundes, die übrigens in den ersten Jahren sei-
nes Bestehens in der Form einzelner Kurse in die
Tat umgesetzt wurde, wiederum aufgegriffen, und
es ist zu hoffen, daß bei der bekannten Zähigkeit
vor allen Dingen des geistigen Urhebers des Planes,
Gustav Stotz, diesmal aus der Idee eine dauernde
und ständig frisch bleibende Einrichtung wird, die
hoffentlich auch an anderen Stellen Nachahmung
findet. Mit diesem Plan würde sicherlich auch der
Forderung des Einzelhandels nach ausgezeichnet
geschulten Kräften Genüge geleistet werden kön-
nen, und die Sache des Werkbundes würde einen
wesentlichen Schritt weitergebracht. Wir wissen
doch alle, welche Macht der Verkäufer besitzt, wie
entscheidend für die Wahl des Käufers sein Ver-
halten, seine Verkaufstechnik und die Vermittlung
seiner Fachkenntnisse in Form guter Ratschläge an
den Kunden sind. Gelingt es wirklich, den Anstoß zu
geben und gleichzeitig den Weg zu weisen, wie man
dem Verkäufer zugleich mit der Vermittlung des
Fachwissens auch sein Gefühl und sein Wissen um
die Qualität verstärkt und verfeinert, so ist viel ge-
schehen. Es kommt nun ganz darauf an, wie die
Idee in die Tat umgesetzt wird, und wir werden die
weitere Entwicklung und die Ausführung im Auge
behalten und unseren Lesern unsere Eindrücke und
Beobachtungen vermitteln.
Wir veröffentlichen im Wortlaut die Eingabe und
können gleichzeitig mitteilen, daß diese Eingabe
von verschiedenen maßgebenden Stellen, denen sie
bekannt geworden ist, begrüßt wurde und daß dem
Vorschlag entsprochen wird. (Siehe Mitteilungen.)
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und Möglichkeiten treten die handwerklichen For-
men augenblicklich aus tiefliegenden Gründen zu-
rück. Neue Möglichkeiten für freie handwerkliche
Gestaltung unabhängig von der technoiden Serien-
form können aber wieder erscheinen. Es wird dann
Aufgabe des Deutschen Werkbundes sein, für die
Qualität solcher Erzeugnisse zu werben.
Albrecht L. Merz, Stuttgart, weist auf
die Bedeutung dessen hin. was er als Gegenpol
der Rationalisierung und Normung bezeichnet, auf
das Schöpferische und auf das Arbeitsethos.
Rudolf Albrecht, Düsseldorf, berich-
tet über die Forderungen der Arbeitsgemeinschaft
Düsseldorf, die am Vormittag in der Vorstands-
sitzung behandelt wurden.
Arthur Wachsberger, Köln: Nicht Radi-
kalität der Richtung kann Maß für Werkbundwesen
sein, sondern Qualität der Leistung. Höchste Zweck-
mäßigkeit und beste Konstruktion sind nur Voraus-
setzungen für das Werk, dessen Ziel Erfüllung aller
menschlichen Bedürfnisse in edelster Form sein
muß.
Wilhelm Schmelzer, Saarbrücken:
Alle Kunstgewerbe- oder Handwerkerschulen bilden
jetzt noch Kräfte aus, für die in der Bauweise der
„neuen Sachlichkeit" kaum noch eine Beschäfti-
gungsmöglichkeit zu finden ist. Wird diese Art des
Bauens, wie sie auch der Werkbund durch seine
Zeitschrift propagiert, für Gegenwart und Zukunft
als richtig angesehen, dann muß eine solche Aus-
bildung unterdrückt werden. Die Schulen dürfen
keine Zuwendungen mehr aus öffentlichen Mitteln
erhalten. Ihre Direktoren und Lehrer sollen sich
entweder am Kampfe gegen den „Puritanismus" des
neuen Bauens beteiligen oder sie sollen auf ihre
Einkünfte verzichten aus einer Lehrtätigkeit, deren
Endziel nach ihrer Meinung überflüssig und
sinnlos ist.
Dr. Riezler, Stettin: Leider hat sich die
Diskussion zu sehr in Einzelheiten verloren, als daß
es möglich wäre, ganz grundsätzliche Folgerungen
daraus zu ziehen. Immerhin möchte ich einiges dazu
sagen, nicht im Namen des Vorstandes, wohl aber
ungefähr vom Standpunkt der Werkbund-Zeitschrift.
Wenn von seifen des Handwerks geklagt wird, daß
das Bedürfnis nach hochwertiger handwerklicher
Arbeit zurückgeht, so kann der Werkbund dabei
nichts machen. Er kann dieses Bedürfnis nicht
künstlich schaffen. Auch bedeutet diese Hinneigung
zu einfachsten Formen, die Abkehr vom Schmuck
nicht etwa eine Verneinung geistiger und seelischer
Werte, sondern nur eine neue geistige Einstellung.
Nur in ihr liegt die Rechtfertigung für das Neue,
das entsteht. Auch im Reich der Maschine, nicht
nur beim Handwerk, gibt es ein „Arbeitsethos". Die
geistige Einstellung ist heute eine andere wie zur
Zeit der Gründung des Werkbundes, deshalb reicht
auch heute das alte Programm nicht mehr ganz:
..Qualität" ist nicht mehr das alleinige Ziel, so
wichtig diese Frage immer noch ist. Unter Umstän-
den darf der Werkbund heute einmal über die Quali-
tät der Ausführung hinwegsehen, um eine neue Idee,
wie die des neuen Bauens, zu fördern. Freilich
bleibt immer noch die Forderung der „geistigen Qua-
lität" (nach dem Wort von Mies van der Rohe).
Der Vorsitzende erklärte zum Schluß der Dis-
kussion, daß der Vorstand die Anregungen weiter
verarbeiten werde und der geschäftsführende Vor-
stand hat inzwischen, wie auch in den Mitteilungen
bekanntgegeben, eine Aussprache mit Vertretern
des Handwerks und der Industrie vorbereitet.
VERKÄUFERSCHULUNG
Die rührige Württembergische Arbeitsgemein-
schaft ist an die Ministerialabteilung für die Fach-
schulen Württembergs mit einem Plan herangetre-
ten, dessen Ausführung im Rahmen der Erziehung
zur Qualität eine besondere Bedeutung beigemes-
sen werden muß. Es wird damit eine alte Idee des
Werkbundes, die übrigens in den ersten Jahren sei-
nes Bestehens in der Form einzelner Kurse in die
Tat umgesetzt wurde, wiederum aufgegriffen, und
es ist zu hoffen, daß bei der bekannten Zähigkeit
vor allen Dingen des geistigen Urhebers des Planes,
Gustav Stotz, diesmal aus der Idee eine dauernde
und ständig frisch bleibende Einrichtung wird, die
hoffentlich auch an anderen Stellen Nachahmung
findet. Mit diesem Plan würde sicherlich auch der
Forderung des Einzelhandels nach ausgezeichnet
geschulten Kräften Genüge geleistet werden kön-
nen, und die Sache des Werkbundes würde einen
wesentlichen Schritt weitergebracht. Wir wissen
doch alle, welche Macht der Verkäufer besitzt, wie
entscheidend für die Wahl des Käufers sein Ver-
halten, seine Verkaufstechnik und die Vermittlung
seiner Fachkenntnisse in Form guter Ratschläge an
den Kunden sind. Gelingt es wirklich, den Anstoß zu
geben und gleichzeitig den Weg zu weisen, wie man
dem Verkäufer zugleich mit der Vermittlung des
Fachwissens auch sein Gefühl und sein Wissen um
die Qualität verstärkt und verfeinert, so ist viel ge-
schehen. Es kommt nun ganz darauf an, wie die
Idee in die Tat umgesetzt wird, und wir werden die
weitere Entwicklung und die Ausführung im Auge
behalten und unseren Lesern unsere Eindrücke und
Beobachtungen vermitteln.
Wir veröffentlichen im Wortlaut die Eingabe und
können gleichzeitig mitteilen, daß diese Eingabe
von verschiedenen maßgebenden Stellen, denen sie
bekannt geworden ist, begrüßt wurde und daß dem
Vorschlag entsprochen wird. (Siehe Mitteilungen.)
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