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Karlinger, Hans: Denkmalpflege und neue Form
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0064
Hauptschiff Mainzer Dom
Ausmalung: Paul Meyer-Speer
1927—28
Foto
Fritz Grieshaber, Offenbach a. M.
DaO ein Gestalter vom Ausmaße Ivl a y s im Rah- nach Kräften, die auf dieser Linie Werkarbeit zu
men denkmalpflegerischer Aufgaben (Denkmals- leisten vermöchten. Umschau zu halten,
tag in Würzburg 1928) spricht, ist ein Faktum, Denn nicht der ist „frei" im Sinne des Lebens,
wesentlicher als die Angelegenheit, inwieweit er der das vergangene, das gewordene Kunstwerk
heute schon verstanden wird. ausgelöscht haben möchte: Vernichtung ist nicht
Die Situation scheint die: die unkünstlerische Überwindung. ,,Frei" ist der, der zu Gewordenem
Vorstellung, daß man für Schutzmaßnahmen alter seine, d. h. die lebendige Stellung findet. Aus
Kunstwerke — gleichviel ob das Stadtbilder, toter Form aber, soweit sie Form an sich bleibt,
Räume oder Bildwerke sind — jeden heranholen fließt kein Leben. Andererseits: Abstand zu Ge-
könnte, der sich durch das nötige imitative Talent wordenem bedeutet nicht Knechtung, in dem ach-
als genügend geschickt erweist zum Kopisten tenden Takt liegt Tat. Die Logik der nur histo-
oder Anempfinder, und im übrigen den lebenden rischen, d. h. vom Leben abgelösten Denkmal-
Künstler, der ja doch auch mit dem vergangenen pflege hat das vor zwei Generationen auch
Werk schließlich am tiefsten, d.h. am wesen- durchaus begriffen, indem sie nicht den Sinn der
haftesten fühlt, auf eine Insel jenseits der ge- biologischen Geschichte gelten ließ, sondern pu-
wordenen Welt isolieren dürfte, — diese Vor- rifizierte, d. h. von der Fiktion eines sog. „reinen"
Stellung erlischt rettungslos. Die Verpflichtung geschichtlichen Faktums ausging. Auch sie
des Schutzes bleibt. Also auch die Aufgabe, drängte damit zur Tat (Regotisierung unserer
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Ausmalung: Paul Meyer-Speer
1927—28
Foto
Fritz Grieshaber, Offenbach a. M.
DaO ein Gestalter vom Ausmaße Ivl a y s im Rah- nach Kräften, die auf dieser Linie Werkarbeit zu
men denkmalpflegerischer Aufgaben (Denkmals- leisten vermöchten. Umschau zu halten,
tag in Würzburg 1928) spricht, ist ein Faktum, Denn nicht der ist „frei" im Sinne des Lebens,
wesentlicher als die Angelegenheit, inwieweit er der das vergangene, das gewordene Kunstwerk
heute schon verstanden wird. ausgelöscht haben möchte: Vernichtung ist nicht
Die Situation scheint die: die unkünstlerische Überwindung. ,,Frei" ist der, der zu Gewordenem
Vorstellung, daß man für Schutzmaßnahmen alter seine, d. h. die lebendige Stellung findet. Aus
Kunstwerke — gleichviel ob das Stadtbilder, toter Form aber, soweit sie Form an sich bleibt,
Räume oder Bildwerke sind — jeden heranholen fließt kein Leben. Andererseits: Abstand zu Ge-
könnte, der sich durch das nötige imitative Talent wordenem bedeutet nicht Knechtung, in dem ach-
als genügend geschickt erweist zum Kopisten tenden Takt liegt Tat. Die Logik der nur histo-
oder Anempfinder, und im übrigen den lebenden rischen, d. h. vom Leben abgelösten Denkmal-
Künstler, der ja doch auch mit dem vergangenen pflege hat das vor zwei Generationen auch
Werk schließlich am tiefsten, d.h. am wesen- durchaus begriffen, indem sie nicht den Sinn der
haftesten fühlt, auf eine Insel jenseits der ge- biologischen Geschichte gelten ließ, sondern pu-
wordenen Welt isolieren dürfte, — diese Vor- rifizierte, d. h. von der Fiktion eines sog. „reinen"
Stellung erlischt rettungslos. Die Verpflichtung geschichtlichen Faktums ausging. Auch sie
des Schutzes bleibt. Also auch die Aufgabe, drängte damit zur Tat (Regotisierung unserer
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