Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0091
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Vorläufige Bemerkungen zur neuen niederländischen Architektur
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Wageningen
Architekt C. van Eesteren
Programm:
Eine freistehende Aula mit Nebenräumen. Ungefähr 300 Sitzplätze.
Lageplan:
Das Gebäude ist in bezug auf die Umgebung so gelagert, daß alt und neu zu einer natürlichen Einheit verwachsen können.
Grundriß:
Die in einem solchen einfachen Gebäude meist vorkommenden überflüssigen Gänge und kleinen Vorräume findet man hier
nicht. Trotzdem kann sich alles abwickeln, ohne daß die verschiedenen Vorgänge sich stören. Dazu ist der Grundriß so
einfach und funktionell wie möglich gestaltet. Der Besucher kann alles sofort überblicken. Versucht ist, einen akustisch
richtigen Saal zu entwerfen, worin jede Stimme und jedes Stimmvolumen sich geltend machen kann. In den meisten Hör-
sälen ist die Akustik nämlich schlecht. Die Eigenfarben der Materialien mit einigen funktionellen Farbkontrasten machen
das Ganze lebendig, so daß dem heutigen Unterricht entsprechend ein klares, helles und sauberes Gebäude entstehen kann.
Gegenüber der unheimlichen Variation der Fen-
sterformen in diesen Wohnhausbauten berührt die
einheitliche Form und Konstruktion der Schulfenstsr
überaus angenehm. Bezeichnend aber für die Vor-
liebe für „modernes" Aussehen der Schulbauten ist
eine ganz kleine Schule in Ymuiden. die wir auf
Seite 63 oben abbilden. Das Treppenhaus ist in
einen Turm verlegt, der das Schulgebäude überragt.
Aber dieser ganze Aufbau ist vollkommen überflüs-
sig und noch nicht einmal zugänglich. Die Sucht,
möglichst kubische Türme zu bauen, wird geradezu
grotesk, wenn man den Dingen nachgeht. Auch die
ungeheuren sturzartigen Überhöhungen des Post-
scheckamts in Amsterdam sind rein formalistisch
und überall in der holländischen Architektur wie-
derzufinden, nicht zuletzt an den Wohnhäusern
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Architekt C. van Eesteren
Programm:
Eine freistehende Aula mit Nebenräumen. Ungefähr 300 Sitzplätze.
Lageplan:
Das Gebäude ist in bezug auf die Umgebung so gelagert, daß alt und neu zu einer natürlichen Einheit verwachsen können.
Grundriß:
Die in einem solchen einfachen Gebäude meist vorkommenden überflüssigen Gänge und kleinen Vorräume findet man hier
nicht. Trotzdem kann sich alles abwickeln, ohne daß die verschiedenen Vorgänge sich stören. Dazu ist der Grundriß so
einfach und funktionell wie möglich gestaltet. Der Besucher kann alles sofort überblicken. Versucht ist, einen akustisch
richtigen Saal zu entwerfen, worin jede Stimme und jedes Stimmvolumen sich geltend machen kann. In den meisten Hör-
sälen ist die Akustik nämlich schlecht. Die Eigenfarben der Materialien mit einigen funktionellen Farbkontrasten machen
das Ganze lebendig, so daß dem heutigen Unterricht entsprechend ein klares, helles und sauberes Gebäude entstehen kann.
Gegenüber der unheimlichen Variation der Fen-
sterformen in diesen Wohnhausbauten berührt die
einheitliche Form und Konstruktion der Schulfenstsr
überaus angenehm. Bezeichnend aber für die Vor-
liebe für „modernes" Aussehen der Schulbauten ist
eine ganz kleine Schule in Ymuiden. die wir auf
Seite 63 oben abbilden. Das Treppenhaus ist in
einen Turm verlegt, der das Schulgebäude überragt.
Aber dieser ganze Aufbau ist vollkommen überflüs-
sig und noch nicht einmal zugänglich. Die Sucht,
möglichst kubische Türme zu bauen, wird geradezu
grotesk, wenn man den Dingen nachgeht. Auch die
ungeheuren sturzartigen Überhöhungen des Post-
scheckamts in Amsterdam sind rein formalistisch
und überall in der holländischen Architektur wie-
derzufinden, nicht zuletzt an den Wohnhäusern
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