Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

DOI Artikel:
Riezler, Walter: Kogan und die Griechen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0116

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frage: wie denn in dieser unserer Zeit, die
sicherlich ihrer ganzen Struktur und auch dem
größten Teil ihrer geistigen und künstlerischen
Produktion nach dem Griechentum so fern steht
wie irgendeine in sich zerrissene Epoche der
Weltgeschichte, — wie in dieser Gegenwart
überhaupt ein Schaffen möglich ist, das auch nur
entfernt die Erinnerung an Griechisches er-
weckt. Wobei man nicht vergessen darf, daß
Kogan keineswegs ganz allein steht, daß es viel-
mehr außer ihm in der Plastik, angefangen bei
Maillol, noch so manches gibt, was an klassi-
schem Geiste Anteil hat, wenn auch nirgends das
Griechische scheinbar so rein, so ganz unbe-
rührt von späterer Unruhe erscheint wie gerade
bei Kogan.

Nur unter Plastikern kann man heute diese Hin-
neigung zum Griechischen finden. Klassizisti-
sche Strömungen mag es da und dort geben, in
der Malerei sowohl als auch in den anderen Kün-
sten, und vielleicht entwickelt sich, wenn die
augenblickliche „atonale" Welle vorüber ist, auch
wieder eine neue „Klassizität"; diese hat aber,
wie man wohl aus den ersten Anzeichen in der
neuesten französischen Malerei — aber nicht
etwa aus den nicht sehr belangvollen ausge-

sprochen klassizistischen Bildern Picassos —
schließen kann, mit der griechischen nichts ge-
mein. Während es doch gerade die Griechen-
nähe ist, die uns bei Kogan so ergreift. Man
wird nicht sagen dürfen, daß die Plastik eben
doch die eigentlich griechische Kunst sei, so
daß jede Beschäftigung mit plastischen Proble-
men schließlich wieder in die Nähe der Griechen
führen müsse; denn dazu gibt es doch in der
Plastik ganz großer Epochen zu viel Ungriechi-
sches. Wohl aber liegt es an der relativen Be-
schränktheit des Gegenständlichen, daß aller-
dings eine bestimmte Art von Einstellung not-
wendig zu Lösungen führen muß, die Griechi-
schem zum mindesten verwandt sind: während
der Maler, dem das Ideal der in sich ruhenden
Harmonie am Herzen liegt, dieses Ideal in einer
Form verwirklichen kann, die weitab von grie-
chischer Art liegt, wird der gleichgesinnte Plasti-
ker, da er es im wesentlichen doch immer mit
der menschlichen Gestalt zu tun hat, ganz von

Terrakotten

Moissej Kogan

86
 
Annotationen