Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0126
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Kállai, Ernő: Der Bildhauer Gerhart Marcks
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zeichnet ist. Aus solchen empfindlichen Ab-
tastungen, gleichsam psychologischen Punktie-
rungen sammelt sich die plastische Form: zu-
rückhaltend, vorsichtig, zögernd fast, ständig
darauf bedacht, möglichst viel aus dem reichen
Nährboden ihrer unmittelbaren Erfühlungen in
sich aufzunehmen, zu verarbeiten. Mareks hat
auch in Stein und Holz manche bedeutende
Arbeit vollbracht, doch seine größte Ausdrucks-
kraft liegt in Tonmodellierungen. Das Modellie-
ren im Ton entspricht am besten seinen besonde-
ren Formabsichten: die in Widerstrebungen und
Hemmungen stockend befangene Zerspanntheit
und Ungelöstheit eines menschlichen Wachs-
tums darzustellen. Aus welchen tieferen seeli-
schen Zusammenhängen her diese sorgsame be-
wußte Pflege der unebenmäßigen, unschönen
Form bei Mareks zu deuten ist, wurde schon dar-
gelegt.
Ephebe 1926, Gips, lebensgroß
Gerhart Mareks
96
Stehende Frau 1923, Birnbaumholz, vergoldet
Höhe 110 cm
Gerhart Mareks
Wie jeder wahre Künstler, sucht auch Mareks
den Antrieb zu seinen Gestaltungen in dauern-
den wachen Auseinandersetzungen mit dem wirk-
lichen Leben, im Beobachten seiner Umgebung.
Das Volk, besonders das Industrieproletariat um
Halle, liefert ihm Angriffspunkte genug für die
Eigenart, den Menschen als dürftige Kreatur
eines rauhen Schicksals zu gestalten.
Mareks hat in früheren Jahren Bindung bei
der Architektur gesucht. Er gehörte zum Wei-
marer Bauhaus, das die neue Architektur zu-
nächst noch als Zusammenfassung aller Künste
vor sich sah. Die Entwicklung, die das neue
Bauen, zumal gerade am Bauhaus ins Rationale
und industrietechnisch Gerichtete nahm, drängte
auch Mareks zu einer Umbildung seiner künst-
lerischen Ziele. Die neue Architektur entzog ihm
die Möglichkeit, seine Plastik einer räumlich-
formalen Umfassung und Überkrönung einzuord-
nen. Sie ließ den Bildhauer Mareks, dem seeli-
scher Ausdruck alles und glatte Korrektheit
nichts bedeutet, unberührt. So kam Mareks
tastungen, gleichsam psychologischen Punktie-
rungen sammelt sich die plastische Form: zu-
rückhaltend, vorsichtig, zögernd fast, ständig
darauf bedacht, möglichst viel aus dem reichen
Nährboden ihrer unmittelbaren Erfühlungen in
sich aufzunehmen, zu verarbeiten. Mareks hat
auch in Stein und Holz manche bedeutende
Arbeit vollbracht, doch seine größte Ausdrucks-
kraft liegt in Tonmodellierungen. Das Modellie-
ren im Ton entspricht am besten seinen besonde-
ren Formabsichten: die in Widerstrebungen und
Hemmungen stockend befangene Zerspanntheit
und Ungelöstheit eines menschlichen Wachs-
tums darzustellen. Aus welchen tieferen seeli-
schen Zusammenhängen her diese sorgsame be-
wußte Pflege der unebenmäßigen, unschönen
Form bei Mareks zu deuten ist, wurde schon dar-
gelegt.
Ephebe 1926, Gips, lebensgroß
Gerhart Mareks
96
Stehende Frau 1923, Birnbaumholz, vergoldet
Höhe 110 cm
Gerhart Mareks
Wie jeder wahre Künstler, sucht auch Mareks
den Antrieb zu seinen Gestaltungen in dauern-
den wachen Auseinandersetzungen mit dem wirk-
lichen Leben, im Beobachten seiner Umgebung.
Das Volk, besonders das Industrieproletariat um
Halle, liefert ihm Angriffspunkte genug für die
Eigenart, den Menschen als dürftige Kreatur
eines rauhen Schicksals zu gestalten.
Mareks hat in früheren Jahren Bindung bei
der Architektur gesucht. Er gehörte zum Wei-
marer Bauhaus, das die neue Architektur zu-
nächst noch als Zusammenfassung aller Künste
vor sich sah. Die Entwicklung, die das neue
Bauen, zumal gerade am Bauhaus ins Rationale
und industrietechnisch Gerichtete nahm, drängte
auch Mareks zu einer Umbildung seiner künst-
lerischen Ziele. Die neue Architektur entzog ihm
die Möglichkeit, seine Plastik einer räumlich-
formalen Umfassung und Überkrönung einzuord-
nen. Sie ließ den Bildhauer Mareks, dem seeli-
scher Ausdruck alles und glatte Korrektheit
nichts bedeutet, unberührt. So kam Mareks