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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0140

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Wir sind eifrig bestrebt, dem neuen Geschmack
Rechnung zu tragen, aber wir können auch nur
solche Waren in großen Mengen anfertigen und ans
Lager stellen, für die wir meinen, einen größeren
Kundenkreis zu finden."

8. November 1929 unsere Antwort an die Firma:

„Wir haben mit großem Interesse von Ihrem
Schreiben vom 31. Oktober Kenntnis genommen.
Ganz besonders hat uns das interessiert, was Sie
über die neuen Muster der Architekten sagen. Sie
haben sicher damit recht, wenn Sie an diejenigen
Architekten denken, die besondere Dinge herstellen
und die besondere Profile und Zierteile gebrauchen.
Dieser .moderne Architekt' ist nach unserem Ge-
fühl meist auch nicht besser als der alte Muster-
zeichner, der seine imitierten Renaissance- und
Rokoko-Muster entworfen hat.

Wir verstehen unter dem .modernen Architekten'
denjenigen, der vor allen Dingen mit vorhandenen
Normteilen und mit zierlosem, aber praktischem und
qualitativ gut vorgearbeiteten Material arbeitet, also
nicht denjenigen, der auf einer Tür eine neue Profi-
lierung wünscht, sondern denjenigen, der die glatte
und vernünftige Sperrholztür verwendet. Uns in-
teressiert in der Hauptsache der Architekt, der auf

diesem Gebiet für die Masse arbeitet und dessen
Arbeiten aus den wirtschaftlichen und sozialen Be-
dingungen unserer Zeit heraus entstehen. Es ist
uns hochinteressant gewesen, zu erfahren, daß Sie
unter dem Architekten, sagen wir, den modernen
Zierkünstler verstehen."

11. November 1929 die Firma an uns:

„Wenn Sie uns gestatten, auf den Inhalt Ihres
Briefes nochmals einzugehen, so möchten wir sagen,
daß wir unter ,moderner Architektur' allerdings die-
jenigen Formen verstehen, die heute beliebt sind,
d. h. die Flächen glatt, möglichst ohne Profile, da-
für an bestimmten Teilen eckige bzw. winkelige
Ornamente. Aber das, was wir in unserem früheren
Schreiben gesagt haben, bleibt hierbei bestehen.
Obwohl die Flächen glatt und profillos behandelt
werden, werden sie gewöhnlich teurer als diejenigen
Flächen, die profiliert sind, weil diese in großen
Quantitäten hergestellt werden, denn das große
Publikum will sich noch immer nicht an die glatten
Flächen gewöhnen. Eine Sperrholztür ist noch immer
teurer als eine Drei- oder Vierfüllungstür. Ebenso
werden Schränke, die in Rahmen gearbeitet sind,
billiger als solche, die ganz glatte Flächen aufwei-
sen, aber aus Sperrholz hergestellt werden müssen."

JAVANISCHE KUNST

Die niederländische Kunst und das nie-
derländische Kunstgewerbe üben heute
wiederum einen großen Einfluß auf die Ge-
staltung von Kunst und Kunstgewerbe in
Europa aus. Am deutlichsten ist dies in der
Architektur. Das holländische Ornament so-
wohl als auch die reine Kunst sind aber heute
stark durch javanische Kunst beeinflußt,
stärker, als man im allgemeinen in Deutsch-
land annimmt. Vielfach bezeichnet man
deutscherseits typische Erscheinungen, vor
allem im holländischen Ornament, als Äuße-
rung des Schmuckbedürfnisses eines nor-
dischen Schiffervolkes, während das, was
man meint, im wesentlichen doch nur Äuße-
rungen javanischen Einflusses sind, die in-
folge der oben erwähnten Eigenschaft des
Schiffervolkes vielleicht leichter übernom-
men werden.

Bezeichnend ist es auch, daß der Mann,
dessen Einfluß auf die holländische Grafik
heute mindestens ebenso stark festzu-
stellen ist, wie der Dr. H. P. Berlages auf
die Architektur, Jan Toorop, selbst eine
javanische Mutter gehabt hat und also dem
javanischen Volke, dessen Kunst auf die
seine von größtem Einfluß war, blutsver-
wandt war.

Als Beispiel älterer javanischer Volks-
kunst bringen wir in der Abbildung einen
Steinkopf einer Javanerin, ein Fragment
aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, das kürz-
lich auf dem Gebiet der ehemaligen javani-
schen Hauptstadt Madjapahit gefunden
wurde.

Klischee Oedaya-Hag Th. Metz

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