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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Fries, Heinrich de: Neue Pläne von Frank Lloyd Wright
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0405

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Rechts und links im Entwurf die Hotelräume selbst
als rückwärts gegen die Felswand gestaffelte Ter-
rassenbauten, deren Korridore längs des Felsens
laufen. Eine große Fontäne, Studio-Appartements
und Verwaltungsgebäude ergänzen das Bild der Ge-
samtanlage. Ihr Aufbau zeigt aufs neue jene be-
sondere Mischung von Sachlichkeit und Romantik,
auf die ich schon in meinem Buche über Wright (Ver-
lag Ernst Pollack, Berlin 1926) betont hinwies.
Leider fehlt in dem neuen Foto jener eigenartige
koloristische Reiz, den die farbigen Blätter der er-
wähnten Publikation besonders gut wiedergeben.
Aber in der rhythmisch-melodischen Bewegtheit der
ganzen Anordnung sind alle jene Elemente enthal-
ten, die die gewaltige Spanne zwischen dem Bau-
konstrukteur und dem Dichter Lloyd Wright nach
der Seite des Genialen hin stets neu ausgeformt
schöpferisch überbrücken.

Der Dichter - Architekt Wright, der unentwegte
Romantiker der Sachlichkeit, wird im Mai/Juni einige
Vorlesungen an der Princetown Universität halten
und er hat für den Beginn dieser Vorlesungen ein
Manifest verfaßt, dessen Ubersetzung ins Deutsche
darum nicht restlos gelingen konnte, weil Fachaus-
drücke und Begriffe häufig sehr verschiedene Fär-
bung in beiden Sprachen tragen und eine wortge-
treue Übertragung zu Irrtümern Anlaß geben könnte.
Auch ließ sich nicht jeder Ausdruck einwandfrei und
lückenlos übersetzen. Weil ferner Lloyd Wright über

einen besonderen Sprachduktus persönlicher Fär-
bung verfügt, der an Eigenart, Energie und Aus-
druckskraft seit jenem berühmten Ausgangsmanifest
von 1910 bis heute, also in 20 Jahren, nichts von
seiner Wesenheit verloren hat.

Manches aus diesem neuen Manifest von 1930
mögen sich unsere unentwegten Sachlichkeits-
Apostel übers Zeichenbrett hängen. Denn für Wright
ist Sachlichkeit ein Mittel, ein sehr gutes, notwendi-
ges, aber auch sehr selbstverständliches Mittel des
Architekten, niemals aber ein Ziel, am wenigsten ein
Schlagwort. Der im gegenwärtigen Europa und
sicherlich auch in Amerika mit geringen Ausnahmen
fast stets vorhandene Bruch zwischen Mensch und
Beruf, zwischen Arbeit und Persönlichkeit fehlt bei
Wright völlig, wie er in Deutschland in gleicher Rich-
tung, wenn auch in einer anderen Formulierung etwa
bei Professor Hans Poelzig gleichfalls durchaus
fehlt. Alles Ästhetische ist dem Architekten Wright
ein Ethisches, ist also nicht beliebig und spielerisch,
sondern bei aller Freude an der spielenden Form
streng gebunden. Und diese innere Konsequenz wie
das tiefe Wissen um die geheime Verbundenheit
alles organisch Gewachsenen, ob Blumen oder Bau-
werk, findet seinen Niederschlag in jenem neuen
Manifest von 1930, das ich zunächst im englischen
Text, dann in deutscher Übertragung abschließend
folgen und damit einer eigenen unmittelbaren Wir-
kung überlasse.

H. de Fries

Modern Concepts Concerning an Organic Architecture from the Work of Frank Lloyd Wright

Principle is the safe precedent.
The working of a principle is the only safe tradition.
Human traditions like styles are garments to be put
on or taken off.

Form is organic only when it is natural to materials
and natural to function.

An organic-form grows its structure out of condi-

tions as a plant grows out of soil____both unfold

similarly from the within.

All form in an organic architecture responds and
unfolds to man-light or human imagination as the
form entrusted to the seed unfolds and responds
to the sun-light.

An inner-life-principle is a gift to every seed. An
inner-life-principle is as necessary for every idea
of a good building.

Simplicity when organic is spontaneous inevitable
result.

Simplicity and style both are consequences never
causes.

Buildings are like trees when both .... are allowed
to be themselves.

Who would say the oak is greater than the elm,
the willow superior to the birch, the beech more
noble than the pine, the apple-tree superior to them
all, except for specific-purposes.

Um die Übersetzung des Manifestes war Frau Dr. Straus-Ernst in
Köln bemüht. Die genauen Angaben zu dem Bildmaterial verdanke
ich dem Architekten Heinrich Klumb, früher im Atelier von Karl
Schneider-Hamburg, der vor zwei Jahren mit meiner Empfehlung
nach Amerika zu Wright ging. Er hat sich seither als Mitarbeiter
des Meisters besonders bei der Ausarbeitung dieses Projektes zu
einem Wüstenhotel betätigt wie auch bei dem Turmhaus St. Marks
Tower in New York. de Fries

Specific-purpose is the qualifying aim of all creatfon.
Nature is nothing unless specific: the genus is gene-
ralization but every speciman born is an individual

expression of the genus____all similar but no two

alike to infinity. Organic buildings are likewise.
Monotony is impossible to the working of principle,
because all then lives. Standardization could live
similarly.

Correlation is the first essential of all growth.
Growth is a process of becoming—decay is so no
less. Only growth needs or ever finds expression.
Death is a crisis of growth.

From the ground up is good sense for building,
beware of from the top down.

Buildings like trees are brother to the man. Build-
ings trees and man all are out of the ground into
the light.

Good-form is good-sense put into some effective
shape appropriate to some material.
Form is made by function but qualified by use, there-
fore form changes with changing conditions. The
last analysis is never made.

What we understand and appreciate we own ____

we may be janitors or policemen of more—but that
is all.

Chewing-gum the rocking-chair and picturizing. Are

all habits equally valuable to modern art.

A matter of taste is usually a matter of ignorance.

Genuine expressions of principle-at-work as form

will always be valuable achievements of growth,

and should be thrown away no more than books

which embodied truth in any age.

All forms stand prophetic beautiful and forever, inso-

far as they were in themselves truth embodied. They

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