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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Oud, Jacobus J. P.: Die städtische Siedlung "Kiefhoek" in Rotterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0424

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Der Lageplan:

Viele vorhandene Straßen - Einmündungen sowie
Forderungen des Verkehrs bedingten eine Situation
der Wohnungen, welche den theoretischen Wohn-
bedürfnissen kompromißweise entsprechen mußte.
Folgerichtige Orientierung nach der Lage zur Sonne
war nur zu erreichen in dem Sinne, daß möglichst
Nord-Südstraßen mit teilweiser und verschiedenarti-
ger Besonnung von allen Wohnungen zu verschiede-
nen Tageszeiten angelegt wurden. Dieses war auch
erwünscht, damit man mit einem Wohnungstyp aus-
kam.

Daß eine Anzahl Wohnungen wegen der Terrain-
form abweichend situiert werden mußte, stört mich
nicht: nicht jedermann ist ein begeisterter Sonnen-
liebhaber!

Es ergibt sich also trotz der Uniformität der Woh-
nungen die Möglichkeit einer „Wahl".

In der westlichen Ecke des Terrains (bei der
„Waterstokerij") habe ich bevorzugt — trotz weniger
Besonnung des Vorgartens an der einen Seite —,
die Häuser beiderseits zurückzusetzen. Nicht nur
Sonne, sondern auch „Raum" (Gefühl des Raumes
und der „Geräumigkeit") halte ich für ganz wesent-
lich für das gute Wohnen.

Der Einblick in die Hintergärten ist absichtlich
möglichst behindert: es werden hier die ärmsten
Arbeiter wohnen, und die Erfahrung hat gelehrt, daß
bei Bewohnern dieser Art eine richtige Versorgung
des Gartens im allgemeinen nicht zu erwarten ist.
Gelingt es, sie dazu zu erziehen, um so erfreulicher:
es darf damit aber für die nächste Zeit noch nicht
gerechnet werden.

Einige Eckwohnungen sind im Grundriß und im
Aufbau abgeleitet vom normalen Typ; einige Woh-
nungen für sehr große Familien wurden zum Verdek-
ken der Hintergärten in einer Querstraße benutzt: der
normale Typ wurde hier durch Anbauten erweitert.

Die „Waterstokerij" ist eine typisch Rotterdamer
Angelegenheit, wo man in großer Menge warmes
Wasser bereitet und — gewöhnlich pro Eimer —' ver-
kauft, was für die Leute billiger kommt als das
warme Wasser zu Hause zu bereiten. Sie hat ihre
Lage möglichst zentral erhalten mit Rücksicht auf
den Stadtteil, welchen sie zu bedienen hat (nicht
nur „Kiefhoek"). Mit ihrem Schornstein ist sie schon
von weitem zu erkennen (besonders Kinder holen
das Wasser). Eine „Waterstokerij" ist zu gleicher
Zeit ein kleines „Warenhaus".

Zwei Läden sind derartig situiert, daß sie auch
vom — am „Kiefhoek" entlanggehenden — Hauptweg
sichtbar sind. Zwei Lagerhäuschen — eventuell
kleine Werkstätten — befinden sich in Ecken, wel-
che sonst weniger praktisch zu verwerten gewesen
wären. Eine zentrale Werkstatt — zu gleicher Zeit
Kontor enthaltend — für die „Woningstichting" (eine
Gründung der Gemeinde, welche die städtischen
Wohnungen verwaltet) komplettiert den kommunalen
Baukomplex.

Beim Entwurf für die „Waterstokerij" und für die
Läden wurde wieder möglichst der normale Typ ver-
wendet.

Als Spielplätze für die Kinder wurde ein Terrain
in der Südostecke des Grundstücks und ein Terrain
in der Mitte desselben ausgebildet. Die Lage
1 m über der Straße gewährt hier die nötige Frei-
heit, während dadurch zu gleicher Zeit reiner Spiel-
sand zur Verfügung ist. Beim Spielplatze in der
Mitte, wo die Kinder direkt in der Nähe vom Verkehr
sind, ist der Zugangsweg mittels einer ansteigenden
Fläche derartig angelegt, daß sie beim Fortlaufen
immer zuerst einige Biegungen in ihrem Wege zur
Straße finden, wodurch ihr Lauf angehalten wird,
bevor sie ins Gewühl der Straße geraten. Außerdem
gibt es dann noch eine Barriere, welche nur seit-
lichen Durchgang ermöglicht.

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