oberflächlichen Modejournalisten von Anfang an nicht vergessen, welche suggestive Wirkung von
gar nicht eine Umstellung der gesamten Frauen- der Kleidung durch ihre Form, Farbe oder ihr
mode erstrebte, sondern nur eine Erneuerung Material ausgehen kann, wie sehr die Haltung, die
des Abendkleides im Sinne einer gutverstande- ihm ein Kleid aufzwängt, den Menschen in an-
nen Zweckmäßigkeit. Der Zweck dieses Kleides regende und aufnahmefähige Stimmung ver-
ist unbedingt der, seine Trägerin groß, erhaben, setzen kann, wie sehr das festliche Aussehen der
stolz, majestätisch erscheinen zu lassen. Dies ihn umgebenden Menschen diese Stimmung noch
Kleid hat theatralische Maske zu sein, Monumen- erhebt.
talfassade und — nicht zuletzt — Plakat! Reiche Wenn man dieses Teilgebiet der Mode, das
Amerikanerinnen, Frauen von bekannten Poliii- Abendkleid betrachtet, dann merkt man, was für
kern und anderen im Mittelpunkt des Tagesinter- ein Unterschied zwischen der Arbeit der guten
esses stehenden Männern, Schauspielerinnen Couturiers und der schlechten und besonders
und geschäftstüchtige Halbweltdamen wollen aus den Nachahmungen der kleinbürgerlichen
Geschmack oder Berechnung oder aus beiden Schneiderinnen und der Konfektion besteht. Auf
dieser Gründe die Blicke auf sich ziehen, wenn der einen Seite wird die Eleganz und Größe
sie abends ausgehen. Man kann es bedauern, durch die Silhouette, den Schnitt also und die
daß in der heutigen Gesellschaftsordnung noch Qualität der Näharbeit, erzielt, durch die raffi-
soviel Unwahrheit und Ungerechtigkeit vornan- nierte Auswahl der Stoffe und natürlich auch
den ist, daß es überhaupt noch Menschen gibt, ihre Güte, auf der anderen Seite macht man es
die statt von gemeinnütziger Arbeit von äußer- oder glaubt man es machen zu können mit auf-
lichem Bluff leben, daß es andere gibt, denen genähten Zipfeln und Bändern, denen man an-
mondäne Bewunderung oder Neid Lebenszweck merkt, daß sie nur da sind, um eine leere Stelle
sind. Man muß aber zugeben, daß die Gesell- auszufüllen.
schaftsklasse, die das repräsentative Abendkleid Bei den Tages- und besonders Sportskostü-
braucht, noch lebt. Ich neige sogar zur Ansicht. men ist der Unterschied viel weniger kraß, eben
daß auch in einer ideal aufgebauten Gesellschaft weil die Zweckmäßigkeit, welche die Frauen sei-
ein Unterschied zwischen dem Arbeitskieid und ber auf diesen Gebieten der Mode verlangen,
dem Kleid, das man bei besonderen Gelegenhei- manchen ornamentalen Schwulst unmöglich
ten anzieht, bestehen bleiben würde. Man darf macht.
Foto: Dr. Wolff, Frankfurt a. M.
Handtaschen sacs ä main / bags der Firma Ludwig Krumm A.G., Vereinigte Lederwarenfabriken, Offenbach a. M.
425
gar nicht eine Umstellung der gesamten Frauen- der Kleidung durch ihre Form, Farbe oder ihr
mode erstrebte, sondern nur eine Erneuerung Material ausgehen kann, wie sehr die Haltung, die
des Abendkleides im Sinne einer gutverstande- ihm ein Kleid aufzwängt, den Menschen in an-
nen Zweckmäßigkeit. Der Zweck dieses Kleides regende und aufnahmefähige Stimmung ver-
ist unbedingt der, seine Trägerin groß, erhaben, setzen kann, wie sehr das festliche Aussehen der
stolz, majestätisch erscheinen zu lassen. Dies ihn umgebenden Menschen diese Stimmung noch
Kleid hat theatralische Maske zu sein, Monumen- erhebt.
talfassade und — nicht zuletzt — Plakat! Reiche Wenn man dieses Teilgebiet der Mode, das
Amerikanerinnen, Frauen von bekannten Poliii- Abendkleid betrachtet, dann merkt man, was für
kern und anderen im Mittelpunkt des Tagesinter- ein Unterschied zwischen der Arbeit der guten
esses stehenden Männern, Schauspielerinnen Couturiers und der schlechten und besonders
und geschäftstüchtige Halbweltdamen wollen aus den Nachahmungen der kleinbürgerlichen
Geschmack oder Berechnung oder aus beiden Schneiderinnen und der Konfektion besteht. Auf
dieser Gründe die Blicke auf sich ziehen, wenn der einen Seite wird die Eleganz und Größe
sie abends ausgehen. Man kann es bedauern, durch die Silhouette, den Schnitt also und die
daß in der heutigen Gesellschaftsordnung noch Qualität der Näharbeit, erzielt, durch die raffi-
soviel Unwahrheit und Ungerechtigkeit vornan- nierte Auswahl der Stoffe und natürlich auch
den ist, daß es überhaupt noch Menschen gibt, ihre Güte, auf der anderen Seite macht man es
die statt von gemeinnütziger Arbeit von äußer- oder glaubt man es machen zu können mit auf-
lichem Bluff leben, daß es andere gibt, denen genähten Zipfeln und Bändern, denen man an-
mondäne Bewunderung oder Neid Lebenszweck merkt, daß sie nur da sind, um eine leere Stelle
sind. Man muß aber zugeben, daß die Gesell- auszufüllen.
schaftsklasse, die das repräsentative Abendkleid Bei den Tages- und besonders Sportskostü-
braucht, noch lebt. Ich neige sogar zur Ansicht. men ist der Unterschied viel weniger kraß, eben
daß auch in einer ideal aufgebauten Gesellschaft weil die Zweckmäßigkeit, welche die Frauen sei-
ein Unterschied zwischen dem Arbeitskieid und ber auf diesen Gebieten der Mode verlangen,
dem Kleid, das man bei besonderen Gelegenhei- manchen ornamentalen Schwulst unmöglich
ten anzieht, bestehen bleiben würde. Man darf macht.
Foto: Dr. Wolff, Frankfurt a. M.
Handtaschen sacs ä main / bags der Firma Ludwig Krumm A.G., Vereinigte Lederwarenfabriken, Offenbach a. M.
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