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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Fink, S.: Zur Eröffnung des Altersheims der Henry Budge-Stiftung Frankfurt/Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0541

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Bei dem, der lange Jahre als Arzt an Siechen-
häusern tätig war, muß das neugebaute Alters-
heim der Budge-Stiftung besonderes Interesse
erwecken. Die Altersversorgung ist erst unter den
Nachkriegsverhältnissen zu einem brennenden
Problem geworden. Nicht nur die wirtschaftliche
Notlage der Alten macht eine Lösung der Unter-
bringungsfrage notwendig, sondern vor allem die
Tatsache, daß in den nächsten Jahrzehnten die
Zahl der alten Leute in der Gesamtzahl der Be-
völkerung Deutschlands immer mehr steigen wird.
Wie Ernst Kahn in seinen Artikeln nachweisen
konnte (Frankfurter Zeitung vom 30. März und
1. April 1930, 1. Morgenblatt, Wirtschaftskurve
Nr. 1, 1930), wird infolge des Geburtenrückgan-
ges in Deutschland einem kleinen Nachwuchs die
relativ höhere Zahl der Alten gegenüberstehen.
Mitbedingt wird diese höhere Zahl durch den
natürlichen Umstand, daß die Lebensdauer des
Einzelnen beträchtlich gestiegen ist. Professor
Siegerist, Leipzig, z. B. weist darauf hin, daß sich
die durchschnittliche Lebensdauer von 35 auf
57 Jahre erhöht hat.

Der Bau des Budgeheims geht von dem Ge-
danken aus. dem bürgerlichen Mittelstand, der
notgedrungen in großen Wohnungen haust, eine
den Ansprüchen des Alters gemäße Wohngele-
genheit zu geben. Dadurch werden gleichzeitig
große Altwohnungen frei. Aus diesem Grunde
gab die Kommune 400 000 Mark aus Hauszins-
steuereinkünften zu der Budge-Stiftung von
250 000 Mark hinzu. Der Rest von 150 000 Mark
wird durch Hypotheken aufgebracht. Das Heim
hat nicht den eigentlichen Charakter eines Alters-
heims, vielmehr würde der Begriff „Rentner-
hotel" dem Zweck der Stiftung entsprechen. Mit
dem Bugdeheim ist eines der ersten Apparte-
menthäuser größeren Ausmaßes in Deutschland
verwirklicht worden. Es ist ein kollektiv bewirt-
schaftetes Familienhotel. Die Bindungen des
Kollektivs sind vorhanden, ohne daß besondere
Vorschriften die individuelle Freiheit hemmen.

Der Bau der Budge-Stiftung ist ein Luxusbau.
Entsprechend dieser Tatsache ist der Preis von
180 Mark (für ein Ehepaar 300 Mark) im Monat
angemessen. In Einzelfällen stehen Gelder aus
der Budge-Stiftung oder vom Wohlfahrtsamt zur
Verfügung. Zunächst erscheint es ungewöhnlich,
alte Leute in einem völlig modernen Haus unter-
zubringen, es ist aber erstaunlich zu sehen, wie
schnell und wie gern sich die Bewohner mo-
dernem Komfort anpassen. Das Haus ist ein
Flachbau. Dadurch wird den Insassen das Trep-
pensteigen weitgehendst erspart; für Gebrech-
üche ist noch ein Aufzug vorhanden. Außerdem
ist den alten Leuten, mit ihrem oft reduzierten

Altersheim, Südfront. Detail

Hospice, Front-Sud, detail

Home for the Aged, details of the south elevation

Südseite mit Zimmern

Cöte-Sud avec chambres
Rooms on the south front

Südterrassen vor den Zimmern

Terrasses-Sud devant les chambres
Terraces in front of Southern rooms

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