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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Rupprecht, Wilhelm: Kultgerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0654

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564

Weiße Kasel Honanseide. Abzeichen Gabelkreuz (schwarze
Seide), Vorder- und Rückseite völlig gleich. Entwurf / Projet
Designer: Wilhelm Rupprecht, Aachen, Kunstgewerbeschule

Chasuble blanche en soie du Honan. Marquee, au bas, d'une bor-
dure ä croix fourchee (soie noire). Le cöte-dos et le cöte-poitrine
sont tout ä fait semblables

Chasuble in white Honan Silk. Swastika Symbol in black silk. Front
and back precisely similar

Arbeiten der Paramentwerkstätte an der Kunst-
gewerbeschule Aachen

Das liturgische Parament ist seinem Wesen nach
uniform; denn es kennzeichnet, durch genaue Vor-
schriften gebunden, in Material, Form, Farbe und
Abzeichen die jeweilige Kulthandlung sowie Rang,
Würde und Funktion des Trägers.

Die uniformalen Bestandteile des Paramentes
sind objektiv gegeben, ihre Ausgestaltung, Verar-
beitung, schmuckhafte Erweiterung unterliegt sub-
jektiven Momenten: dem Zeitgeschmack, der Mode,
den provinziellen Gepflogenheiten. Das heißt, daß
ein Parament schlecht und doch vorschriftsmäßig
sein kann. In der Tat erzeugt die heutige Para-
mentenindustrie vorwiegend korrekten Schund.

Die Notwendigkeit einer Reform wird von den be-
teiligten Kreisen nicht unbedingt bestritten. Doch
sind die Schwierigkeiten groß. Am allerwenigsten
kann man dabei von einer Industrie, die ein so emp-
findliches Gebiet zu versorgen hat, verlangen oder
erwarten, daß sie die Anregung zum Umschwung
gibt oder gar das Risiko dafür auf sich nimmt.

Das ist Sache einer Schulwerkstätte, die sich
gegen Kompromiß und Konzession zu verwahren im-
stande und berufen ist.

Unsere Aufgabe bestand zunächst in der ener-
gischen Beseitigung des dekorativen Unrates, der
unter Aufgebot namhafter technischer Speziallei-
stungen auf den Paramenten angesiedelt worden
war. Sodann war Besinnung auf den uniformhaften
Charakter des Paramentes Voraussetzung der ge-
fundenen Lösungen. Die luxuriöse Einzelleistung
(auf maschinellem Wege wird sie nicht selten vor-
getäuscht) hat in der Gegenwart so ziemlich alle
inneren und äußeren Bedingungen verloren. Unsere
Arbeiten sind also bewußt als Typen für Serien-
erzeugung entworfen: wenig Kunsthandwerk, in der
Hauptsache einfache Schneiderarbeit. Den Wün-
schen nach reicherer Ausgestaltung darf man Zu-
rückhaltung entgegensetzen, bis der Kampf um die
gute Elementarform zu unseren Gunsten entschie-
den ist.

Zu den Arbeiten selbst ist wenig zu sagen.

Die stark degenerierten Schnittformen der Ge-
wandstücke haben wir auf gewandungsmäßigen Cha-
rakter zurückgeführt. Dies fällt besonders auf bei
der Kasel, die zu einem baßgeigenähnlichen Gebilde

Schwarzer Rauchmantel Honanseide. Schnittform voller
Kreis, radial aufgeschnitten. Abzeichen Stab als Saumbe-
tonung (Silberband bestickt). Schließe Silber mit Email
Entwurf / Projet/Designer: Wilhelm Rupprecht, Aachen, Kunst-
gewerbeschule

Camail noir en soie du Honan, la coupe en forme un cercle parfait,
ouvert des deux cötes pour les bras. Marque, dans le bas, d'un
ornement de crosses (ruban en argent, brode). Agrafe d'argent,
garnie d'email

Black robe for the censing priest in Honan Silk. Cut as a füll circlo
and divided radially. Symbol of the staff as indication of the hem
(embroidered on silver ribbon). Clasp in silver with enamel
 
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