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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Lotz, Wilhelm: Werkzeug und Gerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0682

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Foto: Curt Rehbein, Berlin

Ziselierhämmer. Links: mit industriell hergestelltem Holz-
stiel, wie er aus der Fabrik kommt. Hersteller / Fabricant
Made by: Bruno Mädler, Berlin. Rechts: im Gebrauch befind-
licher Hammer mit vom Ziseleur selbst hergestelltem Holzstiel

Marteaux ä ciseler. A gauche: munis d'un manche de bois, de
fabrication industrielle, tel qu'il sort de la fabrique. A droite:
marteau dejä en usage, avec manche de bois, faconne par le
ciseleur lui-meme

Chaser's hammers. The one to the left has a factory-made handle
and is new, to the right is seen a hammer in use with a wooden
handle made by the chaser

nau so wie die Schrift nur ein Mittel der Vermitt-
lung der Vorstellung ist. Aber Handwerkszeug
unterscheidet sich von der Maschine grundsätz-
lich darin, daß im Werkzeug die eine wirkende
Kraft, die in der Form zur Darstellung gelangt,
eine organische Aktion des Menschen ist. Des-
halb sind Werkzeuge auch individuell in ihren
Formen, wenigstens die besten Werkzeuge, die
sich der Handwerker selbst herstellt, weil das
Werkzeug sich der besonderen organischen Indi-
vidualität anpassen muß. Wir bilden zwei Zise-
lierhämmer ab. Der Stiel des einen kommt aus
der Fabrik, der Stiel des anderen ist vom Zise-
leur selbst hergestellt und schon jahrelang be-
nutzt. Er ist der besonderen Hand und ihrer Füh-
rung vollkommen angepaßt. Natürlich kommt in
diesem Fall hinzu, daß der gute Ziseleur ein

äußerst fein abgewogenes Werkzeug braucht,
das ihm die Industrie in der Vollkommenheit nicht
liefern kann. Das berühmte Beispiel, das Ford
anführt, von dem Mann, der in mühseliger Arbeit
seine Axtstiele herstellt und der Maschine, die
diese Stiele in viel größerer Menge und demgemäß
auch viel billiger herstellen kann, erhält in dieser
Beleuchtung ein ganz anderes Aussehen, denn
es gibt gewisse Dinge, wir haben darauf in der
„Form" schon öfter hingewiesen, bei deren Her-
stellung die Handarbeit der Maschinenarbeit
überlegen ist. Kürzlich hat ein französischer Me-
tallarbeiter, Dubreuil, der in Amerika Studien ge-
macht hat, darauf hingewiesen, daß bei der Mo-
dellarbeit drüben, vor allen Dingen beim Stahl-
graveur, die letzten. Feinheiten nur mit der Hand
erfühlt und in die Form eingefeilt und nachge-
schliffen werden können. Die Handarbeit, so
schließt er richtig, hat sich bei der maschinellen

Waffen aus Nord-Amerika. Steinerne Kriegskeule, Metallstiel
mit Leder umnäht, rechts : Tomahawk, Holz mit eiserner Klinge
Staatliches Museum für Völkerkunde, München

Armes du Nord de l'Amerique. Massue de guerre en pierre, manche
en metal, entoure de cuir cousu, ä droite: Tomahawk, en bois,
avec lame en fer

Weapons from North America: Stone war-clubs, handles of metal
sewn into a covering of leather, to the right a tomahawk, wooden
handle with iron blade

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