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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#2550

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Lsits 8

«Vottsgemelnfchast^
Douuerstag, de» L5. Juail^.


NS-Fra»euschaft Weft S. Wir vesuSen semeinsam
öie Ausstellung »Deutfch« Heilvflanzen uud thr« Dro-
gen". Treffvunkt: Heut« Donnerstag. 28. Juni, um 8
Uhr am Zäbringervlatz.

L8LI8 MWLL8W«
^r-er§/ertllNA

NSDAP, Ortsgruvve Wieblinge». Mttglieöerver-
sarnmlung am Donnerstag. 25. Juni, abends 8.30 Uhr.
im „Zähringer Hof". Einladungskarten mitbringen.
NSDAP, Ortsgruvve H.-Haudschuhsbeim. Mitglte-
ber-Avvell am Freitag, 26. Junt 1836, abends 8 Uhr,
im „Bachlenz". Teilnahmevflicht für fämtliche Partei-
genossen, Walter unö Warte öer Untergliederungen.
Bereitschast 7. Am Sonntag, 28. Juni. Bereitschafts-
iienst in Svechbach. Antreten vunkt 7 Uhr auf dem
Svortvlatz. Die Politischen Leiter Bammental, Wiesen-
bach. Waldbilsbach. Gaiberg und Gauangelloch stehen
vunkt 6.15 Uhr zur Abfahrt mit dem Auto nach Svech-
bach beim Rathaus in Bammental bereit.

NSDAP, Ortsgruvve Schlierbach. Freitag, 28. Junt,
20.30 Uhr. im „Schiff", Dienstavvell sür Polittsche Let-
ter unö Amtsträger öer Gliedernngen.
NS-Rechtsmabrerbuud, Ortsgr. Neueuheim-Möuch-
bos-Haudschuhsheim. Am Donnerstag, den 25. Juni,
20.30 Uhr, finöet tn dem Nebenzimmer der Restaura-
tion „Kaiserhof" Brückenstratze 35, in Neuenheim. eine
Ortsgruvvenversammlung statt. Allgemeines Erschet-
nen wirö erwartet.

OeutLc/re ^rber'/L/ront

Kreiswaltuug der DAF.
A» alle Betriebsführer «ud Betriebszelle«obmä«»er
bezw. Betriebswalter.
Donnerstag. öen 25. Juni, 18 Uhr, ftndet auf dem
Metzvlatz in Mannheim eine Massenkundgebung mit
öem Reichsleiter der DAF, Pg. Dr. Ley, statt. Die
Betriebe melden bts svätestens Dienstag wieviele Ge-
solgschaftsmitglieder an dieser Kundgebung teilnehmen.
Kreiswaltung Heidelberg. Sämtltche Ortsgruvven-
fahnen der NSBO, Betriebszellenfahnen, Ortsgruvven-
sahnen der DAF und DAF-Fahnen öer Betriebe sind
sosort im Haus öer öeutschen Arbeit, Zimmer 14, ab-
»uholen.
Sreisfachgruvve Hausgehilfen. Am Donnerstag, öen
25. Juni, 20.30 Uhr, finöet in öer Gaisbergstratze 2
Ler Singabenö statt.

DAF-Rechtsberatnngsstelle
Ab 1. Juli 1336 finöen öie Svrechstunöen des Un-
ternehmer-Rechtsberaters für Unternebmer, welche Mit-
glied der Deutschen Arbeitsfront sind, im Haus der
öeutschen Arbeit in Heidelberg, Äohrbacherstratze 13/16,
Ztmmer Rr. 1, wie folgt statt: Dtenstag nachm. von
2.30—6 Uhr, Mittwoch vorm. von 10—12 Uhr.

Ortswaltuug dcr DAF H.-Nc«e»heim. Heute abenö
vünktlich 20.30 Uhr Avvell sämtlicher Walter unö Warte
im Saale öer Geschäftsstelle. Uniform.

/VL6 „lVra// c/urc/i ^reuc/e"
Dorfgemeiuschaftsabcnd am 25. Juni in Schönau
bei Hetöelberg um 21 Uhr im „Löwen".
Svortamt — Donuerstag-Knrse
Allgem. Körverschule: für das Städt. Orchester unö
die Berufsfeuerwehr von 9.30—11 Uhr auf öem Uni-
versitätssvortvlab. Leitung Svortlehrer Brenner.
Allgem. Körverschule: für Männer unö Frauen ge-
meinsam von 20—22 Uhr in der Universitätssvorthalle
im Marstallhof, Eingang Krahnengasse. Leitung Svort-
lebrer Brenner.
Allgem. Körverschulc: für Männer und Frauen ge-
meinsam von 20—22 Uhr in öer Turnhalle öer
Wilckensschule. Lettung Svortlehrer Linöemann.

Nollschuh-Lanf: von 20—22 Uhr tn der Hinöenburg-
schule für Männer unö Frauen gemeinsam. Etngang
Plöck 103. Leitung Kursleiter Ueberle.
Volkstauz: für Burschen und MLöel von 20—22 Uhr
in der Turnballe öer Htnöenburgschule. Lettung Lehrer
Leischner.
Kiuder-Gvmnastik: von 17—18 Uhr im Gvmnastik-
saal, Schröderstratze 49, zweiter Hof, bei Frl. Heinke.
Fröbl. Gumnastik «nd Sviele: erste Stunöe von 20
bis 21 Uhr, zweite Stunde von 21—22 Uhr im Gvm-
nastiksaal, Schröderstr. 49, zweiter Hof, bei Frl. Heinke.
Fröhl. Gvmuastik «nd Svielc: für Frauen unö
Mädchen von 20—21 Uhr in öer Turnhalle der Mäd-
chenrealschule. Eingang Märzgasse. Leitung Frl. Porr.
Fröhl. Gomnastik «nd Sviele: erfte Kursstunöe von

20-21 USr. zweite Kursstunöe von 21—22 USr tm
Gvmnasttksaal Schtetztorstratze 1. bei Frl. Dr. Schmttt.
Svortärztliche Beratnng: regelmätzig von 20—21
Uhr in öer Handschuhsheimer Lanöstraße 62, bei Dr.
Jsele.
Schwetziugc«
Fröhl. Gvmnastik und Sviele: für Frauen unö Mäö-
chen von 20—21 Uhr im Saal zum „Wilden Mann".
Leitung Frl. Jannasch.
Nette Svortkurse
Rcttungsschwimme«: nur sür Männer beginnt am
1. Juli im Städt. Hallenband, Bergheimerstr. 45. ein
Kurs zur Erlangung des Grundscheines der Deutschen
Lebensrettungs-Gesellschaft. Anmelöungen zur Teil-
nahme müssen auf dem Svortamt tm Haus öer Ar-
beit, Berwaltungsstelle, abgegeben werden
Eberbach
Schwimmkurse für Männer und Frauen beginnen
in öer kommenöen Woche für Anfänger und Fort-
geschrittene im neuen Schwimmbad. Anmelöungen müs-
sen bei KdF-Ortswart Störzbach und bei Kursleiter
Dosch abgegeben weröen.
Roürbach
Rcichssvortabzciche«: Sür Männer unö Frauen ge-
meinsam beginnt im Stadtteil Rohrbach ein Kurs zur
Erlangung des grotzen Reichssvortabzeichens. Anmel-
dungen müssen auf der Geschäftsstelle öer DAF i»
Rohrbach abgegeben werden.
Wiesloch
Schwimmknrs i« Wiesloch: Für Männer und Frauen
begtnnen am 1. Juli im Volksbad SSwimmkurse für
Anfänger und Fortgeschrittene. Anmeldungen müssen
auf der Geschäftsstelle KdF in Wiesloch abgegeben
werden.
NS-Fra«e»schaft Sandhause«. Donnerstag, 25. Juli.
Svaziergang nach Bruchhausen. Treffpunkt 20.45 Uhr.
„Schraubstöckel". '

NS-Fra»e»schaft Rohrbach. Donnerstag, 25. Junt,
20.30 Uhr, Heimabenö tm „Hirsch".
NS-Fra«e«schast Ha«dsch«hsbcim. Freitag, 26. Juni,
20.30 Uhr, im „Bachlenz". Mitglieöer-Avvell. Sämt-
liche Wartinnen öer Frauenschaft baben öaran teilzu-
nehmen.
Kreisiugendgruvve der NS-Fra«e«schaft. Das HJ-
Ehrenzetchen 13 848 ist verloren woröen. Abzugeben bet
Kammerer, Hauvtstratze 80, III.
Kreisi»ge«dgr«vve der NS-Fra«e»schaft. Donners-
tag 20.16 Ubr vünktlich Theaterstratze 11.
^4ll§ c/er
HJ-Orchefter. Das HJ-Orchester tritt am Donners-
tag. den 25. Junt, 19.30 Uhr, auf der Anlage 62 zur
Probe an.
LO/N
BDM u«d JM Uuterga«: Körverliche Schulung.
Freitag 16—17 Uhr Schwimmen tm Hallenbad. 10 Pfg.
mitbringen. Freitag 18—20 USr Leichtathletik und Ab-
nahme des L.-Abzeichens auf dem TG-Platz. Ebenfalls
am Sonntagmorge» ab 8 Uhr.
/V^->^o//lLlvo/r//Z/rr/
NSV. Ortsgr«vve Kirchheim. Am Freitag. 26. Juni,
abends 8.30 Uhr, sindet im Gasthaus zur „Linde ein
Schulungsabenö der Partei statt, wozu sämtliche NSV-
Walter eingelaöen weröen.
/V^-X'll//ur§emernc/e
NS-K«lturgemei«de. Achtuug! Reichssestsviele! Am
Montag, 13. Juli, Pflichtvorstellung für sämtliche Gruv-
ven des Theaterrtnges. Zur Aufführung gelangt: „Ag-
nes Bernauer" von Hebbel. Bestellung sofort auk der
Geschäftsstelle.

Awei Türen / S«;;- vsn R.H.Lun;s

Erst im Ratskeller sprach Hölderlein. Er trank
rasch hintereinander einige Eläser goldgelben
Wein und meinte plötzlich: „Tja, tja, mein Lieber,
so ist das nun-jetzt ist man wieder daheim
„Werden Sie lange bleiben —?" fragte ich.
„Bis ich wieder reif bin für die Fremde",
sagte er nachdenklich und malte dabei seltsame Fi-
guren auf den blanken Tisch.
„Und wie war es drautzen, hatten Sie Er-
folge?" begann ich nach e'ner Weile.
Hölderlein lächelte ein wenig: „Die ersten
Jahre waren schlimm, oft war ich nahe daran zu-
rückzukehren, aber ich schämte mich damals, mit leeren
HLnden heimzukommen. Kurz ich war ein Esel! Dann
aber kam mit einem Male die Wendung. 2ch fand
einen einflußreichen Mann, der mir wohlwollte.
Die Visitenkarte dieses Eönners, mit ein paar
Worten bekritzelt, öffnete mir den Weg zum Elück.
Sie versetzte mich geradezu in einen Rauschzustand.
Das sollte sich rächen! Denn als ich auf der Treppe
des angewiesenen Eeschäftshauses stand, war ich
mit meiner Weisheit zu Ende. Zwei Schilder
hingen friedlich nebeneinander. „Cornelius LCo."
stand auf dem einen, das andere verkündete, datz
„Richard Vecker Zucker en-gros" abzugeben habe.
Sollte ich rechts oder links klingeln?
Mein Eönner hatte mich lediglich nach dem

Parkring 13, erste Etage, gewiesen. 2ch stand einen
Augenblick ratlos. Tausend Eedanken stürmten auf
mich ein. Schließlich entschloß ich mich für „Cor-
nelius L Co.". Die Karte tat Wunder. 2ch wurde
angestellt. Es kamen glückliche 2ahre der Arbeit,
des Aufstiegs. Der Chef fand Eefallen an mir, ich
durfte sein Haus besuchen und lernte Elfriede,
seine Tochter, kennen. Wir liebten uns auf den
ersten Vlick. Das ist eine alltägliche Eeschichte, die
fich hunderttausendmal abspielt, nicht wahr?
Das Ende war so auch nicht schwer vorauszuse-
hen. 2ch heiratete Elfrieüe und trat in die Firma
ein! Es war gut so! Man weiß nun, wofür man
lebt und schafft, das Leben hat jetzt Zweck und Ziel
und ist nicht trostlos, wenn man alt wird..."
Martin Hölderlein brannts eine dunkle Zi-
garre an, seine Augen lächelten mit stillem Glück,
dann fuhr er fort: „Nun gehört aber auch zu
meiner Erzählung „Richard Vecker, Zucker engros!"
Mit der Zeit hatte ich natürlich auch Näheres
über diese Firma erfahren und dachte manchmal
bei mir, wenn du damals zu der anderen Tür
hineingegangen wärst, wie viel anders wäre dann
alles gekommen! Richard Becker war lange tot,
seine junge, lebenslustige Witwe führte das Ee-
schäft schlecht und recht. Da stellte sie eines Tages
emen neuen Dispoenenten ein.Beide verliebten sich
ineinander und heirateten sehr schnell.
Zunächst ging auch alles gut. Die beiden lebten


29. Fortsetzung.
Er ist vorhin mal mit dem Wagen zur Erenz-
station gefahren und hat den Versuch gemacht,
die Zoll- und Patzformalitäten sofort zu er-
ledigen. Bei Nacht kann man schneller sahren als
am Tage. Karl hat stark damit gerechnet, in dieser
Nacht die Verspätung gründlich aufzuholen. Aber
zu seiner nicht geringen Ueberraschung haben die
Beamten der Zollstrecke ihm glattweg verweigert,
den Wagen heute abend noch abzufertigen.
Die Papiere sind in Ordnung und vollzählig.
Karl Vauer hat orinnen im Zollbüro seiner Erre-
gung Lber die Langsamkeit der Beamten in Wor-
ten Luft gemacht, die nahe an die Erenze des Zu-
lässigen streifen, aber erreicht hat er nichts damit.
Die Beamten haben ihn auf morgen früh vertröstet
und sich achselzuckend hinter der Bemerkung ver-
schanzt, daß der zuständige Zollsekretär erst morgen
früh wieder Dienst tue und jetzt nicht zu erreichen
sei. So ist Karl nichts anderes übrig geblieben,
als sich und seinen Wagen im „Schwarzen Bären"
einzulogieren.
Daß die Zollstelle vor zwei Stunden ein Tele-
gramm der Friesakwerke erhalten hat, in dem das
Ersuchen gestellt wurde, den Lastwaoen 44 704
Nicht abzufertigen, sondern die Ankunft eines be-
vollmächtigten Vertreters der Friesakwerke abzu-
warten, ahnt Karl Vauer nicht. Die Beamten ha-
ben es vorgezogen, dem Fahrer gegenüber diese
Nachricht diskret zu behandeln. Aber eines gewts-
sen Argwohns kann er sich nicht erwehren. Die
Sache mit dem nicht anwesenden Zollsekretär
schmeckt denn doch zu sehr nach einer faulen Aus-
rede. Karl hat zwar keine Kenntnisse über den in-
ternen Dienstbetrieb der deutschen Paß- und Zoll-
stellen, aber er kann sich einfach nicht vorstellen, daß
auf einer Erenzübergangsstelle für Autoverkehr
nicht Tag und Nacht ein Beamter zugegen sein
sollte, der die Wagen abfertigen kann. Jrgend
etwas stimmt da nicht.
Karl bereut es, seinen Veifahrer sofort ins Bett
geschickt zu haben, denn es kommt ihm plötzlich der

Eedanke, die Friesakwerke anzurufen und wenigstens
dort mitzuteilen, daß und aus welchen Eründen er
hier an der Erenzübergangsstelle liegt. Aber das
Telephon ist drinnen im Easthof, und hineinzuge-
hen, den Wagen außer acht zu lassen — nicht eine
Minute! Seii der üblen Erfahrung in Eisenach
hat Karl sich zugeschworen, fortan den Wagen auch
nicht eine Minute mehr unbeaufsichtigt zu lassen.
Unmutig sieht er sich im Hof um. Es sind einige
Fahrer da, die zwischen der Eaststube und ihrem
Wagen hin und her kommen und gehen. Auch ein
Personenwagen hält vor der kleinen Freitreppe,
die zum Easthof hinaufführt, und sein Lenker, ein
livrierter Chausfeur, langweilt sich augenscheinlich
gründlich. Aber Karl mag weder den einen noch
den anderen bitten, ein wenig auf seinen Wagen
achtzugeben. Es sind alles Ünbekannte, Fremde,
und Karl hat das Eefühl, als könne er in bezug
auf den Rennwagen keinem Menschen mehr trauen
als seinem Beifahrer und sich selbst. Aergerltch
über das ungewisfe, unsichere Eefühl, das in ihm
aufgestiegen ist, setzt er sich auf die Bank vor der
Eaststube, so daß er seinen Wagen im Auge behal-
ten kann, und dröselt vor sich hin in den sommer-
lich warmen Spätabend hinein.
Still und friedlich ist der Abend. Nur ein paar
Personenwagen kommen angerollt, halten vor der
Grenzstelle und fahren nach einiger Zeit weiter.
Karl sieht ihnen mit einem verstärkten Unbehagen
nach. Also ist doch jemand da, der „abfertigen"
kann! Warum dürfen die Personenwagen die
Erenze passieren und er nicht? Karl ist drauf und
dran, hinüberzugehen und den Herren im Erenz-
bllro ganz energisch seine Meinung zu sagen. Ja
so! Das geht ja nicht. Er kann ja den Wagen nicht
ohne Aufsicht lassen. Eert wecken? Karl lächelt ein
wenig bei dem Eedanken an seinen Veifahrer. Das
Mädel hat sich wirklich brav gehalten. Keine
Stunde geschlafen seit der Abfahrt! Dazu all die
Aufregungen! Sie hat sich wahrhaftig die Ruhe
verdient, und schlietzlich hat ste ja recht: Auch wenn
man mor^en fruh sbfährt, erreicht WgJ Wonza uoch
xechtzeitig.

Als aber nach einer halben Stunde ein Zollbe-
amter und ein zivilgekleideter Veamter der Paß-
stelle herauskommen und stch ihre Fahrräder lan-
gen, kann Karl es sich doch nicht versagen, die bei-
den anzurufen.
„Hallo, Herr Zollinspektor! Wie ist das nu?
Warum werden denn die anderem Wagen hier ab-
gefertigt?"
Der Veamte macht ein etwas geheimnisvolles
Dienstgesicht. „Ach so! Sie sind es. Ja, unser
Dienfthabender ist zurückgekommen. „Warten Sie
nur noch, bis ich zurückkomme."
„So? Jetzt gehen Sie wohl auf Urlaub?"
„Nein, ich bin gleich wieder da." Der Veamte
springt auf sein Rad. „Muß nur zum Flugfeld."
„Merkwürdig", sinnt Karl Vauer, während die
beiden Beamten im Abenddunkel verschwinden.
„Auf einmal ist der Sekretär zurückgekommen? Zch
habe keinen Veamten da drüben hineingehen sehen.
Da ist doch etwas nicht richtig! Jch werde doch Eert
wecken und nach Berlin telephonieren müssen."
Das Flugfeld liegt ganz nahe bei, hinter einer
langen grünen Hecke versteckt. Ein Feldweg führt
von der Landstratze abseits dorthin. Karl erinnert
sich jetzt auch, datz er vorhin das Surren und Brum-
men eines Klugzeugmotors gehört, aber diesem Ton
keine Beachtung geschenkt hat. Eine Weile überlegt
er noch und macht den vergeblichen Versuch, dahin-
terzukommen, warum man ihm auf der Zollstelle
wohl diese merkwürdigen Schwierigkeiten machen
kann. Schlietzlich gibt er es auf und entschlietzt sich,
seinen Beifahrer doch zu wecken. Aber gerade als
er aufstehen will, um ein paar Steinchen an das
Fenster zu werfen, aus dem Eert ihm vor einer
Stunde ein „Eute Nacht" zugerufen hat, wird sein
Auge von drei Männern gefangen, die vom Flug-
feld her auf die Landstratze einbiegen. Der eine,
der abgestiegen ist und sein Rad neben sich führt,
ist der Veamte von der Paßstelle. Den zweiten,
einen hochgewachsenen Herrn in hellem Wetterman-
tel, kennt Karl nicht. Den dritten aber, den Klei-
nen, Eedrungenen, der eine Reisehandtasche trägt,
kennt er dafür um so besser. Schon der Gang die-
ses Mannes lätzt ihn scharf hinsehen und als die
drei jetzt in den Lichtbereich der Stratzenlaterne
kommen, erkennt Karl ihn ganz genau. Dieser
Dritte ist sein alter Kollege, der Fabrikkraftfahrer
Wilhelm Kamphausen!
« » »
Mit zitternden Fingern kleidet Eerta Friesak
sich hastig an. Erst hat sie an einen Traum ge-
glaubt, gls sis Halbwach rm Bette liegend« dell

in einem Taumel von Zärtlichkeit. Als der jedo^
verflogen war, entpuppte stch die ehemalige Zucker'
Witwe. 2hre verschwenderischen Launen verschla"
gen Unsummen von Eeld. Der junge 2nhaber
konnte nicht genug schaffen, um allen Anforderu»'
gen zu genügen. Manchmal versuchte er zu däiE
fen und Vernunft zu predigen. 2mmer sprach er i"
den Wind. Sie beherrschte ihn ganz. Mit üb^
menschlichen Anstrengungen hielt er das Geschast'
trotz aller Sorgen und Mühen. Dann kam ga"»
plötzlich das Ende. Andere wußten es schon lango-
die Nachbarn, die Freunde, daß sts ihn betrc^
Nur er ahnte nichts. Als er eines Abends to^
müde heimkam, war ste mit ihrem Liebhaber aul
und davon. Am nächsten Morgen ging die Firwo
„Richard Vecker, Zucker en-gros" in Konkurs. -
Martin Hölderlein trank sein Elas leer u»o
zahlte. Zum Abschied sagte er noch: „Sehen Sie,
lieber Freund, das Leben hängt oft an einek
lächerlichen Kleinigkeit. man muß nur im richtigo"
Augenblick die richtige Tür öffnen!"
*
Am nächsten Tage brachts mir dis Post eiuen
Brief. Er war von Hölderlein. „...ich gehe dov
wieder fort von hier", schrieb er mir, „es ist
vieles anders geworden! 2ch träume zu viel.
jede Ecke biegen die alten Tage, zwischen den Pst^
stersteinen wächst noch immer das Unkraut der St'
innerungen. 2ch komme nicht über die Vergau'
genheit hinweg. 2ch habe 2hnen gestern abend i^
Ratskeller nicht die Wahrheit gesagt! 2ch bin da'
mals nicht zu „Cornelius L Co" in Stellung
gangen, sondern zu „Richard Vecker, Zucker eu«
gros".

WÜkM-kWWM
vonnsrstsg, cisn 25. lun! 1S3S
Müülacker:
5.45 Ctzoral, Zeitangabe, Wetterbericht. Bauernfmik»
6.55 Gvmnastik I (Gluckerl.
6.20 Wiederholung der 2. Abenönachrichten.
6.30 Äus Leivzig: Frützkonzert.
8.00 Wasserstandsuieldungen.
8.05 Wetterbericht.
8.10 Gvmnastik II (Glucker).
8.30 Aus Breslau: Bunte Unterhaltung.
9.30 „Achtung, tzier werden Flecke» verttlgtl"
9.45 Senöevause.

erster fnbrikats
pisnoliaus
öisuptstrsko 86

10.00 Volksliedsingen.
10.30 Sendevause.
11.30 „Für dich, Bauer!"
12.00 Aus München: Mittagskonzert.
13.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichte».
13.15 Aus Miinchen: Mittagskonzert. .
14.00 Vom Deutschlanösender: „Allerlet von zw«t
örei".
15.00 Sendevause.
15.30 „Gustav Freytags Frauengestalten".
16.00 Aus Karlsrutze: Bunte Musik am NachmittaS,.-
17.40 „Auslanösöeutschtum wirö lebendige Wirkli«
keit".
18.00 Bunte Stunde (Schallvlattenl.
19.15 Aus Karlsrutze: „D' Madam unö
Etn elsässisches Bolkssviel.
19.45 „Erzeugungsschlacht".
20.00 Nachrichtenöienst.
20.10 „Svielbälle der Frötzlichkett". Etn Vunter Abev.
22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- u. Svortberiw
22.30 Lieder. gesungen von Hilöe Keefer-Bluttzardt.
22.45 Aus Berlin: Tanzmusik.
24.00—2.00 Aus Frankfurt: Romantische Nachtmusik-

Magb^

Hausdiener heftig an der Tür klopfen HLrte. Aöe
als derMann auf ihre ungläubige Frage zum zwelte
Male laut und deutlich durch die Tür rief, oao
Herr LLtte aus Berlin eben angekommen sei, w"
sie mit einem Satz hochgefahren. ,,
Curt Lütte! Wie kam der hierher? Was ha",
das zu stedeuten? Sie gibt sich, während sie da
Haar zurechtstreift und die Joppe zuknöpft, trosN
selber Antwort darauf. Natürlich war sie entdea i
Der Vater hat irgendwie erfahren, datz sie hier "
und sein Herr Sekretär soll das ausgerisiene Kw,
heimholen! Na, so leicht geht das nicht, Herr Lü^
dung tr ägtna .M,.ütna"illnftigekFtn8w„oa
Es hat auch sein Gutes, wenn man Männ^
kleidung trägt. Man wird schneller fertig mit b
Toilettö. Nach kaum fünf Minuten erscheint Eer^
Friesak im Hof unter der hellbrennenden Bogb'
lampe, wo die drei Männer in lebhafter VerhaN
lung bei dem Wagen stehen. .
Die Art, in der Curt Lütte vor ihr selnen
zieht und eine leichte Verbeugung macht, sagt A,
sofort, datz ein Versteckenspielen keinen Sinn
LLtte weiß, wer der Beifahrer ist. llnwillkürU
sucht ihr Auge Karl Bauer, der, beide Hände ^
den Hosentaschen, mit unglücklichem Eesicht zwiM.
den beiden angekommenen Mänuern steht.
Blick, den er ihr zuwirft, ist nicht gerade freuo
lich- ,
„Das hat man nu davon", brummt Karl
tend. „Erst den dummen Krach mit Kläre und
kann ich mich bei Jhnen bedanken, Fräulein, A
ich meine Stellung verliere. Der Herr hat w
eben meine Entlassung gebracht!"
Eertas Augen blitzen den Sekretär zornig ^
„Was soll das heißen, Herr Lütte? Jch bin a
noch da und . . ."
„Gnädiges Fräulein", sagt Lütte halblaut, ^
Auftrage Jhres Herrn Vaters bitte ich Sie um e'
Unterredung unter vier Augen."
„Warum nicht! Aber der Fahrer . . ." „
„Hat von seinem Lhef, Herrn Stöcksler,
Auftrag erhalten, den Wagen diesem Herrn da °
übergeben und nach Verlin zurückzukehren."
„Bedaure, Herr Lütte. Jch möchte die FU,
mit Herrn Karl Bauer fortsetzsn und zu Ende l"
ren."
Kurt Lütte zuckt innerlich zusammen vor
Hochmut, mit dem Gerta Friesak ihn betrachteu
ist, als wolle sie ihn fühlen lassen, daß sie lne
ter des Chefs und er nur ein Angestellter ist-
willkürlich schärft stch auch sein Ton eig MNlg.
(Fortsetzung folgt).
 
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