Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

DOI Artikel:
Riezler, Walter: Die Köln-Mülheimer Brücke
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tiger Kölner Persönlichkeiten abgelehnt, weil
man eine Schädigung des Stadtbildes befürch-
tete. An seine Stelle trat der Entwurf einer
Hängebrücke, wie sie ganz ähnlich während des
Krieges nahe der Kölner Eisenbahnbrücke ge-
baut worden war. Es waren ästhetische, nicht
wirtschaftliche Gründe, die diese Entscheidung
herbeiführten, nicht zum erstenmal auf diesem
Gebiete, jedoch hier von besonderer Bedeutung,
da das schließlich abgelehnte Projekt als außer-
ordentliche Leistung gerade auch wegen der er-
staunlich einheitlichen, höchst ausdrucksvollen
formalen Gestaltung so allgemeine Billigung ge-
funden hatte. Wer hat nun recht behalten?

Die sehr schönen Aufnahmen der ausgeführ-
ten Brücke, die wir abbilden, geben von der
Großartigkeit des Bauwerks eine gute Anschau-
ung. Es ist in der Tat ein unvergeßlicher Ein-
druck, wenn man sich der rotleuchtenden Brücke,
deren Pylonen hoch über die Häuser der Um-
gebung emporragen, nähert und erst allmählich
über die ungeheueren Abmessungen Klarheit ge-
winnt. Die Einfachheit und Großzügigkeit der
technischen Gestaltung bleibt auch bei näherer
Betrachtung sehr eindrucksvoll, die Abweichun-
gen von der anderen Kölner Hängebrücke müs-
sen fast durchweg als Vorzüge gelten: Die Ver-
steifung der Pylonen ist nun nicht mehr wie dort

aus formalistischen Gründen bogenförmig, son-
dern rein sachlich - stahlmäßig gestaltet. Daß
nun der Fußgängersteg außen an den die
Fahrbahn durchschneidenden mächtigen Ver-
steifungsträger angehängt ist, ist insofern als
Verbesserung zu werten, als jetzt der Fußgän-
ger den Blick über den Strom ganz frei behält
und der leichte Fußgängersteg außerhalb der
eigentlichen, mit gewaltigsten Gewichten rech-
nenden Konstruktion bleibt. Die Wirkung des
Hängesystems ist für den Blick von der Brücke
selbst aus, durch die Weite und Leichtigkeit be-
sonders großartig; hier kommt die Übermensch-
lichkeit der Dimensionen erst recht zum Be-
wußtsein.

Sind die Verteidiger des preisgekrönten Ent-
wurfs nun überzeugt? Man könnte denken, daß
immer noch mancher Einwand besteht, trotz aller
Großartigkeit des Erreichten. Dies soll hier mit
aller Vorsicht und Bescheidenheit angedeutet
und zur Diskussion gestellt werden. Der erste
Einwand konnte schon gegen die ältere Kölner
Hängebrücke erhoben werden, gilt aber hier, bei
den noch gewaltigeren Abmessungen, vielleicht
noch mehr. Die Sicherung der Fahrbahn gegen
allzustarke Schwankungen kann bei derartigen
Hängebrücken nur gelingen, wenn die Fahrbahn
 
Annotationen