Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0213
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Riezler, Walter: Die Köln-Mülheimer Brücke
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Brücke Köln-Mülheim
Stromüberspannung der Hauptöffnung
315 m. Nebenöffnungen je 91 m
Renger-Foto
als solche sehr stark versteift wird. Bei der
neuen Brücke hat der die Fahrbahn durchschnei-
dende Versteifungsträger eine Mächtigkeit von
sechs Metern und ist zudem noch in einem
flachen Bogen geführt. Der dadurch fürs Auge
leicht anstehende — wenn auch irrtümliche —
Eindruck, als würde die Fahrbahn durch den
Versteifungsträger allein gehalten, wird noch da-
durch verstärkt, daß der gleiche oder doch fast
Qleiche Versteifungsträger in der Tat außerhalb
der Pylonen die ganze Last aufnimmt. (Das
Kabel außerhalb der Pylonen trägt im Gegensatz
2ur älteren Kölner Hängebrücke nicht mit.) So
empfindet man das ganze Hängesystem als ein
sekundäres Moment, als nur zur Unterstützung
des Trägers noch hinzugefügt, und zwar so, daß
der natürlich in Wirklichkeit vorhandene kon-
struktive Zusammenhang für den Eindruck nicht
sehr überzeugend wirkt. Die Konstruktion ist
zwiespältig und etwas unrein. Dies tritt um so
stärker in Erscheinung, als hier, im Gegensatz zu
der älteren Kölner Brücke, die Breite des Vor-
flutgeländes eine Verankerung des Kabels an
den beiden Enden der Brücke unmöglich machte.
Die Stelle, wo das Kabel verankert ist, wird nur
durch einen noch dazu in der architektonischen
Form etwas gleichgültig und ausdruckslos ge-
ratenen Pfeiler betont, über den die Fahrbahn
weggeht.
Das Bild aus Frankfurt zeigt eine Hänge-
brücke von reiner Konstruktion: Hier ist der
streng horizontal geführte Steg in der Tat auf-
gehängt, und die in diesem Falle allerdings sehr
leichte Versteifung ist durch die Diagonalen
im Hängesystem erreicht. Auch für die Kölner
Brücke wäre so etwas möglich gewesen, wenn
man eine Bogenkonstruktion der Art, wie sie das
preisgekrönte Projekt vorgesehen hatte, gewählt
hätte. Bei diesem Projekt gibt es keinen Zweifel
über die tatsächliche Verteilung der Last, die
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Stromüberspannung der Hauptöffnung
315 m. Nebenöffnungen je 91 m
Renger-Foto
als solche sehr stark versteift wird. Bei der
neuen Brücke hat der die Fahrbahn durchschnei-
dende Versteifungsträger eine Mächtigkeit von
sechs Metern und ist zudem noch in einem
flachen Bogen geführt. Der dadurch fürs Auge
leicht anstehende — wenn auch irrtümliche —
Eindruck, als würde die Fahrbahn durch den
Versteifungsträger allein gehalten, wird noch da-
durch verstärkt, daß der gleiche oder doch fast
Qleiche Versteifungsträger in der Tat außerhalb
der Pylonen die ganze Last aufnimmt. (Das
Kabel außerhalb der Pylonen trägt im Gegensatz
2ur älteren Kölner Hängebrücke nicht mit.) So
empfindet man das ganze Hängesystem als ein
sekundäres Moment, als nur zur Unterstützung
des Trägers noch hinzugefügt, und zwar so, daß
der natürlich in Wirklichkeit vorhandene kon-
struktive Zusammenhang für den Eindruck nicht
sehr überzeugend wirkt. Die Konstruktion ist
zwiespältig und etwas unrein. Dies tritt um so
stärker in Erscheinung, als hier, im Gegensatz zu
der älteren Kölner Brücke, die Breite des Vor-
flutgeländes eine Verankerung des Kabels an
den beiden Enden der Brücke unmöglich machte.
Die Stelle, wo das Kabel verankert ist, wird nur
durch einen noch dazu in der architektonischen
Form etwas gleichgültig und ausdruckslos ge-
ratenen Pfeiler betont, über den die Fahrbahn
weggeht.
Das Bild aus Frankfurt zeigt eine Hänge-
brücke von reiner Konstruktion: Hier ist der
streng horizontal geführte Steg in der Tat auf-
gehängt, und die in diesem Falle allerdings sehr
leichte Versteifung ist durch die Diagonalen
im Hängesystem erreicht. Auch für die Kölner
Brücke wäre so etwas möglich gewesen, wenn
man eine Bogenkonstruktion der Art, wie sie das
preisgekrönte Projekt vorgesehen hatte, gewählt
hätte. Bei diesem Projekt gibt es keinen Zweifel
über die tatsächliche Verteilung der Last, die
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