Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0214
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Riezler, Walter: Die Köln-Mülheimer Brücke
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Horizontale der Fahrbahn hängt eindeutig an dem
gewaltigen Bogen, der nun auch die weite Strom-
öffnung von dem Vorflutgelände klar und ent-
schieden scheidet. Ob dieser Vorzug — es wäre
in der Tat eine Brücke von seltener Reinheit und
Großartigkeit der Form geworden! — durch die
befürchtete Übermächtigkeit des Bogens aufge-
hoben worden wäre, kann man nun nicht mehr
endgültig entscheiden.
Eine merkwürdige Einzelheit ist an der neuen
Brücke schon manchem Beschauer aufgefallen,
ohne daß er eine Erklärung finden konnte. Auf
beiden Seiten ist gleich innerhalb der Pylonen
ein auch auf unseren Bildern deutlich erkenn-
barer Knick zu sehen. Der Bogen geht hier
plötzlich etwas in die Höhe, und es entsteht da-
durch eine einigermaßen unentschiedene, fast
zufällig wirkende Form; es sieht so aus, als sei
das Ganze hier etwas „verbogen". Dieser Knick
findet sich merkwürdigerweise in den veröffent-
lichten Konstruktionszeichnungen nicht; diese
zeigen vielmehr an dieser Stelle ein ganz gleich-
mäßiges flaches Ansteigen des Bogens in einer
annähernd parabelförmigen Kurve. Die Gleich-
mäßigkeit des Knickes auf den beiden Seiten
der Brücke zeigt, daß es sich nicht um einen
Zufall handeln kann. Aber welche Absicht lag
zugrunde? Ein Brückenbauer, den ich befragte,
hat der Vermutung Ausdruck gegeben, daß man
bei der Erbauung mit einer stärkeren Durchbie-
gung der Brücke gerechnet hat, als schließlich
eingetreten ist (man hatte mit einer Senkung der
Mitte des Bogens durch Eigengewicht und nor-
male Belastung um 1,6 m gerechnet). Vielleicht
liegt aber auch eine nachträgliche Konstruktions-
änderung vor, deren Begründung auch dem Fach-
mann ohne weiteres nicht klar ist. Jedenfalls
wäre dieser Punkt einer Aufklärung wert.
Die Köln-Mülheimer Brücke
Pylonen mit den Kabeln
Renger-Foto
172
gewaltigen Bogen, der nun auch die weite Strom-
öffnung von dem Vorflutgelände klar und ent-
schieden scheidet. Ob dieser Vorzug — es wäre
in der Tat eine Brücke von seltener Reinheit und
Großartigkeit der Form geworden! — durch die
befürchtete Übermächtigkeit des Bogens aufge-
hoben worden wäre, kann man nun nicht mehr
endgültig entscheiden.
Eine merkwürdige Einzelheit ist an der neuen
Brücke schon manchem Beschauer aufgefallen,
ohne daß er eine Erklärung finden konnte. Auf
beiden Seiten ist gleich innerhalb der Pylonen
ein auch auf unseren Bildern deutlich erkenn-
barer Knick zu sehen. Der Bogen geht hier
plötzlich etwas in die Höhe, und es entsteht da-
durch eine einigermaßen unentschiedene, fast
zufällig wirkende Form; es sieht so aus, als sei
das Ganze hier etwas „verbogen". Dieser Knick
findet sich merkwürdigerweise in den veröffent-
lichten Konstruktionszeichnungen nicht; diese
zeigen vielmehr an dieser Stelle ein ganz gleich-
mäßiges flaches Ansteigen des Bogens in einer
annähernd parabelförmigen Kurve. Die Gleich-
mäßigkeit des Knickes auf den beiden Seiten
der Brücke zeigt, daß es sich nicht um einen
Zufall handeln kann. Aber welche Absicht lag
zugrunde? Ein Brückenbauer, den ich befragte,
hat der Vermutung Ausdruck gegeben, daß man
bei der Erbauung mit einer stärkeren Durchbie-
gung der Brücke gerechnet hat, als schließlich
eingetreten ist (man hatte mit einer Senkung der
Mitte des Bogens durch Eigengewicht und nor-
male Belastung um 1,6 m gerechnet). Vielleicht
liegt aber auch eine nachträgliche Konstruktions-
änderung vor, deren Begründung auch dem Fach-
mann ohne weiteres nicht klar ist. Jedenfalls
wäre dieser Punkt einer Aufklärung wert.
Die Köln-Mülheimer Brücke
Pylonen mit den Kabeln
Renger-Foto
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