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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Fries, Heinrich de: Problematik des Städtebaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0232

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irgendwie gestört. Im Gegenteil: Man hätte plasti-
sche Anhaltspunkte gefunden für die Ausdeutung der
Entfernung und für die mehr unbewußte Klarstellung
der Tiefenwirkung der Gesamtanlage, die ja auch
von Behne als mangelhaft empfunden wird.

Trotz alledem möchte ich nicht ohne Nachdruck
an dieser Stelle betonen, daß in der Hauptsache es
eben das städtebauliche Bild war, von dem die nega-
tiven Eindrücke ausgingen. Verließ man die Stra-
ßen und Wege, entfloh man den endlosen Fassaden
und ging in die Häuser hinein, so war vielfach sehr
Erfreuliches und ganz zweifellos auch Wertvolles
und Wichtiges zu sehen und zu lernen. Außer den
Häusern von Gropius mit ihrer präzisen Geometrie
gefielen mir Bauten von Riphahn durch ihren eigen-
artigen Grundriß, am wohnlichsten und menschlich
am nachdrücklichsten wirkte auf mich wohl das Haus
Lochstampfer. Für Haeslers Bauten spricht der Um-

Leistung, es handelt sich um das Vernachlässigen
wesentlicher Werte, das hier zutage tritt, und zwar
eben solcher Werte, die den Wohnwert auch des ein-
zelnen Hauses oder der einzelnen Wohnung letzthin
mindestens so sehr und entscheidend bestimmen
wie der einzelne Grundriß oder der innere Aufbau
eines Typs.

Bei der Siedlung Düsseldorf-Gerresheim war eine
eigenartige Situation gegeben durch den Umstand,
daß das Siedlungsgelände über 25 m hoch über der
unten vorbeiführenden Straße Am Torfbruch gele-
gen ist, daß der Hang ziemlich steil abfällt, daß die
Hauptfront dieses Hanges nach Süd-Südwesten ge-
richtet ist und daß von dieser Seite auch, wie ziem-
lich überall in Deutschland, der Windanfall am stärk-
sten ist. Durchführung nord-südlichen Zeilenbaues
wäre schon darum schwierig geworden, weil des
nach Norden zu gelegenen Sportplatzes wegen

Lageplan

der Reichsheimstättert-Siedlung Düsseldorf-Gerresheim

stand, daß seine Häuser mit am ersten gekauft wur-
den, wohl weil verhältnismäßig viel Nutzraum zu
einem relativ günstigen Preis geboten wurde. Dar-
über hinaus ist genug über die Dammerstock-Sied-
lung geschrieben worden, sowohl nach der lobenden
Seite hin wie nach der kritischen. Und so darf ich
mich an dieser Stelle weiteren Ausführungen zu die-
sem Thema enthalten.

Was wichtig ist, ist eben das Städte-
bauliche in seiner Ungelöstheit und in
einer Problematik, die durchaus den
Eindruck erweckt, als würde diese
Seite der Materie noch sehr in den Kin-
derschuhen der Entwicklung stecken!
Es ist ja nicht die Dammerstock-Siedlung allein, die
diese Kennzeichen trägt, es wäre leicht, ein halbes
Dutzend und mehr Beispiele aus den letzten 2 bis 3
Jahren anzuführen, angefangen mit dem wunderlichen
Hufeisen in Berlin-Britz, in denen ganz verwandte
Erscheinungen festzustellen sind. Es handelt sich
also gar nicht um irgendein Versagen persönlicher

eine hauptsächliche Verbindungsstraße sämtlicher
Zeilen von Osten nach Westen auf jeden Fall hätte
durchgeführt werden müssen, wo immer man sie
auch disponiert hätte. Es war wirtschaftlich günsti-
ger und witterungstechnisch besser, diese notwen-
dige Straße auch baulich auszunutzen, so daß wei-
teres Straßenland erspart werden konnte. Und es
war weiterhin notwendig, an diese Hauptstraße
Typen zu setzen, die ohne jeden Nachteil für ihren
Wohnwert ihre Hauptfront, d. h. alle Wohn - und
Schlafräume nach der Südseite zu haben
konnten, während nach Norden, d. h. nach der Straße
zu. der Eingang. W. C.. Treppe, Kochnische, Bad,
Abstellraum, Speisekammer und dergleichen Platz
finden konnten. Bleibt übrig, zu erwähnen, daß für
die geforderten vierräumigen Typen diese Anord-
nung möglich war, wie die Grundrisse zeigen, daß
die sechsräumigen Typen naturgemäß nicht die ent-
sprechende Zahl an Neben-, oder besser gesagt
Schattenräumen aufwiesen und daß sie darum in
die nord-südliche Zeilenstrecke verlegt wurden. So

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