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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Grote, Ludwig: Moderne Bildwirkereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0311

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hat, wurde aus der Befangenheit in stoffliche
Schwere, in die sie durch das Neubarock um 1900
geraten war, in das geistige Bereich gehoben.

Im Kunstgewerbe begann sich dieser neue Wille
erst nach dem Kriege auszuwirken. Nicht aus irgend-
welchen romantischen Ideen, sondern aus der neuen
vergeistigten Materialgesinnung wurde die Hand-
weberei wieder aufgenommen. Bei dem alten, seit
Jahrhunderten verwendeten Webstuhl liegt die Tech-
nik offen, der Webvorgang wird gesehen und zu-
gleich körperlich miterlebt; er vermittelt so die Er-
kenntnis des Wesens der Weberei, von der aus
neue Formen entwickelt werden konnten. So ist der
Streifenstoff, der heute die große Mode der Textil-
industrie ist, als sinnfälligste Darstellung des We-
bens in den Handwebereien lange Zeit vor der in-
dustriellen Auswertung entstanden.

Die Herstellung von Gebrauchsstoffen für die
neue Wohnkultur nahm aber fast alle Kräfte in An-
spruch. Trotzdem wurden und werden in den Hand-
webereien Wirkereien geschaffen, die unter Ver-
wendung der in der Weberei steckenden künstleri-
schen Wirkungen ganz besonderer Art im Aufbau
bildmäßige Geschlossenheit anstreben.

Smyrnateppich 1929

Wolle und Seide 140x107. Ida Kerkovius, Stuttgart

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