Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (5.1930)

Diese Werke, die bisher in der Masse der Textil-
oder Werkkunst untergegangen sind, zusammen-
zufassen und als schöpferische Gestaltungen ein-
zelner Persönlichkeiten herauszustellen, ist der
Zweck der Ausstellung moderner Bildwirkereien
in Dessau1).

Wenn diese modernen Bildwirkereien einzig und
allein auf die möglichst getreue Nachahmung von
modernen Gemälden ausgehen würden, wären sie
nur eine Fortsetzung der alten Gobelintechnik, die
mit dem 18. Jahrhundert zu Ende gegangen ist.

Wohl gibt es moderne Gobelins und Teppiche, und
unsere Ausstellung bringt einige Stücke, zu denen
Maler die Kartons gezeichnet haben, wie ehemals
Raffael und Rubens. Doch stellen auch diese Wirke-
reien nicht Wiederholung von Bildern in einem ande-
ren Material dar, sondern sind Übertragungen in die
textile Sprache. Die Wolle oder Baumwolle und die
Verarbeitung bestimmen die Formen und Farben, und
ihre Struktur die Gesamtwirkung.

Bei den beiden Behängen von E. L. Kirchner aus
dem Besitze des Museums Folkwang sind die Motive

') Die Ausstellung befindet sich zur Zeit auf einer deutschen Rund-
reise; sie war im Februar in Essen, im März in Leipzig, im April
in Berlin, im Mai wird sie in Erfurt sein, Juni in Hamburg, Juli in Wies-
baden, August in Chemnitz, September in München. Der illustrierte
Katalog ist vom Anh. Kunstverein in Dessau zu beziehen.

Jacquardgewebe

Merzerisierte Baumwolle 210x155
Anni Albers, Dessau

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