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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

DOI article:
Romdahl, Axel L.: Das österreichische Kunstgewerbe
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0319

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daranging, den Ballast lebloser Formen über Bora
zu werfen. Der ausgezeichnete Gewerbeunterricht
in der staatlichen Kunstgewerbeschule in Wien, die
stets ein Mittelpunkt zur Erziehung des Auges und
Schulung der Hand war, wurde sorgfältig weiterge-
pflegt.

Seine größte Kraft aber hat das österreichische
Kunstgewerbe nicht in der Tradition, auf die es mit
Recht stolz sein könnte. Die seine Fesseln lösten
und den Schönheitstrieb, das größte Erbteil der
Österreicher, zur neuen Entwicklung brachten,
waren vielmehr die Künstler. Nirgendwo haben
Künstler wie Gustav Klimt, Anton Hanak und Josef
Hoffmann soviel für die Erneuerung des Kunstge-
werbes zu bedeuten gehabt als in Österreich. Sie
haben diese Bedeutung gewonnen, weil sie in ihrem
eigenen Künstlertum als Maler, Bildhauer und Archi-
tekten von Anfang an nicht auf den Materialismus
eingestellt waren, dessen Einführung in Handwerk
und Baukunst sinnlos gewesen wäre, sondern auf die
Rhythmisierung von Form und Farbe, die Anregung
zur Schaffung neuer Werke gab. Die Wiener Werk-
stätte hat eine Reihe der hervorragendsten Künstler
an sich zu fesseln verstanden: Dagobert Peche, Ko-
loman Moser, Rudolf Larisch.

Die Wiener Werkstätte und ihr Kreis haben eine
ähnliche allgemeineuropäische und prinzipielle Be-
deutung gehabt wie die William-Morris-Bewegung in
England in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts.
Während Morris gegen die fabrikmäßige Leblosig-
keit zu Felde zog und das Kunsthandwerk wieder
auf seinen Ehrenplatz brachte, erhoben die Wiener Crepe de Chine
die Forderung nach Erneuerung der Formsprache als ,inks ..Bachus", rechts „Refrain"

• . , ... .. | . .. _ i ■ , Entwurf: Professor Josef Hoffmann

Ausdruck für die lebendige Gegenwart und wech- Ausführung: wiener Werkstätte

Handtaschen

handgewebt, Seide. Werkstätte Friedmann-Schachtitz

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