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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Hilberseimer, Ludwig: Reichstagerweiterung und Platz der Republik
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0400

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Entwurf / Projet / Designer:

E. Fahrenkamp und H. de Fries,

Düsseldorf

nicht als solche erkannt wurde. Es ist kein Zu-
fall, daß das Reichstagsgebäude in seiner städte-
baulichen Anordnung gewissermaßen beiseite ge-
schoben und in keinen Zusammenhang mit den
Gebäudekomplexen, die die damalige Staats-
macht repräsentierten, gebracht wurde. Das den
Reichstag umgebende Gelände muß jetzt zum
Mittelpunkt der Bauwerke gemacht werden, wel-
che die neue Staatsmacht repräsentieren, um so
ein politisches Forum des Deutschen Reiches
zu schaffen als adäquater städtebaulicher Aus-
druck der geschichtlichen Entwicklung.

Als Erster hat dies Martin Mächler bereits vor
Jahren in seinem Umgestaltungsplane Berlins vor-
gesehen. Martin Mächler hat den Platz der Re-
publik zum Verwaltungsmittelpunkt des Reiches
gemacht. Es ist bedauerlich, daß beim Aus-
schreiben der Wettbewerbe diese elementaren
Voraussetzungen für die Gestaltung des Platzes
der Republik ignoriert wurden, um so mehr, als der
Mächlersche Plan zugleich das Bauprogramm für
diesen Platz: die Konzentration der Reichs-
ministerien, enthält.

Stadtbaurat Martin Wagner wies den Reichs-
tagspräsidenten Paul Löbe als Bauherrn des
Reichstages auf den engen Zusammenhang zwi-
schen dem Reichstags-Erweiterungsbau und der
Umgestaltung des Platzes der Republik hin. Löbe
entschied jedoch dahin, daß mit dem Erweite-
rungsbau nicht bis zur Ausführung so weitgehen-
der Projekte gewartet werden könne. Es wurde
gänzlich außer acht gelassen, daß die grundsätz-
liche Anerkennung eines Umgestaltungsplanes

des Platzes der Republik nicht gleichbedeutend
mit sofortiger Durchführung ist. Aber jede Teil-
lösung ist nur auf Grund eines umfassenden
Planes möglich.

Innerhalb der Architektur des XIX. Jahrhun-
derts nimmt das von 1884—1894 von Paul Wallot
erbaute Reichstagsgebäude eine überragende
Stellung ein. Es ist geradezu der künstlerische
Ausdruck dieser Epoche, wie er vollkommener

Entwurf/Projet Designer: G. Holzbauer und Franz Stamm,
München

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