Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0586
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Bonatz, Paul: Zu den Bauten des Neckarkanalisation
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nehmigung durchzusetzen, jedoch nur unter der
Bedingung, daß nach Fertigstellung der Pfeiler
Modelle von Spitzdächern zur Probe aufgesetzt
werden müßten. Die Spitzdächer sind fortgeblie-
ben, und die Verstocktesten geben zu, daß das
Wehr eine Bereicherung des Bildes von Heidel-
berg geworden ist, das wohltuend absticht von
den „Villen" des rechten Ufers und der Herren-
mühle und anderen häßlichen Bauten des linken
Ufers. Trotz erheblicher Mehrkosten wurde dem
Stadtbild zuliebe das ganze Wehr, Pfeiler, Ufer-
mauern, Schleuse und Dienstgebäude, mit Qua-
dern aus rotem Neckarsandstein ummauert. Die-
ser rote Stein, der im ganzen Tale ansteht, ist für
das Einwachsen in das Bild tatsächlich von
großer Bedeutung.
Die Stauhöhe beträgt hier nur 2,60 m. Ein
kleines Kraftwerk wird im Anschluß an die
Herrenmühle eingebaut. Auch bei Niedrigwasser
wird in diesem Kraftwerk nur ein Teil der
Wassermenge verbraucht, so daß die Walzen
des Wehrs immer überströmt sind.
Die drei Walzenwehre sind je 40 m lang. Das
Bild wird bestimmt durch die vier Pfeiler. Die
Wiederholung gleicher Elemente ist eines der
dankbarsten Mittel moderner Gestaltung. Die
Unterwasserseite der Pfeiler, die ohnehin höher
ist, wurde in einem einzigen Anlauf zusammen-
gefaßt. Die niedrigere Oberwasserseite wurde
durch den Eisensteg untergeteilt (Bei der Plan-
festsetzung wurden verschiedene Gegenvor-
schläge mit ansteigenden Bogenbrücken ge-
macht. Nur eine solche Brücke „passe in das
Landschaftsbild". Die Ausführung hat jeden
Zweifel darüber behoben, daß als Begleitlinie zu
den streng horizontalen Walzen nur ein horizon-
taler Steg möglich ist.), der so niedrig wie mög-
lich über dem Wasser liegt. Am linken Ufer liegt
eine Doppelschleuse mit Dienstgebäude.
Das vor einigen Jahren errichtete Wieblinger
Wehr hat durch die Hebung und Verbreiterung
des Wasserspiegels das Bild von Heidelberg
einschneidend verändert, und zwar zum großen
Vorteil. In der immer mehr zur Großstadt an-
wachsenden Stadt ist der breite Wasserspiegel
nicht mehr wegzudenken. Das neue Wehr staut
den Wasserspiegel oberhalb der Stadt eben-
falls zu mächtiger Breite mit niedrigen Böschun-
gen. Die verschiedenen Staustufen mit langsam
fließendem Wasser wirken wie Klärbecken. Es
ist erstaunlich, um wieviel klarer das Neckar-
wasser in Heidelberg ist als in Stuttgart.
Stauwehr Heidelberg. Entwurf / Projet/Designer: Neckarbaudirektion, Stuttgart. Mitarbeiter als Architekt: Paul Bonatz
Barrage de retenue de Heidelberg
Coffer weir in Heidelberg
500
Bedingung, daß nach Fertigstellung der Pfeiler
Modelle von Spitzdächern zur Probe aufgesetzt
werden müßten. Die Spitzdächer sind fortgeblie-
ben, und die Verstocktesten geben zu, daß das
Wehr eine Bereicherung des Bildes von Heidel-
berg geworden ist, das wohltuend absticht von
den „Villen" des rechten Ufers und der Herren-
mühle und anderen häßlichen Bauten des linken
Ufers. Trotz erheblicher Mehrkosten wurde dem
Stadtbild zuliebe das ganze Wehr, Pfeiler, Ufer-
mauern, Schleuse und Dienstgebäude, mit Qua-
dern aus rotem Neckarsandstein ummauert. Die-
ser rote Stein, der im ganzen Tale ansteht, ist für
das Einwachsen in das Bild tatsächlich von
großer Bedeutung.
Die Stauhöhe beträgt hier nur 2,60 m. Ein
kleines Kraftwerk wird im Anschluß an die
Herrenmühle eingebaut. Auch bei Niedrigwasser
wird in diesem Kraftwerk nur ein Teil der
Wassermenge verbraucht, so daß die Walzen
des Wehrs immer überströmt sind.
Die drei Walzenwehre sind je 40 m lang. Das
Bild wird bestimmt durch die vier Pfeiler. Die
Wiederholung gleicher Elemente ist eines der
dankbarsten Mittel moderner Gestaltung. Die
Unterwasserseite der Pfeiler, die ohnehin höher
ist, wurde in einem einzigen Anlauf zusammen-
gefaßt. Die niedrigere Oberwasserseite wurde
durch den Eisensteg untergeteilt (Bei der Plan-
festsetzung wurden verschiedene Gegenvor-
schläge mit ansteigenden Bogenbrücken ge-
macht. Nur eine solche Brücke „passe in das
Landschaftsbild". Die Ausführung hat jeden
Zweifel darüber behoben, daß als Begleitlinie zu
den streng horizontalen Walzen nur ein horizon-
taler Steg möglich ist.), der so niedrig wie mög-
lich über dem Wasser liegt. Am linken Ufer liegt
eine Doppelschleuse mit Dienstgebäude.
Das vor einigen Jahren errichtete Wieblinger
Wehr hat durch die Hebung und Verbreiterung
des Wasserspiegels das Bild von Heidelberg
einschneidend verändert, und zwar zum großen
Vorteil. In der immer mehr zur Großstadt an-
wachsenden Stadt ist der breite Wasserspiegel
nicht mehr wegzudenken. Das neue Wehr staut
den Wasserspiegel oberhalb der Stadt eben-
falls zu mächtiger Breite mit niedrigen Böschun-
gen. Die verschiedenen Staustufen mit langsam
fließendem Wasser wirken wie Klärbecken. Es
ist erstaunlich, um wieviel klarer das Neckar-
wasser in Heidelberg ist als in Stuttgart.
Stauwehr Heidelberg. Entwurf / Projet/Designer: Neckarbaudirektion, Stuttgart. Mitarbeiter als Architekt: Paul Bonatz
Barrage de retenue de Heidelberg
Coffer weir in Heidelberg
500