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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 5.1930

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13711#0622

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.STAHL ÜBERALL'

Von einem Leser unserer Zeitschrift werden wir

^j^j^ji^^^j^'r 111 j j""""" auf eine Druckschrift der Beratungsstelle für Stahl

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Verwendung aufmerksam gemacht, aus der wir die
Seite 13 nebenstehend abbilden. Aus dem Schreiben
unseres Lesers geben wir folgende Stelle wieder:
„Es wird noch im Jahre 1929 von einer unserer
größten Industrievereinigungen ein Erzeugnis ange-
boten, das als Blechdach, ,um allen Anforderungen
zu genügen', ein Biberschwanzdach oder ein Schin-
deldach vortäuschen soll, oder eine, wenn auch
nicht im richtigen Mauerverband aufgeführte Ziegel-
wand. Hatte der Ingenieur hier noch freie Wahl?
Dann würde er doch aus dem Material die ihm inne-
wohnende neue Form gestaltet haben, wie Profes-
sor Blunck tut (Seite 9 der Druckschrift). Aber der
,Dienst am Kunden' hemmt hier, der Dienst am Kun-
den, der nur den Absatz will. Der Formgestalter
unterliegt und wird immer wieder unterliegen, so-
lange vom Dienst am Kunden eine derartige Auffas-
sung herrscht, wie sie diese Abbildungen zeigen."

In der Geschichte der Architektur und des Kunst-
gewerbes wiederholt sich immer die Tatsache, wenn
ein neues Material Verwendung findet, daß es in

Abbildung aus einer Druckschrift „Stahl überall" der . _ . . ., ....... . .

Beratungssteile für Stahlverwertung, Düsseldorf seinen Formen immer das Material imitiert, das es

im Gebrauch ersetzt. Aber in der heutigen Zeit, in
der das Prinzip der materialgerechten Form fast
eine Selbstverständlichkeit geworden ist, brauchte
eine so häßliche Materialimitation nicht mehr vor-
zukommen, vor allen Dingen deshalb nicht, weil wir
zu dem Material des Stahls durch die ausgezeichne-
ten Ingenieurkonstruktionen und durch die breite
Verwendung des Stahls schon ein inneres Verhält-
nis haben. Ja, es wirkt geradezu komisch, wenn ein
Material, das wir als ausgesprochen modern bezeich-
nen, eine Materialstruktur annimmt, die uns geradezu
schon romantisch anmutet.

13

BAUHAUS UND BAUHOCHSCHULE

Zu den Ziffern, die in dem Aufsatz „Zur Auflösung
derBauhochschuleWeimar" („Form"Heft 10) genannt
sind, ist ergänzend zu bemerken, daß Gropius den
Schulaufbau des Bauhauses Weimar mit einem Bud-
get von nur 75 000 Mark zu bestreiten hatte, also
mit einer beträchtlich kleineren Summe, als sie
Bartning mit anfangs 188 000 Mark für die Bauhoch-
schule Weimar als örtliche Nachfolgerin zur Verfü-
gung stand. Das verdient um so mehr Bewunde-
rung, als Gropius am Bauhaus einen breiten Ausbau
der Grundlehre durch freie künstlerische Kräfte,,
Klee, Kandinsky, Feininger, Schlemmer, geschaffen
hatte. Allerdings war dieser breite Ausbau des Bau-
hauses mit so beschränkten Mitteln nur durch große
persönliche Opfer von seiten des Leiters und der
Lehrerschaft möglich, eine Gesinnung, die sich auch
auf die Bartningsche Bauhochschule übertrug.
Schon Gropius hatte den Anfang mit der Speisung
der Schulwerkstätten durch Aufträge des Leiters
gemacht (Theater in Jena, Wohnhäuser in Berlin
usw.), wie ja auch die Ausgestaltung der Werkstät-

ten als vorbereitende Laboratorien für Industrie-
produkte zuerst am Bauhaus erfolgt war. Bartnings
großes Verdienst ist es, diese Anfänge in einer
ruhigen stetigen Organisation ausgebaut zu haben,
die nun leider der übereilte Entschluß der Thüringer
Regierung gerade in dem Augenblick hinweggefegt
hat, wo diese gesunde, dem heutigen Leben die-
nende Anstalt sich soweit gefestigt hatte, daß sie
eine starke Wirkung auch nach außen zu üben be-
gann. B.

Mitarbeiter dieses Heftes:

Paul Bonatz, Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart,
Architekt

Dr. Th. Metz, Frankfurt a. M., Syndikus der Niederländischen Han-
deiskammer für Deutschland
Dr. Adolf Behne, Berlin, Schriftsteller
Ludwig H i l b e r s e i m e r, Berlin, Architekt

Dr. Alexander Schwab, Berlin, Volkswirtschaftlicher Schriftsteller
Dr. Will Grohmann, Dresden, Schriftsteller

Dr. Otto Neurath, Wien, Direktor des Gesellschafts- und Wirt-
schaftsmuseums

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