Kasfee, das Brot und der Kuchen mundete. Keiner von
ihnen wußte, wer der stille Gast sei, der mit dem Geist-
lichen gekommen. Man mochte ihn wohl für einen Herrn
des Vorstandes halten. Erst als die Herren sich entfernt
hatren, sagte der Herbergsvater den Erstaunten, daß der
Großherzog von Hessen bei ihnen gewesen sei. Das rief
nun unter üen Leuten großen Jubel hervor, und sie brach-
ten ein Hoch aus den leutseligen Fürsten aus. Nach kurzer
Frist erschien ein Bote oom Kabinett und brachte 100 Mk.
Die wurden gleichmäßig unter die Schar verteilt und vom
Rest des Detrages erhielt jeder zum Mittagessen ein paar
warine Würstchen.
Aus der Karlsruhcr Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
Len Professor Dr. Eberhard Gothein an der Universität
Vonn zurn ordentlichen Professor der Nationalökonomie und
Finanzwissenschast an der Universität Heidelberg ernannt.
— Dem Stationslontrolleur Johann Schmidt in
Mannheim wurde das Stationsamt Mannheim-Jrtdustriehasen
übertragen.
— Forstassessor Battlehner in Weinheim wurde nach
Freiburg versetzt und t>em Forstamte Wendlingen daselbst als
zweiter Beamter zugewiesen.
Karlsruhe, 4. Jan. Der Großherzog nahm
heute Vormittag von 11 Uhr an den Vortrag des Geheime-
rats Dr. Frhrn. von Dusch entgegen. Um 12 Uhr emp-
sing Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich von
Sachsen-Meiningen, Herzog zu Sachsen, Oberstleutnant
und 51ommandeur des 5. Badischen Feldartillerie-Regi-
ments Nr. 76 und danach den Major von Chelius, Flügel-
adjutanten des Kaisers und Königs, kommandiert als
MilitärattachS zur Botschast in Rom. Zur Frühstücks-
tafel der Höchsten Herrschaften erschien die Prinzesstn
Wilhelm. Nachmittags und abends hörte der Großherzog
die Vorträge des Geheimerats Dr. Frhrn. von Babo und
des Legationsrats Dr. Seyb.
Ausland.
Frankrcich.
Paris, 4. Jan. Dem „Gaulois" zufolge hat die
verstor'bene Prinzessin Mathilde den russischen
General Prinzen LouisBonapartezu ihrem Uni-
versalerben eingesetzt. Dem Grasen PrimoIi, dem
Gatten einer der Töchter des Fürsten von Canino, ältesten
Sohnes Lucien Bonapartes, vermachte sie ihre Papiere,
dem Prinzen ViktorNapoleon zahlreiche Schristen
und Familienerinnerungen, der Prinzessin Lä -
titia, Witwe des Herzogs von Aosta, ihren koscharen
Schmuck und dem Louvre Gemälde von Reynolds und
ihre eigene Büste von Carpeaur. Man schätzt das Ver-
mögen, der Verstorbenen auf 2 Millionen Franken ohne
die Knnstwerke und die wertvollen Kleinodien, als deren
kostbarstes Stück das Perlenhalsband gilt, das Napo-
leon 1. der Mutter der Prinzessin, der Prinzessin Katha-
rine von Württemberg, zum Geschenk machte. Jhr letzter
Wunsch war der, mit einem Bildnis Napoleons I., einer
Rose, einer Nelke und ihrein Kruzifix beigesetzt zu werden.
Jm übrigen wünschte sie eine möglichst einfache Bestat-
tungsfeier. Das Begräbnis wird nicht vor der Ankunft
des Prinzen Louis Napoleon erfolgen, der aus seiner
Garnison in Tiflis nicht vor dem 11. Januar hier sein
kann. Den Prinzen Viktor hindert das Gesetz über dre
AuÄveifung der Thronbewerber daran, nach Frankreich
zu kommen.
Aus Stadt und Land«
He! deibera. 5. Jannar.
X Jn der neuen Christuskirche ist unter vielern anderen
bon hochherzigen Danien auch ein Taufstei n gcstistet wor-
den und damit gleichzeitig die dantenswerte Anregung nach
altem schönen Brauch, die Taufe wieder in der Kirche vorzu-
nehnien, gegeben worden. Der Tausstein, wclcher nach dem
Entwurf des Herrn Baurat Bohaghel von dem hiesigen Bilo-
hauer Herrn Hans Fries ausgeführt wurde, ist in seiner stil-
gerechten und tadellosen Ausführung ein schöner Schmuck der
Christuskirche. Aus derselben Hand sind auch die Modelle
zu den in künstlerischer Auffassung und charakteristisch fein
zen OP ernhauses näher getreten werden muß. Der
Kaiser hat indessen unter Fürsorge für das im Opern-
hause wirkende Künstlerpersonal auf Vortrag angeordnet,
daß auf dem jetzigen Bühnenraum unverzüglich alle Maß-
nahmen getroffen werden, die zur Erhöhung des Schutzes
sür Leben und Gesundheit der beteiligten Personen irgend
möglich sind. Die Arbeiten werden hauptsächlich in der
Fertigstellung weiterer Ansgänge auf beiden Seiten des
Bühnenhauses und in der Anbringung umlaufender Ga-
lerien bestehen. Zugleich hat der Kaiser befohlen, daß bis
zur Vollendung dieser Arbeiten das königliche Opern -
haus g e s ch l o s s e n wird.
— St. Pcter (bei Barr), 2. Jan. Gestern Abend um
11 Uhr rief die Sturmglocke nnsere Einwohner wach.
Durch ein schadhaftes Kamin war imSchloß Halle,
jetzt ein E r h o l u n g s h e i m des Krankenhauses Aller-
heiligen zu Straßburg, Feuer ausgebrochen, das mit
rasender Eile um sich griff und in kurzem das ganze
Anwesen erfaßt hatte. Die Jnsassen tönnten kaum das
nackte Leben retten: an zusammengebundenen Leintüchern
ließen sich die Bewohner der oberen Stockwerke znr Erde,
wobei eine Dame aus Straßburg, die hier zur Erbolung
verweiste, ein Bein brach, sodaß sie in das Klosterspital
nach Andlau befördert werden mnßte. Die aus Eich-
hosm, Epsig und Stotzheim telephonisch herbeigerufenen
Feuerwehren konnten anfangs nur lwenig Wgen das
Feuer ankämpfen, da üöerall das Wasser festgefroren
war. Fhren gemeinsamen Bemühungen und Anstrengun-
gen ist es jedoch zu verdanken, daß die Stallungen unver-
sehrt blieben. Das ganze übrige Anwesen ist ein Raub
der Flammen geworden. Der Schaden, der glücklicher-
weise durch Versicherung gedeckt ist, wird auf viele Tau-
sende gefchätzt.
LurchgeLildeten Kanzelsiguren entstcmden, deren Ausführung
in Ahornholz der OrgeWananstalt und Bildschnitzerei C. F.
Wcrlker uud Comp. in Ludwigsburg übertragen war und
welche diesen Austrag in lobenswerter Weise ausgeführt hat.
Deu edlen Stifterinnen des schönen Taussteines sei hier noch-
mabs gedankt.
-p Bom Königstuhl. Herr Wirt Maher aus dem Königstuhl
-U in diesem Jahre oben vor der Wirtschaft das zleiche präch-
tige Eistor crusgebaut, das im vorigen Jahre von dem
Publiku-m bewundert werden konnte. Hosfentlich wird die
mühsame und auch kostspielige Arbett diesmal von der Witte-
rung länger respektiert werden, als es im vorigen Jähre der
Fall war. Jmmerhin werden diejenigen, die es besichtigen
wollen, gut tun, möglichst bald einen Spaziergang auf die Höhe
zu machen, ist doch das Thermometer heute Vormittag hier
uüten Lis nahe an den Nnllpunkt gestiegen. Auf dem König-
stuh'l zeigt es allerdings noch 3 Grad Kälte.
X Jubiläum. Herr Postdirektor Strauß begeht heutL
sein 60jähriges Dienstjubiläum.
X Kaiser-Panorama. Dem vielbesuchieu Schwarzwald
mit seinen Herz und Geist ersrischenden Tannenwäldern stattet
man immer gern einen Besuch ab, und wird es allen Natur-
freunden jedenfalls höchst willkommen sein, daß das Kaiser-
panorama auch einmal die bädischen Gefilde berücksichtigt hat.
Der Schwarztvald niit seinen hohen Bergen, seinen lieblichen
Seen, seinen ranschendcn Wasserfällen und sischreichen BLchen,
seinen vielgestaltigen, wilden, romantischen Tälern, seinen
versch'lungenen Pfaden und Wegen bietet so viel dcs Schönen
und Jnteressanten, daß man sich wirklich nicht satt sehen kann.
Versäume daher niemand, dem heimatlichen Gebivgsstock im
Kaiserpanorama einen Besuch abzustatten.
-p Schöffengerichtssitzung vom 4. Januar. Kaspar De-
wald von Schlierbach erhielt wegen Sachbeschädigung und Kör-
perverletzung 35 Mark Geldstrafe öder 7 Tage Gefängnis;
Friedr. Wilhelm Lichtensels von Mcckesheim wegen Milchsäl-
schung 30 Mark Geldstrafe oder 6 Tage Gefängnis; Martin
Brecht, Wilhelm Herzog, August Herzog und Ludwig Herzog,
alle von Sandhausen, sind wegen Körperverletzung angeklagt,
es erhielten Brecht, August und Ludwiz Herzog je 3 Wochen
Gefängnis, Wilhelm Herzog 6 Wochen Gefängnis; Friedrich
Ludw. Karl Lübbers von Lübeck, angeklagk wegen Vertriebs
von Lotterielosen, wurde freigesprochen; die Verhandlung ge-
gen Georg Ebner von Ravensburg, angeklagt wegen DiebstahlZ
und Betrugs, wurde vertagt; Jakob Brand von hier erhielt
wegen Körperverletzung 20 Mark Geldstrafe; Franz Laver
Fränznick von hier wegen desgleichen 50 Mark Geldstrafe oder >
10 Tage Gefängnis; die Verhandlung gegen Robert Vogel von
hier, angeklagt wegen Milchfälschung und Unterschlagung,
wurde vertagt; Adani Henn von Kirchheim erhielt wegen Haus-
friedensbruchs und Bedrohung 10 Tage Gefänznis; Anna
Schulz von Mundenheim wegcn Diebstahls 1 Woche Gefängnis;
Katharina Hüttler von hier wegen desgleichen 3 Tage Ge-
sängnis; in der Anklage gegen Martin Brecht von Sandhansen
wegen Sachbeschädigung wurde das Verfahren eingestellt; Jo-
hann Ungerer von hier erhielt wegen Beleidigung 3 Taze
Gefängnis.
X Bon Kiudesnöten überrascht wurde gestern in einem
Hausgange der Bergheimerstraße eine 42 Jahre alde Milch-
händlerin aus Wieblingen; dieselbe wurde in die Frauenklinik
spediert.
). Nnfall. Gestern Abend nach 9 Uhr ereignete sich auf
der Schlittschuhbahn am Karlsthor ein bedauerlicher Unglücks-
fall. Die 15jährige Tochter des Josef Wolf fuhr übcr ein
Stück Eis und siel so unglücklich, daß sie ein Bein brach. Der
- 'l! terbciaerusene Arzt, welcher einen Notverb,»
ordnete die UeLerführung in das Akadem. Krankerchaus an.
Nnfall. Ein in einem transportablen Sägewerk beschäs-
tiyter lediger Mann aus Dosseuheim durchsägte sich' gcstcrn die
HLlfte des Daumens und den Mittelfinger der linken Hand.
— Polizcibericht. Füns Personen wurden wegen Bet-
telns urrd ein Kellner wegen Hausfriedensbruchs und Rrche-
störung verhaftet. Eine Kellnerin kani wegen Umher-
ziehens zur A n z e i g e.
Weinheim, 3. Jan. (S ch n a k e n j a g d) Jn den näch-
sten Tagen beginnt hier wiederum die Schnakenjagd: Jm
„Weinheimer Anzeiger" kündigt der Gemeinnützige
Verein das demnächstige Erscheinen von städtischen Ärbei-
tern an, dic auf Kosten der Stadt die in den Kellereien der
bewohnten uud unbewohnten Häuser und in anderen der Kälte
wenig ausgesetzten Gelassen zn Millionen überwinternden
Tiere, jene hier zur Genügo bekcmnte Mensck»enplage, ver-
brennen sollen. Durch diese dantenstvertc Matznahme, die
auch an bcnachbarten hessischen Plätzen der Bergstraße geübt
wird, hat diese Plage in den letzten Jahren tatsächlich abge-
nommcn.
Ludwigshafen, 4. Jan. (Die blutige Tat an der
H e m s h o f st r a ß e) ist nun ausgeklärt und der Täter er-
mittelt. Letzterer ist der 35 Jahre alte Fabrikarbeiter
Christian Dörr, ivelcher verheiratet und Vater von 4 Kin-
dern ist. Die Tat hat derselbe bereits ununtwnnden eingestan-
den. Darnach wurde Dörr vcm deml 18 Jähre alten Enül
Haßler abends gegen 7 Uhr auf der Hemshofstraße angereni-
pelt. Als sich Dörr dies verbat, antwortete Haßler mit einer
unslätigen Redensart. Die Fol-ge davon war, daß Dörr dcm
Haßler eine Ohrfeige versetzte und 1hm zurief, er solle machen,
datz er zum Teusel komme. Haßler war darüber so aufgeregt,
daß er alsbald sein Messer zog und dcm Dörr einen Stich
in den Kopf versetzte, wobei ihm, dem Haßler, der Hut vom
Kopfe fiel. Der Begleiter des Dörr, der Fabrikarbeiter Peter
Bickel, hob- nun den Hut auf und cilte damit in die Toreinsvhri
des Hauses Hemshofstraße 38a, hinterher Hatzler und Törr.
Jn der Toreinfahrt entwickelte sich nun eine Rauferei, bei der
sowöhl Haßler als auch Dörr mit dem Messer zustachen nnd
wobei Haßler den totbringenden Stich in die Herzgegend er-
hielt. Äußer einem Messerstich in den Kopf erhielt Dörr einen
Stich in den rechten Oberarm, der aber nur die Kleider durch-
schnitt. Hatzler eilte nach dem blutigen Vorsall in die Wirt-
schaft, ans welcher er vorher kam, um seine Kameraden zur
Hilfe herbeizuholen, ficl aber am Eingang der Wirtschast zu
Boden und rief: „Mit mir ist es fertig!" Das Herz war so
schwer getrossen, daß sch-on nach kurzer Zeit der Tod cintrai.
O Karlsruhe, 4. Jan. (U n g l ü ck s f ü I l c.) Am
Samstag Abend ereignete sich aus dem hiesigen Güterbahnhof
ein bedauernswerter Unsall. Jtt dem Augenblick, als der
Eisenbahnarbeiter L. Fehrenbach über das Geleise schritt,
um seinen ans der anderen Seite bestndlichen Kameraden für
die chm zugerufenen Neujährs-Glückwünsche zu danken, wnrde
er von einer einsahrenden Lokomotive erfaßt und überfahren.
Dabei wuvde dem Unglücklichen der 5l o p f vollständig vom
Rnmpfe getrennt, sodaß der Tod augenblicklich ein-
trat. Der aus so verhängnisvolle Weise ums LÄen gekommene
Mann hinterlätzt eine Witwe und ein unmündiges Kind. —-
Am gleichen Tage fiel der hiesige Möbelpacker Gustav N o e in
der Nähe von Grötzingen so unglücklich von einem Möbelwageii,
Laß er an den schweren Verletzungen, die er dabei erhielt, kuxz«
Zeit darauf verschied. — Ein weiterer Unsall ereignete sich
am Samstag Mittag auf dem Bahnhof Oos, wo beini Ran-
gieren der Weichensteller Iöhann Bleich- von Sandweier insolge
Ausgleitens unter einen lansenden Wagen kam. Dabei wur-
den ihm beide Beine nnter dem Knie abgefahrcn. Man
brachte den Verunglückten sofort per Droschke nach dem Kran-
kenhaus in Baden-Baden. Meich ist verheiratet und Vater
von sünf kleinen Kin'dern.
W Karlsruhe, 4. Jan. (Der 6. Verbandstag des
bad. Stenotachygraphen - Verbandes) san d
gestcrn im Gasthans zum „.Aönig von Prcuhen" hier statt. Be-
schlossen wurde die Abhaltung von Korrekt- und PreisschreiLen,
welche jeweils im Frühjahr und Herbst stattfinden- sollen, sowie
die Erhöhung des Beitrages von 2 Mark aus 2,50 Mari pro
Mitglied. Zum 1. bezw. 2. Vorsitzeuden wurden die Herren
Braun-Karlsrühe und Mandel-Mannheim gewählt. Nach-
mittags f-and ein Preiswettschreiben statt.
v Karlsruhe, 4. Jan. (E x p r e ß g u t s e n d u n g e n.)
Die Zahl der über Weihnachten 1903 vom 16 bis 25.
j Dezentber auf den nachgenannten Stationen der badischen
! Staatsoahnen abgegangenen und angekomnienen Expreßgut-
j sendunzen hat betragen: Mannheim: in Versand 16 532, in
! Empfcmg 14 889, Heidelberg: in Versand 6877, in Empfang
! 6915, Karlsruhe: in Versand 21 551, in Empfang 15 752,
! Pforzheim: in Versand 5640, in Empfang 6059, Freibnrg:
> in Bersand 12 364, in Empfang 9312.
->- Wahlen (Mfatal), 5. Jan. (Eine historische
Person) ist heute hier zur Erde bestattet worden. Es war
dies die 80jährige Anna Warg. Arnold geb. Gölz. Sie war
seit Jahren üie einzige noch lebende Person, die in dem ver-
schollenen Dorfe Dürr-Ellenbach geboren war. Dieses Dorf
wurde anfangs der vierziger Jahre vorigen Jahrhunderts
von den Grafen zu Erbig anzekauft und alsdann abgerissen.
HeidelderAer VereinsaRgelegentzetten.
X Kirchengesangverein Neuenheim. Die erste Welhnachts-
feier, die der evangelische Kirchenges angverein
Neuenheim am verzangenen Sonntage im Gasthanse zum
Schifs feierte, nahm einen in allen Teilen wohlgelungeuen
j Verlauf. Das reichhaltige Programm nmsaßte nicht nur sechs
! Chöre, die der Verein unter der Leitung des Herrn Hauptleh-
f rcr Br a u n aufs beste zur Gehör brachte, sondern auch eine
> Anzahl Solis (Tenor und Bariton: die Herren Brüder
! Braun; Sopran: Frl. Nagel, Frl. Wagenmann, Frl. M.
! Ueberle), die den Beifall der zahlreichen Versammlnng fan-
! den, zwei Violinquartette (Herr H. Koch u. Herr Hr. Braun),
> die von cinem tüchti-gen Können Zeugnis ablegten u. a. Herr
! Professor R o h r h u r st, der Vereinsvorsitzende, hob in seiner
! Begrüßnngsrede in bekanntcr packender Rede die Z>ele des
! Vereins hervor und Hcrr Pfarrer Schneider sprach allen
Mitwirkenden un'd Gebern den qerzlichsien Dank für ihve
Darbietungen aus. Die 2000 Lose fanden reißenden Äosatz
und üie Verteilung der 250 schönen Gewinne errcgle eine leb-
hafte und freudige Stimmung in der dichtgedrängten Zuhörer-
schast. Wir machen hier schon daraus aufmerksam, daß >der
Vercin am Sonntag, den 17. Januar, nachmittags 5 Uhr, in
der Jöhanniskirche ein Konzert geben wird, bei dem u. a. Herr
! Musikdirektor Weidt, Herr Cellist Brumm, Frl. Wagenmann
' und Herr Seminarlehrer Baumann in Karlsrühe ihre Mst-
wirkung zugesagt häben.
Theater urrL Kunftnachrichten.
Heidelberg, 5. Jan. (Bertha Morena - Konzert.)
Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß am Sams-
tag, den 9. Januar 1904, abeuds halb 8 Uhr, Fräulein Ber-
tha Morena, die berühmte Kammersängcrm der Münchener
Hofoper, ein Konzert in der Stadthalle giüt unter Mitwirkung
von Herrn Friedrich Porgcs, Violirwirtuose. Tie Klavierbe-
-gleitung hat Herr K. A. Sienold, dahier, übernommen. Das
Programm enthält außer Fidelioarie Lieder von R. Stranß,
R. Wagner und Saint Saens. Billettverkauf bei Herrn Eu-
gen Pseifser hier.
Heidelberg, 6. Jan. (3. Kammermusik - K o n->
zert.) Wie aus unserein Jnseratenteil ersichtlich, stndet
kommenden Donnerstag, den 7. Januar, das 3. der vou Herrn
Otto Seelig veranstaltetcn Kammermusik-Konzerte statt, die in
dieseM' Winter zu den bestbesuchten Veranstaltungen zählen;
d-as „Brüsfeler Streichqujartett" tritt d-resmal
an Stelle desHeermann - Quartetts und wird seine
Anziehungskraft nicht verfehlen; die Kritiken über diese Künst-
lervereinigung sind ganz ausgezeichnete; überall wird das
Quartett mit dcn „Böhmen" verglichcn; der beste Beweis da-
sür ist, daß die „Brüsseler" kürzlich in Prag, der Heimat
der „Böhmen", glänzende Trinmphe gefeiert haben; die Künst-
ler sind auch bei uns von ihrem letzten Konzert im vorigen
Jahre in bester Erinnerung; das Programm weist das schöne,
selten gehörte A-dur-Quartett von Schumann auf.
ferner die pikanten Novelletten von Glazonnon und
das langersehnte Klavier - Quintett von Brahms.
'vanöel liAd VLrkehr.
-Mannöi'n», 4. Iluuiur. O »:rrtrinnan Bauk —B.
S4.— G. Rhcin. CrevUbcmk !38. G. B. Stbei«. Hyp.-
B-'nk 192.— G., -. - Ä., Pra.ierei Kleinlein, Heidelüerg. - — B,,
183.— W. Scliroevi'iche Bcauerei Heivewerg 203.— B.
Porllnnd.Zemrnüoerk Heid.lberq 119.- B., —.— G.
Lilerarisches.
—" Aus dcm Verlagc von Stephan 'Geiüel i,r Wtenburg
liegen uns in zweiter Anflage: Rogge, Dcutsch-euglisäie
Charakterbilder, Teil I (2,25, geb. 3 — Mk.). Teil II (2,80,
geb. 3,60 Mk.) vor. Emil Frommels, Crnstes und
Heiteres, Erzählungen für das deutsche Vobk, erschienen in
fünfter Auflage. — Von der Horn'schen Volks- und Jugend-
bibliothck wurden zahlreiche Bändchcn neu gedruckt, sie kosten
kartonuicrt nur 50 Pfg., gebunden 75 Pfg. und sind jo i-eckt
geeignet, für unsere Jugend cmpfohlen zu werven.
—^ Dcutscher Wappcnkalendcr 1904, Verlag von Gebr.
Bogt, Papicrmühle bei Roda S.-A., 32 Seiten, Hochquart,
Prcis Mk. 1,50. Auf dem Gebiete der Kalenderliteratur stellt
dieser, nun im zweiten Jahrgange eyscheinende „T'eutsche
Wappenkalender" eine Neuerung dar, welche die vollste Aus-
mcrksamkeit unserer Leser erfordert. Während der bekannte
„Münchener Kalender" eine fortgesetzte Reihe von Wappen des
deutschen Uradels bringt, beabsichtigt das hier in Frage fwheiwe
Unternehmen die Wappen deutscher Städte in hcraldrsch-rich-
figcr und in ebenso künstlerisch-schöner wie dekorativ-wtrk-
samer Weise erscheincn zu lasseu.
—* „Roman-Perlen". Von diesem Roman-«ammetweri
ist soeben Heft 13 und 14 erschienen. Die .Heste enthalten
den letzten Teil des lustigen Ronrans „Deutschc Picklmckier"
von Ferdinand Stolle. Diejenigen, die ihn noch nicht kcnnen,
'werden sicher seine Freunde und Verehrer werden, lvenn iic
den urkomischen Bildern folgen, die Stollc uns in sernen deut-
schen Pickwickiern vorstihrt. Jn den nächsten Hesten begmnt
der hochspannende Rommr „Die Bukanier" von Paul du Ples-
sis, welcher die Lcser in höhem Grade fesseln wird. Jedcs 64
Sciien starke Hest enthält ein sarbiges Bild, welcheS äie
packendsten Szenen zur bil'dlichen Darstellung bringt und kostet
nnr 10 Pfg. frei ins Häus. Mmr abonniert bei allen Buck)-
hcmdlungcn un'd Postanstalten. Probehestc sind von jeder
Buchhandlung sowie vom Verlag der „Roinan-Perlen". Ber- ,
liir S. W. 68, gratis zu evlangen.
-MeiNe Zeitun«
—- De.r Faltcnwnrf. Der Klasiderastatsch besprichl in
gereimter Prosa die neueingeführte militärisäje „Rücke n-
ihnen wußte, wer der stille Gast sei, der mit dem Geist-
lichen gekommen. Man mochte ihn wohl für einen Herrn
des Vorstandes halten. Erst als die Herren sich entfernt
hatren, sagte der Herbergsvater den Erstaunten, daß der
Großherzog von Hessen bei ihnen gewesen sei. Das rief
nun unter üen Leuten großen Jubel hervor, und sie brach-
ten ein Hoch aus den leutseligen Fürsten aus. Nach kurzer
Frist erschien ein Bote oom Kabinett und brachte 100 Mk.
Die wurden gleichmäßig unter die Schar verteilt und vom
Rest des Detrages erhielt jeder zum Mittagessen ein paar
warine Würstchen.
Aus der Karlsruhcr Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
Len Professor Dr. Eberhard Gothein an der Universität
Vonn zurn ordentlichen Professor der Nationalökonomie und
Finanzwissenschast an der Universität Heidelberg ernannt.
— Dem Stationslontrolleur Johann Schmidt in
Mannheim wurde das Stationsamt Mannheim-Jrtdustriehasen
übertragen.
— Forstassessor Battlehner in Weinheim wurde nach
Freiburg versetzt und t>em Forstamte Wendlingen daselbst als
zweiter Beamter zugewiesen.
Karlsruhe, 4. Jan. Der Großherzog nahm
heute Vormittag von 11 Uhr an den Vortrag des Geheime-
rats Dr. Frhrn. von Dusch entgegen. Um 12 Uhr emp-
sing Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich von
Sachsen-Meiningen, Herzog zu Sachsen, Oberstleutnant
und 51ommandeur des 5. Badischen Feldartillerie-Regi-
ments Nr. 76 und danach den Major von Chelius, Flügel-
adjutanten des Kaisers und Königs, kommandiert als
MilitärattachS zur Botschast in Rom. Zur Frühstücks-
tafel der Höchsten Herrschaften erschien die Prinzesstn
Wilhelm. Nachmittags und abends hörte der Großherzog
die Vorträge des Geheimerats Dr. Frhrn. von Babo und
des Legationsrats Dr. Seyb.
Ausland.
Frankrcich.
Paris, 4. Jan. Dem „Gaulois" zufolge hat die
verstor'bene Prinzessin Mathilde den russischen
General Prinzen LouisBonapartezu ihrem Uni-
versalerben eingesetzt. Dem Grasen PrimoIi, dem
Gatten einer der Töchter des Fürsten von Canino, ältesten
Sohnes Lucien Bonapartes, vermachte sie ihre Papiere,
dem Prinzen ViktorNapoleon zahlreiche Schristen
und Familienerinnerungen, der Prinzessin Lä -
titia, Witwe des Herzogs von Aosta, ihren koscharen
Schmuck und dem Louvre Gemälde von Reynolds und
ihre eigene Büste von Carpeaur. Man schätzt das Ver-
mögen, der Verstorbenen auf 2 Millionen Franken ohne
die Knnstwerke und die wertvollen Kleinodien, als deren
kostbarstes Stück das Perlenhalsband gilt, das Napo-
leon 1. der Mutter der Prinzessin, der Prinzessin Katha-
rine von Württemberg, zum Geschenk machte. Jhr letzter
Wunsch war der, mit einem Bildnis Napoleons I., einer
Rose, einer Nelke und ihrein Kruzifix beigesetzt zu werden.
Jm übrigen wünschte sie eine möglichst einfache Bestat-
tungsfeier. Das Begräbnis wird nicht vor der Ankunft
des Prinzen Louis Napoleon erfolgen, der aus seiner
Garnison in Tiflis nicht vor dem 11. Januar hier sein
kann. Den Prinzen Viktor hindert das Gesetz über dre
AuÄveifung der Thronbewerber daran, nach Frankreich
zu kommen.
Aus Stadt und Land«
He! deibera. 5. Jannar.
X Jn der neuen Christuskirche ist unter vielern anderen
bon hochherzigen Danien auch ein Taufstei n gcstistet wor-
den und damit gleichzeitig die dantenswerte Anregung nach
altem schönen Brauch, die Taufe wieder in der Kirche vorzu-
nehnien, gegeben worden. Der Tausstein, wclcher nach dem
Entwurf des Herrn Baurat Bohaghel von dem hiesigen Bilo-
hauer Herrn Hans Fries ausgeführt wurde, ist in seiner stil-
gerechten und tadellosen Ausführung ein schöner Schmuck der
Christuskirche. Aus derselben Hand sind auch die Modelle
zu den in künstlerischer Auffassung und charakteristisch fein
zen OP ernhauses näher getreten werden muß. Der
Kaiser hat indessen unter Fürsorge für das im Opern-
hause wirkende Künstlerpersonal auf Vortrag angeordnet,
daß auf dem jetzigen Bühnenraum unverzüglich alle Maß-
nahmen getroffen werden, die zur Erhöhung des Schutzes
sür Leben und Gesundheit der beteiligten Personen irgend
möglich sind. Die Arbeiten werden hauptsächlich in der
Fertigstellung weiterer Ansgänge auf beiden Seiten des
Bühnenhauses und in der Anbringung umlaufender Ga-
lerien bestehen. Zugleich hat der Kaiser befohlen, daß bis
zur Vollendung dieser Arbeiten das königliche Opern -
haus g e s ch l o s s e n wird.
— St. Pcter (bei Barr), 2. Jan. Gestern Abend um
11 Uhr rief die Sturmglocke nnsere Einwohner wach.
Durch ein schadhaftes Kamin war imSchloß Halle,
jetzt ein E r h o l u n g s h e i m des Krankenhauses Aller-
heiligen zu Straßburg, Feuer ausgebrochen, das mit
rasender Eile um sich griff und in kurzem das ganze
Anwesen erfaßt hatte. Die Jnsassen tönnten kaum das
nackte Leben retten: an zusammengebundenen Leintüchern
ließen sich die Bewohner der oberen Stockwerke znr Erde,
wobei eine Dame aus Straßburg, die hier zur Erbolung
verweiste, ein Bein brach, sodaß sie in das Klosterspital
nach Andlau befördert werden mnßte. Die aus Eich-
hosm, Epsig und Stotzheim telephonisch herbeigerufenen
Feuerwehren konnten anfangs nur lwenig Wgen das
Feuer ankämpfen, da üöerall das Wasser festgefroren
war. Fhren gemeinsamen Bemühungen und Anstrengun-
gen ist es jedoch zu verdanken, daß die Stallungen unver-
sehrt blieben. Das ganze übrige Anwesen ist ein Raub
der Flammen geworden. Der Schaden, der glücklicher-
weise durch Versicherung gedeckt ist, wird auf viele Tau-
sende gefchätzt.
LurchgeLildeten Kanzelsiguren entstcmden, deren Ausführung
in Ahornholz der OrgeWananstalt und Bildschnitzerei C. F.
Wcrlker uud Comp. in Ludwigsburg übertragen war und
welche diesen Austrag in lobenswerter Weise ausgeführt hat.
Deu edlen Stifterinnen des schönen Taussteines sei hier noch-
mabs gedankt.
-p Bom Königstuhl. Herr Wirt Maher aus dem Königstuhl
-U in diesem Jahre oben vor der Wirtschaft das zleiche präch-
tige Eistor crusgebaut, das im vorigen Jahre von dem
Publiku-m bewundert werden konnte. Hosfentlich wird die
mühsame und auch kostspielige Arbett diesmal von der Witte-
rung länger respektiert werden, als es im vorigen Jähre der
Fall war. Jmmerhin werden diejenigen, die es besichtigen
wollen, gut tun, möglichst bald einen Spaziergang auf die Höhe
zu machen, ist doch das Thermometer heute Vormittag hier
uüten Lis nahe an den Nnllpunkt gestiegen. Auf dem König-
stuh'l zeigt es allerdings noch 3 Grad Kälte.
X Jubiläum. Herr Postdirektor Strauß begeht heutL
sein 60jähriges Dienstjubiläum.
X Kaiser-Panorama. Dem vielbesuchieu Schwarzwald
mit seinen Herz und Geist ersrischenden Tannenwäldern stattet
man immer gern einen Besuch ab, und wird es allen Natur-
freunden jedenfalls höchst willkommen sein, daß das Kaiser-
panorama auch einmal die bädischen Gefilde berücksichtigt hat.
Der Schwarztvald niit seinen hohen Bergen, seinen lieblichen
Seen, seinen ranschendcn Wasserfällen und sischreichen BLchen,
seinen vielgestaltigen, wilden, romantischen Tälern, seinen
versch'lungenen Pfaden und Wegen bietet so viel dcs Schönen
und Jnteressanten, daß man sich wirklich nicht satt sehen kann.
Versäume daher niemand, dem heimatlichen Gebivgsstock im
Kaiserpanorama einen Besuch abzustatten.
-p Schöffengerichtssitzung vom 4. Januar. Kaspar De-
wald von Schlierbach erhielt wegen Sachbeschädigung und Kör-
perverletzung 35 Mark Geldstrafe öder 7 Tage Gefängnis;
Friedr. Wilhelm Lichtensels von Mcckesheim wegen Milchsäl-
schung 30 Mark Geldstrafe oder 6 Tage Gefängnis; Martin
Brecht, Wilhelm Herzog, August Herzog und Ludwig Herzog,
alle von Sandhausen, sind wegen Körperverletzung angeklagt,
es erhielten Brecht, August und Ludwiz Herzog je 3 Wochen
Gefängnis, Wilhelm Herzog 6 Wochen Gefängnis; Friedrich
Ludw. Karl Lübbers von Lübeck, angeklagk wegen Vertriebs
von Lotterielosen, wurde freigesprochen; die Verhandlung ge-
gen Georg Ebner von Ravensburg, angeklagt wegen DiebstahlZ
und Betrugs, wurde vertagt; Jakob Brand von hier erhielt
wegen Körperverletzung 20 Mark Geldstrafe; Franz Laver
Fränznick von hier wegen desgleichen 50 Mark Geldstrafe oder >
10 Tage Gefängnis; die Verhandlung gegen Robert Vogel von
hier, angeklagt wegen Milchfälschung und Unterschlagung,
wurde vertagt; Adani Henn von Kirchheim erhielt wegen Haus-
friedensbruchs und Bedrohung 10 Tage Gefänznis; Anna
Schulz von Mundenheim wegcn Diebstahls 1 Woche Gefängnis;
Katharina Hüttler von hier wegen desgleichen 3 Tage Ge-
sängnis; in der Anklage gegen Martin Brecht von Sandhansen
wegen Sachbeschädigung wurde das Verfahren eingestellt; Jo-
hann Ungerer von hier erhielt wegen Beleidigung 3 Taze
Gefängnis.
X Bon Kiudesnöten überrascht wurde gestern in einem
Hausgange der Bergheimerstraße eine 42 Jahre alde Milch-
händlerin aus Wieblingen; dieselbe wurde in die Frauenklinik
spediert.
). Nnfall. Gestern Abend nach 9 Uhr ereignete sich auf
der Schlittschuhbahn am Karlsthor ein bedauerlicher Unglücks-
fall. Die 15jährige Tochter des Josef Wolf fuhr übcr ein
Stück Eis und siel so unglücklich, daß sie ein Bein brach. Der
- 'l! terbciaerusene Arzt, welcher einen Notverb,»
ordnete die UeLerführung in das Akadem. Krankerchaus an.
Nnfall. Ein in einem transportablen Sägewerk beschäs-
tiyter lediger Mann aus Dosseuheim durchsägte sich' gcstcrn die
HLlfte des Daumens und den Mittelfinger der linken Hand.
— Polizcibericht. Füns Personen wurden wegen Bet-
telns urrd ein Kellner wegen Hausfriedensbruchs und Rrche-
störung verhaftet. Eine Kellnerin kani wegen Umher-
ziehens zur A n z e i g e.
Weinheim, 3. Jan. (S ch n a k e n j a g d) Jn den näch-
sten Tagen beginnt hier wiederum die Schnakenjagd: Jm
„Weinheimer Anzeiger" kündigt der Gemeinnützige
Verein das demnächstige Erscheinen von städtischen Ärbei-
tern an, dic auf Kosten der Stadt die in den Kellereien der
bewohnten uud unbewohnten Häuser und in anderen der Kälte
wenig ausgesetzten Gelassen zn Millionen überwinternden
Tiere, jene hier zur Genügo bekcmnte Mensck»enplage, ver-
brennen sollen. Durch diese dantenstvertc Matznahme, die
auch an bcnachbarten hessischen Plätzen der Bergstraße geübt
wird, hat diese Plage in den letzten Jahren tatsächlich abge-
nommcn.
Ludwigshafen, 4. Jan. (Die blutige Tat an der
H e m s h o f st r a ß e) ist nun ausgeklärt und der Täter er-
mittelt. Letzterer ist der 35 Jahre alte Fabrikarbeiter
Christian Dörr, ivelcher verheiratet und Vater von 4 Kin-
dern ist. Die Tat hat derselbe bereits ununtwnnden eingestan-
den. Darnach wurde Dörr vcm deml 18 Jähre alten Enül
Haßler abends gegen 7 Uhr auf der Hemshofstraße angereni-
pelt. Als sich Dörr dies verbat, antwortete Haßler mit einer
unslätigen Redensart. Die Fol-ge davon war, daß Dörr dcm
Haßler eine Ohrfeige versetzte und 1hm zurief, er solle machen,
datz er zum Teusel komme. Haßler war darüber so aufgeregt,
daß er alsbald sein Messer zog und dcm Dörr einen Stich
in den Kopf versetzte, wobei ihm, dem Haßler, der Hut vom
Kopfe fiel. Der Begleiter des Dörr, der Fabrikarbeiter Peter
Bickel, hob- nun den Hut auf und cilte damit in die Toreinsvhri
des Hauses Hemshofstraße 38a, hinterher Hatzler und Törr.
Jn der Toreinfahrt entwickelte sich nun eine Rauferei, bei der
sowöhl Haßler als auch Dörr mit dem Messer zustachen nnd
wobei Haßler den totbringenden Stich in die Herzgegend er-
hielt. Äußer einem Messerstich in den Kopf erhielt Dörr einen
Stich in den rechten Oberarm, der aber nur die Kleider durch-
schnitt. Hatzler eilte nach dem blutigen Vorsall in die Wirt-
schaft, ans welcher er vorher kam, um seine Kameraden zur
Hilfe herbeizuholen, ficl aber am Eingang der Wirtschast zu
Boden und rief: „Mit mir ist es fertig!" Das Herz war so
schwer getrossen, daß sch-on nach kurzer Zeit der Tod cintrai.
O Karlsruhe, 4. Jan. (U n g l ü ck s f ü I l c.) Am
Samstag Abend ereignete sich aus dem hiesigen Güterbahnhof
ein bedauernswerter Unsall. Jtt dem Augenblick, als der
Eisenbahnarbeiter L. Fehrenbach über das Geleise schritt,
um seinen ans der anderen Seite bestndlichen Kameraden für
die chm zugerufenen Neujährs-Glückwünsche zu danken, wnrde
er von einer einsahrenden Lokomotive erfaßt und überfahren.
Dabei wuvde dem Unglücklichen der 5l o p f vollständig vom
Rnmpfe getrennt, sodaß der Tod augenblicklich ein-
trat. Der aus so verhängnisvolle Weise ums LÄen gekommene
Mann hinterlätzt eine Witwe und ein unmündiges Kind. —-
Am gleichen Tage fiel der hiesige Möbelpacker Gustav N o e in
der Nähe von Grötzingen so unglücklich von einem Möbelwageii,
Laß er an den schweren Verletzungen, die er dabei erhielt, kuxz«
Zeit darauf verschied. — Ein weiterer Unsall ereignete sich
am Samstag Mittag auf dem Bahnhof Oos, wo beini Ran-
gieren der Weichensteller Iöhann Bleich- von Sandweier insolge
Ausgleitens unter einen lansenden Wagen kam. Dabei wur-
den ihm beide Beine nnter dem Knie abgefahrcn. Man
brachte den Verunglückten sofort per Droschke nach dem Kran-
kenhaus in Baden-Baden. Meich ist verheiratet und Vater
von sünf kleinen Kin'dern.
W Karlsruhe, 4. Jan. (Der 6. Verbandstag des
bad. Stenotachygraphen - Verbandes) san d
gestcrn im Gasthans zum „.Aönig von Prcuhen" hier statt. Be-
schlossen wurde die Abhaltung von Korrekt- und PreisschreiLen,
welche jeweils im Frühjahr und Herbst stattfinden- sollen, sowie
die Erhöhung des Beitrages von 2 Mark aus 2,50 Mari pro
Mitglied. Zum 1. bezw. 2. Vorsitzeuden wurden die Herren
Braun-Karlsrühe und Mandel-Mannheim gewählt. Nach-
mittags f-and ein Preiswettschreiben statt.
v Karlsruhe, 4. Jan. (E x p r e ß g u t s e n d u n g e n.)
Die Zahl der über Weihnachten 1903 vom 16 bis 25.
j Dezentber auf den nachgenannten Stationen der badischen
! Staatsoahnen abgegangenen und angekomnienen Expreßgut-
j sendunzen hat betragen: Mannheim: in Versand 16 532, in
! Empfcmg 14 889, Heidelberg: in Versand 6877, in Empfang
! 6915, Karlsruhe: in Versand 21 551, in Empfang 15 752,
! Pforzheim: in Versand 5640, in Empfang 6059, Freibnrg:
> in Bersand 12 364, in Empfang 9312.
->- Wahlen (Mfatal), 5. Jan. (Eine historische
Person) ist heute hier zur Erde bestattet worden. Es war
dies die 80jährige Anna Warg. Arnold geb. Gölz. Sie war
seit Jahren üie einzige noch lebende Person, die in dem ver-
schollenen Dorfe Dürr-Ellenbach geboren war. Dieses Dorf
wurde anfangs der vierziger Jahre vorigen Jahrhunderts
von den Grafen zu Erbig anzekauft und alsdann abgerissen.
HeidelderAer VereinsaRgelegentzetten.
X Kirchengesangverein Neuenheim. Die erste Welhnachts-
feier, die der evangelische Kirchenges angverein
Neuenheim am verzangenen Sonntage im Gasthanse zum
Schifs feierte, nahm einen in allen Teilen wohlgelungeuen
j Verlauf. Das reichhaltige Programm nmsaßte nicht nur sechs
! Chöre, die der Verein unter der Leitung des Herrn Hauptleh-
f rcr Br a u n aufs beste zur Gehör brachte, sondern auch eine
> Anzahl Solis (Tenor und Bariton: die Herren Brüder
! Braun; Sopran: Frl. Nagel, Frl. Wagenmann, Frl. M.
! Ueberle), die den Beifall der zahlreichen Versammlnng fan-
! den, zwei Violinquartette (Herr H. Koch u. Herr Hr. Braun),
> die von cinem tüchti-gen Können Zeugnis ablegten u. a. Herr
! Professor R o h r h u r st, der Vereinsvorsitzende, hob in seiner
! Begrüßnngsrede in bekanntcr packender Rede die Z>ele des
! Vereins hervor und Hcrr Pfarrer Schneider sprach allen
Mitwirkenden un'd Gebern den qerzlichsien Dank für ihve
Darbietungen aus. Die 2000 Lose fanden reißenden Äosatz
und üie Verteilung der 250 schönen Gewinne errcgle eine leb-
hafte und freudige Stimmung in der dichtgedrängten Zuhörer-
schast. Wir machen hier schon daraus aufmerksam, daß >der
Vercin am Sonntag, den 17. Januar, nachmittags 5 Uhr, in
der Jöhanniskirche ein Konzert geben wird, bei dem u. a. Herr
! Musikdirektor Weidt, Herr Cellist Brumm, Frl. Wagenmann
' und Herr Seminarlehrer Baumann in Karlsrühe ihre Mst-
wirkung zugesagt häben.
Theater urrL Kunftnachrichten.
Heidelberg, 5. Jan. (Bertha Morena - Konzert.)
Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß am Sams-
tag, den 9. Januar 1904, abeuds halb 8 Uhr, Fräulein Ber-
tha Morena, die berühmte Kammersängcrm der Münchener
Hofoper, ein Konzert in der Stadthalle giüt unter Mitwirkung
von Herrn Friedrich Porgcs, Violirwirtuose. Tie Klavierbe-
-gleitung hat Herr K. A. Sienold, dahier, übernommen. Das
Programm enthält außer Fidelioarie Lieder von R. Stranß,
R. Wagner und Saint Saens. Billettverkauf bei Herrn Eu-
gen Pseifser hier.
Heidelberg, 6. Jan. (3. Kammermusik - K o n->
zert.) Wie aus unserein Jnseratenteil ersichtlich, stndet
kommenden Donnerstag, den 7. Januar, das 3. der vou Herrn
Otto Seelig veranstaltetcn Kammermusik-Konzerte statt, die in
dieseM' Winter zu den bestbesuchten Veranstaltungen zählen;
d-as „Brüsfeler Streichqujartett" tritt d-resmal
an Stelle desHeermann - Quartetts und wird seine
Anziehungskraft nicht verfehlen; die Kritiken über diese Künst-
lervereinigung sind ganz ausgezeichnete; überall wird das
Quartett mit dcn „Böhmen" verglichcn; der beste Beweis da-
sür ist, daß die „Brüsseler" kürzlich in Prag, der Heimat
der „Böhmen", glänzende Trinmphe gefeiert haben; die Künst-
ler sind auch bei uns von ihrem letzten Konzert im vorigen
Jahre in bester Erinnerung; das Programm weist das schöne,
selten gehörte A-dur-Quartett von Schumann auf.
ferner die pikanten Novelletten von Glazonnon und
das langersehnte Klavier - Quintett von Brahms.
'vanöel liAd VLrkehr.
-Mannöi'n», 4. Iluuiur. O »:rrtrinnan Bauk —B.
S4.— G. Rhcin. CrevUbcmk !38. G. B. Stbei«. Hyp.-
B-'nk 192.— G., -. - Ä., Pra.ierei Kleinlein, Heidelüerg. - — B,,
183.— W. Scliroevi'iche Bcauerei Heivewerg 203.— B.
Porllnnd.Zemrnüoerk Heid.lberq 119.- B., —.— G.
Lilerarisches.
—" Aus dcm Verlagc von Stephan 'Geiüel i,r Wtenburg
liegen uns in zweiter Anflage: Rogge, Dcutsch-euglisäie
Charakterbilder, Teil I (2,25, geb. 3 — Mk.). Teil II (2,80,
geb. 3,60 Mk.) vor. Emil Frommels, Crnstes und
Heiteres, Erzählungen für das deutsche Vobk, erschienen in
fünfter Auflage. — Von der Horn'schen Volks- und Jugend-
bibliothck wurden zahlreiche Bändchcn neu gedruckt, sie kosten
kartonuicrt nur 50 Pfg., gebunden 75 Pfg. und sind jo i-eckt
geeignet, für unsere Jugend cmpfohlen zu werven.
—^ Dcutscher Wappcnkalendcr 1904, Verlag von Gebr.
Bogt, Papicrmühle bei Roda S.-A., 32 Seiten, Hochquart,
Prcis Mk. 1,50. Auf dem Gebiete der Kalenderliteratur stellt
dieser, nun im zweiten Jahrgange eyscheinende „T'eutsche
Wappenkalender" eine Neuerung dar, welche die vollste Aus-
mcrksamkeit unserer Leser erfordert. Während der bekannte
„Münchener Kalender" eine fortgesetzte Reihe von Wappen des
deutschen Uradels bringt, beabsichtigt das hier in Frage fwheiwe
Unternehmen die Wappen deutscher Städte in hcraldrsch-rich-
figcr und in ebenso künstlerisch-schöner wie dekorativ-wtrk-
samer Weise erscheincn zu lasseu.
—* „Roman-Perlen". Von diesem Roman-«ammetweri
ist soeben Heft 13 und 14 erschienen. Die .Heste enthalten
den letzten Teil des lustigen Ronrans „Deutschc Picklmckier"
von Ferdinand Stolle. Diejenigen, die ihn noch nicht kcnnen,
'werden sicher seine Freunde und Verehrer werden, lvenn iic
den urkomischen Bildern folgen, die Stollc uns in sernen deut-
schen Pickwickiern vorstihrt. Jn den nächsten Hesten begmnt
der hochspannende Rommr „Die Bukanier" von Paul du Ples-
sis, welcher die Lcser in höhem Grade fesseln wird. Jedcs 64
Sciien starke Hest enthält ein sarbiges Bild, welcheS äie
packendsten Szenen zur bil'dlichen Darstellung bringt und kostet
nnr 10 Pfg. frei ins Häus. Mmr abonniert bei allen Buck)-
hcmdlungcn un'd Postanstalten. Probehestc sind von jeder
Buchhandlung sowie vom Verlag der „Roinan-Perlen". Ber- ,
liir S. W. 68, gratis zu evlangen.
-MeiNe Zeitun«
—- De.r Faltcnwnrf. Der Klasiderastatsch besprichl in
gereimter Prosa die neueingeführte militärisäje „Rücke n-