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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1904 - 31. März 1904)
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Erstes Blatt.

46. S

KZ 52


^ <->» ---



Lrscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monätlich 50 Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausfchließlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate ausden Pla-kattafeln der Heidelberger Zeitung uud den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Deutscher Neichstafl.

BerIin, 1. März. 'Das Haus setzt die Beratung
des Iusti zet a t s üei Titel Gehalt ves «taatssekre-
kärs fort.

ALg. Spahn' (Ztr.) betlagt die jährlichc Zunahme der
^elastung dcs Neichsgerichts. Die streitenden
Parteien greifen zn häufig zur Revision. Nne Vermehrung
^er Zaht der Senate würde aber die Einheitlichkeit der Recht-
wrechung gefährden.

Staatssekretär Dr. Nieberding gebt zu, daß die Zu-
stände unhaltbar seien. Bereits im vorigen Jahre cntschloß
stch das Reichsjustizamt, Abhilfe einzuleiten. Die preußische
Austizverwaltung erklärt sich damit einverstanden; matcrielle
^orschläge unterliegen der Erwügung. Wir hoffen, deni
steichstage noch in dieser saison eine Novclle wegen E n t-
st u n g des Reichsgerichts für Zivilprozessc
oorlegcn zu können. Die Ncurcgelung bezüglich des Strafpro-
s^sses wird in Zusammenh-ang mit der Strafprozeßreform
Uberhaupt erfolgen.

, Abg. Ablaß tsr. Vp.) bekämpft den Gcdanken, die Rc-
dlsionssnmme zu erhöhen, und wünscht umfassende und amt-
stche Publikation der Neichsgerichtsentscheidungen. Redner
wrdert gesehliche Bestimmungen zum besseren Schntze -des ärzt-
fichen Berufsgeheimnijses. Die Behörden dürsen nicht, wic
tvi Laurahütter Prozeß, ärztliche Aufzeichnungcn beschlagnah-
<Nen.

. Staatssekretär Dr. Nieberdingi Die nach Meinnng
Reichszerichts ivichiigen Entscheidungen werden veröfsent-
rscht. Aerztliche Aufzeichnungen müssen, wenn sie ivertvolles
»iaterial fnr den Richter cnthalten, ihm zur Verfügung ste-

ven.

.. ALg. Hagemann (natl.) befürwortet Bestimmungen,
dse den Mundraub auch aus andere Gegenstände als Lebens-
wittel erstrecken. Das wäre für die Enterüten des Volkes eine
stroße Wohltat.

Abg. Heine (Soz.) wünscht Aenderungen der Be-stim-
«rungen übcr den fliegenden Gerichtsstand der Presse. Die
s^uen Reichsgerichtsentscheidungen in dieser Hinsicht laufen
durch den Reichstag und die Regierung gegebenen Jnter-
zuwi-der. Es sei Abhilfe durch ein Notgesetz er-
^fderlich. Redner wünscht Auskunft über das künftige Straf-
»^letzbuch; das jetzige sei zu tasuistisch.

Maatssekretär Dr. Nieberding: Wir teilen die Vor-
^beiten der Reform des Stvafgesetzbuches in drei Teile: Erst
nnr Lie Judikatur in Verbindun-g mit dcr Wissenschast,
sN^fens die auslän-dische Gesetzgebung, nnd drittens fol-gt
^llfältige Beratnng der wichti-gsten Fragen durch Autoritäten.

befinden uns noch im ersten Stadinm. Sehr erfreulich ist
lls? uns, daß eine Anzahl namhafter «Ltrasrechtslehrer ein Ko-
gebildet haben, um die ausländische Gesetzgebung zusam-
r^Uzustellen. Bis zum Jahre 1905 werden die Vorarbeiten
^rchet sein.

^^Abg. v. Chrzanowski (Pole) klagt, gegen die Polen
.TMNgen Cntsifieidiivoen iind Neriüaiinaen. welckie

^uwgen gerichtliche Entscheidungen und Verfügungen, welche
^ne offenbare Verhöhnung der gesetzlichen Bestimmun-gen dar-
(Vizepräfidcnt Graf Stolberg rügt diesen Aus-

kbellen.

Redner fährt fort: Dic polnische Bevölkernng glaube
^Kach, die deutschen Richter handeln mala fide; Prenßen
Entwürdigung der Justiz vorau. (Vizepräsident
S tolber-g rust dcn Redner zur Ordnung.)

-chch weiterer unerheblicher Debcäte vertagt sich das Hans
stulb 7 Uh^ auf movgen.

Deutsches Reich.

.Perul Göhre hat min doch „im Jnteresse der
^gkeit der P-arlei" auf die Kandidatur in Zschoppau-
P, ^uburg verzichtet! An seiner Stelle wird der
- ^wgraph P-inkan g-us Leipzig kandidieren. Das Ber-

tinier „Tageblatt" schreiüt d-arüber solWnden B-ericht:
Die Kandidatur -Göbre 'beschäftigte am Sountag eine
start besttchte sozialdeinokratische Parteiversammlnn-g in
Gelenan, in der Göhre selbst das Referat hatte. 30 Orte
waren vertrete». Dom Vorsitzenden wurde daS Ver-
h-alten der Parteünstanzeu, üesonders des Eliemmtzer
Agitationskomitees, schars kritisiert. Tann nähni Göhre,
der mit brausenden Hochs empsangen worden war, L-as
Wort. In dreiviertelstündiger Rede tegte er die Ent-
wicklung der -K-andtdatnr dar nnd dantte Len Genossen
des 20. W-ahlkreifes, daß sie den Mnt gehabt haben, ihm
die Kandidatnr anzutragen, trotz der Borgänge, Lie sich
an seine Person knüpfen. Jedoch h-abe er den un-erschüt-
terlichen Ents-chluß gefaßt — wemr auch mit schwereni
Herzen — 'die Kandidntur abzulehnen, mrd zw-ar im Jn-
teresse der Einigkcit der Partei. Starker, beinahe ein-
stimmiger Protest -erscholl aus der Versammlung, die erst
n-ach zweistündi-ger Er-örterung sich dazu verstand, an
-Stelle 'Göh-rss den von ihm seKst vorgeschlagenen Photo-
graphen Pinkan-Leipzig mit 26 von 36 Stimmen — cs
wurde nach Ortschaften abgestimmt — als Kandidaten
auszustellen. Göhre bleibt bis zum Wahltag im Kreise,
um für die Wahl Pinkaus zu agitieren.

— Jm „Genossenschaftspionier" rust der Abg. von
E l m die Arbeiter zur Gründung von K o n s n m ver -
einen anf, aus denen sich allmählich Produktion s-
g e n o s s e n s ch a f t e n entwickeln sollen. Als Gegen-
stand der Prodnktion nennt er zunächst: Seife, Brot,
Schuhwaren mid Möbel. Jhr müßt, sagt er u. a., Ge-
uossenschaftler sein, müßt uns helfen, daß mich in Teiitsch-
land bald solch große korporative Fabriken eiitstehen,
Jhr müßt allen Zweiflern praktischen Auschamingsmiter-
richt erteilen, müßt ihnen beweisen, welche Zauberkrast
in dcm einen kleinen Wörtchen: Solidarität steckt.

W i I h e l m s h a v e n, 1. März. Um 11^, Uhr
begab sich der K a iser vom Linienschiff „Kaiser Wil-
helm II." nach dem Exerzierhause, wo um 12 Uhr die
Rekrnteuvereidigung erfolgte. Nach der Ver-
eidigung hielt der Kaiser eine Ansprache, in welcher er
die R-ekruten zur tivmesten Pslichterfüllung ermahiüe.
Jm Offizierkasino fand kurz nach 1 Uhr Frühstückstafel
statt. Gleich nach seinem Eintreffen hat der Kaiser den
neuen Panzerkreuzer „Friedrich .Karl" eingehen-d be-
sichtigt.

Badc».

Karlsruhe, 29. Febr. Der „Neuen Badischen
Schulzcitnng" wird von Pforzheim geschrieben: „Es
zeitigt schon Früchte, das System 'd-sr A ufhetzungen
geg, en Lehrer undSchule, wie es in den letzten
Wo-chen in dem- benachbarten' Brötzingen betriebm wurde.
Der Taglöhuer Julius Jost hat am Freitag einen
Lehrer währ-end der Unterri chtsertei lung
im Schulhanse vor 15—20 Schülern mit einem
Werkzeuge, wahrscheknlich einem geschlossenen Taschen-
messer, m iß handel t. Der Lehrer hatte ein Kinid deS
Genannten, das län-gere Zeit krank gewesen und deshalb
im Unterricht zurückgeblieben war, nach Schluß der Schul-
stun-de zurückbehalten, um mit ihm das V-ersäumte nach-

zuholen. Jost drang deshalb ins Schulzsmmer ein und
schlug ohne weiteres den Lehrer, sodaß dieser blutends
Verletzungen davontrug." Wir wollen sehen, ob nun
anch eine Jnterpellation im Landtag eingereicht wird,
etwa des Jnhalts: „Was gedenkt die Regierung zu tun,
inn solche Vorkomnrmsse umuöglich Hn nmchen?" tzn
Brötzingon herrscht bei manchen Lenten die Ansicht, man
könne sich infol-ge des bekannten Falles gegen Schule und
Lehr-er alles gestatten. 'Anstatt daß !der M-ann dem
Lehrer für seine Bemühungen um des Kindes Fortkommen
dankbar gewesen wäre, mnßte der Lehrer zu den groben
Beschiinpstmgen nvch persönlich Angriffe erdulden.

Bayern.

In der ALgeordnetenkämmer erklärte der Ver-
kehrsmiinster v. Fraueiidorfer gestern hinsichtlich des
D o n a n - Bl ain - Ka n a l s: Die bayerische Regierung
habe bei Fortsetzung des Kanalprojektes das größte Jn-
teresse, daß die Schiffahrtsabgaben keine wesentlichen Er-
höhnngen erfahren, 'da sonst die Rentabilität des ganzen
Projektes in Frage stehe. Die Preußische Regierung
habe erklärt, in dteser Richtung den Wünschen Bayerns
entgegenznkoinmen, aber nnter der Voraiissetznng, daß
sich anch hinsichtlich der E i s e n b a h n t a r i f e
ein A'bkommen finden lasse. Der Schwerpnnkt der
Verhandlung sei sonnt auf das Gebiet der Eisenbahn-
tarife hinübergerückt worden. Es sei indessen bei der
buüdesfrenndlichen Haltnng der preußischen und hessischen
Regiernng zu hoffen, daß wir schließlich zn einer 'befrie-
digenden Vereinb-ariiiig kommen. In der Debatte be-
merkte der Abg. Pichler (Ztr.), die Opfer, welche
Bayern bringen müsse, dürften nicht zu grotz sein; unsere
Tarifhohoit dürfe nicht preisgegeben werden. Der Zlbg.
v. VoIlmar schloß sich dem Vorredner an.

Vadischer Landtaß.

37. Sitznng der Zweiten Kamme?.

KarIsrnhe, 1. März. Präsident Dr. Gönnec
eröffnet die Sitzung um l4-1O llhr nnd verliest ein Dcmk-
schreiben der Frau Amanzminister Buchenberger für dio
Teilnahme der Zweiten Kamnier.

Die Spezialberatung über das Budget des
Ministerinms des' Innern wird- fortgesetzt.

Abg. Dr. Schneider (n-atl.) tritt werrm für den von>
den Abgg. Süßkind und Lehmann angegriffenen Bürgermeiste-r
Dehnst von. Friedrichsfeld und Divektor Hofmann-Seckenheim
ein.

Abg. Dr. Weygoldt (natl.) betont, daß man von der
Volksfchnle für die Bekänipsung der Tuberkulos«. nicht zu vi«7
erwarten dürfe. Jn erster Linie ist es Aufyabe der -Erwachse-
nen, energisch -den Kampf der Tuberkulose aufzu-nehmen. Red-
ner zollt der Tätigkeit Les Geh. Rats Battlehner und des Bad.
Frauenivereins aus diesem Gebiet hohe Anerkennung. Wtr ha-
ben alle Ursache, dem Bad. Frauenverein, um den uns die
ganze Welt beneidet, für seine scgensreiche Tätigkeit zu dan-
ken. Eine große soziale Bedeutung hat anch die vom Ba>d.
Frauenverein eingeführte Kochkiste er-langt.

Abg. Hauser (natl.) kommt wicderholt auf den Streit
Ler Konstanzer Aerzte m-it den Krankenkassen zu sprechen.

Abg. Frühauf (fr.) bvdauert, datz die Aerzte, deren
Bestrebungen Synipathie verdienen, im Hause nicht vertreten
sind.

baulichen Entwicklung Heidelbergs.

B - Vl.

tgt?^^.kmden wir noch ein so reizendes Tal, wie unser Neckar-
-e idyllisch nnd doch, wie manrngfaltig sind seine Sze-
^^Nc»e rechtfertigt seine Besiedelung nicht die Hoff-

bte man auf eine so herrliche Gegend ftützen darf.
llnz chOevbach sind seit 4 Jahren 2 Villen gebaut worden
^Nn würdcn sicher jährlich dort gebaut tverden,

. ja, wcnn die Engherzigkeit in Hetdelberg endlich ein-
Ende hätte. Man weiß eben hier alle Schwierigkeiten
Ntchj n » - ' ^neöhalb nicht gebant werden darf. Sollte eS denn
scin, auch einnial die Griinde zn finden, dah man
bauen darf?

r ^ Bürgcrschaft iiürd allgemein die projektierte Um-
eies^^bung besprochen. Wir dürfen uns nicht beklagcn über
Aebir^->..-^euken wir doch cinnial an die Lasten vieler armcr
uoxst:>. Dort muß auch der kleinste Häusler ini Ver-
u» ^,.6» seinem Bermögen und Einkornmen durch Beitrag
^ es ° Arbeit soviel beisteuern zum Gcmeindewohl, vaß
llunz anders enipfindet, als die viel wohlhabenderen

jär, Und dabei hat er nicht einmal was Rechtes da-

^uben. doch im allgemeincn gcordnete Verhältniffe

^chr biese su Uwl können, dann können wir auch etwas

Zgo sOeßt ja alles uns selbst lvicder zu.

KUn, Erhöhung der Umlagen beabsichtigt ist und diese

Wei, ^ bur Herstellung ncuer Straßen verwcndet werden
bereii?'^ ^ch M allererst die Frage zu prüfen, ob auch
^jsd. Unl> ^"-^ybenen Straßen nach Möglichkeit ausgenutzt
"Win" ^ müssen wir leider niit einem sehr deutlichen
^t-zt nü"p''°ttcn. Ehe die Mittel zn neuen Strahen be-
ihneni ^ll m>cm sich -die vorhandenen betrachten und
»O* wan für die neuen Straßen wiffen muß.

tüier niemand baut an dieselben. -Wa-
'^'cht gen,,^ <?ur die cm benselben nur möglichen Mietshäuscr
g t-lebhaber aus der Hetdelberger Einwohnerschaft

vorhanden sind und weil die bon auswärts Zuziehenden sich
nicht in Mietswohnungen einschachteln laffen wollcn. Diese
Verhältniffe s-agen nns genügend, daß wir vorerst keine Stra-
ßcn für Mietshäuser mehr brauchen. Wir brauchen aber auch
vorläufig kcine Straßen für Landhäuser, die mehr als 20 000
Mark kosten.

Straßen kosten viel, sehr viel Geld, wenn ste gleich in der
vcllkommensten Weise hergestellt werden sollen. Es fehlt uns
indeß viel -Geld un-d guter Rat. Das Gel-d können wir miit
diesen Zeilen freilich nicht bieten, den guten Rat aber gcben
wir gerne und er ist sehr einfach: „Wenn man nicht kann, was
man will, soll man wcnigstens wollcn, was man kann". Das
'heißt, -wenn man kein Geld hat für neue Straßen, 'dann soll
man doch m-indestens die vorhandenen, geeigneten Straßen ver-
wenden. Man denke nur an die Landstraßen nach Neckar-
gemünd, Rohrbach, Wieblingen und Doffenheim. 300—400
Villen haben- an- diescn vorhandenen Straßcn Platz. Jeden-
falls gcht die Besiedlung an- diesen Landstraßen raschcr vor-
wärts als diejenige von Quartierstraßen. Denn nicht nnr
wohnt m-an da freier und hat schüne Aussicht, s-ondern man
sieht -auch etwas vom Verkehr und- das tvird von Bielen ge-
wünscht. Schön wäre es sa, tvcnn Gas- und Wafferleitung
geführt wird umd die Besiedlnng ginge dann nvch räscher von
statten. Abcr unbedingt sein musi es vorher nicht. Es werden
sich auch ohne -Gas und Wasser Vicle anbanen, wie es ja andcr-
warts auch dcr Fall ist. Ma-n braucht also weiter gar nichts
zu tun, als nicht mehr zu verhindern.

Wir stehen vor dem Sommer und tvälche Aussichten hat
unserc Hcidelbcrger Banwelt sür denselbcn? Teure Villen
und Mietstvohmmgen sind in bedenklichem Ueberfluß vorhan-
den und Liebhabcr dafür nicht einmal zu solchen Preisen zu
finden, die unter- den Selbstkosten stehen. Die Einnahmen
für die erbauten Häuser bleiben zn einem wesentlichen Teil
aus und deckcn nicht eimnal die Hypothekenzinsen. WeU aber
viele Unternehmer aus sinanztechnischen Gründcn nicht auf-
hören kän'nen mit Bauen, so wird uns die nächste Zett noch einc

Lllcnge von Mictswohnungen bringen, welche die schlimme»
Berhältniffe nur noch schlimmcr machen. Vvn auswärts dür-
fen wir auf die Mieter dafür nicht rechnen. Slber aus der
Altsta-dt tverden sie herausgelockt und viele jetzt noch ahnungs-
lose Hausbesitzer im alten Stadtteil Iverden dann unschuldig
für das bützen niüffen, was Andere geirrt haben. Die Ver-
minderung der Mietpreise bringt mcht nur schwere, nie wieder
«inzubringende Verluste, sondern. sie gefährdet auch den Hypo-
thekenstand. Manche kündbare Hypotheke wird gekündigt wer-
den, weil der Gläubiger sich durch das verni-indert« Miets-
erträgnis nicht mehr ausrcichend gesichert glaubt. Die Ersatz-
hypothek abcr ist dann nur in geringerer Höhe zu bekommen
und so wird mancher Hausbesitzer zuni Verlust an Mietsein-
nahmrn noch die Bitterkeit von Hypothekenrückzahlunzen emp-
finden müffen.

Diese Zustände müffen kommen, wenn -die Bautätigkeit
nicht in andere Bahnen gelenkt tvird. Auswärts hat mmi diese
Erfahrungen auch gemacht.

Nun sind wir hier aber glücklichcrweise nicht in einer so
schlinmnen Lage, wte die h-andel- u. gewerbetrcibenden Städte.
Wir haben bercits mehrfach auSgeführt, daß der Nentner-
zuzug nur sehr wenig von der Geschäftskoiijunktur abhängt.
Um mit unseren Vergleickien ini Lande zu bleiRn, wüssen
wir eben immer wieder anf die einzige anoerc badische, nicht
der Saison unterworfene. Stadt, auf Freiburg. verweisrn, die
noch gutc Verhältnisse hat. Norddeutschland stellt uns doch das
Hauptkontingent an Zuziehenden und viel Prokestanten würden
Hei-delberg gcgenüber dem überwiegeud katholischen Freiburg
vorziehen, ivenn es nur sonst böte, was gesucht ivird.

Mso, der Fvcmdcnzuzug kann zurückgewonnen werden,
wenn wir nur das Nütige dazu tun. Die Anfragen nach Vil-
len und Wohnungen werden dann sicher häufiger nach Heidel-
berg gerichtet Iverden, als tn letzter Zeit, und wir können nicht
nur der drohenden Zunahme an Mietstvohnungen vorbeugen,
sondern anch unsere Bauwelt beschäftigen, tvenn wir ihr Ge-
iegenheit geben, solche Häuser zu errichten, für die wir hieir

Die heutige Nummer umfaßt drei Blätter, zusammeu 12 Seiten.
 
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