Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 (2. Januar 1904 - 30. Januar 1904)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0163

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Montag, 25. ZailM 18!!4. _ Gpftes BLatt. 'kk. ÄbrgMg. — ^ 20.

Trscheiut täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mtt Familienblätter« monatlich 5V Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedltion und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogrn vierteljährlich 1,3b Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzcile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge GeschästS- und Privatanzeigen ermähtgt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommm. — Anschlag der Jnserate aus den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Das Ende des Streiks in Crimnütschau.

Auch „Der Textilarbeiter", das Organ des Deutschen
Textilarbeiterverband-es, begründet den Kapitulations-
beschlutz der Ausständischen mit der unaufhaltsaMen Z u -
nahme der A r b e i t s w i l l i g e n. Als ihre Za'hl
auf 2000 gestiegen sei, habe man die Frage erwägen
müssen, ob noch an einen Sieg der Ausständischen sür ab-
sehbare Zeit zu denten sei. Diese Frage sei verneint
worden, obwohl noch 5000 bis 6000 Ausständische vor-
handen gewesen seien. Die starke Vermehrung der
Arbeitswilligen sei daraus zurückzufülhren, datz jede An-
näherung der Streikenden an diese unmöglich gemacht
worden sei, so daß sie nicht mehr überredet werden konn-
ten, das Ausstandsgebiet wieder Zu verlassen. Hierzu ist
noch zu bemerken, datz einneuergroßer Zuzug
bon A r b e i t s w i l l i g e n in naher Ausstcht stand.
Ein Trupp von 2000 evangelischen Arbeitern wurde aus
Polen erwartet. Die Fabrikanten hatten stch an das
Berliner Komitee gewandt, das es sich zur Aufgabe ge-
Macht hat, etwa 20 000 ausgewanderten Deutschen bei
ihrer Rückwanderung in die Heimat behilflich zu sein.
Die Verteilung der Arbeiter in die Fabriken war bereits
vorbereitet, ebenso war für Wohngelegenheit gesorgt.
Die Crimmitschauer Arbeiter können von Glück sagen,
datz nach Beendigung des Ausstandes die getroffenen
Vereinbarungen noch rechtzeitig rückgängig gemacht
werden konnten. Wie wenig übrigens die llnternehmer
gewillt find, irgendwelche Art von „Rache" zu üben, geht
aus einer Erklärung im „Crimmitschauer Anzeiger" hcr-
vor, daß die llnternehmer alles, was in ihren Kräften
steht, tun werden, unr so viel Arbeiter als nur irgend
möglich baldigst wieder zu beschäftigen. Der „Textil-
vrbeiter" aber droht bereits, wenn der Zehnsümdentag
nicht bald durch die Gesetzgebung eingeführt werde, mit
einem neuen Ausstand, den die organffierte Arbei-
ierschaft ins Werk setzm werde.

Natürlich wüvde damit ebenso wenig erreicht werden
wis mit dem jetzigen. Es ist ü'berhaupt doch eine recht
naive Taktik, durch einen Streik in einer einzelnen Jndu-
striestadt, den Zehnstundentag erzwingen zu wollen, der
doch nur möglich und von Wert ist, wenn er sich -gleich-
Mäßig über einen ganzen Jndustriezweig erstreckt. Das
kann nur durch frie'dliche Vereinbarung oder durch gesetz-
stchen Zwang herbeigeführt werden.

Anknüpfestd an den Ausgang des Crimmitschauer
Streikes hat der Führer der Konfervativen, Frhr. von
Dkanteuffel, in einer Rede in Niederbarnim den Kampf
üegen die llmsturzpartei als die erste Pflicht aller staat-
kvhaltenden Elemente hinaestellt. „Jetzt kommt es darauf
an, datz nnsere Staatsmänner 'den rechten Sepdlitzschen
Schlag finden und von Worten endlich zu Taten über-
Tehen. Wibd der Augenblick versäumt, so ist auf Erfolg
vicht zn rechnen! Es wäre ein Iammer, wenn unser
llutes Vaterland sich vor einem Bebel -oder Singer de-
Mütigen mützte. Wenn man zu dieser lleberzeugung ge-
fommen ist, so mützte die Regierung die Parteien znm
^ampfe zwingen, oder wenn die Regierung nicht
^ oIlke, müßten die Parteien dis Regierung mit fort-

Zur Zellerfeier.

ionischer Dichler hat einst gcsungen:

Möchte doch, wenn von Seuchen ich frci unld- beschweren-
den Sorgen-

^Sechzig der Jahle durchlebt, nahen d-as Todesgeschick.

,, . Dnn Freund Salon korrigicrte ihn unb meinte, es müsse
! ?tt sechzig heiß-en achtzig. HaNdelt es sich um Naturen, wie
von Theodor Mommsen urvd Eduard Zeller, so
wfre offenbar eine noch weitergehcnde Korrektur am Pl-atz.
'^rrlich die stahlharte körperliche Rüstigkeit des vor kurz-em
80. Lebensjahr von uns Geschiedenen unü des uns hoffent-
,ch trotz seiner 90 Jahre noch lange erhalten Bleibenden, noch
. rrlichor 'die Arbeitstüchtigkeit nnd Schaffenssrendigkeit, die
, Underbare Ge-dächtnisstärke nNd die um kein Haar sich. ab-
^Urnpfrnde Gebankcnschärfe bis in diese entlegenen Höhen des
st«rK. Mommsen schloß sein römischcS Strafrecht nach seine-m
^jzigften Le-bensjahr aü und Zeller -dio vierte Auflage seiner
^lchicht« der Philosophie der Griechen im vorigen Jahr.

„ „ Tte Art, -wie diesen am vergangenen 'Freitaz Deputation-en
,sf" Abressen bei. seincm 90. Geburtstag gefeiert haben, stellte
^ gle'ch Stück deutscher Geistesgeisch-ichte -im verflossenen
.«Fvhundert dar: -denn an der Entwicklung der Theologie wie
j,^"ösophie hat der Jubilar seit 'dem Jahr« 1840 regsten und
^ der Wiickung fortwährend wachsenden Anteil genommen.

«ingekendsten hvt Äies die 'Adresse der Tübinger
^U8elisch--theologischen Fakultät ausgesprochen und insbeson-
i betont, wie die W-echselwirkung der Forschungen auf jenen
. ven. Gebieten der Wissenfchaft uNd der Gedanke, üaß alle
hät> Wissenschaft eine sei, in Zeller Verkörperung gefundcn
auch 'daburch zu>m Ausd-ruck gelangt seien, daß ihm
sz, ^oktortitel von der theoloßischen, philosophischen-, juristi-
ig ? und medizinischen Fakuttät verlie'hen worden sei. Aber
y, allen- Anjprachen und Luschriften wurde 'dieser Ton
f^^chlagen und auf die 'hevvEragende Bedcutung hingewie-
' die für alle Disziplinen das cben genannte Lebenswerk

reißen". Jndessen, 'das sind scharfmacheris-che Rödens-
arten, die nivgends verfangen, als da und dort bei einem
künservativen Verein, der gewohnt ist, als Echo für
kons-ervative Schlagwörter zu fungieren. Das könnte
dcn Sozialdemokraten Passen, wenn man in 'der Art, wie
die Konservativen es raten, einen Kriegszug gegen sie
unternähme.

Deutfches ReiÄ. ,

— Der König von Belgien wird zu Kaisers
-Geburtstag nach BerIin kommen, wie es heißt auf be°
son'dere Einladung des Kaifers. Man glaubt, 'daß der
Besuch auch politische Zwecke verf-olgt, insofern als eine
Aussprache über seine afrikanische Angelegenheit dem
K-Lnig 'der Belgier erwünscht sein mag. Die beiden Mo-
narchen ha-ben fich zuletzt vor fieben Jahren gesehen.

Baden.

Karlsru-He, 23. Jan. Das Befinden des
Finangministers B u ch e n b e r g e r h-at 'sich wesentlich
nicht verändert. 'Die Lebensgefahr ist noch nicht ausge-
schlossen, zumal, d-a in d-en letzten Tagen eine kleine
Verschlimmerung eingetreten ist.

BaÄlscher Landtag.

3. S i tz u n g d e r E r st e n K a m m e r.

Karlsruhe, 23. Jan. Präsident PrinzKarl
eröffnete kurz nach 11 llhr die Sitzung.

Der Präsident rief zunächst den neu in das Haus ein-
getretenen Prälaten Oe-Hler zur Eidesleistung auf.

Hierauf -erhielt das Wort

Geh. Hofrat Rümelin zu einem kurzen Nachruf sür
daZ verstorbcne frü'here Mitglied des HauseS, Geh. Rat Dr.
v o n H o l st. Dcr Ncdner führte u. a. aus: Am letzten Mitt-
woch hat Ge-H. Rat Dr. v. Holst in Freiburg seine Aügen -ze-
schlosscn. Er gehörte 11 Fa-Hre 'dies-em Hausc an nnd war zu-
erst -vom Gr-oßherzog in dassclbe beru-fen worden. Später
wählte ihn die Universität Fr-eib-urg zu ihrem Vertreter. Am
Schlusse seiner Täti-gkeit in diescm Hause war er zweiter Vize-
präsrd-ent. Der Verstorbene war eine be'sondere -das Durch-
schnittsm-aß weit überr-a-gende Persönlichkeit, die jedem, der mit
ihr in Berührung kam, in Erinnerung bleiben wird. Das An-
ziehende an ihm- w-ar nicht 'das Aeußere, son'dern der Fnhalt
serner Rcdcn, die ihm seinen Erfolg begründeten. Als aner-
kannter Historiker widmete cr seine wisienschaftliche Tätig-
keit dem politi-schen Leben Amerikas. Er hatte reich-e Erfah-
run-gen und be'deutungsvolle Kenntnisse, die ihn berechti-gten,
in 'die Arena des politischen Kampfes zu treten. Unerschrocke-
ner Mut und Wille und- starke Energie beseelten thn, unid
diese Eigenschaften beherrschten ihn vollstänldrg. Stets bekun-
dete er auch -eine heiße Vaterlandslie'be. Das Bil'd dieses
'hervorragenden M-annes wird stets bei 'denjenigen fortleben,
die ihn nä'her gekannt haben.

-Präsident Prin zsiK arl: Die Herren ersuche ich, sich zum
Zeich-en 'd-es ehr-en'den An-denkens für den Verstorbenen von
den Sitzen zu erheben.

Dies geschi-cht.

Der Präsident nrachte kurze geschäftliche Mitteilungen, w-o-
rauf

Sekretär Frhr. v. R ü d t die neuen Einkäu-fe bekannt gab.

Darnach wur-de in die Tagesordnung eingetreten.

Der Bericht der Büdgetkommission ü'ber die -vergleichen-de
Darftellung der Bu-dgetsätze nnd Rechnungsergebnisie für die
Jahre 1900 und 1901 wird von 'der Tagesordnung ab-gesetzt.

des Verfcrssers hat, 'das, 'wie cs in einer Adresie h-eißt, die Ev-
kenntnis auf sichere Grundlagen gestellt hcrt, daß 'das wisfen-
schaftliche Denken aller spätcrcn Zeit seine edelstc Nahrung
aus 'der Geistesarb-eit der gr-oßen Denker 'des griechischen Al-
tertums zieht. Warfen der Nektor der Tü'binger Universität
un'd die Dekanc ihrer theologi'schen un-d philosophischen M-
kultät einen Rückblick auf die aka-demischen Stuvien un'd die
erste theolo-gische Lehrtätigkeit Zellers, so sprach die A'dr-csse
Ider Berncr Unibersität, an- die 'der Schüler Fer-dinand
Christian- -Baurs trotz - m-an-ches Widerspruchs 1847 als Pro-
fessor d-er Theologie berufen worden war, von Kampfesjahren,
üie bekanntlich doppelt zählten. An den Professor -der Philo-
sophie wandt-e sich- d-ann die tabul-a gratulatoria der Univer-
sität M a r b u r g: denn- hier fan'd Zellers Uebertritt in di«
philosophische Fakultät statt; un'd eine Zuschrift die'ser Sta'dt
sprach zugleich davon, welche Vebdienste ihr Ehrenbürger sich
um- die öffentlichen- Angel-egenheiten, so 'als V-orsteher 'des
Privatarmenvereins, erwsrbcn hab-e. Von Hei-delberg
war als Gvatulant der Hochschule Geh. 'Rat Windelb -and
erschienen, um dem Vorgänger Kuno Fischers zu sagen, mit
Welch dankbarenr un'd stolzem Gedenken man sich seines zehn-
jährigen Wirkens an 'der Ruperto Carola erin-nere, und daß
der -allüüerall klin-gen-de Wi'derhall -dessen, was er gLlehrt, nir-
gends freudiger auf-genommen werde, als in unsever Neckar-
stadt. Von Berlin, wo Zeller n-och 22 Jahre an der Uni-
versität und zug-Icich als Mitglie'd der Aka'demie der Wisien-
schaften eine Wirkungsreiche Tätigkeit enffaltet 'hat, war als
Vertreter der Hochschule sein Speziakkollege Geh. R-at Dil -
they abgesandt un'd als Rcprüsentant -der Akademie der stän-
dige Sekrctär ihrer philosop'h-isch-hi'storischen Klasse, Geh. Rat
D i e l s. Der erstere wies -darauf hin, daß der Jubilar, wenn
er auch für scinen LebenLaben-d nach der Hauptstadt seines
Heimatlandes um'gcsiedelt sei, 'doch auch dauernd als Berlin
angehörig angesehen loerden rnüsse unld daß dies jedem, der
durch das Braüdenburger Lor hinausgche, schon durch sein-e
Büste vor Au-gen trete, die mit den Büsien Helmholtzens u. des

Frhr. Dr. v. la Roche berichtete därnach namens der
'Bu-dgetkommission über die in 'den Jahren 1902 un-d 1903
erteikten Administvativkre'dite. Sie betrugen 648 381,40 Mk.
Das Verze-ichnis devselben 'wurde gene'hmigt.

Frhr. v. GöIer berichtete für die gleiche Kommission
übcr die Nachweisungen der in den Fahren 1901 un'd 1902
eingegangenen Staatsgclder und 'dcren Verwendung. An
diesen Bericht hat das Haus früher stets eine all-gem-eine De-
batte für die Finanzläge geknüpft. Jm Hinblick auf die be-
-dauerliche Erkrankung des Finanzministers war 'die Budget-
kommission der Ansicht, daß sür jetzt die Debatte untcrbleiben
soll. Der Antrag 'der Komnrission, an den der Berichtcrstatter
eine Darstellung der Finanzlage der letzten Jahre knüpft, geht
dahiu, das Haus wolle die Nachweisungen für unbeanstanldet
erklären.

Dem Antragc wurde ohne Debatte -zugestimmt.

Frhr. v. Rüdt erstattete darnach namens 'der PetitionZ-
kommissi-on Bericht über die NachweisuNgen über 'die Erle-
'digung der der Großhcrzog-lichen Staatsregierung während
ÜeZ Landtags 1601—1902 von der Ersten Kammer über-
-wiesencn Petitionen. Die Kömmission h-atte gogen die Art der
-Erledigung nichts -zu erinnern, un-d daher auch keinen Anl-aß,
-dem Hause einen Antrag zu unterbreiten.

Hierau'f wur'de die Sitzung geschlossen. Nächste Sitzung:
noch unbestimmt.

17. Sitzung der Zweiten K a m m e r.
Karlsruhe, 23. J-an. Prüstdent: Gönner.
Am Regierungstisch: Minister Frhr. v. Dusch un!d Kom-
missare.

'Fortsetzung 'der Beratung des Justizetats.

Abg. Frühauf (fr.) verweist auf die stetig zunehmen-
den Geschäfte der Am'tsgerichte, denen ein an Zahl un-genü-gen-
des Richter- und Subalternpersonal gegenüber'stän'de; dicser
Zustand fördere auch im Publikum das Bestrebcn n-ach Sonber-
gerichten. B-ezüglich der Gerichtsschreiber vertrete auch er die
Anstcht der Nodwcndigkeit einer besieren Vorbildung 'derselben.
-Gegenüber andercn Ministerien stehe das Justizministerium
in 'der Zahl der etatmäßigen Beamten weit zurück, auch in
diescr Richtung sollt-e 'dasselbe beim Finanzministerium auf
Anbahnung besierer Verhältnisie dringcn, sonst läge die Ge-
sahr bor, daß die küchtigen llnterbeamten sich nach nnderen
Stellcn umsehen würden. Redner vertritt sodann die Ein»
führung von Gerichtskassen, die fich rn Preußen vortreff-
lich bewährt hätten, und dic man- auch bei Hinterleg-ungen sehr
gut -gebrauchcn- könne. W-as die Strafjustiz betreffe, so wer-de
in 'der Fvnge der Untersuchungshaft cine Besserung erst dann
eintreten, wenn der Staat die Enffchädigung wi'derrechtlich
Vcvhafteter anerkenne. Anch -die Stellung L-er Verteidigun-g
im Vovverfähren sei durchaus noch ungenügen'd, und es wäve
leicht möglich, deren Befugniffe 'fchon bei 'der jetzigen Gesetz-
-gebung zu erweitern. Auch er befürworte die Ausde'hnung des
Ehrenarnts Ider Schöffen unid Geschworenen auf die Kreise
des Arbeiterstan-des. Redner ist dagegen ein cntschiedener
Gegner der zweijährigen Vorbereitungszeit für junge An-
wälte un-d wendet sich gleichfalls -gegen die Dienstzeugnisse der
Praftikanten, 'die nur daS Strebertum fövderten.

Nach kurzen Bemerkun-gcn des Ministers gegen di«
letz'te Aüffasinng des Vorredners unid n-achdemr sich noch Abg.
Birkenmayer (Ztr.) sür eine bessere Entlöhnung der
Ratschreiber — im Hin-blick auf ihre Tätigkeit als Grun'd-
-buchbeamte — ausgesprochen hatte, wird die Sitzung -ße-
schlosicn.

Montag 4 lkhr: Fortsetzung.

Aus der KarLsruher Zeitung.

— -Seine Könitzliche Hoheit 'der Großherzog h-aben
Idem Präsi'denten 'des Zentral-Dombaullereins, Geheimen Ju-
stizrat Robert Esser in Köln, das Ritterkreuz des Ovdens
Berth-ol-d des Ersten, dem Bahnwärter Jakob Hund auf

Ehemikers Hofm-ann neb-en den Standbi-Idern Kaiser Friedrich»
und sciner Gemahlin stehe. Ganz Tcutschland aller'dings, ja
der Welt gehöre er durch sein-en nniversalen Geist, sein ent-
schlossenes Eintreten für die klassischen Stu-dien an den Gym--
n-asien, sür 'die Frerheit der Universitäten und 'der Wissen-schaft
und durch seine hohe Aüffassun-g der religiösen Fvngen. Geh.
Rat DielS brachte zugleich die Glückwünsche eines engeren
Kreises, 'dcssen Dlit-glie'd Zeller wähveNd seines Berliner Auf-
enthalts mit besonderer Liebe war, der sogenannten Graeca^
in -der sich Gele'hrte zu gemeinsamer Leftüre gri-echischer
Schriftsteller zusammcnsinden.

All-e diese Ansprachen erwiderte der Juüilar mit bewun-
dernswerter FrisckM des Geistes und Körpers, teilweisc arrch
mit dem ihm eigenen Humor. Daß aber das Dankesgefühl für
'das vcm Zeller Geleistcte kcineswegs ans die Hochschulen be-
schränkt i'st, an denen er wirkte, zeigte eine große Rcihe anderer
mündlicher und schriftlicher Kun-dgebungen. Und wir rneinei»,
Un-zählige, die nicht zu Wort gekommen, dvn'ken ebenso, ins-
- besondere auch alle Le'ser seincr Vorlesungen über Staat unB
Kirche und seiner gesammelten Vorträge und Abhandlunge'n,
unter denen solche, wie die über die griechischen Vorgänger
Darwins, über die Bedeutung der Sprache und dcs Sprach-
untevrichts für das geistige Le'ben, über die Gründe unsereS
Glaubens an die Realität der Außeniwelt, zu Len besten allge-
ineinverständlichen Abhcm-dlungen philosophischen Jnhalts g«-
hören, die wir besitzen.

Höchste Ehrcn sind -dem Jubilar, wie schon die Zeitungen
gemeldet haben, von den dvei Fürsten, in deren Staaten «r
einst gelehrt hat, zuteil geworden, von dem d e u t s ch e
Kaiser , dem König vonWürttcmberg und un -
serem Großherzog. Wie ihm äber bei allen Ehrun--
gcn, die ihm iüi früheren Verlauf und am Abende seines Ls-
bens evwiesen worden sind, der schlichte, liebenswürdige SinU
geblieben ist, das hat besonders die A'drrsse zum 'Ausdruck ge--
bracht, die ihm als Mitbegründer und erstem Vorsitzen'dem d«H
Deuffchen Gymn-afialvereins von deffen Vorftand gewidm«t
 
Annotationen