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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-125 (2. Mai 1904 - 31. Mai 1904)
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4K. IshkWr. — -.W 102

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1

G»sch»i»t täglich, To«ntag» au»gnl»mmrn. Prei» «it KamilirnblStter» monatlich 80 Pfg. in'S Hau» gebracht, bei d-r Expedition und den Zweigstatiorikn abgeholt 40 Pfg. Durch dl«

b«tog«n vierteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

»»leigexpreiS: 20 Pfg. für di« Ispaltige Petitzeile »der deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htesige Geschästs- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von A»g«ig«n
a« bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übemommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla-kattafeln der Heidelberger Zeitung uud den städtischen Anschlagstellen. Fernsprechrr >2.

Deulfches Neich.

— Die vekstorbene Großherzogin Sophie
von Weimar hat sich einmal in einem Gespräch mit
einM hochgestellten preutzischen Beamten folgenberma-
ßen über den Ultramontanismus geäußert: „Sie fürch-
ten die Sozialdemokratie, ich den Nltvamontanismus.
Die Sogialdemokratie entladet sich vielleicht in einer Re-
volution, und die wird niedergeschlagen. Den Ultra-
montanisnius aber kann man nicht mit Flinten und Ka-
nonM besiegen. Der Ultramontanismus verdirbt die
Seele des Volkes."

— Am 21. April seierte das Hannov- ersche
V i o n ie r b a t a i 11 o n Nr. 10 in Minden das Fest
se'mes h und e r t j ä h r i g e n Bestehens. Berech-
trgtes Aufsehen erregte allgemein die 'Art, wie das Ba^
taillon bei dem im Freien abgehältenen Gottesdienst
nach Konsessionen g> etrennt ausgestellt war.
Der mit der Seelsorge der katholischen Mannschaften der
Mindener Garnison beauftragte Domprobst Bergmann
hatte seine Mitwitkung an dem geplanten Gottesdienst
von bestimmten Forderungen abhängig gemacht. Die
katholischen mußten von den evangelischen Mannschaften
getrennt gestellt werden; der evangelische Divisionspfarrer
Bechstein durfte erst nach ihm reden und dann auch nicht
an derselben Stelle, von der aus er seine An'sprache ge-
halten. So mußten in einem Mstand von einigen Me-
tern zwei Mltäre göbaut werden, an der Seite des einen
mußten die Katholiken an der andenr Seite des andern
die Edangelischen steherr; zwrschen beiden stand das Offi-
zierkorps. Sofort nach Schluß seiner Rede, noch ehe der
Divisionspsarrer begann, setzte der Probst sich in seinen
Wagen und verschwand. —

— Jnr Lanse der Jahre hat das Fürstentnm BuI -
garien, das dem Namen nach irnmer noch der Obev-
herrlichkeit des Sultans untersteht, bei den europäischen
Mächterr die Jnlassnng von d i P l o m a t i s ch e n Ver-
tretungen erreicht, nur DeutschIand beobachtete
bisher in diesem Punkte Zurückhaltung. Die Schwierrg-
keiten, welche der Ersüllung des bulgarischen Wunsches
entgegenstanden, stnd, wie die „!Köln. Ztg." erfährt, b e -
seitigt, und das Fürstentum dürfte demnächst Vor-
schläge für die B e g l a u b i g u rr g crnes Agenten
machen.

— Gegenüber der Meldung, daß der Gouverneur der
Provirrz Schantnng die deutsche Regierurrg! um Einstel-
lung der deutschen V e rm s s s u n g s a r b ei t e n
rn Schantung gebeterr habe, da dre Sicherheit des
Vermessungspersonals wegen der 'durch den russisch-
japanischen Krieg erregten Stimm-urrg dsr Bevölkerung
nicht verbürgt werderr könne, teilt die Werwaltung der
Schantung-Bahn mit, daß der Gesellfchast eine derarfige
Nachrrcht nicht zugekommen ist. Es mnß angenomM'en
werden, daß es sich um andere Vermessnngen handelt,
dre nicht von Seiten der Eisenbahn gemacht wevden.

— Die Reichstags-Nachwahl für den Wahlkreis
Frankfurt a. O., die inso'lge der neulichen ilngilfig-
keitserklärrrng dek Wahl des Sozialdemokraten Dr.

Die Einweihung der elektrischen Vahn nach
Handschuhsheim.

Heidelberg, 2. Mai.

Am vorigen Damstag konnte die lange mit Sehnsucht ge-
wünschte und dann trotz starker entgegenftehender Schwicrig-
keiten glücklich und auch verhältnismätzig schnell fertiggestellte
Strecke der clektrischen Bähn, die vam Bismarckplatz über die
ncue Brücke bis zum „Grünen Hof" in Harrdschuhsheim führt,
festlich eingeweiht werden,

Abends um 6 Uhr nähmen zahlreiche Mitglieder des Mrr-
gerausschusses und einige sonsfige eingeladenen Gäste in dem
am Ende der Hauptstraße aufgestellten, mit Fähnchen ge-
ichmückten Extrazug Platz und fuhrcn die neue Strecke ab.
Die Fahrt ging tadellos und bewies, daß die Bahnstrecke
sorgfältig und den Ansorderungen der Technik entsprechend
ausgeführr ist, Jn Handschuhshcim, wo an einer Anzahl von
Häusern zur Feier des Ereignisses Fahnen herausgesteckt waren,
wurde der Zug von der Bevölkerung, uamentlich der jugend-
lichen und jüngsten, lebhaft begrüßt.

Tie Festteilnehmer begaben sich in den stattlichen Saal
zur „Traube", wo ihnen von der Stadt cin talter Jmbiß mit
Wein dargeboten wurde, und wo alsbald die Freude über die
Vollendung des Werkes in einer Anzahl von Ansprachen leb-
baften Ausdruck sand.

Zunächst ergrrff Oberbürgermeister Dr. Wilckens das
Worr. Jn launigen Worten konstaticrte er, daß der Bürger-
ausschuh beschlußfähig sci, bcgrüßte den als Vcrtreter des Be-
zirksamts anwesenden Herrn Oberamtirmnn Hebting, die Mit-
glieder des Verwaltungsrats u. der Direktion der Bahn, sowie
Sie Bertreter der Presse, und schilderte dan« in knappen Zügen
die Geschichte dcr Erbauung der Bcchnlinie und ihre Bedeutung
für die Stadtteile auf der rechten Seite des Neckars und für
die Gesamtstadt. Er hob die Verdienste der einzelnen an dem
Bau der Bahnlinie beteiligten Personen und Behörden hervor
u.nd schloß seine Rede mit etner lebhaften Anerkennung der-
selben.

Braun uotwendig wurde, ist aus den 13. Mar augesetzt.
Es gilt jetzt, den Wcchlkreis den Sozialdemokraten ans
öer Hand zu wmdcn. Wre dre „Nafionalliberale Korre-
spondenz" 'hört, sind im Wcchlkreise Verhandlungen zwi-
schen den bürgerlichen iParteren im Gange, eine Einigung
auf einen Kompro-mißkandrdaten zustande zn bringen.
Genamrt wrrd Basserman n.

— Bei der R e j ch s t a g- s e r s a tz w a h l irn Wahl-
kreise Herzogtum Sachsen-AlteNburg erhielt Porzrg
(kons. und Bd. d. Landw.) 17 894, Buchwald (Soz.)
17 670 Sfimmen. Eirrrge Wezirke stehen noch' aus. Man
glaubt, daß Porzrgs 'Wahl gäsichert sei. Jn Reichs-
tagskreisen verlautete bestimmt, der konservative Kandidat
habe mrt etwa 300 Stimmen Mehrhert über den Sozral-
demokraten gesiegt. Damrt Wäre den Sozraldemo-
kraten ein zweites Marrdvt von den vereirfigten bürger-
lichen Parteren äbgenommen worden.

B r e m e n , 30. April. Aus der Werft der Aktien-
gesellschaft „Weser" erfolgte heute Nachmittag 'der
Stapellauf des sür die deutsche Marme nenerbauten
Kreuzers „N". Kurz vor 5 Uhr tras P r r rr z
L udwig von 'Bayern ein, der aus der Fahrt vom
Pubfikum ü'berall aufs teb'hasteste begrüßt wurde. Fn
der Begleitung des Prinzen besanden sich u. a. der rrste
Bürgermeister von München, Börscht, Koinmerzienrat
Sey'b-oth, Kommerzienrat Huber nnd der 'bayerische Ge-
sandts Graf Lerchenfeld-Koefering. Außerdem nahmen
an der Feier Vizeadmiral v. Tirpitz, mehrere höhere Ma-
rineoffiziere u. s. w. teil. Die Taufred-e hielt Bürger-
meister Borscht. Er sprach sehr warm und patriofisch.
Hieran schloß sich der Taufakt, der vom Prinzen
Lndwig mit solgSnd-en! Worteü vollzogen wurde:
„Oleehrte Festversammlnng! Nach den s-chönen Worten
d-es ersten Bürgermeisters v-on München erübrigt es mir
nur, bevor ich zur Namensgebung des Schiffes schreite,
dem obersten Herrn der d-eutschen Flotte ern begerstertes
Hoch ausznbringen. Kaifer 'Wilhelm II. hoch, hoch,
hoch! Jm Namsn d'es Kaisers nenne ich dich „Mün-
chen". — Nach dem Tausakt wurd-en an d-en Kaiser
nnd ,an den Prrnzregmteni von Bayern Begrüßungs-
telegramme gesandt.

Vadischer Landtag.

60. Sitzung der Zwerten K a m m e r.

Karlsr uh e, 30. Uprrl. Die Zweite Kammer be-
endigte heute die Bemtung! nber das Budget d-er Mit-
tel° und Vo- lk s s ch- n l e n.

Abg. Lehmann (Soz.) replizierte auf die Aussührun-
gen der Abgeordneten Dr. Goldsckmit und Zehnter und wies
-die beleidigcnde Aeußerung Zehnters energisch zurück. Die
Sozialdemokratie könne nicht glauben, daß es den Liberalen
ernst sei nfit ihrem Kampfc um die Schule; der Kampf zwi-
schen Zentrum und Nationalliberalen sei nur ein Kampf um
die Staatskrippc. (Gelächter.)

Obersch-ulvat Dr. v. Sallwürk betont, datz unser -Real-
schul-Lehrplan einer der modernsten ist. Auf das sexuelle
Problem hat die 'Pädag-ogik schon längst ihre Aufmerks-amkeit
gerichtet; aber von erfahrenen Männern kömmen warnende
Stimmen, sad-aß wir vorerst eine abwarten'de Stcllung ein-
nehmen müss-en. Um allen Anforderungen in Bezug auf

Jn Vcr-bindun-g mit der Bahn ist die Landstraße n-ach
Handschuhsheim korrigiert worden. Sie gewä'hrt heute bereits
eincn viel freundlicheren Anblick als früher. Jn wenigen
Fahrcn wird man den Stadtteil an jener Stelle nicht wieder-
erkennen.

An die Rede -des Oberbürgcrmeisters schloß sich eine ganze
Reihe von Trtnksprüchen.

Oberamfinann Hebting sprach -als Vertreter des Be-
zirksamts und zugleich im, Namen der eingeladenen Gäste.
Man sei der Einla-dung mit Freuden gefolgt, nicht nur wegen
der 'Freifahrt auf der elektrischen Bahn, nicht nur wegen des
fcuchtfröhlichen Umtrunkes, sondern in -dem Bewußfiein, daß
der heutige Tag von beson-derer Bedeutung sür Heidelberg und
dessen jüngste Tochter sei. Redner sprach dann über die Be-
deutung der Eisenbahnen und speziell -der elektrischen Bcchnen,
deren Anteil an der Kultur-arbeit man nicht unterschätzen dürfe;
er wtes d-arauf hin, wie sie Stadt und Borstädte einander
näher Lringen, -wie ste ausgleichen-d wirken. Dies trefie auch
für Heidelberg und Handschühsheim, seine jüngste etnjäh-
rige Tochter, di-e nun erst so recht eigentlich anerkannt wor-
den sei, zu. Heute sei denri Stadtteil Handschuhsheim in greif-
barer Gestalt dargelegt, daß er die gleichen Rcchte habe. Nach
kurzer Zeit werde mau stch gar nicht vorstcllen können, wie
ein anderer Zustand möglich gewesen sei. Aber wenn man sich
-dessen erinnere, d-ann werde man des Mannes dankbar ge-
denken, unter dessen Leitung Heidel-berg das geworden ist, was
es ist. Jm Anschluß hieran brachte der Herr Redner ein Hoch
auf den Oberbürgermeister aus. Die Bersammlung sfim-mte
kräftig ein.

Dcr Oberbürgermeister dankte von Herzen sür
die rhm erwiesene liebenswürdige Aufmerks-amkeit, lehnte aber
alle beson-deren Verdienstc um das Unternehmen, um das es
sich hier handle, ab. Dics tomme ip eriter Linie der Heidel-
bergcr Straßen- .und^sifigtaIm-Äe.sellick»ft zu, die ja allcr-
dings dazu fremdes Geld, das wir, die

^ Stadt, anderswo :keit.) Die Haupt-

Musik, Sin-gcn usw. gerecht zu werden, fehlt uns die Zeit.
Tcr Redner ist auch der Ansicht, daß in -dcn- untersten Klassen
die in-divi-duclle Beh-andlung des -Schülers, dcr sog. analhtische
Unterricht, Lurchaus notwendig ist; allein die Verminderung
dcr Frequcnz be-dingt naturzemätz dte Verme'hrung der Schul-
räumc. Aus dcr Anwesenheit viel-er ausländischer Lehram-ts-
praktikanten, die sich auf unseren Schulen ausbilden, darf
man wohl ein-en Schluß auf die Wertschätzung ziehcn, die unser
Schulwesen im Ausland findet.

Abg. Dr. Heimburger (Dcm.) bedauert, daß der
naturgefchichtltche Unterricht in -den oberen Kl-assen nicht fort-
gesetzt wird. Es müßte einc gewisse Zeit der Biologie ge-
widnret wcrden. Die Vorgänge in Pforzheim h-abe er hier
zur Sprache gebvacht, um ste vor dcm ganzen Lande zu brand-
marken. (Redner verbreitet sich eingehend über diese Ange-
legen'heit, so-daß sich schliehlich der Präsi d e n t gezwungen
sah, -daran zu erinnern, daß dies mit der Tazesordnung nur
in losem Zus-ammenh-ang steht.) Zum Beitr-ag sür das Lahrer
Ghmnasium dürfen die umliegenden Gemeinden nicht her-an-
gezogen werden.

Abg. Z-ehnter (Zentr.) konstatiert, daß -er „nur" ge-
sa-gt h-abc, dic Theologic -Lehmanns scheine nach >Gallimathias
studiert zu sein. (Der P räsident rügt nachträglich diesen
Äusdruck als verletzend.) Re-dner polcmisiert dann gegen
die m-aterialisfische Weltanschauun-g der Sozialdemokraten.
-Ueber die Konviktserziehung könne man verschiedener Mei-
nung sein. Auch die Theosogen werden dazu nicht gezwun-
-zen. -Es wäre aber eine große Schädigung der nicht wöhl-
habenden Bevölkerung, wenn man die Konviktc nicht zulassen
würde. Der Freihcitskuchen, den uns Früh-auf vorgesetzt hat,
ist für uns nicht schmackhaft. Wer kirchliche Dogmen so spöt-
tisch beh-andelt, -wie Frühauf, hat von der wahren Freiheit
keinen Begriff, ja er verletzt auch noch Anstand und gute
Sitte. Präsident Dr. Gönner ruft den Redner zur Ord-
nuu-g.) Obkircher ist verpflichtet, für seine Behauptung betr.
die Geheimberichte den Beweis zu erbringen. So lange das
nicht geschieht, muß ich bestreiten, datz Gehcimberichte erstattet
wcrden. (Bravo! im Zentrum.)

Abg. Gießler (Ztr.) betont, daß er gegen dcn Charakter
und die Befähi-gung des Direktors M-athy in Konstanz kein
Wort gesagt und auch der Leitung ües -Gymnasiums keine
Schuld an jcncn Vorgängen beigemessen habe. Die Vorgänge
wur-den von der Zentrumspresse nich-t parteipolitisch ausge-
schlachtet (?! Gießler hat osfenbar gewisse Zentrumsblätter
— „Konst. Nachr.", „Freib. Bote" — so wenig gelesen, als
Zehnter).

Oberschulratsdivektor Arnsperger zerstreut die Be-
fürchtun-gen, die wegen der Stellung der Reallehret geäußert
wurden. Allerdings stell-e die neue Prüfungsordnung höhere
Anforderungen, aber zu ciner Beunruhigung liege kein Anl-aß
vor.

Abg. S ch n e i d e r - Lahr (natl.) betonk, daß die Aus-
führungen- Gichlers über die Konst-anzer Vorgänge doch nicht
so harmlos waren, wie -Giehler nachträglich glauben machen
will, Wenn man die große Zähl der ausgetretenen Konvik-
toren sieht, so muß man zu der Ueberzeugung kommen, daß
-etwas nicht in der Ordnung ist. Es bleibt nichts ü-brig, als
die Konvikte mit der Zeit auszuheben. Der Redner
wendet sich damr gegen die Aussührungen Zehnter's nnd be-
tont, daß die katholische 'Kirche Toleranz und Gewissensfreiheit
verwirst. Selbst die Toten werden nicht gleichmäßig behandelt,
wie der Fall Fameck Leweist. Gegen solche Anschauungen.
werden -wir stets Front m-achen. Die Sozialdemokraten un-d
Temokraten empfehlen stets als Allheilmtttel die Trennung.
von Staat und Kirche. Warum sühren Sie diescs Pro-gramm
aber nicht durch? Weil Sie es nicht können! Weil die Land-
bevölkerung d-avon nichts wissen will! Wir lassen die Freiheit
-der 'Ktrche ungeta-stet und wehren uns nur gegen unberechtigte
Uebergriffe der Kirche auf staatliches Gebiet. Bei cntsprechen-
dem Wöhlwollen wäre es der Regierung wohl möglich, die
Wünsche der Stadt Lähr betr. das dortige Gymnasium zn
erfüllen.

arbeit habe die Gesellschast und ihre Organe geh-abt, der Auf-
sichtsrat und die Direktion; namentlich der Vorsitzende des
Auffichtsrats, Dr. Walz, und Direktor Wiek. Jhnen bringe er
ein Hoch dar.

Bürgermeister Dr. Walz bemerkte in der Einleitung zu
seinen Dankesworten humoristisch, unser Oberbürgcrmeister
habe viele gute Eigenschaften, aber die einc schlechte, daß er
zu bescheiden sei. Wohl hab-e Redner viel Arbeit mit dieser
Sache gehabt, aber unter einem solchen Chef gehe die Arbeit
doppelt schnell und leicht. Als Aufsichtsrat -der Bahngesellschaft
sprechend, führte der Redner dann -aus, daß es der Gesellschast
durchaus nicht leicht geworden sei, an das -Projekt -heranzu-
treten; sie zögerte anfangs, dann aber ging sie daran, weit
sie fühlte, daß sie die Bürgersch-ast hinter sich have. Sie sagte.
sich, Heidelberg werde die Sache nicht im- Stich lassen. Jn der
Tat werde Heidelberg sicherlich «uch in di-esen errveiterteir
Rahmen hereinwachsen. Schon jetzt, n-ach wenigen Wochen,
gehe es mit der Frequenz der Elettrischen nach Neucnheim
Lesser, so werde -es auch mit Handschühsheim sein. Redner
danktc nochmals der Bürgerschaft und- ücm Bürgerausschuß;
auf dessen Wohl leerten er und dcr ncben ihm sitzende Direktor
der Bahn, Herr Wiek, ihre Gläser.

Stadtrat -Fischer -brachte namens des St-adtteils Hand-
schuihsheim seinen Dank dar und sprach seine beson-dere Be-
friedigung darübcr aus, d-ah die Bahn auch ohne Erweiterung
der Brücke nach Handschuhsheim hinübergefuhrt wcrden durfte,
wodurch eine langc Verzögerung erspart wurde. Scin Dank
-gipfelte in einem Hoch auf den Oberbürgermeister.

Herr Thurecht erinnerte an d-ie bewegte Zeit in Hand-
schuhs'heim, als die Eingemeindun-g auf die Tagesordnung kam.
Die Bürgersckiaft sei damais in Republikaner und Reichsfreund-
liche gespalten gcwesen. So habe der Gemeinderat das erste-
mal gegen den Anschluß gcsfimmt, damit es nicht heiße, er
habe die Gemcinde verkauft, und das zweitem-al dasür, damit
es nicht heihe, er habe nichts getan. (Große Heiterkeit. Rufe:
„Nun ist's heraus!") Jeht sei Ruhe eingetreten, wenn auch
 
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