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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1904 - 31. März 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0551

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Erschei»t täglich, Sonntag» auSgenommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch di« P»st

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

ÄnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aufden Plakattafeln der Heidelberger Zeitung uud dui städtischen Anschlagstellen. Ferusprecher 82.

ä6. KKßMß. -- 64

Deutscher Reichstaq.

> . Berlin, 15. März. Der Militäretat wird
^ Kcipitel „Pferdebeschaffung" fortgesetzt.

Astg. Rogalla v. Bieberstein (konf.) b.egründet
^F»? Resolntion, etne Erhö'hung der Rern-onteankaufspreise zu
vwägen, im Jutercsse der Aufrechterhaltung der in Frage
^uellten Zucht geeigneter Remontepferde.

Allg. u. Treuenfels (kons.) Ledauert -die Vernachläs-
UlUng der Zucht von- Halbblütern. Für Südwestafrik-a hätte
Mn deutsche Pferde statt argentinischer ankaufen sollen; ibeim
wauf sti wieder das internationale Händ-lertum im Spiele
:-"^sen. die -Expedition nach Ostasien haben sich die deut-
Hen Pstrde sehr gut -bewährt.

... A'hg. Graf Kanitz lkons.) bddauert den bisher un-ge-
Z>8enden Zollschutz der Pferdezucht und führt das Beispiel
Mnkreichs an, das den Pferdezsll erhöhte uu-d dadurch seinc
^erdezucht hob.

r Neneralleutnant Sixt v. Arnim erklärte, er stehe den
gegebenen Anrcgungcn sympathisch gegenü-ber und- hofst
- > den diesjähri-gen Remonteankäufen weitere Erfahrungen zu
^»»iineln. Für Südwestasrika werde das argentinische Ge-
^gspstnd auf Empfehlung der deutschen Offiziere in Südwest-
trika verwcndet; m-an habe aber die Marinehilfsexpedition
lffiuchsweise mit deutschen- Pferden ausgerüstet. Er teile
>>cht die Befürchtung des Abg. Kanitz, d-atz wir im Kriegsfalle
""leren Pferdebedarf nicht decken können.

Nach wetteren Bemerkungen einiger A'bgeordneten wird
-. ^ Resolution von Bieberstein gegen die Stimmen der Konser-
^ulven und- Nationalliberalen abgelehnt.
nch^hue erhebliche Deb-atte werden eine Reihe Positionen er-
^°>tzt.

Ntehrere Anträge des Gr-asen Oriola (natl.) auf Wic-
^vherstellung der von dcr Budgetkommtssion gestrichenen Po-
^ » iverden abgelehnt. Die Resolntion E i ck h o f f - MüI -
(Sa-gan) -betreffend Gleich-stellung der seminaristisch ge-
»Leten Lehrer an den Unteroffizierschulen u'sw. mit denjeni-
"^» an den Kadetten-schulen werden angenomnien.

,Fn der weiteren Debatte -bed-aucrt A'bg. Arendt (Rp.),
Ifw das Maturttätsexanien zur Vorbedingnng des tierärzt-
äew" Studinms gcmacht wird. Abg. Müller-Sagan
nO» entgegen her-vor, datz -das tierärztliche Studium

utzutage eine höhere Vorbildung ersordere.

. Bei Titel „K r i e g s m ä tz i g e I n st a n d h a l t u n g
I " Geschütze" wird cine von der Bud-g-etkommission bean-
c5Me Resolution angenommen, bei -der Ver-gebung von Ge-
Mtzlieferungen uud Waffen, wenn möglich, die Einhaltnng
y ^ gesetzlich vorgeschriebenen Sonnt-agsruhe vorzuschreiben,
j N alle Fälle aber den Avbeitern den Besuch des Sonntagsgot-
P ,°>enstes zn ermöglichen. Ferner wird eine Resolution der
,u.cgEomm'ission angenomnien, worin die Löhnsätze der bei
gpi, ^feresverwaltung 'beschäftigten Arbeiter und Arbeiterin-
u Uicht hjnter den üblichen Löhnen znrüstbleiben sollen.

Eei Titel „Technische Institute der A r t i -I -
Ls? > e" bespricht Abg. Panly (kons.) die Verhältmsse in der
siz u.bauer Artilleriewcrkstätte und schlietzt seine anderthalb-
R^P'Sen- Aussiihrnngen mit der Forderung einer -gründlichen
f/°>f>on der Vebhältnisse -der Arbeiter und Unterbeamten in
ai,?» Werkstätten untcr Hinznziehung von Sachverständigen
"S Arbeiterkreisen.

-Vunir wird die Weikerberatung urn halb 7 Uhr auf morgen
autzerdem Marineetat und Wahlprüfun-

Berlsn, 15. März. Der dem Reichstag zugegan-
n, zweite Nachtragsetat für 1903 beantragt die
> ^^istignng von 3 092 000 Mk. aus Anlaß der ExPe -
in das sü d w efta f r i ka ni s ch e Schutzge-
darunter 1 797 000 Mk. als Zus-chuß zur B-estrei-
Verwaltungsausgaben, 1 300 000 Mk. Aus-

Stadttheater.

Heidel-berg, 16. März.
Benesiz für Fräu-lein Marie Koppenhöfer: „Da s
Dkg^uchen des Eremiten" mi.

koniische Oper von Aimö

Nk. erklärte Liebling des hiesigen Theaterpn-bliku-ms, Frl.
zg' ,? ppenhöfer, -hatte -gcstern ihren Ehrenabend. Viel
war unser Musentempel, um all' die ausiiehmen zu
ipelz fst die da kamcn, nm der lie-benswürdigen Künstlerin,
ie>v dcl" Kürze leider uns auf immer verlasscn w-ird, an die-
^vende ihre Huldigung darzubringen. Tr-aurig zogen
iigz von dannen, welche keinen Einlatz mchr fanden,

-'» waren dte, welche in cinem währen Kampse sich

so vchen (und war cs noch so bescheiden), erobertcn, und
ligL) ^Pnheit hattcn, mitzuerleben, wie Heidelbevg seine Licü-
Ein Ehrenabend im wahren Sinne des Wortes!
Peiw, be Kranzspenden, der von den Logen ntedergehende
üb«x^»»egen, dic maffenhast überreichten Ehrengeschenke, d-ie
Neg< »»rzlichcn Beifallsknndge-bungen, all' dics bewies aufs
tvor ' Marie Koppenhöfer dem hiesigen Theaterpubliku-m
ü» >st. Wer seit längerer Zcit die Leistungen dcr Künst-
8ei, wird diese fast überschwenglichen E-hrenbezeu-gun-

»»d gevcchtfertigt finden. Grl. Koppenhöfer hat
^ 2eit ihrer mehrjährigen Tätigkeit ani h-iesigen
-b<,xz,7>E»rer Bedeutendes geleistet, und mit ihren künstlerischen
^sirch,,^»^»' »nzählige Mal Herz und -Gemüt ber Theater-
SrosP- "quickt »»d erfreut. Jhre Vielseitigkeit, thr überaus
Dpxxll, ^pertoir war geradezu -anstaunenswert. Als t.
Dpxx) P»d>va war sie eine Hauptstütze der grohen 'Oper, als
bewährte sic sich zngleich als vorzügliche dra-
»ollr„ P,--^»0»r>n- Gerade diese Saison zeigte sie aus ihrer
- tvar " r,' uns bot — »»s »s war »^^ ^»>3.

bon kgnk?s»ostrst ancrkenrienswert. Es waren höchst erfreuliche,
Merischeni Ernst ersüllte Leistnngen. Eine ihrer besten

Die heutige

gabe bei der Verwaltung der kaiserlichen Marine, 66 000
Mark Aus-gaben der RLichs-P-ost- und Telegraphenver-
waltung. Dem Reichstag ging ferner eine zwcite
Ergänzung zum Entwurf des Reichshaushaltsetats
sür 1904 zu, worin aus Anlaß d-er Expedition in
-'das s ü d a f r i k a n i s ch e Schntzgebiet die Bewilligung
von 3 710 000 Mk. beantragt wird, darunter 3 197 000
Mk. Zuschuß zur Bestreitung der Werwaltungs-ausgaben
im süd'westafrikanischen Schutzgebiet und 513 000 Mk.
für die Ausgaben der Rsichspoft- und Telegraphen-Ver-
-waltung.

Berlin, 15. März. Jn der Budgetkom-
m ission des- Reichstags bei der Ber-atung des Etats
für Kiautschou erklärte Staatssekretär v. Tirpitz,
in Kiautschon sei ein bedeutender wirtschaftlicher Auf-
schwung zn konst-atieren; der Hafen sei fo weit fertig, d-aß
-am 18. Februar die Mole, die Anschluß an die Eisenb-ahn
hat, eröffnet werden konnte. Der Staatssekr-etär gab
dann w-eitere Mitteilungen über die Entwicklung des
Handels. Abg. Müller - Fulda regte den Wunsch an,
d-aß der 'Kostenersparnis wegen die Verwaltung für
Kiautschou mit der ostasiatischen Expedition zusammenge-
legt werde. Der Staatssekretär hsbt die Schwierigkeiten
solcher Aenderungen hervor. Abg. Richter wünscht,
daß die ganze Kolonialverwaltung der Marineverwaltung
unterstellt werde. Auf die Frage nach den Sandverhält-
nissen im H-afen von Kiautschou erwiderte Staatssekretär
v. Tirpitz, eine Verscmdung sei ni-cht zu besürchten,
da die Strömung sehr gewaltig sei. Bei Beratung des
Etats der Schutzgebiete, zunächst für Ostafrika, wird die
zweite Rate von 1 800 000 Mk. gegen 750 000 Mark
im Vorja'hre zur Fortsetzung der Eisenbahn von Tanga-
Mnhesa bis Mombo genehmigt.

Deutsches Reich.

— Ein Berliner Artikel der „Südd. Reichskorresp."
läßt erkennen, daß die Aufhebun-g des Z 2 des Jesuiten-
gesetzes- erfolgt ist, um die SammIung der bürger-
lichen Partei'en gegen die Sozialdemokratie zu
fördern. Wenn, so wird ausgesü'hrt, mit praktischer Samm-
lungpolitik Ernst gemacht werden soll, wenn die Keime
zur Einigung der bürgerlichen Elemente nicht wieder Zer-
treten werden sollen, so dürfe man doch nicht die Parole
„Nieder mit dem Ultramontanismns!" ausgeben, in der
das Zentrum auf Grund seiner positiven Mitarbeit an
nationalen Aufgaben eine kränkende Herausforderung er°
blicke. —Wir danken schön für eine Sammlung der dent-
schen Bürgerschaft um die Fa-Hne der Jesuiten.

Baden.

— Aus den Mtteilungen des Mannheimer sozialde-
mokratischen Blattes über das -Ergebnis der ersten Lesung
de'r V e r s a s s u n g s - R e f o r m g e f e tz e ift noch fol-
gend-es zu erwähnen: Eine stärkere Aenderung hat die
Mtgliederzähl der Zweiten Kammer und das Wahlver-
fahren in den Städten erfahren. Gegenwärtig besteht die
Zweite Kammer aus 63 Mitgliedern. Die Regierungs-
vorlage sieht eine Vermehrung der Mitgliederzahl auf 70

vor; da das Zentrnm aber kleinere Wahlkreise und die
Erhöhung anf ca. 80 Abgeovdnete wünschte, einigte sich
die Kommission gegen die Stimmen des Zentrums auf
7 3 A b g e o r d n e t e. Für die größeren Städte setzten
in der Kommifsion Nationalliberale und Zentrum den
Proporz durch. Das Gesetz soll -gleichzeitig mit dem
Gesetz über die Wahlkreiseinteilung und das Wahlver-
sahren am 1. Juli 1905 in Kraft treten, vorausgesetzt,
daß nicht vor diesem Termin eine Auflösung des Land-
tags erfolgt, so daß die neuen Bestimmungen schon für
die neu zu erwählenden Kammern in Kraft treten.

K a r l s r ii h e, 15. März. Ueb-er die Wirkung ein-er
Herabsetzung der jedem Lehrer zugeteilt-en „N ormal -
schüIerzah l" tst den Kommissionsmitgliedern der
Schulfrage ini Landtage eine statistische Zusammenstellung
zugegangen. Die „N. Bad. Schulztg." teilt daraus fol-
gendes mit: Bei Ermäßigung der Schülerzahl von (jetzt)
100 auf 60 kämen 1023 Schulorte in Betracht, und es
wären erforderlich 867 neue Hauptlehrerstellen und 576
Unterlehrerstellen, insgesamt 1443 -Stellen mit über 2
Millionen Gehalt und 366 000 Mk. Wohnungsentschädi-
gung. Bei einer Höchstzahl von 70 Kindern würden in
760 Schulorten 904 Stellen (496 nnd 408) weiter erfor--
derli-ch sein. Mchrausgabe an Gehalt: 1 276 OOO Mk..
Mietzinsentschädigung 226 000 Mk. Eine Verminöerung
der Schülerzahl auf 80 verlangt in 496 Schulorten 612
nene Lehrstellen (246 und 267); Gchalt 700 000 Mk..
Wohnungsentschädigung 125 000 Mk.

Bayern.

München, 15. März. Jn der heutigen Sitzung:
der A b g e o r d n e t e n k a m m e r gab Dr. Pichler
-gegen die gestrigen Ausfllhrungen des Kriegsministers
eine Erklärung zum Falle des Einjährigen
E r a s ab, in welcher er feftstellte, daß er den Brief des
Einjährigcn Eras dem Kriegsminister vertraulich
übergeben häbe, wie es bei jedem anderen Ressort zu ge-
schehen Pslege und wie er es dem Kommiss-ar des Kriegs»
ministers gegenüber getan habe. Letzterer habe ihm den
damaligen Brief wieder zurückgegeben, weil der Brief-
schreiber Gefcihr lief, bestraft zu werden. Das hätte auch
der Kriegsminister tnn können; statt dessen habe er gegen
sein Wissen nnd seinen Willen den Brief als eorxnis
äolieli für ein Strafverfahren benntzt. (Es- ist hierbei
zu bemerken, daß der Einjährige selbst verlangt hatte,
sein Brief möge an entsprechender Stelle vorgelegt wer-
den. Außerdem war die Angabe, der Einjährige habe
s. Zt. den Arm gebrochen, erlogen.) Nach den Aus--
lassungen des Kriegsnnnisters wäre er, der Redner, zu-
frieden gewesen, wenn Eras vom Militär freigekommen
oder der Unteroffizier Jena 'bestraft worden wäre. Dies
müsse er als schwer beleidigend zurückweisen.
Dem ihm vom Kriegsminister angsdrohten Strafversahren
sehe er mit Nuhe entgegen. Nachdem Dr. Daller, Vor-
stanb des Zetrums, sich ebenfalls gegen den Kriegsminister
ausgesprochen hatte, erwiderte der Kriegsminister: Jch
habe meinen gestrigen Erklärungen nichts hinzuzufügen:
nnd nichts hinwegzunehmen. Die Sache ist für mich in
diesem hohen Hause abgetan. Der zweite Deil wird sich

Rollen- dürfte „Rose Friquet"" in Mcnllart's anmutigein
„Glöckchen" sein, wesh-alb sie wohl diese Partie zu ihrem Be-,
nefiz wählte. Die gestrige Wicdergabe war glanzvoll, in je-
der Beziehung künstlerisch trefflich durchgeführt; ihr ninnte-
res humorvolles Spiel in den ersten Szenen geradezu unüber-
trefflich, der Uebergang vom lotterh-aften bis zum -liebenden
nnd gelie-bten Weibe t-adellos, nnd der rührende Aus'druck in
den wechselnden Stim-m-ungen des letzten Aktes vorzügltch.
Nicht minder gl-änzte die Künstlerin in gesanglicher Hinsicht;
wie entzückend sang sie die Dnette mit „Bel-amh", -wie schön
und mu'sikalisch- künstlerisch wurdcn die mit „S-ilvain" durchge-
führt. Anch sonst brachte ste Mcrillart's anmutige Melodien
zur vollsten Geltung und der stürimsche Beifall nach jeder ein-
zelncn Szene galt nicht nur ihrer Beliebtheit im Allgemeinen,
sondern auch speziell ihrer gestrigen Leistung.

Die Aiifsührung von Maillarts „Glöckchen" war auch sonst
eine vortrefsl. zu nennen. Es kam cincm so vor, als setzte jeder
einzelne der Mitwirkcnden sein Bestes ein, um der scheidenden
Kollegin zn einem wahrhaft künstlerischen Ehr-encrberiid zu ver-
hekfen. Vortrefflich war z. B. Frl. Sedmak -als „Geor-
gette". Jn jeder Hinsicht eine vorzüglichc Lcistung, besonders
gcsanglich- anerkennenswert! Dic junge Künstlerin entwickelt
trotz ihrer kurzen Bühnentätigkeit schon eine g-anz anerkennens-
iverte künstlerische^Reife. Herr Mark, den wir lei-der auch
mit Ende dieser S-aison verlieren, verdtent gleichfalls Leson-
deres Lob. Sein gestriger „Silvain" w-ar eine so gute Lei-
stung, daß uns manch' große Bühne um diesen Silv-ain benei-
den- könnte. Er entfaltete gestern so recht den ganzen Reiz sei-
ner schönen Stimme, so daß es uns gewiß schwer sallen wird,
ihn aus unserer Bühne zu entbehrcn. Herr v. KeIler zählt
die Partie des „Belamy" zu seinen besten. Gesaiiglich wie
schanspielerisch führte er seinen nicht leichten Part tadellos
durch und erntete sirr die vorzügliche Wiedergabe des flotten
Unterosfizicrs wvhlverdientcn Beifall. H-err St-anffert
als „Thibaut" ist für diese Rolle doch noch etwas zu jung, doch
setzte auch er sein Bestes ein. Jn kleineren Rollen wirkten

verdienstvoll die Herren Lange, Stumpf und Becker
niit. Der Chor w-ar das einzige, was nicht besonders gefiel,
doch können die braven Damen und Herren desselben nichts
dafiir! Eine geradezu miistergiltige Leistung war der or-
chestrale Teil! Unser städtffches Orchester brachte die reizende
Musik vorzüglich zu Gehör, und Musikdirektor Radig, der
dasselbe sowie den ganzen m-usikalischen Teil tadellos leitete,
kann cincn guten Teil des stürmischen- Beifalls auf sich und-
seine Mitglieder beziehen.

Nach dem- Ende der Vorstellung- begaben sich die meisten der
Theaterbesucher nach der Friedrichsstraße, um am Ausgang deu
Theatergar-deroben noch-mals ihrem Liebling Huldigungen
darzubrtngen. Sie fcrnden daselbst schon vicle Gleichgesinnte,
die im- Theater kcinen Platz gcfunLen hatten. So wuchs die
Zahl der Enthusiasteri zu eincr g-anz beträcht-lichen Höhe an
und erwartungsvoll umlagertcn sie die Droschke, welche Frl.
Koppenhöfcr entführen sollte. Da plöhlich sah man ein Rin-
gen zwtschcn dem Kutscher imd einer Arizah-l von Jünglin-gcn,
welche die Pferde -ausspannen wollten. Es gelang ihnen, ihr
Vorhaben auszuführen und als Marie Koppenhöfer, umrauscht
von hundertfalben Hochrufcn, die Droschke bestiegen hatte.
setzte die bcgeistertd Jugend den Wagen in Bewegung und zog
i'hn vor das Heim. der Künstlcrin. Untcr jubelnden Zurufen,
sogar aus den Häusern, welche dieser m-erkwütdige Zug pas-
sicrtc, gclangte die Benefiziantin in ihre Wohnung, wo ihr
nochmals etne Huldigung von der auf dcr Straße cm-gesamme-l-
ten Vienge dargebr-acht wurdc. Sicht-lich ergriffen dankte 'die
Künstlerin mit einigen Worten und verteilte unter die An-
wesenden die ihr zugeworfenen- Veilchen- un'd Rosensträirßchen.
Mit nochmaligen Hochrufen entfernte sich nun langsam die-
Menge, und Marie Koppenhöfer konnte 'dann endlich auf ihren
Lorbeeren — ausruheri, von den Anstrerigungen des für s«
so ehrcnvollen Abends. —c—-

Nummer umfaht drei Blärter, zusammen 14 Seiten
 
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