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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 (2. April 1904 - 30. April 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0777

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla.kattafeln der Heidelberger Zeitung und dm städtischen Anschlagstellen. Fernsprccher SL

Deutscher Reichstaft

Berlin, 14. April.

Weiterberatung des Etats: GehaIt des Reichs-
* a n z l e r s.

Abg. Bebel (Soz.): Das cntzlisch-französische Abkoni-
bren sei ein Beweis, datz zwei Kulturvölker sich ohne Säbel-
^asseln verständigen könntcn. Dies Abkommen bedeute üie
steigende Fsolierung Deutschlands. Auch in Rußland herrsche
^>ne zrotze Antipathie gegen Deutschland. Die Bemühungen
Deutschlands um die strikte Neutralität Chinas seien nur eine
Aesiilligkeit gegen Rutzland, ebenso wie die letzten Schiffsver-
täufe einer deutschen Schifsahrtsgesellschaft und die Auswcisun-
Aen der russischen Untertanen. Der ausgewiesene Silberfarb
iei nicht Anarchist, nicht einmal Sozialist, sondern Zionist.
lHeiterkeit.) Mandelstamm sei ein Deutscher und sei gegen
^le Russisizieruntzsmaßretzeln auftzetretcn. (Abg. Böckler
'lvirtsch. Ver.) leider!) Wer gegen Mandelstamm einen Stein
Hu werfen wagt, ist ein gemeiner erbärmlicher Wicht! Er geht
lvdamr auf dic Frage der Kündizung der Handelsverträge, auf
^ie Kolonialpolitik und auf die Aufhebung oes Paragvaphen 2
Jesuitengesetzes ein.

Reichskanzlcr Graf Bülow führt aus: Dcr Abgeord-
Uete Bebel sprach mit einem grotzen Auswand' von Pathos und
?icht gcrintzem Aufwand von Krastworten von den kürzlich er-
svlgten Ausweisungen. Er meinte, ich hätte im Auslande einen
lreieren Blick erworbcn, diescn aber in den heimischen Verhält-
sUssen wieder verlorcn. Jch> habe im Auslande namentlich ge-
^vnt, datz man als internationaler Kosmospolit wohl ein
kuter Mann und vielleicht ein hervorragender Agitator, aber
!»cht ein praktischer Staatsmann sein kann. Der Reichskanz-
verliest dann zur Charakterisieruntz der Ansgewiesenen
fdtellen aus ciner revolutionären russischen Zeitung nach der
uebersetzung der sozi-Mcmokratischen „Leipz. Volksztg." und
^uen Artikel aus dicser Zeitun-g selbst und fährt §ann fort:
.-Pie Ausgewiesenen haben sich ihr Schicksal sclbst zuzuschreiben;
h« überschritten die Zurückhaltung, welche ü-berall fremde Gäste
^Uzuhalten haben, und wir machtcn von dem Rechte jedes
^ausherrn Gebrauch, dem lästigeu Gafte die Tür zu weisen.
^ebel meinte, die neulich vou mir vcrlesenen Aktenstücke nus
Fcber des Fürstcn Bismarck tompromittierten das Anden-
ves Fürsten; ich glaube vielmehr, sie beweisen nur, wie
^ust u.n-d unermüdlich Bismürck selbst am Abend seines Le-
^us sorgte sür den Frieden und dic Sicherheit des Reich-es^
Usen Entstehuntz in erster Linie seinem Genie zu verdanken
stü Wenn Bebel erklärte, in dcnt Kriege in Ostasien dürfe in
serner Weise Partei crgriffen webden, so stimmt das mit dem
ssberein, das ich vor einigen Tagen sagte, nicht aber ftimmt es
Uberein mit dem Verhalten der sozialdemokratischen Presse,
in> gehässiger Weise gcgen RutzlaNd Part-ei nimmt. Die
^^utralisierunz Chinas entsprach durchaus den Wünschen Chi-
unb auch Japan- erklärte sich mit dcn Beschlüssen der
^uchte über die Neutr-alisierung Chinas einverstanden. Auf
^ Besürchtung Bebels, datz wir einer Jsolierung entgegen-
Uen, evwidere ich, datz wir mit zwei Grotzmächten in sichcrem
Mndesver'hältnisse stehen un-d mit sünf Mäch-ten in Kreunld-
^"lastsbeziehungen und datz unser Verhältnis zu Frankreich
j'tzhig uird- friedlich ist und, soweit es von mir abhäntzt, bleiben
Ard. Deutschland ist zu stark, um nicht bündnisfähitz zu sein.

branchen nicmanden zu fürchtcn, also auch in dieser Be-
Nehung „Bangemachen gilt nicht". Der Reichskanzler geht
wdaun auf die gcstrige Debatte ein. Der Regierung liezt es
A den Zeitpunkt für die Kün-diguntz Ler Handelsverträgc zu
^stinrmen. Die Regierung ist vollständig überzcugt, datz sich
uvch iuit den Minimalgetreidezöllen Handelsverträge erreichen
Psien. — Den Fordcrungen bezüglich> der staatsrechtlicheli
^tellung von Elsatz-Lothringen stehen gcwichtige Bedenkeil- ge-
?rnütar. Bezüglich des englisch-französischen Abkommens und
Mziell des Marokko betrcffenden Teiles desselben glaube ich,
r«tz gerade jeht die Po-litik der Reserve im Jntercsse des Rei-
am nützlichsten ist. Aus die Fragc der Aushebung des
T5s«graphen 2 des Jesuitengesctzes eingehend, sagt der Reichs-

Kleine Zeitung.

— Münchcu, 14. April. Gräfin Salisbury Härriet
S a y n w i t t g e n ft e i n - S a y n, geborene Lady
s-silott, ehemals Mtglied des Radziwillschen Cercles, in
; dlchem Kaiser Wilhelni I. als junger Prinz verkehrte,

llt

lni Alter von 93 Jahren g e st o r b e n. Sie war die

?rit>ve des bereits 1846 im Alter von 36 Jahren ver-'
^küenen Grafen Gustav v. Sayn-Wittgenstein-'Sayn.

^ '— HaTe a. S., 12. April. Wegen Diebstahls
^,»rd-e der Student Klepzig aus Zörbig von der
F^afkammer zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Er
?tte semer Burschenschaft aus dem Verbindungsschranke
'Sparkassenbuch gestöhlen und die Einlage zur Be-
j>.'^igung seiner kostspieligen Gepflogenheiten verwendet.
^dfe Reue bekundete der leichtfertige junge Mann über
Fehltritt und sehr zn beklagen ist die Familie.

- i'? Vater, Fabrikbesitzer, erklärte, gern sofort Ersatz ge-
zZtet zu haben, wenn er rechtzeitig Kenntnis erhalten
, me, aber die Verbindung hatte sofort der Behörde An-
° gema-cht.

^ ) Lcipzig, 12. April. Der Besitzer einer Bade-
n st a l t stand unter der Anklage, sich gegen die Ge-
^ebeorlmnng vergangen zu haben, weil er seine Ar-
uud Arbeiterinnen zu lange und auch an Sonn-

- gen beschäftigt babe. Das Landgericht KönigSberg
^ ^ch ihn frei, weil eine Badeanstalt nicht als Fabrik

Kisehen sei. Das Reichsgericht hob auf die Re-
>'v>i des Staatsanwalts das llrteil auf und wies die

kanzlcr: Wenn im Reich'siage der Ankrntz -auf Wiederherstcl-
lung des Paragraphen 2 des Jesuiten-zesetzes eingebracht
würde, würde es sich ja zcigen, ob der gegenwärtige Rcichstag
eine andere Stellung einnimmt als sein Vorgäng'er. Es
kommt wenigcr dara-us an, ob der Zeitpunkt der Aufhebung
d-cr richtige war, sondern darauf, ob die Aufhebung grundsätz-
lich richtig war, ob sie ein Gebot der Staatsraison oder ein
Gebot der.Gerechtigkeit war. (Sehr richti-z!) Jch bin über-
zeugt, datz di-e Mehr'heit des Hauses mit mir oer An-sicht ist,
datz wir gerade in der jctzi-gen Zeit konfessionellen Hader ver-
meiden müssen, der nach wie vor uns schwächen müßte. (Bei-
sall.)

Abg. Dr. Hieber (natl.) tritt für Entschüdigung der in
Südwestafrika gesch-ädigtcn Deutschen und für den Abschluß
neuer Handelsdertrüge ein.

Abg. Stockmann (Rp.) verlangt energische Taten zur
Linderung der Not der Landwirtschaft.

Staatssekretär Dr. Nieberding bestreitet, datz das
Vorgehen des Bundesrats in' der Fragc der Aufheb-nng des
Paragraphen 2 des Jesuitengesetzes dem Geiste der Reichsver-
fassung widersprochen hat.

Abg. Dr. Bachem (Ztr.) erklärt das Verhalten des Bun-
desrats in dieser Frage für korrekt.

Das Haus vertagt stch auf morgen.

Deutsches Reich.

— Die deutsche und die freisinnige Volkspartei haben
im Reichstag eine Resolution znm Etat des Reichs-
kanzlers eingebracht, der den Reichskanzler auffordert,
einen Gesctzentwurf vorzulegen, durch welchen Artikel
5 Absatz 1 der Reichsverfassung dahin ab-
geändert wird, daß die Zusümmung d-es Bundesrats zu
einem aus der Jnitiative des Reichstags hervorgegan-
genen Gesetzentwurf innerhal'ü derselben Legislatur-
Periode ersolgcn muß.

Sachsen.

Tie Aufhebung des Z 2 des Jesuitengesetzes hat
zur Folge gehabt, daß in Sachsen zahlreiche Katho-
liken zur evangelisch-lutherischen Kirche überge -
treten sind.

Vadischer Landtas.

64. Sitzung der Zweiten K a m m e r.

Karlsrnhe, 14. April. Präsident Dr. Gönner
eröffnet die Sitznng um ^10 llhr.

Eingegangen: Eine Petition von Gemeinden des Be-
zirks Tauberbischofsheim um Erbauung einer Bahn Hard-
Heim-Tauberbischofsheim.

Die Beratung über das Bndget der Hochschulen wird'
fortgesetzt.

Abg. Dr. Wcitz (natl.) tritt warm für die Errichtung
eines Lehrstuhls für Jourualistik ein. Es sollte nicht blotz Ge-
schichte der Presse, iondern vor allem auch Pretzpädagogik do-
ziert werden.

Abg. Nohrh-urst (natl.) be-grützt die Neuforderuugen
sür die Universität Heidelberg und gibt seiner Freude über
das ncu zeschaffene Auditorium Maximum im früheren Mu-
seumsgebäude Ausdruck. Gegenüber den Ausführungen- Eich-
horns betont Nedner, daß ,cs ein charakteristisches Merkmal
der heutigcn Hochschu-le ist, das jedem cinen Platz an der Sonne
der Bilduugi einräumt, der dar-anf Anspruch hat. Man hat
jetzt Volkshochschul- und' ForMldungskurse errichtet. Zu wün-
schcu bleibt uur, daß für die Lehrerfortbildungskurse reichere
Mittel eingestellt werden und datz in Heidelberg ein Le'hr-

Sache an das Landgericht znrück. Die Badeanstalt sei als
Werkstätte anzusehen, auf die das Gesetz über die
Sonntagsruhe Anwendimg sinde.

— Paris, 13. April. Eine höchft eigenartige
Ehe wird' demnächst auf dem Standesamte von Riom
stattfinden. Dort wird nämtich eine authentische Mar-
quise, Fräulein Eleonore Corentin de Kergoel, die
1864 in Campos (Brasilien) geboren wurde, einem ge-
genwärtig im Zuchthause von Riom eine dreizehnmona-
tige Gefängnisstrafe verbüßenden rückfälligen
Verbrecher , dem 37jährigen Moise Goudchou x,'
die Hand zum ewigen Bunde reichen, ehe er nach seinem
nenen Bestimmungsorte, dem Bagno von französisch
Guyana, wohin er relegiert wurde, abgeschoben wird.
Die Braut ist entschlossen, ihrem Gatten nach dem Bagno
zu folgen nnd in seiner Gesellschaft ihre Tage zn be-
schließen.

— Stockholm, 9. April. Die Nobelpreise
die mit jedem Jahr einen kleinen Rückgang ausweisen,
dürften, wie der eben veröffentlichte Jahresbericht, nach
cinem Bericht der „Voss. Ztg." erkennen läßt, auch in
Zukunft noch etwas beschnitten werden. Nach der ur-'
sprünglichen Hinterlassenschaft Nobels konnte anf solchen
Zinsenertrag gerechnet werden, daß auf jeden der fünf
Nobelpreise weit über 200 000 Kronen kamen. Aber
dnrch den Prozeß, den die Erben anstrengten, nnd die
dann folgende Abfindung erfnhr das Käpital einigen
Abgang. Jmmerhin betrug jeder Nobelpreis nach Ab-
zug des vierten Teiles, der den Preisverteilern znfällt.

stühl für Pädngogik errichtct wir'd. Auf das lebhafteste unter-
stützt Redner die Anregung betr. die Errichtung einer larhn-
gologischen Klinik in Heidelberg, die eine dringeüde Notwcn-
dizkeit sei. Für das Jnstitut sür Krebsforschung werde der
Landtag zweifellos die cntsprechen'Len Mittel bewilligen. Die
Freiheit 'der Wissenschaft wurde von der Grotzh. Rcgierung
niemals angetastet; cbenso wenig kann man mit Grund be-
hauptcn, datz das Bürgertum in dieser Hinsicht seine Pfltcht
versäumt hat. Jn ben SOer Jahren, als inx Konkordat die
Lehrfreiheit beschnitten werden sollte, hat sich das Bürgertum
einmütig dagegen erhoben. Ilnd auch heute setze ich in die
Worte Fehrenbachs nicht dcn gcringsten Zweifel. Die Freiheit,
die wir heutc 'haben, ist mir liebcr, als die verheißene, die der
Wissenschaft arn Baum des Zukunftsstaats crwachsen wird.
('Bravo! bci den Nationallibcralen).

Abg. Obkircher (nakl.) : Eichhorn hat wieder einmal
üen Vorwurf erhoben, ich hätte einen kulturkämpferischen Sei-
tensprung geniachi. Diese Art, dcn Kampf gegcn uns zu füh-
ren, ist nur cine Spezies. Die Kampfesweise der Zcntrums-
presse ist mit folgender Stnfenleit-er wiederzugeben: Zuerst
sucht man' den unbequemen Gegner durch Schweigen abzutun-
hilst d'ies nichts, dann wird er lächerlich gemacht und verhöhnt;
zieht auch das nicht, dann geht man dazu über, ihn zu vcrlüum
den un'd ihn bei den Vorgesetzten anzuschwürzcn, Das stärkste
Mittel ist der geschäftliche Boykolt. Diese Mittel haben schon
manchen Erfolg gehabt. Uns gegenüber hat man das Rezept
Nr. 2 zur Anwendung gebracht. Man sucht das, was wir ver--
treten und die Art, wie wir es tun, lächerlich zu machen. Das
verfängt bei mir aber nicht, weil ich von der Güte der Sache,
die ich vertretc, zu 'se'hr überzeugt bin. sind die Gesahren,
von dencn ich gesprochen habc, eingebildet? Sic 'nwchten es
wohl glauben machen. Es ist aber nicht so. Wir sckhen, wie
die Macht des Zentrums gewachsen' ist und wie sie angewendet
wird. Wir sehen, datz die Regierungen zu schwach sind, datz sie
glauben, mit der klerikalen Macht rechnen zu müssen. Sie quit-
tieren das Verhalten 'der Zentrumspartei mit Dank und es
herrscht zwischen bciden Frie'de und Freundschaft. Da kom-
mcn nun die Lösen Nationnlliberalen und stören dieses Schä-
fcrstün'dchen. (Heiterkeit.) Warum? (Abg. Zehnt-er: Aus-
Neid ! Heiterkeit). Nein! Nicht aus Neid, das ist ein Laster,
sondern wir sind dazu -berufen, immcr wieder auf die 6!efah-
ren, die dem Staat vom llltramontanismus drohen, hin-zuwei-
sen. Dieses Recht werde ich mir nicht nehmen lassen. Wenn.
auch die Verhandlüngen dadurch aufgehalten und dic Regie-
rung unangenehm berührt wird! Wir h-aben nicht die Aufgabe,
der Regierung Weihrauch zu streuen, son'dern unsere Meinnng
osfen und ungeschnünkt zu-m Aus'druck zu bringen. Das werde
ich tun, mögen- Sie mich auch Knlturkämpser nennen! Was
wahre Wissensch-aft bedeutet, wissen wir allc. Ob Fehrenbachs
Stan'dpunkt stets der g-leiche bleiben wird, ist fraglich; ebenso
ob die jetzigen Führer 'des Zentrums immer hier sind. Jch er-
innere daran, datz aus se'hr höhem Munde das Wort von den
„Reform'simpeln" gefallen ist. (Redner wird vom Präsiden-
tcn ersucht, beim Thema zu bleiben). Weihbischof Knecht h-at
die Gründung von freien katholischen Universitäten' verlangt,
die vom Staat reichlich dotiert werdcn sollcn. Wir befinden
uns also bei unserm Knlturknmpf in der Abwehr. Mft Necht
hat Venedey die konscssionellen Studentenverbindnngen ver-
worfen. Aus den Kreisen des freien deutschen B'ürgertums,
das die Wissenschaft und freie Forschung zu schützcn hat, habe
ich die Arbeitevschaft nicht ausgeschlossen. (Bravo! bci oen
Nationalliberalen).

Abg. Kopf (Ztr.) nimmt die ultramontane Prcsse in
Schutz. dic es an Noblesse gan-z gut mit dcr nationalliberalen
anfne'hmen könne. Wir verwahren uns dagegen, datz, wenn ein
Blättchen einmal 'da und 'dort übcr die Schnnr haut, unsere
Partei dafür verantwortlich gemacht wird. Die Worte Feh-
ren'bachs mit gewissen autoritäten Ilcutzerungen in Einklang zu
Lringen, kann man ruhig uns überlassen. Wir haben die To-
leranz jedcrzcit hoch zehalten! und die Frei'heit der Wissenschaft
stets geschätzt. 'Selbstverstündlich niutz diese Freiheit ihre
Grenze 'haben, in den Gebotcn der Maral und> des Staatswöhls.

im ersteii Jahre der Verteilung 1904 150 782 Kronen,
1902 141 846 Kronen, 1903 141 367 Kronen nnü in
diesem Jahre wird er stch auf 140 868 Kronen stellen.
Da die No'belstiftung naiih einem Beschluß des gegenwär-
tigen Reichstages zur Einkommensteuer herangezogen
wird, erfährt der nächstjährige Preis wieder eine ent-
sprechende Verkürzung- Das Kapital der Nobelstiftung
betrng Ende 1903 rund 32s/2> Millioiien .ilroiien. Unter
den Gründen, die zur Verkürznng der Nabelpreise bei-
trugen, ist anzuführen, daß die Nobelstifwng einen Fon'd>
von 900 000 Kr. zuni Bau eines eigenen Verwaltnngs-
gebändes nebst Festsanl für die Preisverteilungen be-
stimmt hat. Der von den Preisen abgehende vierte Teil
der, wie erwähnt, den verschiedenen, nüt Verteilnng der
Preise Leauftragten Nobel-Komniissiauen zufällt, ist zur
Deckung der Verwaltungskosten und snr die sonstigen
Zwecke der Nöbelkommission, zn deren Aufgaben anch die
Errichtung von wissenschaftlichen Anstalten gehört, be-
stimmt. Jm ganzen genommen, sind die Nobclpreise
aber trotz der Verkürznngen noch nberreichlich groß- Die
von den einzelnen Kommissioneii zn errichtenden wissen-
schaftlichen Jnstitute, die einen internatioiiat?n Charakter
erhalten und auch fremden Forschern den Aufenthalt in
diesen Jnstituten gestatten, können eine mindestens ebenso
wohltntige Wirkung üben wie die Nobelpreise selbst.

— Chanx dc Fonds, 14. Aprtl. Hier vergistete
si-ch in vergangener Nacht eine ganze Familie, be-
stehend ans Mann, Frau und zwei jnngen Töchtern, je-
denfalls in einein Anfall von Geistesslörung.
 
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