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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 (2. April 1904 - 30. April 1904)
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^ievstag, 19. April 1Zlk4.

Grftes Wkrtt

46. IchkWst. — 91.

Trschetxt täglich, SonntagS aurgenomme«. Prcitz «tt Familienblätter» monatlich 5V Pfg. in'S HauS gebracht, bei der (^xvedition imd dm Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch dir Prß

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Deutscher Reichstag.

Berlin, 18. April.

^ach Erledigung von Rechmmgssachen wird die Etats-
^atung fortgesetzt.

.Zum Etat der Reichskanzlei lagan die bckannten
^olutionen Gröber und Auer vor.

^ , Die Resolution dcr Sozialdemokraten beschränkt sich dar-
hA, zn verlangen, datz dem Reichstag jährlich eine Denkschrift
OSelegt werde, in der die Löhne und anderen Arbeitsbedin-
^gen der bei der Herstellung von Slaatslieferungen beteilig-
^ Arbeiter ersichtlich wärc. Die andere vom Zentrum ein-
Resolution -vcreinigt den Grundgedanken der sozial-
s.^Ä iatischen Resolution mit dem, >was man Handwerkerfür-
j^^Se nennt. Jn ihr wird der Reichskanzler ersucht, dafür zu
datz bei der Vergebung von Lieferungen auf die Hand-
>>Li ^ Arbeiter, besonders auch des Leistungsortes Rück-
^ genommen werde, und daß das Snbmissions- und Ver-
i^'Ellswesen einheitlich so geordnet wcrde, datz dem Hand-
^vgchs Arbeiterstande nicht wie bisher Schaden daraus

hj Gräber (Zenkr.) bezründet seine Nesolution untev
auf die schweren Schädigungen, die für Handwerker
Mittelstand das heutige S n b m i s s i o n sw e s e n mit
Z? iwinge. Bei dem jetzigen Stand dcr Dinge verstoße der
gegen seine sozialen Pflichten. Nichk die Billigkeit des
dürfe ausschlaggebend sein, sondern das Prinzip
^gerechten Entlohnung nach ortsüblichem Satzc.

^ -Württcntbergischer Oberstleutnant Dorrer rechtfertigt
- Aniib^ einer gelegentlicken Bemerkung Gröbers das Ver-
der württembergischen Heeresverwaltung gegenüber
Heilbronner Konservenfabrik.

Abg Dr. Braun (Soz.) begründet die Resolution
Weder durch dic Resolution Gröber^ioch auf irgend
andcre Weise werde dem Handwerk die Stellung wieder-
^M'beu >werden können, die es früher gehabt habe. Es könne
d<m kapitalistischen Grotzbetrieben und dem die Haus-
tz^.strie ausnutzenden Grotzkapital nicht mehr Schritt halten.

>«i ganz verkehrt, Handwerker nur eines bestimmten Ortes
g^-Eubmis-sion heranzuziehen, denn gerade die möglichst
hy-?e Konkurrenz oer Lieferanten sei sür den lStaat vorteil-
fjj^.chw es die Hergange mit den Panzerplattenlieferungen
die deutsche Marine geradezn schlagend bewiesen.
d^Abg. v. Kröcher "(kons.) i Es weroe sehr wöhl gelingen,
Handwerk eine neue Verfassnng zu gebcn urid- es mit dcm
ih Okrnen Wirtschaftsleben in Einklang zu setzen. Jn einzel-
tzjj, Tweigen und ländlichcn Bezirken, sowie in kleinen und
tkj^rlswidten werde es nie zu ersetzen sein. 'Fiir die Ver-
der Arbeiten mntzten die HanAwerksLimmern mit
A Rate herangezogen werden.

Tr. Hieber (nl.i wendet sich gegcn 'die Resolution
sej die einerseits zu «weit gehe, andererseits nicht einheitlich
Ikx dg sw nur oie Arbeiter berücksichtige; die Resolution Grö-
zu empfehlen.

«ss ^bg- Brejski (Pole) beschwert sich, datz bei Bergebung
Micher Arbeiten die Polen zurückgesetzt würden.
tz^bg. Dr. Wolff (wirtsch. Ver.) ist für die Resolution

-^x^bg. Erzberger (Zentr.) bekämpft die Ausführungen
'^örauns.

i>j.-,-^iaatssekretär Dr. Gr-af v. Posadowsky: Tas Sub-
-tos^sverfahren sei sür die Handwerker und Arbeiter von
sozialpolitischer Bedeutung; dafür zeugten die kolossalen
trzh'öieri, die oie Einzelstaaten alljährlich für Submissions-
ausgeben. Die reiche Bemessung der Frist zwischen

tLschreibung und Vergebung der Lieferung sei wichtig, um
iüisisbaterial durch richtige und billige Verträge Leschaffen zu

Unterangebote rührten meist von Unternehmern her,
keine scharfe Kontrolle bei der ALnahme glaubten und
ib Minderwertiges durchschleppcn zu können hofften. Bei

p^burzen Bemessnng der Lreferungsfrist würden die klei-

nen Untcrnehmer geschädigt. Dic Wünsche des Hauses griffen
ziemlich tief in den St-aatshaushaltetat ein. Jn Preußen und
in der Ncichspostveriwaltung sei man bereits zu einer Reform
des Snbnussionswesens entschlossen. Redner sagt wohlwollende
Prüfung der Resolutionen zu.

N-ach rveiteren unerheblichen Debatten wird schlietzlich die
Resolution Auer abgelehnt, dic Gröber angenommen.

Morgen 1 Uhr: Etat oes Auswärtigen.

Deutsches Reich.

>— Einem Beschlusse des im letzten Sommer in Dres-
den abgehaltenen dentschen Städtetages gemäß
traten am Mittwoch Abend in Berlin die Oberbürger-
meister von Berlin, Breslau, Dresden, Hildesheim, Kiel,
Königsberg, Kottbus, München, Stettin, Straßburg und
Stuttgart, Bürgermeister Leupold-Dres'dem Stadtrat
Namstau und Stadtverordn-etenvorstcher Langerhaus-
Berlin zu eiuer Besprechung über eine Orguuisa-
tion der deutschen Städte z u s a m m e n. Es
herrschte llebereinstimmnng darüber, eine Geschäftsstelle
zu errichteu, in welcher Städtefragen bearbeitet werden
sollen und eine lleberstcht über den Stand wichtiger kom-
munaler Einrichtnngen geführt werden wird, so daß an
dieser Stelle die einzelnen Stadtverwaltungen Mttei-
lungen und Auskünfte erhalten. können. Ferner war
man einig, periodische Aussprachen über wich-
tige Gemeindeangelegenheiten auf Städtetagen herbeizu-
führen.

Badeu.

— Letzter Tage ist durch mehrere Btätter die Nach-
richt gegangen, daß der Rheinauhafen endgültig
vom badischen Staat übernommen, und der Vertrag
hierüber kürztich nnterzeichnet worden sei. Diese Nach-
richt ist der „Karlsr. Ztg." zufolge falsch. Die Verhand-
lungen zwischen der Großh. Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen nnd den beteitigten Gesellschaften führten be-
reits am 31. Dezember h. I. zum Abschluß tzines Ver-
trages, für den auch die bis jetzt noch ausstehende Ge-
nehmigung des Großh. Ministeriums des Großh. Hauses
untz der auswärtigen Angelegenheiten vorbehalten
wurde, und dessen endgültiger Vollzug iu Genehmigung
der erforderlichen Mittel durch die Landstände nicht er-
solgen wird.

Bayern.

M ü n ch e n, 18. Upril. Zwischen dem VerkehrZ-
minister, dem Direktor Lavate nnd dem Anfsichtsratsvor-
sitzenden Ctemm fand hier eine Konferenz, wegen der
Uebernahme der PfaIzbahn durch den Staat
statt. Nach der „Allg. Zeitnng" wäre eine Einigung
erzielt. Das würde wohl sofortige Uebernahme bedeutm.
Nach der „Frankf. Ztg." belaufen sich die Differenzen um
die Verkaufssumme noch auf ca. 6 Millionen. Bei den
Verkaufsverhandlungen soll auch die Eventualität einer
Verpachtung der Pfalzbahnen, nachdem sie bayerische
Staatsbahnen geworden sind, an eine bayerisch -
Preußische B e t r i e b s g e m e i n s ch a. f t erörtert
werden. Käme diese Betriebsgemeinschaft Zu Stande, so
würde Preußen als Aequivalent den Main von Hanau
bis Aschaffenbnrg kanalisieren.

Vadischer Landtag.

66. Sitzung der Zweiten 5t a m m e r.

Karlsr u h e, 18. April. Am Rcgierungstis-ch: Fi-
nanzminister B e ck e r, Minist.-Direktor T r ö g e r, Min.-
Rat N i c o l a i, Baurat K r e d e I l.

Der Gesetzentwurf betr. die Aerzteforsderung wird
der Komnnssion zugewiesen, die zur Beratung des Ge-
setzes betr. die Aenderung des Polizeistrafgesetzbuches ge-
bildet worden ist. Zur Beratnng steht das Budget des
Finanzmini st eriu m s, über das Abg. Schnei -
d e r - Pforzheim Bericht erstattet.

. Pmächst Aes Finanzmiiüsters Buchenbevger,

dessen Tod die Budgetkommi.ssion schmerzlich empfunden habe.
Sodann begrüsri neuen Finanzminister Becker un'd gibt

öer Hoffnung Ausdruck, daß eS ibm gelingen mügc, seiner
schweren Ausgabe gerecht zu'-werden. Der Berichterstatter er-
läutert dann unter Hinweis auf den gedruckten Bericht die
bewerkensiwertesten Anforderungen und beantragt namens der
Kommission die Genehmigung sämtlicher Titel.

Finanzminister Becker dankt für die sreundliche Be-
grüßung und für die Ehrung Buchenbergers, der stets eine
Lücke zurücklassen 'werde. Er möcht-e da-her an Aas Haus die
Bitte richten, Nachsicht zu üben, und nicht den gleichen Matz-
ftab anzulegcn, wie bei seinem Vorgänger. Die Finanzlage ist
augenblicklich so gesp-annt, wic nie zuvor. Die Ursachen finde
ich in einer zu weit gehenden Ausgab-cpolitik, zn der wir UNs
in der Zeit öer wirtschaftlichen Hochkonjunktur bestimmen lie-
ßen. Jndessen sehe ich die ungünstige Lage nicht pessimistisch
an. Zwar hat der Finanzminister auf die wirtschastliche Lage
keinen Einfluß, aber er ist in d-er Lage, Sanierungsm-atzregeln
zu cr-greifen. Für wescntlich ernster sehe ich die Eisen-
bahnfinanzen an. Es ist begreiflich, datz die Verhält-
nisse d-as Herz eines Finanzministers nnt ban-ger Sorge er-
füÜen. Als ein besonderes Glück muß man es betrachten, datz
es Buchenberger noch vcrgünnt war, Vorsch-läge zur Samerung
in die Wege zu leiten. Jch bin oaher in der Lage, von der
Aufstellung eines besondereu Finanzprogramms absehen zu
dürfen. Zunächst muß das Gleichgewicht im Budget herge-
stellt uud der Entwicklung der Steuerquellen die größte Auf-
merksamkeit geschenkt werden. Zur Beseitigung des DefizitS
genügt der verfügbare B-estand Aer Amortisationskasse nichl.
Teshalb ist in einer besonderen Gesetzesvorlage der Antrag ge-
stellt, die beweglichen Steucranschläge um 20 Prozervt zu er-
höhen. Dieser 'Vorschlag bildet das 'Nückgrat des Sanierungs-
planes. Den Einwand, daß es nicht so schlininr bestellt ist
mit unserer Finanzlage, datz eine weitere Besserung der wirt-
schaftlichen Lage zu erwarten s-ei usw. kann man zu-geben, ohne
dcshalb die Steuervorlage für überflüssig zu halten. Die
neuen Forderungen für Schulzwecke und dcrgleichen müssen
in der nächsten Budgetperiodc befricdigt, dcr Betriebsfond
muß verstärkt werden. daher sind neue Stcuerquellen
nötig. Wir müssen aber auch die Ausgaben einschrä n-
ken. Diesen Standpunkt werde ich den anderen- Ressorts
gcgenüber nachdrücklich vertretcn und ich werde namentlich
darauf hinwcisen, daß nur Ueberschüsse für 'vas autzerordent-
liche Budget verwendet -werden dürsen. Erfreulicherweise ist
auch die Eisenbahnverwaltung darauf bedacht, den Betriebs-
koeffizienten herunterzudrücken. Mein Prograinm ist also,
kurz gesagt, Beschränkung auf das Notlvendigste und Zurück-
stellung aller nicht dringenden Ausgaben. Jch denke nicht
daran, Schätze auf Schätze zu türmen, ich glaube nur, auf gc-
suude Finanzen dringen zu müssen, die für die kulturelle Ent-
wicklung des Landes uotwcndig sind. Gleichzeitig werde ich
aber, wie meiu Vorgänger, darauf bedacht sein, neue Steuer-
quellen zu erschließen. Dic Reform unseres veraltetcn Steuer-
systems durchzuführen, -wird nieine hauptsächlichste 'Aufgabe
scin. Jch- hoffe, Jhnen im nächsten Landtag eine Vorlage betr.
Um'wandlung der Realsteuer in eine Vermögenssteuer machen
zu können. Jch bin niir Ivohl bewutzt, datz ich keine Aank-

Einweihung des Volksschulhauses I.

vo. Heidelberg, 19. April.
^q^stern fand die Einweihung Les Volksschulh-auses I in der
'tooasft statt. Denr Festakt in dcr Turnhallc des Schulhauses
p§j- Gs,h, Regierungsrcrt Dr. Becker, -Oberschiil-
m,z^h. Hofrat Dr. Weygoldt, Oberbürgermeister Dr. Wil-
mq,' dic Bürgermcister Dr. Walz und Wielandt, zahl-

Mitglieder des Stadtrats und des Bürger-
pt»A8sses, sowie der gesamtc Volksschullehrkörperi sHeidel-
-Hss Eingelcitet wurdc dic Feier durch die von den vcreinig-
Ah>^hrern gesungene Beethovensche Hymne: „Die Himmel
. des Ewigen Eh re".

"auf ergriff Oberbürgermeister Dr. Wilckens das

Er begrüßte die An'wcsenden, 'besondcrs -Geh. Reg.-R-at
u ^"öecker und Geh. Hofrat Dr. Weygoldt. -Sod-ann führte
, T ^us:

neuc Volksschulhaus, welches wir heute formell ein-
'' nachdem es Lereits seit Herbst v. I. tatsächlich benützt
N ^ ? ist, hat die Bestimmung, das alte Bolksschulhaus I
^uetzcn, dem Neubau der Universitätsbibli-othek zum
Mx mllen mutzte. Jenes alte Schulgebäude zmischcn Graben-
stoljZ'nd 'Saudgasse mit Kapelle und Garten, das frühere ka-
x?i>, ^ Schulhaus, ging erst im Jahre 1874 in das Eigen-
i ^di ^ Ttadtgcmeinde über, die es damals vom Unterländer
'x, (y^ufond erwarb.

Jahre 1889 kam nun cinc Vereinbarung z'wischen
Und Stadt auf der Grundlage zu stand, datz das ganze
samt den darauf errichteten Gebäulichkeiten (Schul-
,pdtj,-i,»nd Turnhalle) znm Preise von 342 500 Mk. von der
^n Verwaltung an die staatliche Unterrichts-Verwal-
hb sstsäußert wurde, damit letztere auf dcmsclben, sowie auf
! bcreits seitens des Landesfiskus erworbenen

! Tj/^>n Anwcsen eine neuc Umversitäts-Bibliothek errichte.

Abtretung des Schulhausgrundstücks zwtscken 'Graben-

gasse und Sandgasse an den Staat hatte natürlich die Konse-
quenz, dah städtischerseits für einen angemesseuen Ersatz ge-
sorgt werden mutzte.

'Eine angemessene Löftmg lag von dem Augenblick au nahe,
in welchem es der Stadtgemeinde gclungen war, in den Besitz
des Holch'schen An'wesens Plöck Nr. 103 zu gclangen und durch
diese Erwerbung, die im Jahre 1900 um den Preis von
64 000 Mark statthatte, das Schulhausgrundstück II um 10 Ar
57 Qm. zu vergröhern. Dasselbe muhte aber, wenn es sich
zur Aufnahme cines zweiten 'Schnlhauses eignen sollte, auch
noch durch den Ankauf des Koch'schen Änwesens, Sandgasse
Nr. 16, im Flächcngehalte von 8 Ar 84 Qm. erweitert wer-
den, welcher 'Ankauf ebenfalls noch 1900 zum Preise von
62 000 Mk. vollzogen wurde. Durch diese beid?n Erwerbungen
erhöhte sich der Flächeninhalt des Schulhausgrundstücks II von
25 auf 39 Ar, und es erlangte dasselbe damit die Fähigkeit,
nach Niedcrlegung der Holch'schen nnd Koch'schen Gebäude, so-
wie des im Schulhofe stehenden Hauses, das srüher von dem
Dichtcr I. H. Voß bewohnt worden ist, noch ein weiteres
Schulhaus, sowie eine neue Turn-Halle aufzunchmcn.

Die Anfcrtigun-g der Pläne sür die Neubauten wnrde
seitens der Stadt dem Herrn Ortsbaukontrolleur Schneider
übertragen, der auch die Ausführung der Arbeiten gcleitet hat.

Es wurde zunächst untcrm 29. MLrz 1901 der Bau des
Schulhauses selber genehmigt, wofür glcichzeitig vom Bürger-
ausschuß ein Kredit von 210 000 Mark erösfnet wurde. Unterm
24. Juli des nämlichcn Jähres bewilligte sodann der Bürger-
ausschutz weitere 90 000 Mark für dcn Neubau der Turnhallc,
eines Schuldienerhauses und von Knabenaborten.

Das 'Schuldienerhaus ist indes nicht zur Ausführung ge-
kommen, da es noch 1901 gelang, durch den für den allge-
meincn Volksschulpfründcfond bewirkten Ankauf dcs an das
neue Schulhaus unmittelbar anstotzenden Anwesens Sandgasse
Nr. 14, dcr Marie Lütte Witwe gehörig, im Flächengehalte
von 3 Ar 01 Qm. nicht nur für den Schnldiencr gecignete
Wohnräume zu gewinnen, sondcrn auch durch den Abbruch

des zu dcm Lütte'schen Hause gehörigcn Seitcnbaus eine we-
sentliche Verbesserung des 'Grundrisses, sowie der Luft- und
Lichtverhältnisse dcs Schulhauses I zu erreichen. Genannter
Fond erwarb das Lütke'sche Hans um 37 000 Mk. und ver-
mietete dasselbe zum Preisc vön 1480 Mk. per Jahr und gegen
Ucbernahme der Bauunterhaltungskosten an die -Stadt, die
daselbst die Schuldiener untergcbracht hat.

'Endlich war mit Rücksicht auf das neu-e- Schulhaus I schon
im Mai 1901 der Ankanf des Frank'schen Anwesens, Theater-
stratze Nr. 9, bestehend aus 5 Ar 69 Qm. Hofraite und 1 Ar
86 Qm. Hausgarten, für den allgemeincn Volksschulpfründe-
fond zum Preise von 110 000 Mk. beschlossen wordcn. Auch
dieses Haus wnrde seitens des Fonds an die Sradt vermietet.
Dieselbe zahlt dafür cmen jährlichen Mictzins von 4400 Mk.
und trägt die Bauunterhaltungskosten. Sie hat darin die
Rcktors- und eine Lehrerwohnung untcrgcbracht, sowie durch
den dazn gehörigen Garten einen Ausgang von dem Schulhaus-
grnndstück an der Plöck und Sandgasse nach der Theatcrstratze
hergestellt, worauf im Jntcresse der Schaffung guter Zugänge
zu den beiden 'Schulhänsern anf diescm Grundstück grotzes Ge-
wicht zu legen war.

Jm Aiigust 1901 wurde mit der Erbauung des neucn Schul-
hauses I begonnen. Jm Herbst v. I. war dassclbc, was dcn
eigentlichen Bau cmbelangt, vollendet, währcnd die Ausstat-
tung des Hauses mit ncuen Schulgeräten, Taseln, Bänkcn und
dcrgl. erst kürzlich von statten ging. Die nene Turnhalle konnte
im Laufe des letzten Wintcrs in Betrieb genommen werden.

Jch möchte meine persönliche Anschanung jetzt schon dalstn
aussprechen — und ich hoffe, datz Sie diese Meinung nach Be-
sichtiguug der Räume tcilen werden —, datz ctwas Gutes und
Tüchtiges geschaffcn wordcn ist, was der Stadt, sowie dem
Architekten und allen bei der Ausführung beteiligt gewesenen
Gewerbetreibenden zur Ehre gereicht.

Uebcrhaupt darf die ganze Lösung der Frage als cine solche
bezeichnet werden, mit der man zufrieden sein kann.

Jndem ich der Gemigtuung der Stadtverwaltung über das
 
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