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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-125 (2. Mai 1904 - 31. Mai 1904)
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MiitU, K Mi 1V1.

46. — -N 124.


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«>,ch,

V«U a, FamilienblSttern monatltch 50 Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition und de» Zweigstattoaen abgeholt 40 Pfg. Dnrch bt«
b«rogr« vierteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

» Afg. dt« IchMUi Pittt»l8« «tt« d««« Raum. ReNamezeile 40 Psg. Für hiefige GeschästS- und Privatan»etge« rrmäßigt. — Für dt« Sl»f»ah«« «,

»trd tttti« Vermettvortttchkeit ÜderMomme«. — Anschlag der Jnserate auf den Pla tattafeln der Heidelbergrr Zeitung «nd dm städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher

Die Erftürmung von Kintschou.

Die näheren Nachrichten lassen erkennen, daß die Er-
Ärmung von Kinlschou ein hervorragendes Werk sapa-
nischer militärischer Tüchtigkeit und Heldenmütigkeit ge-
^vesen ist. Ter kommandierende Generak der Truppen,
die Kintschou angrisfen, meldet solgendes: Am 21. ds.
wurde durch unsere Beobachtungen und aus dem Schießen
des Feindes festgeftellt, daß dieser auf dem Nauschanhügel,
'üdlich von Kintschou, vier 15 Zentimeter-, zehn 9—15
Zentimeter-Geschütze (die 11,5 Zentimeter-Geschütze sollen
eine Tragweite von 8500 Meter häben), zwei 12 Zenti-
llieter-Dchnelladegeschütze und außerdem 10 Forts habe.
Nln Fuße des Hügels waren Netzwerk aus Draht und
Dlinen ausgelegt. Am 22. begannen die angreisenden
Streitkräfte vorzurücken. Am folgenden Tage wurde
^urch eine Rekognoszierung festgestellt, daß der rechte
Tlügel des Feindes bei Huanhangtao stehe mit ungefähr
8 schweren, nach der See gcrichteten Geschützen. Teile
bon den feindlichen Geschossen Zeigten, daß die Russen
20 Zentimeter-Geschütze, kurze 16 Zentimeter-Geschütze
und Schnelladekanonen hatten. Kleine Abteilungen Fn-
ianterie und Artillerie wurden in Kintschou bemerkt. Am
28. morgens griffen wir Kintschou an und Verwickelten
öie feindliche Artillerie in Naüschan in ein Gefecht. Am
26. in der Dämmerung eröfsneten wir die Beschießung,
^ie wir füns Stunden fortsetzten. Zu derselben Zeit
ieuerten drei japanische Kriegsschifse von der Kintschou-
Bucht aus. Ein russisches Kanonenboot griff unsern
ünken Flügel von der Bucht von Talienwan aus an.
Schließlich erstürmten wir Kintschou, nahmen
um 51/2 Uhr und besetzten nach einem harten
Kampfe Nauscha n. Zurzeit verfolgen wir den
Teind.

' Ern zweiter Bericht, der die knappe Meldung des ja-
Üanischen Generals erst im rechten Licht zeigt, meldet:
Der Angriff gegen die feindliche Stellung bei Nanschau
vegann srüh 2 Uhr 25 Minuten. Die Verteidigungs-
üierke des Feindes waren fast sämtlich ständiger Art.
Die seindliche Ilrttllerie besiand aus 60 Geschützen ver-
ichiedenen Kalibers und aus zwei Kompagnien Schnell-
leuer-Feldarttllerie. Die Jnfanterie errichtete zwei bis
iäei Linien gedeckter Lausgräben mit Schießscharten,
Üellte an den wichttgsten Punkten Maschinengewehre auf
stnd leistete hartnäckigen Widerstand. Wir
llellten unsere Feldgeschütze mit der Richtung auf die
»torts auf und brachten die Hauptartillerie des Feindes
Krn 11 Uhr vormittags zum Schweigen; während sich die
Tchnellferrergeschütze weiter nach Nanzenanling zurück-
^vgen, und bis in die Nachl feuerten, konzentrierte unsere
Ärtillerie ihr Feuer auf die feindlichen Gräben. Unsere
Enfanterie ging bis zu 400 bis 500 Meter an den Feind
llor. Vor uns lagen aber Drahthindernisse,
inen und G räben, und das Feuer der feindlichen
üwfanterie dauerte ungeschwächt fort. Wir gingen aber
^och weitere 200 Meter an den Feind heran, doch noch
fUehrere Sturmangriffe erwiesen sich als e r -
lolglos, daalle unsere Offiziere und

M a n n s ch a f t e n 20 b i s 30 M et e r vor dem
Feinde fielen. Daraufhin setzte mit Vorbereiten-
dem Feuer unsere Artillerie ein und abends erfolgte
unter schwerstem Geschützfeuer der letzte Sturman-
griff, durch den unter großen Schwierigkeiten eine
Bresche in die feindlichen Reihen gelegt wuröe, durch die
wir die ganzen Höhen gewannen, den Feind vertrieben
und alle Geschütze auf den Forts erbeute-
ten. Ein glücklicher Zufall bei diesem Angrifse war die
Entdecküng eines Minendrahtes am Ostfuße des Berges
bei Nanschau. Wir schnitten sie durch und verhinderten
so eine Minenexplosion.

Weiter wird noch berichtet: Der Feind wurde nach
Port Arthur geworfen. Er verbrannte die Eisenbahn-
station Sanschilipu, nordweftlich von Dalny, die nicht
zu vetwechseln ist mit der Statton gleichen Namens im
Norden von Kintschou. Am 26. Mai eroberten wir
5 0 Kanonen und zahlreiches Kriegsmaterial. Die
Russen ließen 400 Tote aus dem Schlachtfelde zurück.
Jhre Verluste an Werwundeten werden auf 3000 ge-
fchätzt. Ueber die Verluste der Japaner sagt diese Mel-
dung nichts; sie müssen enorm gewesen sein. Eine rus-
sische Nachricht schätzt sie auf 12 000 Mann. Eine Lesart,
welche jene 3000 Mann, die die Russen als Verwundete
verloren, als japanischen Verlust bezeichnet, dürfte auf
einem Jrrtum bei der telegraphischen Nachricht zurückzu-
führen sein.

Auf alle Fälle haben dis Japaner ein Heldenstück
ausgeführt, indem sie die Russen aus einer enorm starken,
nach allen Regeln der Kunst befestigten und mit Artillerie
gespickten Stellung, die noch dazu auf einer bedeutenden
Anhöhe lag, vertrieben.

Nun fragt es sich, ob und wie lange lhnen Port
Arlhur Stand halten wird. Die Festung ift jetzt von
tthnen völlig eingeschlossen.

Deutsches Reich.

— Die für S ü dw est a f r i k a besttmmtm Tr li p-
pen versammeln sich, je nach der Wassengattung, der
sie angehöreil werden, zur Zeit auf den Truppenübungs-
plätzen bei Munster und Döberitz, um von hier aus später
über Hamburg die Ausreise nach Afrika anzutreten. Jn
Munster tritt das 2. Aeld-Regiment und tn Döberitz die
beiden neu zu formierenden Feld-Artillerte-Abteilungen
zusammen. Die Abreise der Truppen ersolgt am 1.,
7. und 17. J'uni von Hamburg.

Hagen i. W., 28. Mai. Eine hier tagende Ver-
sammlung von über 100 Arbeitgebern beschloß die Grün-
dung eines A r b e i t g e b e r v e r b a n d e s im Kreise
Hagen-Stadt und -Land sowie Schwelm, die Angliede-
rung an den bereits gegründeten Verband der Arbeit-
geber im Regierungsbezirk Arnsberg und damit an die
Berliner Zentrale.

Kiel, 28. Mai. Der König von England
trifft hier am 25. Juni ein, begleitet von vler Kreuzeril
und sechs Torpedobootzerstörern. Nach seiner Ankunft
findet auf der Kaiserjacht „Hohenzollern" große Fest-

tafel statt, an der alle aktiven Staatsminister teilnehmen.
Ter Admiralsstäbsches Vizeadmiral Büchsel hat Befehl er-
halten, stch aus Anlaß des Königsbesuchs auf dem Spe-
zialschiff „Grille" einzuschiffen.

H a m b u r g, 28. Mai. Jn dem Braueraus-
stand riefen die Arbeiter das Gewerbegericht an. Die
Brauereien zeigten sich damit einverstanden. Es sind
Einigungsverhandlungen eingeleitet.

Baden.

Karlsruhe, 28. Mai. Staatsminister von
Vrauer ist gestern Abend mit Gemahlin hier einge-
troffen u. hat heute die S t a a t s g e s ch ä f t e w i e d e r
übernom m e n.

Badischer Landtag.

81. Sitzung der Zweiten Kammer.

Karlsruhe, 28. Mai. Beratung des Budgets
der Forst- und Domänenverwaltung.

Abg. Kriechle führt als Berichterstattcr aus, datz die
Ausgaben für dieses Budget sich für beide Jahre auf 14 948 63S
Mark belaufen und die Einnahmen auf 23 183 S51 Mark. Zu
den einzelnen Paragraphen seien Vemerkungen nicht zu machen»
sodah er am liebsten en bloc-Annahme beantragt hätte.

Abg. Frühauf (freis.) bespricht die Frage der Beför-
derungsverhältnisse der höheren Beamten der Forstverwaltnng.
Man müsse heute damit rechnen, dah unter dem Alter von 4V
Jahren kaum jemand zur Stelle eines Oberförsters gelange. Es
werde die Frage zn beantworten sein, ob nicht mit zu wenig Per-
sonal im Verhältnis zu der gestellten Ausgabe gearbeitet werde.
Ein Notstcmd scheine ihm hier nachgewiesen.

Staatsrat Reinhard verbreitet sich Lber die Anstellungs-
verhältnisse; alle Praktikanten seien mit Bezahlung vcrwendet.
Ein Praktikant habe etwa 10 Jahre zu warten, bis er Assessor
werde und dann dauere es immer noch 6 Jahre, bis eine Ober-
försterstelle frei werde. Wegen der Budgetlage müsse man sich
mit den bestehenden etatmähigen Stellen begnügen, denn das
Finanzministerium verlangte, alles irgendwie Verschiebbare zu
verschieben. Eine Vermehrung dcr Forstämter sei in Aussicht
genommen; man gehe dabei von der Anschaunng aus, dah ein
Beamter 3000—4000 Hektare bewirtfchaften könne. Bei
dieser Gelegenheit möchte er bedauernd hervorheben, dah die
Budgetkommission bei den Nenbauten von Dienstgebäuden etwa
10 Prozent in Abzug gebracht habe. Den dienstlichen Bedürf-
nissen entspreche dieser Abstrich leider gar nicht.

ALg. Armbruster (Ztr.) bespricht die Domänenjagden
und die von der Verwaltung eingehaltenen Grundsätze und be-
fürwortet die Einführung der Selbstregie in den Gemeinde-
jagden, wodurch die Gemeinden keinen Nachteil, die Landwirt-
schaft aber selbst nur Vorteile habe.

Abg. Pfefserle bringt die Fragc der Ausbildung der
Forstbeamten zur Sprache und den Wunsch des badischen Forst-
vereins, der sich dahin ausgesprochen, dah diese Vorbildung auf
den Universitäten vorgenommen werde. Er wünsche, dah die
Negierung diese Frage prüfen möge.

Abg. Kopf (Ztr.) hält es gleichfalls für geboten, dah die
Frage der Vorbildung der Forsibeamten geprüft werde, damit
sie zu einem gewissen Abschluh gelange; im Hinblick auf die not-
wendige kameralistische Vorbildung der Oberförster halte er die
Universitätsvorbildung für die bessere.

Abg. Hoffmann (Dem.) bringt einige Wünsche vor über
das Forsteiwesen; man lege dem Nadelholz zu viel Wert bei,
zum Nachteil der Buchen- und Eichenwaldungen. Den kleinen
Handwerkern anf dcm Lande sollte man unter der Hand das
notwendige Nntzholz abgeben, da dieselben bei den Stcigerungen
den Grohhändlern gegenüber im Nachteil seien.

Staatsrat Reinhard hält es im Jnteresse der Forst-
verwaltung für geboten, dah Forstbetrieb und Jagdverwaltung

Tonkünstler-Konzert.

?? Heidelberg, 28. Mai.

Das Tonkünstlerfest-Konzcrt, wclches heute Abend in der
((cuen Stadthalle gcgeben wnrdc, und zu welchem die Mitglieder
Zs Allgemeinen Deutschcn Alusikvereins per Extrazug von
Eiarikfurt a. M. hierher gekommcn waren, bot ein besonderes
^Ntercsse insofern, als es zwei größcre Tonwerke zu Gehör
i'achte, die in Tcutschland bis jetzt wenig oder gar nicht be-
^hnt waren: „Tas Leben ein Traum", symphonische
L^chtung von Friedrich Klose , und „I. a vie äu poet e",
Vmphonie-Drama sür Chor, Soli und Orchester von Gustave
darpentier. Besonderc Anert'cnnung muh dem unter-
^Mungsfreudigen Professor Herrn Dr. Ph. Wolsrnm aus-
,, wrochen werden, dah cr das Konzert so forgfältig vorbereitete
Llänzcnd durchführte. Das Klosesche Werk entstand bercits
in a wurde 1899 von Felix Mottl, dem es gewidmet ist,
B,-1arlsruhe zum erstenmal vollständig aufgeführt, Seit der
«e,t bekümmerte sich in kanm zu erklärender Weise niemand nm
? hervorragende schöpsung, bis Dr, Wolfrum sie heute zu
Lcben crwcckte. Hoffentlich ruft das gute Beispiel bald
chahmung hcrvor, nnd gcwih: das Werk würde es mit Recht
Die Anregnng schöpftc der Komponist aus einem
Ijs Bahnsen, aus dcnselben Strophen, dic der Dysange-

al» welodramatisch rezitiert, und an die Spitze stellte er

lantcinen andern Aussprnch eines Dichters, welcher
Hm r --Wer vom Lebcnsschmerz zeugcn will, der muh sein
drtt^ D - 3»», Schrcibzcug machcn." Znr Verknüpfung der

T * pustrumentalsätzc mit dem Melodram dient ein längerer
öiml, diosa' her nach ciner kurz auf das Wesen der Tränme
Ak»^ , ^iuleitung so gegliedert ist, dah in seinen drei

allgcmcine voctischc Nndeutung der drei Sätze
»fäe Satz schildert den Wald „mit scinen
scr, irn.Golde der Abendsonne auf ncue Wci

dcr Unschuld wcltvcrklärend Paradies
l ommcn Kmderglaubcn" -— aber

den

alles das sind — ^— —

Träumel „Ein Tranm auch: die silberdurchleuchtete Vollmond-
nacht, da nntcr blütenumranktcn Lauben werbende Kraft in
wonnigem Liebesumfangen der Welten Sehnsuchtsseligkeit von
bange gewährenden Lippen trank." (2. Satz.) „Ünd jene
stolze Burg mit ihren blinkenden Zinnen, von Tatendrang cr-
baut, deren Fnndament sie mit dem Spaten schulmeisterlicher
Doktrincn nntcrgruben, bis dcr gewaltige Bau krachend zer-
barst" —> nur noch wie an eincn schönen Traum denke ich an
ihn zurück. (3. Satz,) „Tor, der ich war! Als wäre nicht
alles ein Traumgebildc meine Welt — der Welt, die
ich selbst erschaffen, weil ich sie erdacht. Jch bin am End', und
ich zerstöre siel So komm' denn, einzig mir teurer Frennd,
aus des Lcbens Traum erweckender Tod und empfange das
Opfcr, so ich dir weihe; ich bring' in Freuden es dar!" Dies
dcr Gedankengang des Werkes. Dann, mit Anschluß an das
Bahnsensche Gedicht („Doch erst vernimm, was Dir, dem Tod,
ins Angcsicht ich künde"), setzt das Melodram ein, dem endlich
noch cin Frauenchor sekundiert mit dem mchrfach sich wieder-
holenden leisen Rufe: „Nirwana, Nirwanal" — Durch die
ätherische Zartheit des Klanges gewissermatzen andeutend, datz
nun alles Jrdische und Schwere abgestrcist ist und die Seele
befreit von ihrem Körper reineren Gefilden zufliegt. Die Musik
bewegt sich in entschieden modernen Bahnen und bringt zum
Teil ganz neue Kombinationen und Effekte. Eine Analyse ist
ohne Notenbcispielc nicht lcicht denkbar, weshalb wir davon ab-
schen müssen. Es sei nur noch besonders darauf hingewiesen,
dah stilcinheitlich ein Teil aus dem andern organisch hervor-
wächst zu einem ergrcisenden Tongemälde. Der Eintritt der
sprcchcndcn Stimme wirkt anfänglich etwas hart, was sich jedoch
bei der Steigung verliert. Die Worte des Dysangelisten
sprach cindrucksvoll Herr Kammersänger Emil Gerhäuser
aus München. Die Ausführung dcs Werkes war eine grandiose
Leistung. DaZ Orchefter — das verstärkte Heidelberger städt.
Orchcster — spielte rhythmisch und dynamisch vorzüglich und
folgte willig seinem Führer Dr. Wolfrum, der den grohen nnd
tiefcn Gedankeninhalt des Werkes restlos zum Ausdruck brachte.
Gcmäh der Vorschrift dcs Komponisten blieben die Ausübenden ,

insgesamt dem Auge des Hörers verborgen, lveshalb dcr Kon-
zertraum verdunkclt wurde. Klose wurde dnrch stürmische Her-
vorrufe verdientermahen ausgezeichnet.

Die zweite Nummer des Programms, das Charpentiersche
Werk „Dichterschicksal", wurde bereits zur Berliozfeier am 14.
Dezember v. I. hier durch den Bachverein unter Dr. Wolfrums
Leitnng aufgeführt und in der „Heidelberger Zeitung" ausführ-
lich besprochen, Ein näheres Eingeheli dürfen wir uns deshalb
heute ersparen. Das Werk ist elegant geschrieben, melodisch
und harmonisch mitunter ganz reizvoll, aber ohne tiefere Leiden-
schaft. Alles erscheint liebenswürdig, selbst der Fluch. Wie an-
ders, markerschütternd, erklangen doch diese Dinge in dem Werk
„Ruhm und Ewigkeit" von Reznicek, das gestern in Frankfnrt
erstmalig aufgeführt wurdel Sehr gut hiclt sich wieder das
Orchester, um das sich auch Herr Musikdirektor Paul Radig
sehr verdient machte. Der Chor — Bachverein und akademi-
scher Gesangverein — sang sehr sicher und klangschön. Die
Sopransoli hatte Frl. Minnie N a st ans Dresden übernommen
und mit Temperament ausgeführt. Herr Kammersänger E.
Gerhäuser, der Vertreter der Tenorpartie, bewährte sich
wieder als der tüchtige Sänger, als der er stets gerühmt wird;
Herr Fr. Stein spielte die Orgel. Reichster Beifall lohnte die
Äusführung. Der anwesende Komponist Charpentier und Dr.
Wolfrnm wurden mehrmals jubelnd hervorgerufen.

Das Konzert dauerte nahezn drei Sturtden. Um 12 Uhr
führte dcr Extrazug die Gäste wieder nach Frankfurt.

Der Hebbelverein in Vaden-Vaden.

Baden-Baden, 29. Mai.

Das Gastspiel, das der „H e i d e l b e r g e r Hebbel-
v e r e i n" gestcrn Samstag im Theater in Baden ver-
anstaltete nnd welches einc Wiederholung der kürzlicb in Hcidel-
berg mit so grohem Erfolg gegebenen französischen V o r-
stellnng brachte, vcrlief bei einem in Anbetracht der Fülle
von künstlcrischen Veranstaltungcn, die zur Zeit hier geboten
 
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