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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 (2. Januar 1904 - 30. Januar 1904)
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Mvtllil, 11. Jllmr 1964. Erstes BiaLt. 46. AahrgW. — 8.

Erscheint täglich. Sonntags auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht. bei der Expedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferate aus den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

DieAusweisung des reichsländischen Psarrers
Delsor aus Frankreich.

Zwei in jüngster Zeit von der französijchen Regierung
getroffene Matznahmen bringen einige Aufregung in dns
Elsatz. Die erste ist das Verbot des katholifchen Straß- '
burger Wochmblattes „V o I k s f r e u n d" in Frankreicy. >
Der Volksfreund selbst bemerkt zu diesem Verbot:

„Der berüchtigte, liederliche Christenverfolger C o ni b c s s
hat den „Volksfreund" sür Frankreich verboten. Wir schätzen s
uns glücklich, das Opfer eines wüsten, fanatischen Christen- -
verfolgers geworden zu fein. Dieser Unmensch,^ der moderne I
Nero, wird auch seine Iliederlage erleiden, ebenso der Hausen :
nichtswürdiger Sozialisten und Raüikaler, die in der Kainmer °
und im Senat sitzen und das arme Land tyrannisieren. Wie i
lange noch werden die freien Franzosen sich Vurch einen solchcn f
Schandmenschen tyrannisieren lassen?" f

Weun der „V o I k s f re u n d" auch seither eine !
solche Sprache führte, so kann man sich nicht wunderu, !
daß die französijche Regierung ihn verboten hat.

Die zweite Matznahme ist die Ausweisung des reichs- f
ländischen Pfarrers Delsor; sie wird in deu klerikalen s
Deilen des Reichslandes die Synrpathie für Frankreich
stark abkühlen. Das fühlen auch die nationalislijchen s
französischen Blätter und darum verurteilen sie dieselben
aufs hestigste, während die Regierung sie so gnt als s
möglich zu verteidigen sucht. Die nachstehenden Aus- .
lasftingen geben eine gute llebersicht.

Paris, 9. J-an. Der „Temps" hat im Ministe- !
rium des Jnnern über die Ausweisung des deut-
schen Reichstagsabgeordneteu Pfarrer DeIsor nach der ;
„Köln. Ztg." folgende Erklärungen erhalten:

Bei Anwendung des Vereinsgesetzes find in Lunä- -
ville eine Anzaht von Ordensschulen geschlos - ,
s e n worden. Autzerdeni erließ der Präsekt des Depar- s
tements Meurthtz-et-Moselle eine Verordnung, welch» die '
Schließung der dortigen SchloßkaPelle befahl. ;
Diese Enkscheide hatten eine gswisse A ufregung in der
Stadt hervorgerufen nnd der „Cercle Catholigue" be- '
raumte eine Versammlung an, in deren Verlauf Herr
Delsor einen Vortrag halten und dabei die erlassene Ver-
ordnung kritisierm sollte. Da die Bevölkerung Lun^-
villes eine ziemüch grotze Anzahl von Protestanten und
Jsraeliten umfaßt, erschien die vom „Cercle Catholique"
vorbereitete Kundgebung geeignet, eine Agitation zu er-
zeugen, die in einen Konflikt ausarten konnte. Der Prä-
fekt setzte davon den Minister des Jnnern in Kenntnis
und ersuchte darum, datz ihm freie Hand gelassen werde,
einen Entscheid zu treffen, wie ihn die Lage benötige. :
Er uutersagte also den Vortrag Delsors, tveil er die Ver- s
cmlassuug zu Zwis-chenfällen geben konnt'e, die zu ver- s
hinderu das Recht und die Pslicht der Behörden ist. Jn
der Begründung des Ausweisungsbefehles wird aus-
führlich darauf hingewiesen, datz Delsor sich als deutscher
llntertau uach Lundville begeben habe, uin dort an einer
Polirischen Versammlung teilzunehmen und daß die An-
wesenheit dieses Ausländers auf französischein Boden ge-
eignet sei, die öffentliche Sicherheit zn gefährden.

Die Maßregel hat sogleich allc nationalen Fe-
dern in Frankreich von der „Patrie" bis zum „Temps"

Stadttheater.

Heidelberg, 11. Jan.

„H a ns Heili n g", romcmtische Oper in 3 Akten nebst
eincm Vorspiel von Eduard Devrient. Musik von Heinrich
Marschner.

Die trübe Zauberatmosphäre, welche fast alle Marschnerschen
Opern erfüllt, muß vor allem auch den Hans Heiling, wohl
die durchgeführteste Figur unter scinen Operngestalten, um-
geben. Herr v. LieIler hat d-iese Partie vor einigen Jähren
hieL.. bereits mit gutem Gelingen gesungen. Sein wciches
Organ kommt ihm in den lyrischcn Stellen gut zustatten, eiMet
sich aber auch gut sür den dänionischen Charakter der Rolle.
Darstellerisch weiß er sowohl den leidenschastlich Licbenden,
wie den in rasender Eisersucht tobenden Erdgeist geeignet zu
charakterisieren; es dürfte ihm jedoch dabei inanchmal etwas
mehr Mäßigung anzuraten sein. Auch fehlte gestern öfters
ein präzises Zusammengehen mit dem Dirigenten. Als Kö-
nigin legte Frl. Sedmak wiederum ihre Lcsten Eigenschaften
an der« Tag. Jhre schönen Stimmittel kamcn prächtig zur Gel-
tung und auch äußerlich wußte sie die Geisterfürstin sehr edel
wiederzugeben. Frl. Koppenhöfer sang die Anna rnit
ihrer imvier aufs Reue erfreucndcn mnsikalischen Sicherheit
und Bühnengewaüdtheit. Den Kontrast zwischen dem bleichen,
spukhaften Heiling und dem unschuldig-hcitereri Landmäd-
chen brachte sie vorzüglich zum AuSdruck. Ebenso frisch und
gesund war der Konrad des Herrn M a r k, dcssen noch immer
bestehende Jndisponiertheit seine hübsche Leistung nur wcnig
beeinträchtigte. Ziemlich farülos war die Mutter Annas (Frl.
Caro), dagegen gut in der Zeichnun-g die Bauern Stephan
und Niklas (Herren Becker unb Stauffert). Die Chöre
klangcn sehr präzis nnd scmber, wie denn die ganze Oper unter
Direktor Radigs Leitung den Sternpel vollendeter Einstu-
dierung trug.

Die im Ganzen recht gute Ausstattung würde noch gcwinnen
durch eine unheimlichere Färbung der Geistererscheinung im

imd den „Dübats" in Bewegung gesetzt. Sie bezeichnen
sie als ein V e r b r e ch e n g e g e n E l s a ß - L o t h r i n-
gen. So schreibt der „Temps": „Zwischm Elsässern
und uns läßt unser Herz keine Grenze bestehen, und so
genossen sie in unserem Lande dieselbe Behandlung wie
Franzosen selbst. Es muß also eine peinli-che Uebcr-
raschung für sie sein, daß ein Vertreter unserer Regierung
es an'-dieser Regel ü-es Taktes und der nationalen Würde
hat fehlen lassen, indem er einen Elsässer wie einen
Freniden hinauswars nnd gegen ihn das vor 34 Jahren
durch den Sieg des Faustrechts gegen uns geschaffene Rech-t
anrief. Die Regierung hat v-ergessen, daß die Grenze
Elsaß-Lvthringens sür unser nativnales Gesühl niemals
eine Grenze sein wird wie die anderen, und daß es un-s
nicht z-ukommt, die Elsässer über sie zurückzuschicken, indem
wir sie als deutsche Untertanen behandöln."

Straßbnrg, 9. Jan. Der klerikale „Elsässischs
Wülksbote", dessen früherer Mit-Heräusgeber der aus
Frankreich ausgewies-ene Neichstagsabgeordnete Pfarrer
DeIsor war, bezeichnet es als eine niederträchtige Ver-
lenmdung, wenn französische Blätter behaupten, Delsor
habe in Lunöville gogen die Schließung einer katholisch-en
Kapelle prvtestieren wollen. Delsor sei mit dem
feften Vorsatz na-ch Lunöville geg-angen, sich um dortige
Tag-esereignisse in der Versammlung, in der er sprechen
wollte, nicht zn kümmern. Er habe lediglich als Priester
zu seinen srüheren Landsleuten sprechen und sie in der
Betätigung ihres Glaubens aneifern wollen, .Das ein-
zige, was Delsor über seine Absichten verlautbarte, habe
in der Mtte bestcmden, man möge ihn nicht in einer be-
sonderen Begrüßungsrede bei der Versammlnng ein-
führen, er werde dies lieber selber tun. Delsor habe da-
mir jeder Dlißdeutung über seine Gegenwart in Lun6-
ville die Spitze abbrcchen wollen. Als er kaum hundert
Schritte vom Hause des Herrn Haegeli entfernt war, habe
ihn Polizeikammissar Liänhard angehalten, um ihm 'das
Ausw-eisungsdekret zu verlesen. Es sei nnr zweierlei
rnöglich, entweder sei der Präfekt von Nancy über die
Absichten Delsors falsch unterrichtet wordcn, oder habe
sich ans freien Stücken etwas kombiniert und die Aus-
weisung eines mißli-ebigen katholischen Priesters dekre-
tiert. Damit habe er sich bei seiner Regierung zweisels-
ohne eine gnte Note -verdient, auf Frankreich aber au-ch
andererseits die Schmach gehäust, eine nene, durch nichts
gerechtfertigte. Gewaltmaßregel verübt zu haben.

Deutschcs Neich.

— Die „Germania" erfährt über den Empsang
des'Fürst-Erzbischofs von Prag, Skrbensky, beim
K aiser, zunächst habe der Kaiser den Kardinal in be-
sonderer, etwa eine viertel Stunde danernder Audienz
empfangen und si-ch^ dann dis Begleiter des Fürsterz-bischofs
den Geh-eimsekretär Picha und den Grotzdechanten! der
Grafschaft Glatz, Pfarrer Hohaus,.vorstellen lassen. Der
Kaiser habe sich- nsit allen in liebenswürdigster Weise
unterhalten. Der Bitte des Kardinals, der Kaiser möge
seine Huld auch fernerhin der Grafschaft Glatz zuwenden.

sagte der Kaiser bereitwilligst Erhörung zn. — Sonntag
Blittag wnrde der Kardincklj vom Kultusminister Dr.
Stuüt empfangen und leistete dann einer Eiiiladimg des
österreichisch-ungarischen Botschasters, Frhrn. v. Szocay-
eni-Bkarich, Folge. Sonntag Abend war Skrbensky Gast
Dr. Studts und reist Montag über Breslau nach Prag ab.

— Zur Stasistik der S o l d a tenni i ß h a n -d -
lungen -gibt die „Volkszeitung" eine Zus-ammenstellung,
wonach im letzt-en Quartal 1903 üie gerichtli-che A b -
urteilung von 47 militärischen Vorge-
setzten wegen Mßhandlung, vorschriftswidriger Be-
handlnng und- Beleidigung von Nntergebenen bekannt
ivnrde. An Strafen wurd-en ini ganzen 20 J-ahre 8 Mo-
nate und 29 Tage ausgesprochen, dabei 1 Dienstentlassung
und 7 D-egradationen. Jm ganzen Jahre 1903 wurde
die Verurteilung von 206 Vorgesetzten bekannt. An Frei-
heitsentzug wurden verhängt 71 I-ahre 6 Mon-ate 28
Tage! Zu beachten ist dabei, daß der preußische Kriegs-
minister v. Einem im Reichsta-ge erklärt hat, daß vom
1. Znli 1902 bis 30. Jnni 1903 in der d-eutschen Armee
nichr weniger als 627 Vorgesetzte, darunter 60 Offi-
zisre (!) wegen Mißhandlnn-g gerichtlich bestraft wurden.

Baden.

Karlsruhe, 10. Januar. Jm Befinden des Fi°
nanzministers Buchenberger ist auch heute keine
Aenderung eingetreten. Das Befinden ist zufrieden-
stelleud, Temperatur 37,2.

— Der mit der verantworklichen Leitung des
Finanzministeriums betraute Ministerialdirektor Geheim-
rat 2. Klasse Eugen Becker, zählt zu den tüchtigsten
Finanzbeamten des Landes; -er ist im Jahre 1848 in
Pforzheim geboren, also init Finanzminister -Buchenberger
gleichaltrig. Vom Jahre 1876 an war er als Amtmann
und Amtsvorstand tätig, trat im Jahre 1880 als juri-
stisches Mitglied in das Kollegium 'der Domänendireksion
und acht Fahre daraus in jenes der Steuerdirektion ein.
Jm Jahr 1890 erfolgte seine B-erufung ins Finanzmini-
sterium, und im Jahr 1896 wurde er zum Ministerial-
direktor ernannt.

— An Herrn Wacker in Zähringen richtet der Abg.
Obkircher folgende Erwiderung: Jn Jhrem O-ffenen
Bries vom 3. d. M. hatten Sie unter anderem behauptet,
i-ch hätte mir „v i e I zu Schulden k o ni m e n las -
sen , was teiIweise anch st r a s b a r se i". Jn
meiner ebenso offenen Antwort vom 5. d. M. Habe ich Si?
gebeten, es an der halb verdeckten, unverständlichen An-
deutnng nicht genügen zu lassen, vielmehr ins Licht zu
vücken, was Sie im Schatten hie'lten. Nur um nichtS
zu verhehlen, hatte ich gleichzeisig bemerkt, die Wohl -
a n st ä n d i g k e i t fvrdere, daß Sie nsir diese meine
Bitte -e r f ü l l e n. Sie aber scheinen anderer Meinung
zu sein. Denn Jhre Gegenerklä r u n g vom 7. d.
M. enthält zwar viele Worte, aber erfüllt nicht
meine Bitte, wiederholt vielmehr allerdings nnter
einer scheinbaren Einschränkiing die versteckte, zunächst
no-ch unverständliche Behanptnng. So nehme ich denn
Abstand davon, von Fhnen zu erbitten, was mein

Walde (2. Akt). Dieselbe hat eine verzweifelte Aehnlichkeit
m-it einer Versammlung br-auner und grüner Dominos, welche.
von ciner Maskerade heimkommen. O. 8.

Drittes Abonnemeuts-Solisten-Konzert.

Heidelberg, 11. Jan.

N-ach einer mehr als zwölsjährigen Pause ward dem
Schreiber Dicses im gestern- Abend abgehaltenen 3. Abonne-
ments-Solisten-Kcmzert wieder Gelegeichett geboten, dem Spiel
des berühmten Geigenkünstlers Pablo de Sarasate zu
lauschen. Eine zicmliche Zeitd-auer, 12 Jahre, die auch- an
cinem Künstler nicht spurlos vorüberzieht! Wie deutlich be-
nierkk man diesen llmstand lcider auch bei Sarasate! Sein
Spicl damals, scin Spiel heute! Wclch' unverkennbarcr Unter-
schied! Jst es auch heute noch- bewuitderungswürdig und an--
staunensw-ert, so spürtc man -gestern d-och deutlich eine gewisse
Unsicherheit, eine gewisse Unreinheit, welche die sonstige Vir-
tuosität des nahezu 60jährigen Kün-stlers beeinträchsigt. Pablo
de Sarasnte spielte -als Einleitung Becthovens unsterbliche
„Kreutzer-Son-ate" und dürfte in dicsem hcrrlichen- Werke ge-
stern Abend sein Bestes -geboten habcn. Beson-ders schön brachte
er den 2. Satz zur Geltung. Seine übrigen Darbietungen be-
standen in Bachs „Violin-Sonaten" u. in cigcnen Kompositio-
nen. Obwohl es sehr anerkenncnswert war, datz dieser süd-
ländische Künstler dem Alsin-cister Bach durch Vortrag von
Werken dessclben huldigte, so tut -es nsir leid, konstatieren zu
müssen, daß auch er, trotz seiner Künstlerschaft, nicht imstande
war, Bach so zu spielen, ivte er gesptelt werden soll. Rauschender
Beisall lohntc seine schätzenswerte Absicht n. sein an sich groß-
artiges Spiel, sodaß er nsit einer Zugabe die Zühörcrschaft
erfreute. Jn scinem richtigen Eleniente war der Künstler bei
Vortrag seiner eigenen Kompositionen. Ta wtrkte er durch
setne Virtuosität, durch seine verblüffenden Doppelgriffe, Fla-
geol-ettöne, Trtllertetten usw. auf die Zu-Hörer unld der tosende
Berfall, der dicsen Virtuoscn-Stückchen- folgte, war gerechtfer-

tigt. Pablo de S-ar-asatc dankte durch Zu-gabe einiger ebcn-
falls virtuos gcspielter, mir unbekannter Stücke südländische«
Ch-araktcrs. Trotzdem er dies viermal tat, gab es doch- noch
einc kleine Anzahl Zuhörer, die wte rascnd immier und immer
wieder Pa-blo de S-arasate zu einer Z-ugabe vcran-Iassen wc-ll-
ten, was der Künstler aber d-ankenü nsit Recht ablehntc. — Als
Solistin wirkte ncben Sarasate Frau Bertha Marx-
Goldschmidt mit, eine Künstlerin, welche aus ihrcm Jn-
strumente wirklich Großes leistet. Unter den vielen Klavier-
virsiioscn, dte in 'dieser S-aison hier schon austratcn, nimmt
sie unstreitig einen.der crsten Plätze etn. Sic ist eine Pianissin
von unge-wöhnlich scharfer Auffassung un-d einer erst-aunlick^e'n
Tcchnik. Schon in der mit Mcister S-arasate -gesptelten
„Kreuher-Sonate" versetzte sie durch mcist-crhafte Durchfüh-
rung ihres schwieri-gen Klavierparts dic Zu-Hörer in- Erstaunen.
Jn dcr folgenden Darbietun-g von Werken Bachs, Mozarts,
Rubiiisteins lteß die Künstlerin ihr Können auf dem Klavier
in fast unübertrefflicher Weise glärizen. Wie reizen-d spielte
sie Mozarts „Past-orale variee", mit wclch' un-glaublicher
Fingerfertigkeit und sonssiger Technik Rubinsteins „Etüde en^
staccnto". Doch ihre Gkanzlcistung war Liszts bekannte „Zweite^
Rhapsodie". Dieses gran-diose Werk hört man dcs Oeftcre«
schün gespielt, d-och derart, wie wir es gestern hörten, gewiß
selten. Der Beifall, der dieser großartigen Leistung folgte, ivar
ein unbcschreiblicher. Fr-au Bertha Marx-Goldschmidt erfreut«
noch durch Ed. Schütts entzückcnd schön gespielde Kompositton
„Tendre aveu" un-d dankte nach stürmischem Beifall und Her-
vorruf mit Wiedergabe von Liszts etwas weniger bekannte»
„6. Rhapsodie", einem Werke, das an cinen Künstler enorm«
Anfosiderungen stellt, von der Künstlerin sedoch mit staunens-
werter Lcichtigkeit vorgetragen wurde. — Frau Bertha Mar^-
Goldschmidt bereitete den Zühorern cinen währen Kunstgen«h.

Das Konzert fand im großen Saale der Stadthalle statt
und war gut besucht. —e—
 
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