kimstag, 16. ZMar 18V4.
Gkstes Blatt.
48. Ashrgasz. — ^ 13.
Erscheint täglich, Sonntagr auSgenommen. PreiS mit Familienblätteni monatlich 5V Pfg, tn'« Han« gebracht. bei der Expedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSichlichlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dcren Raum. Rcklamezeile 40 Pfg. Für htestge GeschästS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Auschlag der Jnierate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zcitung und dm städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 15. Januar.
Präsident Graf BalIestrem eröfsnet die Sitzung
^Nr 1 Uhr 20 Minuten. Am Bnndesratstische Staats-
iekretär Dr. Nieberding.
Auf der Tagesordnung steht die nationalliberale J,n-
^erpellation betreffend Aufhebung des Zengnis-
öwanges gegen Redakteure.
ALy. Iaenecke (natl.) liegründet die Jnterpellation und
Eveist darauf hin, daß diese Frage bereits seit 80 Jahren die
^effentlichkeit beschäftigt. Die Behörüen geben zu, das; von
Standpunkt aus, datz die Presse ein notwendiges Uebel
ni, das man zwar benutzt, wovon ader im übrigen der Hcine-
'che Vers gilt: „Blamier mich nicht, mein liebes Kind und
mich nicht unter den Linden". Das Pressewesen ist in
Deutschland noch nicht so entwickclt wie in anderen Ländern.
E-s hejßt aber das Pferd beim Schwange aufzäumen, wenn
svan durch solche Mittel die Presse heben Nnll. Auch die Azi-
Zationsweise der sozialdsmokratischen Presse kann die Aufrecht-
^thaltung 'des Zeugniszwangs nicht rechtfertigen. Es handelt
nch aber nun einmal um eine mittelalterlichc Bestimmung,
^ven Beseitigung gut 99 Prozent der gesamten Prcsse fordert.
^in befonderer Grund sür die Abschaffung des Zeugniszwangs-
E'erfcchrcns ist der, datz man cs vermeiden soll, Märtprer zu
ichaffen. Der Rcichstag hat sich wiederholt für die Abfchaffung
^usgesprochen. z. B. bei dcr Beratung der StrafproAeßordnung,
Aonach der Redakteur Lei Pretzprozcssen zur Verweigerung der
^ussaM übcr die Person des Vcrfassers berechtigt sein soll.
M der dritten Lesung mußte diese Bcstimmung dann aber auf
^erlangen der Regierung wieder beseitigt werden. Der deutsche
nUristentag hat sich ebenfalls gcgen dcn Zeugniszwang erklärt.
^erade in letzter Zeit sind nun wieder einige Fälle vorgekom-
!ssen, in d^nen wir uns gewissermatzen vor den anderen Kultur-
^üudern lächerlich gsmacht haben. Zunächst der Fall des Re-
^kteurs der „Hilfe", Hildebrand, der acht Wochen lang ohne
^rfolg gcfangen gehalten wurde, dann die Festnehmung des
ß^Iamtcn Personals der „Leipziger Volkszeitung" und schlietz-
mh der Fall mit der „Pankower Zeitung", dercn Redakteur
gfvljg ebenfalls mit dem Zeugniszwang bedroht wuvde, obgleich
>ser die beanstandete Notiz zweifellos lediglich im öffentlichen
Mteresse geschrieben war. Die Verwcigerung der Aussage
m in folchen Fällen Ehrensache für die Redakteure. Kein Re-
^kteur würde iveitere Bcachtung seiner Kollegen und wohl
Vsch der Leser Lefitzen, der öen Namen des Verfassers preis-
^Een wüvde. Trotz dieser klaren Sachlage nnd trotzdem der
ßanze Paragraph ganz sicher überflüssig ist, kommt die Ange-
^genheit nicht richtig vcttn Fleck. Es ist abcr notwendig, daß
Mr endlich etwas gefchieht. Die Preffe hat heute viel zur
^ufdeckung von Verbrechen beigetragen. Keineswegs würden
^fr etwas einzuweNden habcn gegcn einc Verfchärfung der Be-
wwnrung über persönliche Beleidigung; denn gerade durch den
^vzureichenden Schutz der perfönlichen Ehre des Einzelnen wird
?<wchem heute eine Betätigung im öffentlichcn Lcbcn vergällt. s
LU England haben wir in 'diesr Beziehung eine sehr strenge s
^chtKspxLchurrg. Besonders die Sozialdemokratie würde gut k
weniger in dcm Privatleben politischer Gegner herumzu- E
'chnüffeln. ^
Staatssekretär Dr. Nieberding: Solle der Zcugnis- !
Wang gegen die Prefle allein nur für Mitteilungen strafbaren )
Auhalts oder auch bezüglich solcher Mitteilungen sortfallen, j
^ eine besondere Tragweite haLen ? Aus Anlatz der geplanten s
^rafprozetzreform werde die Sache geprüst und das Material )
L,uöffentlicht werden. Die Frage werde gclöst.werden in Wür- '
j^llung der Stellung und dcr tzcistigcn Bcdeutunz der deutfchen !
?^ffe. Das Bedürfnis nach einer Reform sei nicht besonders
krvorgetrcten. Wenn Beamte durch Mittciluntzen an die I
E^sse einen Treubruch betzehen, so kann die Bestrafuntz der
Redakteure nicht genügcn. Dcr Staat rnüffe erfahren, wer der
Autor sei. Eine völlige AufheLung des Zeugniszwanges sei
daher unannehmbar. Ter Reichskanzler sei aber enffchlossen,
die Frage zu etlvägen, die Presse werde gut tun, das Ergebnis
der Erwägungen abzuwarten. Hosfentlich werde man bei dcm
Wohlwollcn der Regierung gegcnüber der Frage zn einer be-
friedigenden Lösung gelangen.
Abg. Sattler (natl.) beantragt Besprechung der Jntcr-
pcllation, die Leschlossen wird.
Ministerialdirektor Boerner: Jn cinem von Jaenecke
erwähnten Prozetz gegen die „Leipz. Volksztg." seien Frau-en
und Lehrlingc nicht 'vernommen worden und ein Zeugnis-
zwantzsvcrfahrcn habe nicht. bestaüden.
Abtz. Roeren (Ztr.): Dem Redakffonsgeheimnis sei ein
besonderer Schntz zu bewilligen. Wenn über das öffentliche
Jnteresse die Feststellung dcs Autors erforderc, könne man Ider
Presse keine Ansnahmestclluntz einräumen.
Abg. Heine (Soz.): -Gegenüber der Presse könne das
gemeine Recht nicht antzcwen>det werden; ebenso lvenig wic
gegenüber denr Arzte. Es sei besscr, wenn auch esnmal ein
Schuldigcr nicht bestraft wcrde.
Abg. Himburg (konf.) ist gegen Ausnahmcftelluag des
Redakteurs; auch. anderc Leute, z. B. ein treuer Diener, könn-
ten 'durch den Zeugniszwang in eine unangenehwe Lage kom-
men. Es handle stch. ja nicht um Bestrafung des Redakteurs,
sondern um, Feststellung des Täters.
ALg. Kulerski (Pole) beklagt sich über das Verhalten
der Gerichte gegenüber den Polen.
Abg. Ablatz (fr. Vp.) vcrlangt Aushebung des Zeugnis-
zwangs, wenn auch der Weg dazu schwer zu finden sei. Es sei
nichts als der lehte Ucberrest der Tortuv.
Abg. v. Gerlach (fr. Vg.) tritt ebensalls für Abfchaf-
fung des Zeugniszwangs ein.
Abg. Dr. Arendt (Reichsp.) ist einer Reform des Zeng-
niszwanysverfahrens nicht abgeneigt.
Nach persönlichcn Bcmerkungen wird die Weiterberatung
auf Dtontag vertagt; auherdem Jnterpellakionen bvzw. Taris-
verträge. ___
Deutsches Reich.
Baden.
— An Grundsteuern ist im Jnhre 1903 wegen autzer-
ordentlicher Ungliicksfälle der Betrag von 60 Mk. 26 Pfg.
nachgelassen worden. Diese Smnme entfällt aus-
schließlich auf den Amtsbezirk Konstanz, in deni infolge
Hagelschlags auf rund 20 Hektar Kulturftäche ein Drittel
oder mehr der Ernte beschädigt worden ist. Jn den Jahre
1901 und 1902 berechnete sich dieser Steuernachlaß auf
806 Mk. 11 Psg. und 1166 Mk. 69 Psg.
— Die „Badische G e w e r b e z e i t u n g" wird
eine weitere wesentliche Bereicherung ihres Jnhalts da-
dnrch erfahren, daß von jetzt ab, erstmals in Nummer 4,
unter der Rubrik: „Gewerbliches Unterrichts-
w e s e n" regelmäßige Nachrichten über wichtigere Bor-
gänge auf diesem Gebiet erscheinen werden.
KarIsruhe, 15. Jan. Mit Bezug auf den Ar-
tikel des „Bad. Ldsm." über die Stellung der Städte
zuder Wahlrechtsvorlage wird der „B. Ldsztg."
mitgeteilt, daß derselbe der Sachlage nicht ganz entspreche.
Es ist zwar richtig, daß die Städte die Wahl statt der Er-
nennung ihrer Vertreter zur Ersten Kammer wünschen.
Dieser Wunsch ist um so erklärlicher, als auch die Vertreter
der Berufsstände gewählt werden sollen. Das Bedenken,
das seiner Zeit gegM die Wahl von Städtevertretern in
die Zweite Kammer geltend gemacht wurde, daß nämlich
damit die Parteipolitik in die Gemeindekollegien hinein-
getragen werde, fällt bei der Ersten Kammer weg, da bei
dieser die Parteipolitik gegenüier der Jnteressenvertretung
völlig in den Hintergrund tritt. Unter diesen Umständeni
darf man wohl hosfen, daß die Großh. Regierung und die
Landstände den Wünschen der Städte nicht abgeneigt sein
werden, und es hat niemand daran gedacht, hierwegen
eine Demonstration dnrch einen allgemeinen Städtetag
in Szene zu setzen. Von einem solchen ist zwar beiläufig
die Rede gewesen, aber wegen einer ganz anderen Ange-
legenheit — der kommunalen Verkehrssteuer — und es
ist eine noch völlig offene Frage, ob es nötig und möglich-
sein wird, die Anregung weiter zu verfolgen.
Hcssen.
— Der Großherzog von Hessen wird dem-
Vernehmen nach in diesem Frühjahr wieder eine Orient-
reise unternehmen; vorher wird er vielleicht einen Besuch
in England machen.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 15. Jan. Die Verfassungs-
kommission trat heute in die Beratung der Wahl-
rechtsvorlage ein. Es fand zunächst eine General-
diskussion statt. Die Vertreter der verschiedenen Par-
teien äußerten sich zur Vorlage im Allgemeinen und hoben
die Punkte hervor, gegen welche mehr oder minder schwer-
wiegende Bedenken. vorhanden sind. Jrn Einzelnen
sollen nach Beschluß der Kommission die Beratungen bis
auf Weiteres als vertraulich behandelt werden.
Karlsrnh e, 15.
Jan.
Im Laufe dieser Wochs
wnrde in dcr Budgetkommission von sozialdemokratischeV
Seite die Frage der Erbauung einer zweitenNeckar-
brücke in Mannheim angeschnitten und ein even-
tueller Staatszuschuß verlangt. Minister Schenkel lehnte
jeden staatlichen Beitrag für diese Brücke ab, da sie nicht
in den Zug einer Landstraße falle; auch bezweifelte er seh»
die Notwendigkeit der Brücke, da eine Ueberlastung üev
Friedrichsbrücke nicht vorliege. Jm Gegenteil bei dem
anerkannten Ordnungssinn der Mannheimer werde die
Friedri-chsbrücke — so meinte der Minister — noch lange
ihren Zweck erfüllen; das malerische Verkehrsbild würd»
durch einen derartig starken Berkehr vorteilhaft gehoben,
wenn Fußgänger, elektrische Bahn, Radfahrer, Fuhrwerke
usw. in streng geordnetem Zug die Brücke passierten. Für
die Höhe des Zuschusses von einer Million hatte die Buö-
getkommission nnr ein Kopfschiitteln. Die Mannheime»
sind natürlich über diese „Verbescheidung" wenig erbaut.
Die „Volkssstmme" stellt bereits ein heftiges Donner-
wetter für das Plenum in Aussicht. Den Jupiter No-
nan8 wird voraussichtlich Abg. Süßkind spielen. Man
darf aber heute schon kübn prophezeien, daß das Plenum
sich nicht einschüchtern läßt, sondern der Kommission bet-
pflichten wird, die der Meinun-g ist, daß die reiche Stadi
Mannheim, die für Festhalle 4 Millionen ausgeworfen,
auch sür die so „notwendige" Neckarbrücke noch einig«
Millionen übrig hat.
Stadttheater.
Heidelberg, 16. Jan.
»M «ria Stuar t", Tragödie von Schillcr.
.. Tls vor drei Jahren die Tragödie, die so innigen Anteil
(^dem Schicksal der Schottenlönigin weckt, hier zuletzt heraus-
wnrde, war das kein Meistevstück unseres Ensembles.
da sich neue Kräste für dcn großen Zweck zusammengefun-
hattcn, lictz sich das Ganze ein wenig erträgl-icher an. Vor
tz zeigte sich einc Elisabeth, die -als rcgierende Herrscherin
Thron aus ihre Anweisungen gebend, meditierend und
^iandte empfangend, recht klüg zu redcn wutzte und das Jn-
kjj sst fesselte. Dann aber kam die Parffzene, und Äamit war
ltzü,Irl. Lehmann die grotze Schwierigkeit dü. Die über-
sj7"Iiche, erregte Maria fand keine Partnerin, die noch Jllu-
erwecken konnde. War diese Situation sür Frl. Lehrnann
tz.^< tzbücklich, so zeigte sich die Gegenspielerin, Frl. Oster,
ÄÜnstigsten Seite. Diese Darstellerin hat gute Mittel,
biiene und Geste dient schon ganz gefügig der nach Aus-
ringenden Absicht. Die Ruhe und die Beherrschung des
^Mlaen Sffmmnngsmomentes sehlte noch hier unid da schr
und das konnte durch gelcgentliche UebertreiLung
tzut gemacht werden. Manches hatte reichlich viel Ton,
b^-^nL Wichffges sich völlig verlor. Daß Frl. O ste r dic gci-
Schwicrigkeiten führender Rollen und die allgemeine
dgib^crhett überwinden wird, dafür ist begründete Hoffnung
^chanden. Die Darstellerin, wclche ein wenig die Erinne-
an Frl. Herter weckt, wird sich hier voraussichtlich ohne
iy^psicritzkeitcn einleben. Herr Ludwig als Leicester sah
vtzyV^cvvoll aus, seine Art zu spielen und zu sprechen befrenrdet
schien jedoch allgemcinere Anerken-nung zu finden.
Herrcnpersonal stellte recht tüchffge Spieler sür den Bur-.
drn Shrewsbury und den Morffmer. Herr Stein-
(Burleigh) präsenffertc sich in recht glücklicher Maske
lührte scine schwierige Parffe anfs glücklichste dnrch. Es
«eringcs vom Herzog Allba in dieser Figur, aber das
schädete nichts. Er trug das Haupffnteresse des Abewds. Herr
Sigl (Shrewsbury) war so herzlich unid warm in seiner
Darstellung, wie man es erwartet hatte, und Hcrr Eckhof
ritz allcs durch das Feucr seines Mortimer sort. Bei ihm sah
man so recht die Glu-t, mit der Schiller einen tüchffgen Dar-
steller zn erfüllcn vermag. Sehr tüchtig war Herr Albers
als Paulet. Herr Brenner (Kent) sei um seiner präch-
ffgen Maslc willen lobend erwähnt. Der französische Gesandte
char gestern eine r-echt unglückliche Figur, Herr P l-a n k, der
i'hn spielen sollte, konnte letder infolge einer Verleh-ung der
Hand, die er als Osfcnbachscher Schlemihl im Duell mit dem
Tenselshoffmann sich zugczogen hatte, nicht auftreten. Herr
L-ange war in der Rolle des Me'lvil recht glücklich, die Partie
der Kcnnedy ('Frl. B o n n e) War bis -anf ein Minim-um zu-
sammengestrichen. _ K. W.
Kleine Zeitung.
— Dresdcn, 14. Jan. Jn der Garnison Pirna
fanben DuelIe zwischen einem Oberleutnant und eini-
gen Leutnants wegen einer Ehebruchsaffaire statt. Zwei
Leutnants sind verwundet.
— Wicu, 15. Jan. Ueber das Bank- und Kommis-
stonsgeschäst von Äugnst KörneH wurde heute der
Konkurs veyhängt und der Firmainhaber August
Körner verhaftet. Me Passiva betragen 400 000
Kronen. Auch sollen Malbersationen mit Depots vor-
handen sein. Me Verhaftung Körners, der als reicher
Mann galt, erregt in Finanzkreisen das größte Aufsehen.
— Paris, 14. Jan. Von einem schrecklichen
Drama berichten die Blätter aus Portes unweit
Valence. Dort war ein altes Fräulein in einen katalep-
tischen Schlas gefallen nnd stir t o t gehalten worde».
Jhre Nachbarn zogen ihr das schönste Kteid aus ihrer
Garderobe an, ftellten brennende Kerzen um das Bett,
aus dem sie ruhte nnd verhängten alle Spiegel in der
Wohnung. Plötzlich aber erwachte die Frau, richtete stch
auf und von Schrecken gepackt slohen die Anwesenden auK
dem Hause. Me Vorbereitungen zum Begräbuis, die sie
überall sah, flößten der alten Dame solche Furcht ein,
daß sie das Fenster aufriß und sich h i n a u s st ü r z t »,
wobei ste nun wirklich den Tod fand.
— Jm Sattel durch Zentralasien. Jn seinem Bericht
über seinen Ritt quer durch China erzählt Leutnant Vo »
Salzmann u. a^: Beim Einreiten in Hami, an de»
äußersten Ostgrenze von Turkestan hörte Erich v. Sal--
mann, daß in Hami noch ein Europäer weile; die einen
behaupteten, er sei ein Rnsse, andere sagten, ec sei ein
Deutscher, jedenfalls sei er sehr grob. Jn dem Gasthause,
wo der Europäer wohnen sollte, sand er einen deutschen
Herrn, der, ebenso wie es Erich v. Salzmann zu tun
pflegte, seine Pferde selbst wnsch, da man sich auf dre
chinesischen Mener nicht verlassen kann. Es war ein un-
abhängiger, energischer weitgereister Mann, der zu seinem
Vergnügen durch die iWelt pilgernd, vieler Menschen
Sinn erkundet hatte, Kapitänleutnant a. D. Bode. Der
Aamn in Hami, hatte rhm zuerst jede Unterstützung ver-
weigert; ohne lange zu fackeln, hatte Bode dann telegra-
phisch die russischen Behörden in Urumtschi um Hilfe ge-
beten. Die Russen hatten diese Gelegenheit benutzt, um
ebenfalls telegraphisch irgend welche hohen Chinesen M
Die he«tige Nummer «mfaßt vier Vlätter, zusammen 16 Seiten
Gkstes Blatt.
48. Ashrgasz. — ^ 13.
Erscheint täglich, Sonntagr auSgenommen. PreiS mit Familienblätteni monatlich 5V Pfg, tn'« Han« gebracht. bei der Expedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSichlichlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dcren Raum. Rcklamezeile 40 Pfg. Für htestge GeschästS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Auschlag der Jnierate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zcitung und dm städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 15. Januar.
Präsident Graf BalIestrem eröfsnet die Sitzung
^Nr 1 Uhr 20 Minuten. Am Bnndesratstische Staats-
iekretär Dr. Nieberding.
Auf der Tagesordnung steht die nationalliberale J,n-
^erpellation betreffend Aufhebung des Zengnis-
öwanges gegen Redakteure.
ALy. Iaenecke (natl.) liegründet die Jnterpellation und
Eveist darauf hin, daß diese Frage bereits seit 80 Jahren die
^effentlichkeit beschäftigt. Die Behörüen geben zu, das; von
Standpunkt aus, datz die Presse ein notwendiges Uebel
ni, das man zwar benutzt, wovon ader im übrigen der Hcine-
'che Vers gilt: „Blamier mich nicht, mein liebes Kind und
mich nicht unter den Linden". Das Pressewesen ist in
Deutschland noch nicht so entwickclt wie in anderen Ländern.
E-s hejßt aber das Pferd beim Schwange aufzäumen, wenn
svan durch solche Mittel die Presse heben Nnll. Auch die Azi-
Zationsweise der sozialdsmokratischen Presse kann die Aufrecht-
^thaltung 'des Zeugniszwangs nicht rechtfertigen. Es handelt
nch aber nun einmal um eine mittelalterlichc Bestimmung,
^ven Beseitigung gut 99 Prozent der gesamten Prcsse fordert.
^in befonderer Grund sür die Abschaffung des Zeugniszwangs-
E'erfcchrcns ist der, datz man cs vermeiden soll, Märtprer zu
ichaffen. Der Rcichstag hat sich wiederholt für die Abfchaffung
^usgesprochen. z. B. bei dcr Beratung der StrafproAeßordnung,
Aonach der Redakteur Lei Pretzprozcssen zur Verweigerung der
^ussaM übcr die Person des Vcrfassers berechtigt sein soll.
M der dritten Lesung mußte diese Bcstimmung dann aber auf
^erlangen der Regierung wieder beseitigt werden. Der deutsche
nUristentag hat sich ebenfalls gcgen dcn Zeugniszwang erklärt.
^erade in letzter Zeit sind nun wieder einige Fälle vorgekom-
!ssen, in d^nen wir uns gewissermatzen vor den anderen Kultur-
^üudern lächerlich gsmacht haben. Zunächst der Fall des Re-
^kteurs der „Hilfe", Hildebrand, der acht Wochen lang ohne
^rfolg gcfangen gehalten wurde, dann die Festnehmung des
ß^Iamtcn Personals der „Leipziger Volkszeitung" und schlietz-
mh der Fall mit der „Pankower Zeitung", dercn Redakteur
gfvljg ebenfalls mit dem Zeugniszwang bedroht wuvde, obgleich
>ser die beanstandete Notiz zweifellos lediglich im öffentlichen
Mteresse geschrieben war. Die Verwcigerung der Aussage
m in folchen Fällen Ehrensache für die Redakteure. Kein Re-
^kteur würde iveitere Bcachtung seiner Kollegen und wohl
Vsch der Leser Lefitzen, der öen Namen des Verfassers preis-
^Een wüvde. Trotz dieser klaren Sachlage nnd trotzdem der
ßanze Paragraph ganz sicher überflüssig ist, kommt die Ange-
^genheit nicht richtig vcttn Fleck. Es ist abcr notwendig, daß
Mr endlich etwas gefchieht. Die Preffe hat heute viel zur
^ufdeckung von Verbrechen beigetragen. Keineswegs würden
^fr etwas einzuweNden habcn gegcn einc Verfchärfung der Be-
wwnrung über persönliche Beleidigung; denn gerade durch den
^vzureichenden Schutz der perfönlichen Ehre des Einzelnen wird
?<wchem heute eine Betätigung im öffentlichcn Lcbcn vergällt. s
LU England haben wir in 'diesr Beziehung eine sehr strenge s
^chtKspxLchurrg. Besonders die Sozialdemokratie würde gut k
weniger in dcm Privatleben politischer Gegner herumzu- E
'chnüffeln. ^
Staatssekretär Dr. Nieberding: Solle der Zcugnis- !
Wang gegen die Prefle allein nur für Mitteilungen strafbaren )
Auhalts oder auch bezüglich solcher Mitteilungen sortfallen, j
^ eine besondere Tragweite haLen ? Aus Anlatz der geplanten s
^rafprozetzreform werde die Sache geprüst und das Material )
L,uöffentlicht werden. Die Frage werde gclöst.werden in Wür- '
j^llung der Stellung und dcr tzcistigcn Bcdeutunz der deutfchen !
?^ffe. Das Bedürfnis nach einer Reform sei nicht besonders
krvorgetrcten. Wenn Beamte durch Mittciluntzen an die I
E^sse einen Treubruch betzehen, so kann die Bestrafuntz der
Redakteure nicht genügcn. Dcr Staat rnüffe erfahren, wer der
Autor sei. Eine völlige AufheLung des Zeugniszwanges sei
daher unannehmbar. Ter Reichskanzler sei aber enffchlossen,
die Frage zu etlvägen, die Presse werde gut tun, das Ergebnis
der Erwägungen abzuwarten. Hosfentlich werde man bei dcm
Wohlwollcn der Regierung gegcnüber der Frage zn einer be-
friedigenden Lösung gelangen.
Abg. Sattler (natl.) beantragt Besprechung der Jntcr-
pcllation, die Leschlossen wird.
Ministerialdirektor Boerner: Jn cinem von Jaenecke
erwähnten Prozetz gegen die „Leipz. Volksztg." seien Frau-en
und Lehrlingc nicht 'vernommen worden und ein Zeugnis-
zwantzsvcrfahrcn habe nicht. bestaüden.
Abtz. Roeren (Ztr.): Dem Redakffonsgeheimnis sei ein
besonderer Schntz zu bewilligen. Wenn über das öffentliche
Jnteresse die Feststellung dcs Autors erforderc, könne man Ider
Presse keine Ansnahmestclluntz einräumen.
Abg. Heine (Soz.): -Gegenüber der Presse könne das
gemeine Recht nicht antzcwen>det werden; ebenso lvenig wic
gegenüber denr Arzte. Es sei besscr, wenn auch esnmal ein
Schuldigcr nicht bestraft wcrde.
Abg. Himburg (konf.) ist gegen Ausnahmcftelluag des
Redakteurs; auch. anderc Leute, z. B. ein treuer Diener, könn-
ten 'durch den Zeugniszwang in eine unangenehwe Lage kom-
men. Es handle stch. ja nicht um Bestrafung des Redakteurs,
sondern um, Feststellung des Täters.
ALg. Kulerski (Pole) beklagt sich über das Verhalten
der Gerichte gegenüber den Polen.
Abg. Ablatz (fr. Vp.) vcrlangt Aushebung des Zeugnis-
zwangs, wenn auch der Weg dazu schwer zu finden sei. Es sei
nichts als der lehte Ucberrest der Tortuv.
Abg. v. Gerlach (fr. Vg.) tritt ebensalls für Abfchaf-
fung des Zeugniszwangs ein.
Abg. Dr. Arendt (Reichsp.) ist einer Reform des Zeng-
niszwanysverfahrens nicht abgeneigt.
Nach persönlichcn Bcmerkungen wird die Weiterberatung
auf Dtontag vertagt; auherdem Jnterpellakionen bvzw. Taris-
verträge. ___
Deutsches Reich.
Baden.
— An Grundsteuern ist im Jnhre 1903 wegen autzer-
ordentlicher Ungliicksfälle der Betrag von 60 Mk. 26 Pfg.
nachgelassen worden. Diese Smnme entfällt aus-
schließlich auf den Amtsbezirk Konstanz, in deni infolge
Hagelschlags auf rund 20 Hektar Kulturftäche ein Drittel
oder mehr der Ernte beschädigt worden ist. Jn den Jahre
1901 und 1902 berechnete sich dieser Steuernachlaß auf
806 Mk. 11 Psg. und 1166 Mk. 69 Psg.
— Die „Badische G e w e r b e z e i t u n g" wird
eine weitere wesentliche Bereicherung ihres Jnhalts da-
dnrch erfahren, daß von jetzt ab, erstmals in Nummer 4,
unter der Rubrik: „Gewerbliches Unterrichts-
w e s e n" regelmäßige Nachrichten über wichtigere Bor-
gänge auf diesem Gebiet erscheinen werden.
KarIsruhe, 15. Jan. Mit Bezug auf den Ar-
tikel des „Bad. Ldsm." über die Stellung der Städte
zuder Wahlrechtsvorlage wird der „B. Ldsztg."
mitgeteilt, daß derselbe der Sachlage nicht ganz entspreche.
Es ist zwar richtig, daß die Städte die Wahl statt der Er-
nennung ihrer Vertreter zur Ersten Kammer wünschen.
Dieser Wunsch ist um so erklärlicher, als auch die Vertreter
der Berufsstände gewählt werden sollen. Das Bedenken,
das seiner Zeit gegM die Wahl von Städtevertretern in
die Zweite Kammer geltend gemacht wurde, daß nämlich
damit die Parteipolitik in die Gemeindekollegien hinein-
getragen werde, fällt bei der Ersten Kammer weg, da bei
dieser die Parteipolitik gegenüier der Jnteressenvertretung
völlig in den Hintergrund tritt. Unter diesen Umständeni
darf man wohl hosfen, daß die Großh. Regierung und die
Landstände den Wünschen der Städte nicht abgeneigt sein
werden, und es hat niemand daran gedacht, hierwegen
eine Demonstration dnrch einen allgemeinen Städtetag
in Szene zu setzen. Von einem solchen ist zwar beiläufig
die Rede gewesen, aber wegen einer ganz anderen Ange-
legenheit — der kommunalen Verkehrssteuer — und es
ist eine noch völlig offene Frage, ob es nötig und möglich-
sein wird, die Anregung weiter zu verfolgen.
Hcssen.
— Der Großherzog von Hessen wird dem-
Vernehmen nach in diesem Frühjahr wieder eine Orient-
reise unternehmen; vorher wird er vielleicht einen Besuch
in England machen.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 15. Jan. Die Verfassungs-
kommission trat heute in die Beratung der Wahl-
rechtsvorlage ein. Es fand zunächst eine General-
diskussion statt. Die Vertreter der verschiedenen Par-
teien äußerten sich zur Vorlage im Allgemeinen und hoben
die Punkte hervor, gegen welche mehr oder minder schwer-
wiegende Bedenken. vorhanden sind. Jrn Einzelnen
sollen nach Beschluß der Kommission die Beratungen bis
auf Weiteres als vertraulich behandelt werden.
Karlsrnh e, 15.
Jan.
Im Laufe dieser Wochs
wnrde in dcr Budgetkommission von sozialdemokratischeV
Seite die Frage der Erbauung einer zweitenNeckar-
brücke in Mannheim angeschnitten und ein even-
tueller Staatszuschuß verlangt. Minister Schenkel lehnte
jeden staatlichen Beitrag für diese Brücke ab, da sie nicht
in den Zug einer Landstraße falle; auch bezweifelte er seh»
die Notwendigkeit der Brücke, da eine Ueberlastung üev
Friedrichsbrücke nicht vorliege. Jm Gegenteil bei dem
anerkannten Ordnungssinn der Mannheimer werde die
Friedri-chsbrücke — so meinte der Minister — noch lange
ihren Zweck erfüllen; das malerische Verkehrsbild würd»
durch einen derartig starken Berkehr vorteilhaft gehoben,
wenn Fußgänger, elektrische Bahn, Radfahrer, Fuhrwerke
usw. in streng geordnetem Zug die Brücke passierten. Für
die Höhe des Zuschusses von einer Million hatte die Buö-
getkommission nnr ein Kopfschiitteln. Die Mannheime»
sind natürlich über diese „Verbescheidung" wenig erbaut.
Die „Volkssstmme" stellt bereits ein heftiges Donner-
wetter für das Plenum in Aussicht. Den Jupiter No-
nan8 wird voraussichtlich Abg. Süßkind spielen. Man
darf aber heute schon kübn prophezeien, daß das Plenum
sich nicht einschüchtern läßt, sondern der Kommission bet-
pflichten wird, die der Meinun-g ist, daß die reiche Stadi
Mannheim, die für Festhalle 4 Millionen ausgeworfen,
auch sür die so „notwendige" Neckarbrücke noch einig«
Millionen übrig hat.
Stadttheater.
Heidelberg, 16. Jan.
»M «ria Stuar t", Tragödie von Schillcr.
.. Tls vor drei Jahren die Tragödie, die so innigen Anteil
(^dem Schicksal der Schottenlönigin weckt, hier zuletzt heraus-
wnrde, war das kein Meistevstück unseres Ensembles.
da sich neue Kräste für dcn großen Zweck zusammengefun-
hattcn, lictz sich das Ganze ein wenig erträgl-icher an. Vor
tz zeigte sich einc Elisabeth, die -als rcgierende Herrscherin
Thron aus ihre Anweisungen gebend, meditierend und
^iandte empfangend, recht klüg zu redcn wutzte und das Jn-
kjj sst fesselte. Dann aber kam die Parffzene, und Äamit war
ltzü,Irl. Lehmann die grotze Schwierigkeit dü. Die über-
sj7"Iiche, erregte Maria fand keine Partnerin, die noch Jllu-
erwecken konnde. War diese Situation sür Frl. Lehrnann
tz.^< tzbücklich, so zeigte sich die Gegenspielerin, Frl. Oster,
ÄÜnstigsten Seite. Diese Darstellerin hat gute Mittel,
biiene und Geste dient schon ganz gefügig der nach Aus-
ringenden Absicht. Die Ruhe und die Beherrschung des
^Mlaen Sffmmnngsmomentes sehlte noch hier unid da schr
und das konnte durch gelcgentliche UebertreiLung
tzut gemacht werden. Manches hatte reichlich viel Ton,
b^-^nL Wichffges sich völlig verlor. Daß Frl. O ste r dic gci-
Schwicrigkeiten führender Rollen und die allgemeine
dgib^crhett überwinden wird, dafür ist begründete Hoffnung
^chanden. Die Darstellerin, wclche ein wenig die Erinne-
an Frl. Herter weckt, wird sich hier voraussichtlich ohne
iy^psicritzkeitcn einleben. Herr Ludwig als Leicester sah
vtzyV^cvvoll aus, seine Art zu spielen und zu sprechen befrenrdet
schien jedoch allgemcinere Anerken-nung zu finden.
Herrcnpersonal stellte recht tüchffge Spieler sür den Bur-.
drn Shrewsbury und den Morffmer. Herr Stein-
(Burleigh) präsenffertc sich in recht glücklicher Maske
lührte scine schwierige Parffe anfs glücklichste dnrch. Es
«eringcs vom Herzog Allba in dieser Figur, aber das
schädete nichts. Er trug das Haupffnteresse des Abewds. Herr
Sigl (Shrewsbury) war so herzlich unid warm in seiner
Darstellung, wie man es erwartet hatte, und Hcrr Eckhof
ritz allcs durch das Feucr seines Mortimer sort. Bei ihm sah
man so recht die Glu-t, mit der Schiller einen tüchffgen Dar-
steller zn erfüllcn vermag. Sehr tüchtig war Herr Albers
als Paulet. Herr Brenner (Kent) sei um seiner präch-
ffgen Maslc willen lobend erwähnt. Der französische Gesandte
char gestern eine r-echt unglückliche Figur, Herr P l-a n k, der
i'hn spielen sollte, konnte letder infolge einer Verleh-ung der
Hand, die er als Osfcnbachscher Schlemihl im Duell mit dem
Tenselshoffmann sich zugczogen hatte, nicht auftreten. Herr
L-ange war in der Rolle des Me'lvil recht glücklich, die Partie
der Kcnnedy ('Frl. B o n n e) War bis -anf ein Minim-um zu-
sammengestrichen. _ K. W.
Kleine Zeitung.
— Dresdcn, 14. Jan. Jn der Garnison Pirna
fanben DuelIe zwischen einem Oberleutnant und eini-
gen Leutnants wegen einer Ehebruchsaffaire statt. Zwei
Leutnants sind verwundet.
— Wicu, 15. Jan. Ueber das Bank- und Kommis-
stonsgeschäst von Äugnst KörneH wurde heute der
Konkurs veyhängt und der Firmainhaber August
Körner verhaftet. Me Passiva betragen 400 000
Kronen. Auch sollen Malbersationen mit Depots vor-
handen sein. Me Verhaftung Körners, der als reicher
Mann galt, erregt in Finanzkreisen das größte Aufsehen.
— Paris, 14. Jan. Von einem schrecklichen
Drama berichten die Blätter aus Portes unweit
Valence. Dort war ein altes Fräulein in einen katalep-
tischen Schlas gefallen nnd stir t o t gehalten worde».
Jhre Nachbarn zogen ihr das schönste Kteid aus ihrer
Garderobe an, ftellten brennende Kerzen um das Bett,
aus dem sie ruhte nnd verhängten alle Spiegel in der
Wohnung. Plötzlich aber erwachte die Frau, richtete stch
auf und von Schrecken gepackt slohen die Anwesenden auK
dem Hause. Me Vorbereitungen zum Begräbuis, die sie
überall sah, flößten der alten Dame solche Furcht ein,
daß sie das Fenster aufriß und sich h i n a u s st ü r z t »,
wobei ste nun wirklich den Tod fand.
— Jm Sattel durch Zentralasien. Jn seinem Bericht
über seinen Ritt quer durch China erzählt Leutnant Vo »
Salzmann u. a^: Beim Einreiten in Hami, an de»
äußersten Ostgrenze von Turkestan hörte Erich v. Sal--
mann, daß in Hami noch ein Europäer weile; die einen
behaupteten, er sei ein Rnsse, andere sagten, ec sei ein
Deutscher, jedenfalls sei er sehr grob. Jn dem Gasthause,
wo der Europäer wohnen sollte, sand er einen deutschen
Herrn, der, ebenso wie es Erich v. Salzmann zu tun
pflegte, seine Pferde selbst wnsch, da man sich auf dre
chinesischen Mener nicht verlassen kann. Es war ein un-
abhängiger, energischer weitgereister Mann, der zu seinem
Vergnügen durch die iWelt pilgernd, vieler Menschen
Sinn erkundet hatte, Kapitänleutnant a. D. Bode. Der
Aamn in Hami, hatte rhm zuerst jede Unterstützung ver-
weigert; ohne lange zu fackeln, hatte Bode dann telegra-
phisch die russischen Behörden in Urumtschi um Hilfe ge-
beten. Die Russen hatten diese Gelegenheit benutzt, um
ebenfalls telegraphisch irgend welche hohen Chinesen M
Die he«tige Nummer «mfaßt vier Vlätter, zusammen 16 Seiten